Ich-Schwäche, Depression, Migrationshintergrund: Der Psychiater und Amoklauf-Experte Harald Dreßing, Leiter der Forensischen Psychiatrie am Zentralinstitut für seelische Gesundheit, kritisiert manche Äußerung von Politik und Staatsanwaltschaft zur Tat von München. Bei Amoktätern läge meist eine ganze Reihe bestimmter Risikofaktoren vor.
Herr Professor Dreßing, der Täter von München schlug am fünften Jahrestag des Massakers auf der norwegischen Insel Utøya zu. Er soll sich laut den Ermittlern intensiv mit den Amokläufen von Norwegen 2011 sowie von Winnenden 2009 auseinandergesetzt haben. Wie typisch ist eine Orientierung an früheren Amokläufen?
Prof. Dr. Harald Dreßing: Vorab möchte ich betonen, dass ich keine spezifischen Aussagen zu dem Fall in München machen kann, da mir über die in den Medien mitgeteilten Informationen hinaus keine tiefer gehenden Erkenntnisse zur Verfügung stehen. Man kann solche Vorkommnisse im Rahmen einer psychologischen Autopsie aufarbeiten, das ist eine aufwändige Arbeit, bei der zum Beispiel ein forensischer Psychiater alle verfügbaren Informationen zu dem Täter, seinem Umfeld und zum Tathergang post hoc zusammenstellt und auf der Basis dieser Informationen eine Erklärung zu den Tatmotiven ausarbeitet.
Aus der empirischen Forschung zu Amoktaten kann man allgemein sagen, dass die Täter in der Regel Vorbilder haben. Einzelne Taten und Täter werden regelrecht bewundert und verehrt. Nicht selten findet man bei Amoktätern dann auch Informationen, dass sie sich intensiv mit früheren Amokläufen beschäftigt haben.
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