Volle Ladung Hass

Das meistverkaufte Buch dieser Tage ist "Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer" des türkischstämmigen Autors Akif Pirinçci. Es ist pure Menschenverachtung.

Volle Ladung Hass

Kein zynischer Spindoktor und Marketingstratege, der einmal so richtig Auflage machen und den Stammtisch bedienen will, hätte sich dieses Buch am grünen Tisch ausdenken können. Er wäre immer aus Angst, den Bogen zu überspannen, zurückgezuckt vor der letzten Konsequenz an Rohheit und Brutalität. Er hätte Momente der Relativierung und der Selbstironie eingebaut und darauf geachtet, nicht Mitte und Maß ganz aus den Augen zu verlieren. Anders gesagt: Ein solches Buch kann man nur aufrichtigen Herzens schreiben. In dieser Aufrichtigkeit und Authentizität aber liegt die beispiellose Enthemmtheit dieses Buchs, das eine Raubeinigkeit an den Tag legt, die auch für das Genre des Pamphlets Neuland betritt.

Akif Pirinçci hat aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht, als er – man stellt es sich vor: wie im Rausch – Deutschland von Sinnen weniger niederschrieb als raushaute, er selbst würde wohl sagen: rauskotzte. Das Buch hat die Tonlage eines kochenden Dampfkessels, dessen Ventil markerschütternd heult. Wer hat diesen Dampfkessel zum Kochen gebracht? Der Autor, der sich gerne mit George-Orwell-Zitaten schmückt, würde sagen, es sei die große "Volksverarsche" und "Gehirnwäsche" durch die Medien, die uns einhämmern wollten, dass 2 + 2 = 5 sei.

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