Wie Atheismus, Skeptizismus und Humanismus mein Leben verändert haben – und wie sie Ihres verändern können

Mir wurde einmal beigebracht, dass Jesus der Messias war. Mir wurde einmal beigebracht, dass Gott der eine wahre Gott ist. Mir wurde einmal beigebracht, daran zu glauben, dass durch ihn alles möglich ist. Mir wurde einmal beigebracht, dass Nicht-Christen keine guten Menschen sind. Mir wurde einmal beigebracht, dass nur das Christentum die Fragen beantworten könne, die ich hatte. Ich glaubte einmal ohne zu zögern an Aliens, Geister und Fabelwesen. Ich dachte einmal, ich sei besser als andere.

Früher glaubte ich, diese Dinge seien wahr. Aber schließlich erwachte ich.

Wie Atheismus, Skeptizismus und Humanismus mein Leben verändert haben – und wie sie Ihres verändern können

Als Kind betrachtete ich die Dinge, die ich beobachten konnte, mit wenig Skepsis. Wie die meisten Kinder verließ ich mich auf die Erwachsenen um mich herum, die ich respektierte, wenn es darum ging, die Dinge zu bewerten, die ich las, hörte und sah. Ich hatte keinen Grund zu glauben, dass sie sich irren könnten, warum sollte jemand willentlich und selbst unwissentlich, Kinder ohne zu zögern belügen? Ich wollte Anleitung von ihnen und Anleitung war, was ich bekam.

Erst als ich viel älter war, begann ich meine Überzeugungen zu hinterfragen. Ich fing an, die Welt viel besser zu verstehen, und zwar auf eine Weise, die viel faszinierender war als alles, was mir bis dahin von der Kanzel, dem Fernsehen, oder der Literatur geboten wurde. Die Schönheit lebender Organismen, die Komplexität unseres Universums und die unglaublichen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns; alles dies wurde zuvor oft von jenen beansprucht, die glaubten, dass sie einen religiösen Auftrag dazu erhalten hatten. Bald wurde es sehr schwer für mich, mich auf den Glauben zu verlassen.

Geschichte faszinierte mich am meisten. Als ich anfing, die vielen Kulturen auf der Welt von der Vergangenheit bis zu Gegenwart zu untersuchen, wurde mir langsam etwas klar. Von der Geschichte der Genesis und des Exodus bis zur Auferstehung Jesu ähnelten sie den alten Schriften anderer früher Zivilisationen. Nichts Besonderes unterschied diese Geschichten vom Rest. An diesem Punkt hatte ich den Glauben an Gott verloren. Ich fühlte mich nicht mehr gezwungen, eine Gottheit anzubeten, von der ich mir nicht sicher war, dass sie existierte. Dann stellte ich mir eine sehr wichtige Frage:

„Wo sonst könnte ich mich noch irren?“

Ich untersuchte mein bisheriges Leben.

In der Highschool war ich ein Sportass. In Folge gehörte ich zu einer Gruppe, die häufig ihren Spaß daran hatte, sich auf Kosten anderer zu amüsieren. Als Kind wechselte ich die Schule, und als die Highschool anfing, war Assimilation meine einzige Hoffnung. Ich muss zugeben, dass Beliebtheit mein Urteilsvermögen trübte. Ich war auf eine Art unantastbar, die ich nie für möglich gehalten hätte. Unglücklicher Weise litten andere unter meinen dummen Handlungen. Hatte ich das Recht, dies zu tun? Natürlich nicht. Menschen sind Menschen, völlig egal, ob sie sich von dir in irgendeiner Art unterscheiden. Abgesehen davon, dass ich meine Freunde zum Lachen brachte, gab es keinen guten Grund zu tun, was ich tat. Jeder hat das Recht, sein Leben ohne Angst, grundloser Verurteilung oder Einschüchterung zu leben. Andere dazu zu zwingen, diese Dinge zu ertragen, ist unmoralisch, daran glaube ich heute ganz fest.

Ich liebe gute Spukgeschichten. Ich kann nicht erklären warum, aber seit ich klein war, haben mir Geschichten von Geistern, Aliens und Fabelwesen immer gefallen. Das kollidierte oft mit meinem Glauben. Aber wenn Gott wirklich existierte, warum dann nicht diese Wesen auch. Diese Art von närrischem Denken erlaubte es meiner Vorstellungskraft, mit mir durch zu gehen. Heute hält mich mein Skeptizismus davon ab, derartige Annahmen ernst zu nehmen. Ich frage mich oft Fragen wie: „Inwieweit erfordert die Behauptung die Verletzung der Naturgesetze?“, oder „Welche Art von Nachweis wurde benutzt, um diese Behauptungen zu beweisen?“ Sehr oft findet man wenig bis überhaupt keine Bestätigung solcher Annahmen. Und wenn es doch welche gibt, so wird sie oft durch ein bestehendes Vorausurteil verzerrt. Kritisch zu denken ist für mich heute sehr wichtig, eine Eigenschaft, von der ich hoffe, dass sie mich in Zukunft vor Irrtümern schützt.

Wenn wir ein auf Wissen basiertes und klares Leben leben wollen, müssen wir auf eine Art bescheiden sein, die Ihnen vielleicht nicht leicht erscheint. Ich habe es mit diesen einfachen Prinzipien erreicht:

• Ich darf mich nicht davor fürchten, unbegründete Annahmen anzuzweifeln
• Ich darf mich nicht davor fürchten, alles zu hinterfragen
• Bevor ich Dinge glaube, die andere als Fakten basiert darstellen, muss ich misstrauisch sein
• Ich muss andere freundlich und auf eine respektvolle und reife Art behandeln
• Ich muss mein Leben Tag für Tag auf eine Art leben, als wäre es mein letzter, weil es sehr wahrscheinlich ist, dass es das einzige Leben ist, welches ich habe
• Ich muss erkennen, wenn ich mich irre, und den ehrlichen Versuch machen, diese Fehler zu korrigieren

Ich fordere Sie auf, dasselbe zu tun.

Zum Atheismus zu finden, war nicht beängstigend, sondern erleuchtend. Zum Skeptizismus zu finden, hat mich nicht so fühlen lassen, als wüsste ich bereits alle Antworten; es hat meine Vorstellungen dazu gezwungen, sich der Realität anzupassen. Zum Humanismus zu finden, hat nicht dazu geführt, dass ich mich weniger wichtig fühle; es half mir zu verstehen, weshalb wir alle wichtig sind. Zur Vernunft zu finden, war mein Exodus, und ich möchte, dass Sie Ihren finden.

Wir sitzen alle im selben Boot, Leute. Also lasst uns für uns alle eine bessere Zukunft schaffen.


J. D. Brucker ist ein atheistischer Autor, ein säkularer Humanist und ein ausgesprochener Anti-Theist. Sein erstes Buch Improbable: Is There Any Reason To Believe In God? wurde im Dezember 2013 vom „Dangerous Little Books“ Verlag veröffentlicht: Er schreibt einen Blog bei Atheist Republic (www.atheistrepublic.com/blogs)  und auf seiner eigenen Webseite http://jdbruckner.com . Man kann ihn bei Twitter finden: https://twitter.com/jdbruckner.  Er lebt in Chicago, Illinois.

Übersetzung von: Joseph Wolsing, Daniela Bartl

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Kommentare

  1. userpic
    Humanist

    Wie steht Richard Dawkins eigentlich zu einem theistischen Humanismus? Also ein Humanismus der auch einen Gottesglaube mit einschließt?

    Unter http://humanistisch-leben.at wird so ein theistischer Humanismus skizziert.

    Antworten

    1. userpic
      Klaus Steiner

      Hallo Humanist,

      Gerhard Vollmer schreibt in seinem Buch "Im Lichte der Evolution" auf S. 421, ein Merkmal des "Neuen Humanismus" ist, dass die Natur des Menschen nicht metaphysisch, sondern biologisch ist. Der neue Humanismus steht dem Naturalismus nahe.

      Somit kommt dieser Humanismus völlig ohne Gott aus.

      Antworten

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