Zehn Verpflichtungen: Leitprinzipien für Lerninhalte an amerikanischen öffentlichen Schulen

Viele Schüler verbringen mehr Zeit in der Schule, als zu Hause. Deshalb muss die Schule ein Ort sein, der die Aufgabe der Familie und der Gemeinschaft, Werte zu vermitteln, unterstützt. In Übereinstimmung mit unserer Verfassung und der sich ständig wandelnden vielschichtigen Gesellschaft können und sollten solche Werte frei von Ideologie und Theologie gelehrt werden. In diesem Sinne bieten wir folgende Werte für Lehrer, Administratoren und Schüler an öffentlichen Schulen an. Es versteht sich von selbst, dass Schulen dafür verantwortlich sind, gebildete und fähige Menschen zu entwickeln. Aber sie müssen ebenso dazu verpflichtet werden, ihren Schülern zu helfen, gute menschliche, soziale und staatsbürgerliche Werte zu entwickeln. Diese ethische Aufgabe ist ein essentieller Teil aller Bildung, öffentlich und privat, von der Grundschule, über die weiterführenden Schulen bis hin zur Universität. Wir glauben, dass die vorgestellten Werte in einer demokratischen und pluralen Gesellschaft die moralische Grundlage der Bildung sein sollten.

Der Beirat des Council des "Kochhar Humanist Education Center”

Zehn Verpflichtungen: Leitprinzipien für Lerninhalte an amerikanischen öffentlichen Schulen

1. Altruismus
Altruismus ist das selbstlose Interesse am Wohlergehen anderer ohne die Erwartung einer Belohnung, Beachtung oder Erwiderung. Möglichkeiten zu altruistischem Handeln finden sich überall, in der Familie, im Klassenzimmer, der Schule und der breiten Gemeinschaft. Denke an altruistische Handlungen aus deiner eigenen Erfahrung. Welche Projekte zwischen einzelnen Menschen und Gruppen, Aktivitäten im Klassenzimmer oder der ganzen Schule und Dienste in der Gemeinde können Sie und ihre Schüler durchführen?

2. Sich um die Welt um uns herum kümmern
Jeder kann und sollte eine Rolle dabei spielen, sich für die Welt und ihre Bewohner zu kümmern. Wir können die lebenden Dinge in unseren Heimen und der Umgebung wie Bäume, Blumen, Vögel, Insekten und Haustiere direkt erfahren. Schrittweise weiten wir unsere Umgebung aus. Wir lernen etwas über Wüsten, Ozeane, Flüsse und Wälder, das Wildleben um uns herum und das Wildleben woanders. Wir lernen, dass wir voneinander abhängen und von der Natur und alles was in ihr lebt als Nahrung, Schutz, Raum und Schönheit.

3. Kritisches Denken
Wir erlangen verlässliches Wissen, weil wir fähig sind zu beobachten, zu berichten, zu experimentieren und zu analysieren, was sich um uns herum abspielt. Wir lernen auch klare und präzise Fragen zu stellen, um Informationen zu erlangen und über die Informationen, die wir erhalten auf eine Art nachzudenken, die sie auf Wahrheitsgehalt, Genauigkeit und Anwendbarkeit testet. Von frühester Jugend an lernen wir zu denken und unsere Ideen zu teilen, und sie und die Ideen anderer anzufechten und ihre Konsequenzen zu überdenken. Praktiziere „was kommt als nächstes?“ und „weshalb?“ und „woher weiß ich/weißt Du/wissen wir das?“

4. Empathie
Wir Menschen verfügen über Empathie, der Fähigkeit die Gefühle eines anderen Lebewesens zu verstehen und uns auf der Vorstellungsebene in sie hinein zu versetzen, in die schlechten ebenso wie in die guten. Viele der persönlichen Beziehungen, die wir haben (in der Familie, unter Freunden, zwischen verschiedenen Individuen und mit anderen Lebewesen), werden durch Empathie positiv beeinflußt. Mit Diskussion und Rollenspiel können wir lernen, wie andere Menschen sich fühlen, wenn sie traurig oder verletzt sind, oder sich ignoriert fühlen, ebenso, wie wenn sie große Freude erfahren. Wir können Geschichten, Anekdoten und Begebenheiten im Klassenzimmer benutzen, um uns zu helfen, unsere Sensibilität bezüglich der Frage, wie unsere Handlungen andere beeinflussen, zu fördern.

5. Ethische Entwicklung
Fragen der Fairness, der Kooperation und des Teilens gehören zu den ersten moralischen Aspekten, denen wir in unserer ethischen Entwicklung als Menschen begegnen. Ethische Erziehung findet fortlaufend implizit in dem statt, was wir „verstecktes Curriculum“ nennen, welches wir durch die Medien die Familie und die Gemeinschaft erfahren. Ethik kann mit Hilfe von Diskussion, Rollenspiel, dem Erzählen von Geschichten und anderen Aktivitäten gelehrt werden, die die Fähigkeit zur Analyse und des Fällens einer Entscheidung bezüglich der Frage was gut oder schlecht, richtig oder falsch ist, verbessert.

6. Globales Bewusstsein
Wir leben in einer Welt, die reich an kultureller, sozialer und individueller Diversität ist, eine Welt in der die gegenseitige Abhängigkeit rapide zunimmt, so dass Ereignisse irgendwo auf der Welt mit höherer Wahrscheinlichkeit Konsequenzen überall haben. Es kann viel getan werden um die nächste Generation darauf vorzubereiten die Verantwortung des Weltbürgertums zu akzeptieren. Verständnis bezüglich der vielen Gemeinschaften, in denen wir leben, kann mit Hilfe von Geschichte, Anthropologie und Biologie gewonnen werden. Linguistische, ethnische und kulturelle Diversität ist im Klassenzimmer vorhanden und ergibt einen Unterricht zum Thema Verschiedenheit und Gemeinsamkeit. Wir helfen Anderen zum Verständnis der Verbundenheit des Wohlergehens für die gesamte Menschheit.

7. Demut
Wir sollten stets daran denken, dass es vieles gibt, das wir über das Universum nicht wissen. Es gibt noch so viel zu lernen. Die Wissenschaft wird uns helfen. Aber manchmal entdecken Wissenschaftler überraschende Dinge, die uns sagen, dass manche Dinge an die wir früher geglaubt haben falsch sind. Also müssen wir willens sein, unsere Ansichten zu ändern, wenn sich unser Wissen verändert. Ein guter Humanist versucht nicht sich Dingen sicher zu sein, von denen die Wissenschaft nicht zeigen kann, dass sie wahr sind.

8. Frieden und Soziale Gerechtigkeit
Ein Lehrplan, der Friedenserziehung wertschätzt und unterstützt, würde versuchen für die Menschenrechte aller einzustehen und für Verständnis unter allen Nationen, kulturellen und religiösen Gruppen. Schüler sollten die Möglichkeit haben, ebenso etwas über die Rolle der Vereinten Nationen bei der Verhinderung von Konflikten zu lernen, wie auch über ihre Bemühungen soziale Gerechtigkeit hier in den USA zu erreichen. Schüler sollten etwas über die Probleme von Ungerechtigkeit lernen einschließlich was getan werden kann sie zu verhindern und auf sie mit sinnvollen Aktionen zu reagieren, die Frieden und soziale Gerechtigkeit sowohl zu Hause als auch im Ausland unterstützen.

9. Verantwortung
Unser Verhalten ist dann moralisch verantwortungsvoll, wenn wir die Wahrheit sagen, jemandem helfen, der in Schwierigkeiten ist und Versprechen erfüllen, die wir gemacht haben. Unser Verhalten ist dann rechtlich verantwortungsvoll, wenn wir uns einem gerechten Gesetz unterwerfen und den Notwendigkeiten einer Mitgliedschaft oder Staatsbürgerschaft entsprechen. Aber wir haben ebenso die übergeordnete Verantwortung ein sich kümmerndes Mitglied unserer Familie, unserer Gemeinschaft und unserer Welt zu sein. Geschichten und Rollenspiele können Schülern helfen Verantwortung und deren Abwesenheit und Scheitern zu verstehen. Wir lernen in dem wir Fragen wie: Was passiert, wenn wir in Übereinstimmung zu fairen und gerechten Regeln leben? Was passiert wenn wir das nicht tun? Was passiert, wenn die Regeln ungerecht sind?

10. Dienst und Beteiligung
Eine Erfüllung im Leben kann aus der Beteiligung eines Individuums am Dienst für menschliche Ideale erwachsen. Das Lernen einer Aufgabe in der Schule verbindet die Tätigkeit für die Gemeinschaft und die Lernziele mit dem Ziel, dass die Aktivitäten beide verändern, den, der etwas erhält und den, der etwas gibt. Er vermittelt Schülern die Fähigkeit wichtige Themen in realen Lebenssituationen zu erkennen. Durch diese Anstrengungen lernen wir, dass jeder von uns dabei behilflich sein kann, den Bedürfnissen anderer und uns selbst zu begegnen. Im Verlaufe unseres Lebens lernen wir wieder und wieder von unserer wechselseitigen Abhängigkeit.

Die zehn Verpflichtungen haben gegenwärtig 103 Unterzeichner einschließlich solch bedeutender Persönlichkeiten wie:

E.O Wilson, Biologe an der Harvard Universität und Autor von Social Conquest of Earth
Harold Kroto, 1996 Gewinner des Nobelpreises für Chemie, Professor an der Florida State University
Linda Darling-Hammond, Professor für Pädagogik an der Stanford University
Anthony Pinn, Professor für Humanwissenschaften an der Rice University
Dale McGowan, Exicutive Director der Foundation Beyond Belief

Um den Zehn Verpflichtungen zu unterstützen, unterzeichnen sie das Dokument unter khec.americanhumanist.org.

Übersetzung: Joe Wolsing, Jörg Elbe

Hier geht's zum Originalartikel...

Kommentare

  1. userpic
    calippus

    Grad unterzeichnet!

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