Zensus zeigt, dass das Christentum in Großbritannien "auf dem Weg nach draußen“ ist

Prof. Richard Dawkins sagt: Nicht-religiöse Menschen in Wales seien „den anderen voraus“.

Der atheistische Autor Prof. Richard Dawkins hat den Walisern gratuliert, nachdem ein Drittel von ihnen bei der Volkszählung 2011 angegeben hatte, keiner Religion anzugehören.

Der Evolutionswissenschaftler, zu dessen Bücher unter anderem „Der Gotteswahn“ gehört, sagte, Wales sei durch das Zeigen des Rückgangs religiösen Glaubens „dem übrigen Vereinigten Königreich voraus“.

Die Volkszählung offenbarte, dass 32% der Menschen in Wales - gegenüber 25% im restlichen Großbritannien - keiner Religion angehören.

Dieser Artikel erschien auf der Englischen Webseite am 12.12.20012

 

Zensus zeigt, dass das Christentum in Großbritannien "auf dem Weg nach draußen“ ist

Die Kirche in Wales meinte, das Christentum sei "nicht mehr die Standard-Einstellung" für viele Menschen, aber das Bild sei komplex.

Von den Walisern, die sich als Gläubige beschrieben, sank die Zahl der Christen um 14 Prozentpunkte auf 57%.

Prof. Dawkins sagte: "Ich gratuliere den Menschen in Wales, aus dem Rest Großbritanniens so hervorzutreten - bravo."

In der Radio-Show des BBC Radio Wales "Guten Morgen Wales“ sagte Dawkins, dass er an die „Wunder“ der wissenschaftlichen Erkenntnis glaubt.

Er sagte weiters: "Menschen, die religiös erzogen werden, werden dazu angeleitet, nicht zu hinterfragen oder kritisch darüber nachzudenken, warum sie existieren, sondern einfach zu akzeptieren, was Menschen vor 2000 Jahren geschrieben haben. Ich denke, in Gemeinschaften brauchen wir Ankerpunkte, aber man kann ebenso sagen, dass die Religionen Ankerpunkte für alle Arten von rückwärtsgerichtetem, fanatischem Denken über Homosexualität, Abtreibung oder das Recht zu Sterben sind, was wir auch momentan noch sehen können.

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Richard Dawkins’ Artikel im „The Telegraph“ in voller Länge:

Der Rückgang derer, die ihr Kreuzchen bei „Christentum“ gesetzt haben (von 71,7% im Jahr 2001 auf 59,3% im Jahr 2011) ist von großer Bedeutung. Noch dramatischer ist der Anstieg der Zahl derer, die sich zu keiner Religion bekennen (von 14,8% auf 25,1 %). Diese zwei Zahlen verkörpern einen wirklichen Meinungswandel, weg vom Christentum und hin zum Nichtglauben. Dies ist ein starker Gegensatz zur Zunahme der Muslime, die sicherlich mit demographischen Faktoren zu erklären ist: Niemand würde ernsthaft behaupten, dass eine signifikante Anzahl von Menschen in diesem Land tatsächlich zum Islam konvertiert sind. Auch müssen anders als das Christentum, beim Abfall vom Islam bestimmte Strafen einberechnet werden, aus Abschreckung.

Die verblüffend hohe Zahl von 25 Prozent Nicht-Gläubigen - nach den Christen die größte Gruppe - wäre noch höher, wenn die Frage nach der Religion intelligenter gestellt worden wäre. Wenn statt "Was ist deine Religion?" gefragt worden wäre: „Haben Sie eine Religion?“, wäre nach Umfragedaten der britischen „Social Attitudes Survey“ die Zahl der Nichtgläubigen massiv höher ausgefallen. Nicht-Glauben ist keine Religion, und es ist eine Beleidigung, eine Frage zu stellen, die suggeriert, dass jeder eine Religion hat, in der gleichen Weise, wie jemand ein Alter und ein Geschlecht hat.

Und dennoch glauben die 59%, die das Kreuzchen bei Christentum gesetzt haben, wirklich an das Christentum? Natürlich steht es jedem frei, sich so zu bezeichnen, wie er oder sie es möchte. Aber können Bischöfe, Priester und christliche Lobbyisten wirklich auf Unterstützung durch diese 59% hoffen? Das hängt ganz davon ab, was diese 59% wirklich glauben. Um das herauszufinden, hat die Richard Dawkins Foundation for Reason and Science (UK) eine Ipsos MORI-Umfrage in der Woche nach der Volkszählung in Auftrag gegeben. Wir fragten diejenigen, die sich als Christen bezeichneten, eine Reihe von Zusatzfragen. Die Ergebnisse sollten für alle, die behaupten, dass dies immer noch ein christliches Land ist, das nach christlichen Maßstäben geführt wird, erschütternd sein.

Nur 32% der „Zensus-Christen“ glauben an die Auferstehung Jesu. Nur 35% konnten bei der Frage "Was ist das erste Buch des Neuen Testaments?" die richtige Antwort aus 4 Fragen auswählen: Matthäus, Genesis, Apostelgeschichte oder Psalmen. Auf die Frage, warum sie sich zum Christentum bekannten, gaben nur 28 % die Begründung, dass sie „an die Lehren des Christentums“ glaubten. Die häufigste Antwort auf die Frage war: „Ich halte mich für einen guten Menschen." Was? Sie haben sich als Christen bezeichnet, weil Sie sich selbst für einen guten Menschen halten? Ist das Ihr Ernst? Glauben Sie, dass Atheisten, Muslime, Juden, Hindus, oder Buddhisten sich nicht für gute Menschen halten?

Auf die Frage an die „Zensus-Christen“, an wen sie sich in einer moralischen Dilemmasituation wenden, gaben nur 10% an, dass sie sich an ihre Religion wenden. Die Mehrheit wendet sich an Verwandte oder an ihren eigenen inneren moralischen Instinkt, was natürlich auch gute Atheisten tun. So viel zum Klischee, dass man Gott braucht, um gut zu sein. Und diejenigen, die denken, dass unsere Gesetze und Politik christlichen Werten folgen sollten, dürften durch Folgendes verunsichert werden: 74% der Zensus-Christen sind säkular und glauben, dass Religion keinen besonderen Einfluss auf die öffentliche Politik haben sollte.

Nach dem Zensus von 2001 haben Politiker und Geistliche die Zahl der 72% gerne als eine Art Waffe für mehr christlichen Einfluss im öffentlichen Leben genutzt. Dieses Mal sollten sie, trotz der schlechten Formulierung der Frage nach der Religion, diese Karte nicht mehr spielen können. Nicht nur sank die offizielle Zahl auf 59 %. Auch der Anteil der selbst-bekennenden Christen, die entweder an die Grundfesten des Christentums oder an mehr Einfluss des Christentums in der nationalen Politik glauben, ist jetzt sehr niedrig. Das Christentum ist „auf dem Weg nach draußen“ aus in diesem Land. Wir müssen hoffen, dass andere Religionen den gleichen Weg gehen werden.

 

Übersetzung von: BeBo

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