Manche meinen, man müsse Christ*in sein, sonst nimmt man nur teil und würde Weihnachten eigentlich nicht feiern. Man kann es aber auch anders betrachten.
Der Anteil der Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten beständig vergrößert, und macht in Deutschland nun etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung aus. Die konfessionsfreien Mitbürger setzen sich dabei weltanschaulich heterogen zusammen.
Zu ihnen zählen auch die Atheisten. Ihre Gemeinsamkeit ist lediglich die Annahme, dass Götter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht existieren. Die Mehrheit unter ihnen vertritt eine naturalistische und aufgeklärte, evolutionär humanistische Weltanschauung. Hier wird der Mensch als ein Produkt der Evolution angesehen, in Augenhöhe mit den nicht-menschlichen Tieren.
Richard Dawkins schrieb zum Thema Weihnachten auf Twitter:
„Ja, ich feiere Weihnachten, in der gleichen Weise, wie ich mich an Romanen erfreue, im vollen Bewusstsein, dass die Charaktere nie existierten. Ist das ein Problem?“
Für die meisten gottfreien Menschen ist es ebenfalls kein Problem. Viele sind mit der Tradition des Weihnachtsfest aufgewachsen und feiern es häufig im Sinne von Richard Dawkins´ Vergleich. Auch viele Angehörige nicht-christlicher Religionen richten mit ihren Kindern ein Weihnachtsfest aus, als überall präsente Tradition. Der Fokus liegt dabei auf der Familie, mit Kindern und Enkelkindern. Dies ist eine Betrachtungsweise, die alle Menschen vereint, unabhängig von einer christlichen Religion.
Für Atheisten steht dabei ein aufgeklärtes humanistisches Menschenbild im Vordergrund, in der das Verbindende zählt. So mag sich die Stellung des Menschen in der christlichen Weltanschauung davon unterscheiden, es bestehen aber auch Übereinstimmungen. Letztlich verkörpert Weihnachten für viele Menschen das Ideal des friedvollen Zusammenlebens aller Völker. Und diese Idee können aufgeklärte Humanisten vorbehaltlos unterschreiben.
Kommentare
Weihnachten ist für mich ein Fest des familiären und gesellschaftlichen Friedens, der Besinnung und des gegenseitigen Erfreuens durch ein mit Bedacht ausgewähltes Geschenk, und wenn es nur Zeit ist, die man dem anderen schenkt. Warum sollten es nicht erhaltenswerte festliche Tage im Ablauf eines Jahres sein? Zwar formal auf Tradition fußend, aber mit neuen Inhalten ausgestattet. Für mich ist Weihnachten inzwischen ein säkulares Fest der Familie, und wenn es von den Kindern gewünscht wird, auch gern mit einem geschmückten und leuchtenden Weihnachtsbaum, der ohnehin kein christliches Symbol ist.
Dabei muss Familie nicht unbedingt im klassischen Sinn verstanden werden, auch Freunde, ja auch der einsame Fremde kann dazu gehören. Und vergessen werden sollte auch nicht, dass Weihnachten einen natürlichen Anlass hat, die Wintersonnenwende, die Wende zu den längeren und wärmeren Tagen. So wie Ostern, die Tage um die Tag- und Nachtgleiche, einst eigentlich ein den Frühlingsanfang, das Erwachen der Natur markierendes Fest darstellte.
Was der Form eines wieder verweltlichten Weihnachtsfestes fehlen könnte, ist eine das Gefühl ansprechende, gemeinschaftlich erlebte Feierlichkeit. Dass sich zu Weihnachten regelmäßig die Kirchen füllen, ist für mich weniger Zeichen einer jährlich einmal aufflackernden Frömmigkeit, sondern vielmehr der unbewusst sich äußernde Wunsch nach einer gefühlsmäßigen Überhöhung eines solchen Tages, die in uns eine Ahnung aufsteigen lässt, dass das Leben aus mehr besteht als aus der rationalen Bewältigung des täglichen Lebens, dass es Fragen gibt, die unser Wissen über die Welt und uns übersteigen, die sich der Beantwortung entziehen und doch als Fragen immer da sind. Es fehlt eine Form von Feierlichkeit, die das Gemüt – oder wenn man es lieber so ausdrücken möchte: die Seele – anspricht, ohne den Verstand zu kränken. (www.uwelehnert.de)
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