Wie widerlegen die Religiösen die Evolutionstheorie?

Eigentlich nur auf einem Weg...

Wie widerlegen die Religiösen die Evolutionstheorie?

Foto: Pixabay.com / geralt

…und den kann man nicht als „widerlegen“ bezeichnen.

Man kann das Universum entweder durch die Beobachtung verstehen, dass alles einer Evolution unterliegt, dass sich alles Große aus kleineren Teilen zusammensetzt, alles Komplexe ebenfalls, und dass die Entwicklung manchmal in Richtung mehr Komplexität geht, wenn das einen Überlebensvorteil bietet. Was wir sehen ist das Endprodukt einer oft sehr langen, sehr kleinschrittigen Evolution: Was wir sehen, ist eine Uhr - aber diese Uhr ist das (vorläufige!) Endprodukt einer sehr langen, langsamen Entwicklungsgeschichte, in der die physikalischen Regeln eine große und der Zufall eine sehr kleine Rolle spielt.

Religiöse neigen dazu, nur das Endprodukt zu sehen, und die Entwicklungsgeschichte komplett zu ignorieren. Sie sagen sich: Entweder, das Niedere, weniger entwickelte, geht aus „dem Höheren“ hervor - das sieht man bei den Tätigkeiten der Menschen, die zwar eine vergleichsweise einfache Uhr erschaffen können, aber keinen Regenwurm, der ungleich komplexer ist. Oder, so behaupten sie, alles geht durch „reinen Zufall“, unter Ignoranz der Naturgesetze, aus dem Niederen hervor.

Abgesehen davon, dass „höher“ und „niedriger“ keine Eigenschaften der Natur sind, außer in dem Sinne, dass man von einem „höheren bzw. niederen Energieniveau“ sprechen kann, so projiziert man menschliche Eigenschaften auf das Universum: Der Mensch kann nichts „Höheres“ (weiter entwickeltes) erschaffen, nicht einmal etwas, was auf seinem eigenen Komplexitätsniveau liegt, also kann „das Höhere“ nicht aus „dem Niederen“ entstehen. Es gibt nur den Ausweg, dass alles „Niedere“ wie der Mensch aus etwas „Höherem“ hervorging. Wenn wir vom Menschen absehen kommt letzteres in der Natur ausgesprochen selten vor. Es widerspricht allen Beobachtungen.

Indem man versucht, die Idee „alles Höhere hat sich aus dem Niederen entwickelt“, etwa, indem man „dem Zufall“ eine überaus gewichtige Rolle zuspielt, lächerlich zu machen. Das sieht man dann als „Widerlegung“ an. Ein Regenwald kann sich nicht im Laufe einer Milliarden Jahre langen Entwicklung aus einfachsten Mikroben entwickeln, basta. Weil nicht geht, was nicht in das Weltbild passt, aus dem man alle Entwicklungen entfernt hat. Weil man die Rolle des Zufalls so überbetont, dass es wirklich lächerlich erscheint.

Was man nicht sieht - wo man doch sonst so gerne sich auf das Ungesehene kapriziert - ist, dass es nicht eine, sondern viele zufällige Änderungen gibt, von denen sich die meisten nicht durchsetzen. Für jede heute existierende Art sind 999 ausgestorbene vorhanden. Für jede menschliche Idee über das Universum, die man heute als (vorläufig!) gültig erachtet, gab es 999, die sich als falsch herausstellten. Nur bei den religiösen Menschen und bei Fanatikern gibt es die felsenfeste, unerschütterliche Überzeugung, man habe die eine richtige unter den tausend falschen bereits gefunden.

Analog kann man die beiden inkompatiblen Ideen so charakterisieren, wie Dennet es getan hat, in: Dennett, D.C. Darwin’s dangerous idea: evolution and the meanings of life. Penguin science. Penguin Books, 1996. Darwin's Dangerous Idea.

Gott ist der unendlich hohe Kran der Krananbeter

Man fragt sich, wie man einen 5m hohen Kran aufgerichtet hat. Ganz klar: Man hat einen Kran von 10m Höhe benutzt. Um den aufzurichten brauchte man einen Kran von 15m Höhe, usw. usf. Am Ende ist man gezwungen, so etwas wie die „Siemens Lufthaken“ zu erfinden, also einen höchstmöglichen Kran, wobei man die Haken in der Luft aufhängen muss. Fazit: Um einen Kran aufzurichten braucht man immer einen noch höheren Kran, bis in alle Ewigkeit. Darwin fand einen Weg, bildlich gesprochen, wie man einen Kran aufrichtet, ohne einen noch höheren Kran zu benötigen. Daher ist Darwin der Feind aller, die den „höchsten Kran“ verehren. Denn die Idee von Darwin ist deswegen gefährlich, weil sie den „höchstmöglichen“ oder unendlich hohen Kran überflüssig macht. Gott ist der unendlich hohe Kran der Krananbeter.

Man zieht sich dabei immer auf die Dinge zurück, die die Wissenschaft nicht erklären kann, mit ihrem Modell des „wie man Kräne errichtet, ohne einen höheren Kran zu benötigen“. Sobald die Wissenschaft das doch erklären kann, zieht man sich auf das nächste Rätsel zurück - das Spiel kann man unendlich spielen. Es ist leider aber kein Argument, sich auf das zurückzuziehen, was man nicht erklären kann, noch taugt „das Höhere“ generell als eine Erklärung. Aber lieber eine Pseudoerklärung, die alles erklären kann, als tausende echter Erklärungen, die viele Details erklären können, aber nicht zum gewünschten Ergebnis kommen. Aber versuche mal, dass den Gläubigen klarzumachen! Es heißt dann sofort: „Aber… aber… aber die Wissenschaft kann doch nicht alles erklären!“. Kann sie nicht, weil Wissenschaftler Bullshit nicht als Erklärung akzeptieren. Sie kann erklären, was sie erklären können, im Gegensatz zu den Gläubigen, die meinen, erklären können, wofür es keine Erklärung gibt, wo wir etwas nicht wissen, worüber wir keine Ahnung haben. Die Ahnungslosigkeit ist DIE Waffe der Gläubigen! Sie merken nicht, dass sie sich durch die Knie in beide Füße damit schießen.

Oder sie sagen: Wissenschaftler müssen voraussetzen, alles zu wissen, damit sie ihr Wissen bestätigen können. Nein, liebe Leute, diejenigen, die meinen, schon alles zu wissen, nennt man Gläubige, nicht Wissenschaftler. Wissenschaftler beschäftigen sich damit, Irrtümer zu finden und zu eliminieren - das setzt nicht voraus, dass man die Wahrheit weiß, bevor man sie kennt. Es setzt nur voraus, dass man eine Methode hat, Irrtümer zu erkennen und den Willen, sie auszusortieren. Wahrheiten vorauszusetzen, bevor man sie kennt, das nennt man „Glauben“. Benutzt nicht die Wissenschaft als Projektionsfläche für Eure Irrtümer!

Man kann von einer Widerlegung nicht sprechen, weil das einzige „Kriterium“ für Gläubige, einen Irrtum zu „erkennen“ besteht darin, herauszufinden, dass es inkompatibel zu ihrer eigenen Meinung ist. Damit kann man glauben, alles zu widerlegen - es widerspricht der eigenen Meinung, also ist es widerlegt. Das ist letztlich der Weg - für Gläubige - zur Widerlegung der Evolutionstheorie, und einen anderen haben sie noch nicht ersonnen. Wissenschaftler ignorieren das im Allgemeinen, sie können aber fuchsig werden, wenn man versucht, diesen Bullshit zur allgemeinen Lehre in Schulen zu machen. Dann verbünden sie sich sogar mit Atheisten, um den Unsinn zu bekämpfen, sofern sie gläubig sind.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Quora.

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Kommentare

  1. userpic
    Losian

    Schattenmännchen können keine 3. Dimension akzeptieren.

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    1. userpic
      Losian

      Ahteisten können keine göttliche Dimension akzeptieren.

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        Hard Frost

        Doch, tun sie. Aber nicht als real existierend

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