Bertrand Russell - unbedingt lesenswert
Der Aufklärer und freidenkende Atheist Bertrand Russell hat vor fast einhundert Jahren den Text „Warum ich kein Christ bin“ geschrieben. Jetzt ist er als Taschenbuch erschienen.
Es ist nicht einfach mit Gott und der göttlichen Wahrheit. Der religiöse Glaube ist zwangsläufig an einen Absolutheitsanspruch gebunden, der keine Abweichungen und Kompromisse verträgt, sonst stürzt das ganze Glaubenskonstrukt in sich zusammen - und damit die Hoffnung auf eine Erlösung und ein Leben nach dem Tod. Und so unterlassen es die enthusiastischen Gläubigen konsequent - mitunter radikal und fanatisch! - den Gottesbeweis zu erbringen. In dieser Warteschleife lebt der gläubige Mensch.
Schon als Siebzehnjähriger war ich zu ungeduldig für diese nebelige, himmlische Warteschleife. Den Hort der „Heiligen Kirche“ habe ich – zuvor noch eifriger Ministrant – auf schnellstem Weg verlassen. Zuviel kam da zusammen: die absurde Apfelgeschichte aus dem Paradies, die kruden Erzählungen von Gottes Leihmutter Maria, vom heiligen Geist und einem doppelten Schöpfer, der aus Jesus und seinem Vater bestand; allerlei abstruse Auferstehungs- und Wundergeschichten, dazu die ständige Sünden-Drohung samt (freilich nicht mehr funktionierender) Erzeugung und Nutzbarmachung des schlechten Gewissens.
Zwei schmale Taschenbücher begleiteten mich bei der Flucht aus ”meiner“ Kirche: Joachims Kahls längst vergessenes Bändchen Das Elend des Christentums und vor allem: Bertrand Russells Textsammlung Warum ich kein Christ bin, beide 1968 bei Rowohlt erschienen. Russell, britischer Philosoph, Mathematiker und Pazifist, widerlegt darin geistreich und unterhaltsam religiösen Irrglauben, dazu liefert er Thesen, die mich damals zum Grübeln brachten. Das Buch wurde zu meinem atheistischen Erweckungserlebnis.
Für Russell ist der christliche Gottesidee mit ihren Moralgeboten und Erlösungsversprechen „eine Lehre der Grausamkeit“, verwurzelt in altorientalischer Despotie und eines freien, selbstbestimmten Menschen unwürdig. Am Beispiel der katholischen Sexualmoral zeigt er uns die Fortschrittsfeindlichkeit der katholischen Kirche und ihr Verhindern von Lebensglück. Vollends mit seinem Rationalismus unvereinbar ist die Angst als Fundament der Religion: „Angst vor dem Geheimnisvollen, Angst vor Niederlagen, Angst vor dem Tod. Angst ist die Mutter der Grausamkeit, daher nimmt es nicht Wunder, dass Grausamkeit und Religion stets Hand in Hand gegangen sind“.
Russell hat den Text, der ursprünglich 1927 als Vortrag vor der National Secular Society gehalten wurde, erstmals 1957 zusammen mit etlichen anderen seiner religionskritischen Schriften herausgebracht. Seither ist er in immer neuen Auflagen und Ausgaben zu einem Klassiker der modernen Religionskritik avanciert. Nun ist es bei Matthes & Seitz als kleines, schmales Taschenbuch erschienen. Russell beschreibt die Geschichte des Christentums als eine von flächendeckender körperlicher und seelischer Grausamkeit, von gnadenloser Machtpolitik und Unterdrückung. „Es ergibt die seltsame Tatsache, dass die Grausamkeit um so größer und die allgemeine Lage um so schlimmer waren, je stärker die Religion und je fester der dogmatische Glaube war.” Dass es beinahe einhundert Jahre nach Russells Befund kein Ende damit hat, zeigen die jüngsten Aufdeckungen weltweit verübter Missbrauchsverbrechen von Priestern an Schutzbefohlenen. Eine Kontinuität des Grauens: die Kirche ein religiöses Schreckenshaus, in dem grässliche Dinge passiert sind und passieren. Die Russellʼsche Kritik gipfelt im Vorwurf, dass „die christliche Religion in ihrer kirchlich organisierten Form der Hauptfeind des moralischen Fortschritts in der Welt war und bis heute ist“.
Stattdessen setzt Aufklärer Russel seine Hoffnung auf Rationalität und Intelligenz, um angstfrei im Diesseits zu leben. Wer Gott neben sich wünscht, der sollte dazu bereit sein, den eigenen Verstand auszuknipsen. Zum Beispiel die ungelöste Grundfrage, warum es so viel Grausamkeit und Ungerechtigkeit, Barbarei und Elend auf der Welt gibt, wenn doch alles von einem liebenden und allmächtigen Gott geschaffen wurde? Selbst die intensiv Religiösen tun sich hier mit einer plausiblen Antwort schwer. Sie sind gezwungen, sich dümmer zu stellen, als ihr lieber Herrgott sie geschaffen hat.
Wissen statt Glauben, das ist Russells Credo. Statt auf metaphysischem Wahrheits-Anspruch setzt er auf rationale Wirklichkeits-Wahrnehmung. Die Lektüre des schmalen Bändchens ist unbedingt lesenswert. Dazu trägt auch das kluge Vorwort des gerade verstorbenen Martin Walser mit dem Titel Die Theologie des Mangels. Ein Versuch, Bertrand Russell zu ergänzen bei, in dem er sich vor dem Autor verbeugt und ihn dennoch gerne widerspricht. Zwar stimmt er Russell zu, die Angst sei die Basis aller Religion, doch will Walser ebenso auf die Begrenztheit des Russell´schen rationalistischen Denkens über Gott und Religion hinweisen. Denn: Kann man die epochalen Kunst- und Musikwerke gewordenen „Religionsdenkmäler“ der europäischen Kulturgeschichte wirklich ignorieren, die ihre Schönheit doch vielfach religiösem Ursprung verdanken und gerade bis heute dadurch Trost zu spenden vermögen? Die Lektüre liefert vielfältiges Denk- und Reflexionsmaterial für tiefsinnige Kontoversen über Gott, Götter und ihr irdisches Bodenpersonal. Bertrand Russells Bekenntnistext ist ja ein zeitloser, ja aktueller Text. Nach wie vor lehren Religionen das Fürchten, stehen als Quell für Intoleranz, Gewalt und körperlichem und seelische, Missbrauch einem menschenwürdigen Zusammenleben im Wege. Ihr Einfluss auf Politik und Gesellschaft ist stark und mitunter unheilvoll.
Vielleicht würde der Aufklärer und freidenkende Atheist Russell heute statt über die Wahn- und Gewaltgeschichte des Christentums einen Vortragstext mit dem Titel „Warum ich kein Moslem bin“ schreiben. Es wäre ein wichtiger Text zu rechten Zeit.
Bertrand Russell: Warum ich kein Christ bin
Matthes & Seitz, 188 Seiten, 12 Euro
Helmut Ortner, Jahrgang 1950, hat bislang mehr als zwanzig Bücher, überwiegend politische Sachbücher und Biografien veröffentlicht, u.a. Der Hinrichter - Roland Freisler, Mörder im Dienste Hitlers, Der einsame Attentäter - Georg Elser und EXIT: Warum wir weniger Religion brauchen - Eine Abrechnung. Zuletzt erschienen: Widerstreit: Über Macht, Wahn und Widerstand und Volk im Wahn - Hitlers Deutsche oder Die Gegenwart der Vergangenheit (April 2022).
Seine Bücher wurden bislang in 14 Sprachen übersetzt. Helmut Ortner ist Mitglied bei Amnesty International und im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.
Kommentare
In der jüngeren Vergangenheit und gegenwärtig haben es die Atheisten mit einem relativ bedeutenden Gegenpart zu Bertrand Russel in Deutschland zu tun. Dabei handelt es sich um Herrn Peter Hahne. Er gehört für mich zu der Klasse „Glaubens-Infizierter“, auf die es zutrifft, was Herr Ortner oben schreibt: „Und so unterlassen es die enthusiastischen Gläubigen konsequent - mitunter radikal und fanatisch ! - den Gottesbeweis zu erbringen. In dieser Warteschleife lebt der gläubige Mensch“.
Ich denke, dass es Zeitverschwendung ist, wenn „Glaubens-Infizierte“ immer wieder versuchen, den Beweis zu erbringen oder es auch nur plausibel machen zu wollen, dass der Inhalt des Schriftgutes, auf dem sich der christliche Glaube stützt, in dem Umfang wahr ist, wie es u. a. von den Klerikern der beiden „Glaubenskonzerne“ (den Amtskirchen) angenommen und gegenüber ihren „Glaubensgefolgschaften“ über die Jahrhunderte hinweg behauptet wurde und auch heute noch behauptet wird.
Gleichwohl unternimmt Herr Hahne öffenlichkeitswirksam immer wieder solche sinnlosen Versuche. In einem Video (1) stellt er u. a. die absurde Behauptung auf: „Und unser Glaube ist faktenbasiert“ (Min. 1,11). Diesen Versuch hätte er womöglich unterlassen, wenn er sich vorher in ausreichendem Umfang damit beschäftigt hätte, wie das religiöse Schriftgut in der Frühzeit des Christentums nach heutigem entsprechenden Forschungsstand nach und nach entstanden ist.
Noch absurder ist allerdings Herrn Hahnes Behauptung im selben Video: „Ohne Kreuz wären wir verloren“ (Min. 41,53). Denn für den angeblich existent gewesenen Christmonokraten „Jesus“ war die Möglichkeit gegeben, das „Liebesopfer“, zu dem er sich in seinem neuronalen Netz scheinbar wahnhaft durch seinen „Bibelvater“ aufgefordert sah, für diesen und die Menschen dadurch zu erbringen, indem er sich ganz still, bescheiden und unspektakulär höchstselbst hätte töten können, was er jedoch unterließ.
Angeblich war dieser „Jesus“ doch in der Lage, Wunder zu vollbringen. Somit hätte er z. B. für das Wunder sorgen können, ganz plötzlich tot umzufallen. Das Kreuz, sofern es existiert hat, war also völlig überflüssig.
Wenn Herr Hahne daran interessiert sein sollte, sich wirklich fach- und sachlich fundiert über die Entstehung des frühchristlichen Schriftgutes zu informieren, dann sollte er von der Möglichkeit Gebrauch machen, in die Bücher von Herrn Karlheinz Deschner „Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte“ (2) und „Kriminalgeschichte des Christentums (10 Bände)“ (3) hineinzusehen.
In einem Video (4) äußert sich Herr Roland Tichy u. a. wie folgt über Herrn Hahne: „Mir ist bei ihm immer wieder aufgefallen: Er ist ein Schmuggler. Er schmuggelt in seinen Reden, in seinen Vorträgen, in seinen Rundfunkbeiträgen, in seinen Fernsehauftritten immer wieder christliche Botschaften.“ (Min. 0,38).
Ich empfinde Herrn Hahne, er ist u. a. Diplomtheologe, als einen partiell „religiösen Hausierer“ mit „janusköpfigem“ Habitus. Denn in seinen säkularen Reden, Vorträgen, Rundfunkbeiträgen und Fernsehauftritten usw. usf. geht er „...immer wieder...“, wie ich es sehe, mit großer Gestik, kritiklos und devot-servil mit „Botschaften“ aus seinem, aus meiner Sicht, infantilen und naiven „christlichen Glaubensgebäude“ hausieren.
Bei seiner Beschäftigung mit säkularen Themen und Denkinhalten ist Herr Hahne dann aber auffallend oft umso kritischer. So behauptet er z. B. in einem Video (5): „Karl Lauterbach ist der größte Hochstapler und Scharlatan“ (Min. 1,27).
Wem auch immer sei Dank, gibt es aber auch Theologen, deren intellektuelles Gewissen sie von einer „Glaubens-Infektion“ befreien konnte. Der ehemalige Pastor Herr Helmut Groos ist z. B. ein derartiger Theologe. Er schreibt z. B. folgende Sätze in seinem Buch (6): „Der Gott, der liebt und ruft, hört und erhört, ist eben doch wohl, ohne alle Überheblichkeit, aber auch ohne falsche Scheu gesprochen, ein Kindergott.“ Und: „Vielmehr ist es das intellektuelle Gewissen, das mir den Glauben überhaupt versagt.“ Sowie: „Die Frage, ob ich mir den Glauben wünschen bzw. zurückwünschen soll oder darf, läßt sich im Ernst nicht aufrechterhalten“ (S. 433).
Was das intellektuelle Gewissen des Herr Helmut Groos, ehemaliger Pastor, geschafft hat, müsste doch eigentlich auch das intellektuelle Gewissen des Herrn Peter Hahne schaffen, ihn nämlich vom „Glaubens-Infekt“ zu befreien. Dort, wo der „Glaubens-Infekt herrscht(e), sollte intellektuelle Redlichkeit seinen Platz einnehmen.
Verweise:
(1) Die ewige Botschaft | Peter Hahne
(2) „Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte“
(3) „Kriminalgeschichte des Christentums -10 Bände“
(4) Roland Tichy über die Ehrendoktorwürde von Peter Hahne
(5) „Hilfe, wir werden von Idioten regiert“ | Peter Hahne bei Viertel nach Acht
(6) „Christlicher Glaube und intellektuelles Gewissen“.
23. 08. 2023, 11,30
Gruß von
Klarsicht(ig)
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Aus meiner Sicht repräsentiert ein Gesicht des „janusköpfigen“ Habitus' des Herrn Hahne dessen säkular ausgerichtetes Denken, Verhalten und Handeln und das andere Gesicht seinen religiös ausgerichteten Lebensvollzug.
In einem Video (dort Min. 32,54-33,17) äußert sich Herr Hahne wie folgt (1):
Zitat: „Ja, also, für mich ist Glaube was ganz Entscheidendes, das ist meine Biografie, unabhängig von Kirche und von Institutionen. Dass Gott existiert, dass ich Jesus Christus habe und sein Wort, die Bibel, ist für mich der einzige Trost und einzige Halt überhaupt in diesem ganzen Chaos. Also, was sollte ich sonst haben ?“
Dieses Zitat vermittelt mir den Eindruck, dass sich Herr Hahne wohl schon lange Zeit, ohne dass es ihm evtl. bewusst ist, auf der Flucht vor den Zumutungen der Erfahrungswirklichkeit (der Realität) hinein in seine Religiosität befindet. Und in seiner Religiosität glaubt Herr Hahne, die für ihn mächtigsten „Freunde“ an seiner Seite zu haben, nämlich keine geringeren als „Gott“ und „Jesus“. Diese „Freunde“ existieren für Herrn Hahne nicht nur intelligibel, sondern auch unabhängig von seinem Bewusstsein, aber völlig unsichtbar. Gleichwohl glaubt er scheinbar, dass sie ihn beschützen (können).
Isoweit erinnert mich Herr Hahne an den Protagonisten des Theaterstückes „Mein Freund Harvey“ von Mary Chase (2), Mr. Elwood P. Dowd.
Zitat: „Elwood P. Dowd ist ein liebenswert-schrulliger und zu allen unerschütterlich freundlicher Mann mittleren Alters. Sein bester Freund ist seit einigen Jahren ein Puka in Gestalt eines 2,10 Meter großen Hasens namens Harvey, mit dem er stundenlang durch die Stadt zieht und in seiner Lieblingskneipe ,Charley’s Bar' fremde Leute zu einem Glas mit sich und Harvey einlädt. Das Problem ist allerdings, dass, auch wenn der Wirt und die anderen Gäste Harveys Existenz akzeptieren, Harvey für alle Menschen außer Elwood unsichtbar ist.“
In den Kritiken wird von einer „zeitlosen Komödie über die Flucht aus der Realität“ geschrieben.
Im Gegensatz zu Mr. Elwood P. Dowd nutzt Herr Hahne viele Gelegenheiten, um seinen Mitmenschen seine beiden „Freunde“ vorzustellen und davon zu schwärmen, wie gut es ist, sie zu „Freunden“ zu haben.
Es ist schön, dass Mr. Elwood P. Dowd in dem Lustspiel bescheiden mit nur einem irdischen, unsichtbaren Freund, der ihn bei der Flucht aus der Realität unterstützt, auskommt. Herr Hahne ist da viel unbescheidener mit seinen beiden mächtigen „Freunden“, was evtl. damit zusammhängt, dass er unter einem starken Druck zur Flucht aus der Realtät leidet.
Jede Behauptung oder Vermutung des Herrn Hahne darüber, was seine beiden „Freunde“ möglicherweise denken und/oder machen oder nicht, berührt deren Denk- und Handlungsautonomie, was Herr Hahne eigentlich als blasphemisch betrachten müsste. Denn er versucht damit dreist, seine „Freunde“ gewissermaßen auf etwas festzulegen, was möglicherweise gar nicht IHRER wirklichen und aktuellen Denklinie oder Handlungsabsicht entspricht, falls SIE denn „tatsächlich“ existieren sollten.
Herr Hahne geht mit seinen „Freunden“ mißbräuchlich so ähnlich um, wie man mit Robotern umzugehen pflegt. Roboter programmiert man so, dass sie das für mich tun, was ich möchte. Und der Inhalt des „Glaubensgutes“ des Herrn Hahne und die Beschaffenheit seines religiösen Wunschrepertoires sind gewissermaßen das Programm, nach welchem seine roboterähnlichern, imaginären „Freunde“ für ihn funktionieren soll(t)en.
Verweise:
(1) Politicum - "Ich will Handschellen klicken hören"
(2) Mein Freund Harvey (1950):
Wikipedia: Mein Freund Harvey (1950)
23. 08. 2023, 13,10 Uhr.
Gruß von
Klarsicht(ig)
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Zitat: „Für Russell ist der christliche Gottesidee mit ihren Moralgeboten und Erlösungsversprechen ,eine Lehre der Grausamkeit', verwurzelt in altorientalischer Despotie und eines freien, selbstbestimmten Menschen unwürdig“.
Volle Zustimmung von mir ! Dass das stimmt, was Russell behauptet, ergibt z. B aus folgender Geschicht:
David stahl dem König der Ammoniter die Krone. Sie bestand angeblich aus einem Zentner Gold mit Edelsteinen. Diese überaus schwere Krone hat man David dann auf sein Haupt gesetzt. Die Stadt wurde von Davids Israeliten ausgeraubt (2. Buch Samuel. K.12, V.30).
„Aber das Volk drinnen führte David heraus und legte sie unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen. So tat er allen Städten der Kinder Ammon“ (2. Buch Samuel, K. 12, V. 31).
Der Autor des 1. Buches Chronik, K. 20, V. 3, informiert den Bibelleser über dasselbe sadistische „Geschehen“ an wehrlosen Stadteinwohnern wie folgt: „Aber das Volk drinnen führte er heraus und zerteilte sie mit Sägen und eisernen Dreschwagen und Keilen. Also tat David allen Städten der Kinder Ammon“.
Die sadistische Art, mit der David mit wehrlosen Menschen verfur, insbesondere das Verbrennen von Menschen in Ziegelöfen, erinnert stark an Methoden Hitlers. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland sah sich wohl in dieser Weise erinnert. Durch einen fälschenden Eingriff entschärfte sie diese Bibelstellen daher entsprechend, so dass der Bibelleser danach von einer derartigen Erinnerung verschont bleibt.
„Die von dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland im Einvernehmen mit dem Verband der Evangelischen Bibelgesellschaften in Deutschland 1956 und 1964 genehmigte, 1971 gedruckte Bibel 'Nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers' enthält jetzt folgenden entschärften Text: 'Aber das Volk darin führte David heraus und stellte sie als Fronarbeiter an die Sägen, die eisernen Pickel und an die eisernen Äxte und ließ sie an den Ziegelöfen arbeiten'. Luther selbst freilich hatte übersetzt: 'Aber das Volk drinnen füret er eraus / und legt sie unter eisern segen und Zacken / und eisern keile / und verbrand sie in Ziegelöfen'. Im 1. B. Chr., K. 20, V. 3 lautet die entsprechende Stelle in der vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland autorisierten Bibel: 'Aber das Volk darin führte er heraus und ließ sie mit Sägen und eisernen Hacken und Äxten Frondienste leisten'. Hier hatte Luther selbst übersetzt: 'Aber das Volck drinnen füret er aus / und teilet sie mit Segen / und eisern Hacken und Keilen'.
Und ist´s auch Fälschung, hat es doch Methode. Die Evangelische Kirche legte innerhalb der letzten 100 Jahre drei Lutherbibel-Revisionen vor. In der revidierten Fassung von 1975 gehen kaum noch zwei Drittel des Textes direkt auf Luther zurück. Mindestens jedes dritte Wort wurde geändert, teils nur geringfügig, teils schwerwiegend - von 181.170 hochgerechneten Wörtern des Neuen Testamentes etwa 63.420 Wörter ! (Notwendige Änderungen zum Textverständnis, nach Auskunft der kritischen Forschung: etwa 1.000, großzügig gerechnet allenfalls 2.000 bis 3.000 Wörter !) Das hat sich Luther, für dessen zeitgemäße Erfüllerin sozusagen sich diese Bibelrevision hält, kaum träumen lassen, zumal es sein Übersetzungsprinzip war, 'daß die Worte den Sachen dienen müssen, nicht die Sachen den Worten', dass 'nicht der Sinn den Worten, sondern die Worte dem Sinn dienen und folgen sollen'.
Gewiß kann man die erwähnten Stellen 'abschwächend' übersetzen, ändert man den Urtext. Die Evangelische Kirche aber bietet eine Bibel 'nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers' an und fälscht diese dann kraß. Im übrigen hätte jene heidnischen 'Fronarbeiter' (keine Kriegsteilnehmer !) gleichfalls ein ruinöses Schicksal erwartet. Der Archäologe Glueck, Ausgräber von Eilath, sagt von dort ähnlich tätig gewesenen Staatssklaven 'The rate of mortality must have been terrific' “.
Die letzten drei Absätze wurden aus dem Buch „Kriminalgeschichte des Christentums“, Band 1, S. 86-88, von Karlheinz Deschner, übernommen.
23. 08. 2023, 14,55 Uhr.
Gruß von
Klarsicht(ig)
Als Gerüst einer „Predigt“ (1) hat sich Herr Hahne aus Psalm 18 natürlich nur ein paar der Verse herausgesucht, die inhaltlich wohlklingend und als unkritisch erscheinen. Nur sie zitiert er in seiner „Predigt“. Insbesondere zieht er sich darin aber an der angeblich von David aufgestellten Behauptung hoch, die wie folgt lautet: ...mit dir, mein Gott, kann ich über Mauern springen.“ Aber die Verse, die inhaltlich nicht so wohlklingend sind und die einen kritischen Inhalt aufweisen, verschweigt er, was unredlich ist.
In dem angeblichen „Danklied Davids“ sind nämlich auch die folgenden Verse enthalten, die Herrn Hahne wohl nicht als geeignet erschienen, von ihm zitiert zu werden:
8 ...denn glühender Zorn hatte Gott gepackt.
9 Schwarzer Rauch quoll aus seiner Nase, aus seinem Mund loderten Flammen, und glühende Kohlen wurden herausgeschleudert.
10 Er riss den Himmel auf und kam auf dunklen Wolken zur Erde herunter.
11 Auf einem Kerub flog er daher und schwebte herab, vom Sturm getragen.
12 Er hüllte sich in Finsternis, verbarg sich in dichten, dunklen Regenwolken.
13 Dann wurden sie von seinem Lichtglanz überstrahlt, Hagel und glühende Kohlen prasselten nieder.
14 Der Herr ließ einen Donnerschlag auf den anderen folgen, am Himmel dröhnte die Stimme des höchsten Gottes.
15 Er schoss seine Pfeile ab, und die Feinde stoben auseinander. Grelle Blitze zuckten und verwirrten das feindliche Heer.
16 Sogar den Meeresboden konnte man sehen; offen lagen die Fundamente der Erde da, als du, Herr, meine Feinde bedrohtest und vor Entrüstung schnaubtest.
30 Mit dir kann ich die Feinde angreifen; mit dir, mein Gott, kann ich über Mauern springen.
33 Gott allein gibt mir Kraft zum Kämpfen und ebnet mir meinen Weg.
35 Er lehrt mich, die Waffen zu gebrauchen, und zeigt mir, wie ich auch den stärksten Bogen spannen kann.
38 Ich jagte meinen Feinden nach und holte sie ein; ich kehrte erst um, als auch der Letzte von ihnen gefallen war.
39 Ich schlug sie, bis sie nicht mehr aufstehen konnten und tot zu meinen Füßen lagen.
40 Du, Herr, hast mich mit Kraft für diesen Kampf ausgerüstet, du hast mir zum Sieg über meine Gegner verholfen.
41 Dass sie fliehen mussten, verdanke ich dir; alle, die mich hassten, konnte ich umbringen.
43 Ich rieb sie auf, zermalmte sie zu Staub, den der Wind verweht. Wie Dreck von der Straße fegte ich sie hinweg.
48 Er ist es, der sich an meinen Feinden gerächt hat; ganze Völker hat er mir unterworfen.
Die angeblich existent gewesene biblische Gestalt David war, wie es die Bibel in vielen Passagen ausweist, um es milde auszudrücken, äußert „anrüchig“. Aus dem „Hamburger Abendblatt“ konnte man am 21. Dez. 2004 erfahren, daß die Existenz des biblischen Königs David von Archäologen und Historikern mehr und mehr infrage gestellt wird. Trotz intensiver archäologischer Suche seien so gut wie keine Spuren von David gefunden worden, berichtet das Hamburger Magazin „National Geographic Deutschland“. Alttestamentler Wolfgang Zwickel aus Mainz bezweifle die berühmte Episode über den Kampf David gegen Goliath.
Verweis:
(1) Predigt Dr. h.c. Peter Hahne - Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen // Kirche Bristow:
Hamburger Abendblatt vom 21. 12. 2004, Wissen, S. 31
„FORSCHUNG
Gab es König David?
Die Existenz des biblischen Königs David wird von Archäologen und Historikern mehr und mehr in Frage gestellt. Trotz intensiver archäologischer Suche seien so gut wie keine Spuren von David gefunden worden, berichtet das Hamburger Magazin ,National Geographic Deutschland'. Alttestamentler Wolfgang Zwikkel aus Mainz bezweifle die berühmte Episode über den Kampf David gegen Goliath. David soll um 1000 vor Christus gelebt haben. In der Bibel wird sein Leben erzählt, vom Schafhirten bis zum König, der Israel eint. (epd)“
Siehe auch:
Streit um König David:
23. 08. 2023, 15,25 Uhr
Gruß von
Klarsicht(ig)
David und Bath-Seba
Nachstehend wird ein weiteres Beispiel dafür angeführt, welchen grausamen und hinterhältigen Charakter der angeblich existent gewesene „Gottesmann David“ gehabt haben muss.
Vom Dach seines Königshauses sah David zu, wie sich in seiner Nähe eine schöne Frau wusch (2. Buch Samuel [künftig 2. B. Sa.], K.11, V. 2), was nach dem „Neuen Testament“ schon als sittliche Verfehlung gewertet wird (Matthäus, K. 5, V. 27 u. 28). David erfur, dass es sich um Bath-Seba handelte, die die Ehefrau von Uria war (2. B. Sa., K. 11, V. 3). Wohl von königlicher Geilheit getrieben, ließ David Bath-Seba zu sich holen. Anschließend hatten die beiden Sex miteinander (2. B. Sa., K. 11, V. 4).
Obwohl der „Geist Gottes“ schon früh für alle Zeit über David ausgebreitet war (1. B. Sa., K. 16, V. 13), bewahrte ER David nicht davor, diesen für ihn lebensgefährlichen Ehebruch zu begehen. „Denn der Herr half David, wo er hinzog“ (2. B. Sa., K. 8, V. 6, u.14). Und so half ihm Gott wohl auch bei dem Ehebruch, weil seine Geilheit ihn ja zu Bath-Seba hinzog.
Bath-Seba wurde von David geschwängert, was sie ihm auch mitgeteilt hatte (2. B. Sa., K. 11, V. 5). Daraufhin lief er zur wahrhaft „miesen Hochform“ auf, weil er wohl als Günstling Gottes und aufgrund der „Tatsache“, dass sein schon früheres mieses Verhalten ohne negative Sanktionen geblieben war, nicht ganz unberechtigt glaubte, einen göttlichen Freibrief für jedwede Schandtat zu besitzen. Er schrieb nämlich einen Brief an den Mörder Joab, den er ihm durch Uria, dem Ehemann von Bath-Seba, überbringen ließ (2. B. Sa., K.11, V. 14). In dem Brief forderte er Joab auf, in dem Krieg, der gerade wieder einmal zwischen den Israeliten und den Ammonitern vor der Stadt Rabba geführt wurde (2. B. Sa., K. 11, V. 1), Uria an gefährlichster Stelle kämpfen und ihn dort dann im Stich zu lassen, damit er mit Sicherheit vom Feind getötet würde (2. B. Sa., K.11, V. 15). Der widerwärtige und unterwürfige Joab handelt natürlich so, wie es von David hinterhältig und grausam erbeten worden war, worauf Uria auch tatsächlich getötet wurde (2. B. Sa., K.11, V 16 u. 17).
Nachdem Bath-Seba um ihren Ehemann ausgetrauert hatte - es kann sich ja wohl aufgrund ihres ehewidrigen Verhaltens nur um eine ziemlich unehrliche und floskelhafte Trauer gehandelt haben - ließ David sie in sein Haus holen, wo sie seine Ehefrau wurde. Alsdann gebar sie ihm einen Sohn.
Davids schäbiges Verhalten war selbst dem biblischen Gott zuviel: „Aber die Tat gefiel dem Herrn übel, die David tat“ (2. B. Sa., K.11, V. 27, K. 12, V 9). Warum nur haben dem Herrn nicht schon frühere miese Taten Davids übel gefallen (z. B. 2. B. Sa., K. 1, V. 15, K. 4, V. 12, K. 3, V. 14, 1. B. Sa., K. 18, V. 27) ?
Der doch sonst angeblich so klug und verständig gewesene David (1. B. Sa., K. 16, V. 18, K. 18, V. 5, 14, 30) saß durch den mit Bath-Seba begangenen Ehebruch in der Klemme. Auch Bath-Seba hatte er damit in Lebensgefahr gebracht. Denn in seiner Geilheit hatte David eindeutig gegen das göttliche Verbot gemäß 2. Buch Mose [künftig B. M.], K. 20, V.14, 5. B. M., K. 5, V. 18: „Du sollst nicht ehebrechen“ verstoßen; ebenso Bath-Seba. Was er und Bath-Seba hierfür als Strafe hätten erwarten müssen, ergibt sich aus 3. B. M., K. 20, V. 10: „Wer die Ehe bricht mit jemandes Weib, der soll des Todes sterben, beide, Ehebrecher und Ehebrecherin...“ und 5. B. M., K. 22, V. 22: „Wenn jemand gefunden wird, der bei einem Weibe schläft, die einen Ehemann hat, so sollen sie beide sterben, der Mann und das Weib, bei dem er geschlafen hat; und sollst das Böse von Israel tun“.
Durch den hinterhältigen Mord an Uria hatte David gegen ein weiteres göttliches Verbot verstoßen, welches lautet: „Du sollst nicht töten“ (2. B. M., K. 20, V.13, 5. B. M., K. 5, V. 17). Was er hierfür als Strafe hätte erwarten müssen, ergibt sich aus 1. B. M., K. 9, V. 6: „Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden...“, 2. B. M., K. 21, V. 12: „Wer einen Menschen schlägt, daß er stirbt, der soll des Todes sterben“, 3. B. M., K. 24, V. 17 u. 21: „Wer irgend einen Menschen erschlägt, der soll des Todes sterben“ bzw. „...wer aber einen Menschen erschlägt, der soll sterben“. Siehe aber auch 2. B. M., K. 21, V. 23-25, 3. B. M., K. 24, V.19 u. 20, und 5. B. M., K. 19, V. 21.
Eigenartigerweise sah der biblische Gott völlig davon ab, David und Bath-Seba selbst zu töten oder durch Menschenhand töten zu lassen oder sie in sonstiger Weise physisch zu bestrafen, was ein Novum war (2. B. Sa., K. 12,V. 13), obwohl ER durch den Propheten Nathan (2. B.Sa., K.7, V. 2, K. 12, V. 1) hatte erkennen lassen, daß ER beide Taten Davids - den Ehebruch mit Bath-Seba und den Mord, den er an ihrem Ehemann, Uria, hatte ausführen lassen - als „Übel“ bewertete (2. B. Sa., K. 12, V. 9). Dafür, dass Gott davon absah, David zu töten oder töten zu lassen, wollte ER fieserweise aber dessen Sohn töten: „Aber weil du die Feinde des Herrn hast durch diese Geschichte lästern gemacht,wird der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben“ (2. B. Sa., K. 12, V. 14).
Durch den Propheten Nathan ließ Gott es David wissen, wie ER es sich vorstellte, sein, Davids, mehr oder minder sündiges Verhalten negativ zu sanktionieren. Unverständlicherweise sah es Gott vor, von beiden als „Übel“ bewerteten Taten, David nur für den von ihm begangenen Ehebruch persönlich zu bestrafen. Für den durch David veranlassten Mord an Uria ließ der biblische Gott David also physisch unangetastet, was nicht mehr verwundern konnte, weil schon an anderen Stellen aufgefallen war, dass für den archaisch-tyrannischen biblischen Gott die „sittliche Wohlanständigkeit“ der Menschen im Sinne seines so göttlich-abartigen Moralverständnisses einen größeren Wert zu besitzen schien, als deren körperliche Unversehrtheit und Leben. Für Davids Mordtat wollte der „Liebe Gott“ also den Sohn Davids töten.
Es war Gottes Absicht, David und Bath-Seba nur für den Ehebruch dadurch indirekt psychisch zu quälen, indem sie hilflos zusehen sollten, wie ER für ihr strafwürdiges Handeln andere Menschen sofort und später physisch leiden lassen wollte (2. B. Sa., K.12, V. 10-12 u.14). Bei SEINER sofortigen physischen Strafmaßnahme wollte Gott wohl unbedingt noch fieser sein als sein Günstling, David: „ ...Und der Herr schlug das Kind, das Urias Weib David geboren hatte, daß es todkrank ward“ (2. B. Sa., K.12, V. 15). Dann ließ Gott das Kind sieben Tage lang leiden, bis ER es endlich namenlos sterben ließ (2. B. Sa., K.12, V. 18). Es musste auch deswegen sterben, weil David durch sein Gesamtverhalten den Feinden Gottes einen Grund dafür geliefert hatte, über IHN zu lästern (2. B. Sa., K. 12, V. 14).
23. 08. 2023, 14,40 Uhr
Gruß von
Klarsicht(ig)
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Genau so sehe ich die Welt der Christen, ein Konglomerat aus Hoffnung und Angst, leider
blockiert diese Art der Weltanschauung den Fortschritt in Richtung Vernunft und Wahrheit.
Dieser Artikel sollte weltweit bekannt gemacht werden!
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