Zum 200. Todestag des Marquis de Sade

Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade starb am 2. Dezember 1814 in der Irrenanstalt Charenton bei Paris, in der er seit 1803 eingesessen hatte; insgesamt verbrachte er fast ein Drittel seines Lebens in Unfreiheit – nicht zuletzt aufgrund seiner noch heute verstörenden, damals aber schlicht unfaßbaren Werke.

Auch wenn man heute bei diesen – zu recht – als erstes an sexuelle Grausamkeiten denkt, waren sie nicht nur Pornographie: Der Marquis de Sade war auch ein Vertreter der französischen Aufklärung, und seine Schriften verneinten alles, was der damaligen Zeit heilig war, Staat, Moral, Kirche – und Gott.

Zum 200. Todestag des Marquis de Sade

Porträt des Marquis de Sade. Quelle: wikimedia.org

Es überrascht vielleicht nicht, daß ein so radikaler Mensch Atheist war. Überraschend ist aber, mit welcher philosophischen Klarheit er seine Position vertrat, wie zeitlos seine Argumente anmuten, als seien sie erst heute von einem der Neuen Atheisten verfaßt, und wie gut sein Schreibstil sein konnte. Besonders ist dies an dem 1782 entstandenen "Dialog zwischen einem Priester und einem Sterbenden" zu sehen, einem kurzen und von jeder Pornographie freien Text, der anläßlich des Jubiläums den Lesern dieser Seite empfohlen sei und den Marquis de Sade in einem sehr viel besseren Licht erscheinen läßt als seine "120 Tage von Sodom".

Bei der Diskussion mit Gläubigen sollten wir ihn vielleicht trotzdem nicht zitieren. Aber dieser problematische Denker hat mehr zu bieten, als sein Image vermuten läßt.

 

Dialogue Between a Priest and a Dying Man

Eine Biographie des Marquis de Sade aus dem Spiegel-Archiv (1966)

Kommentare

  1. userpic
    calippus

    Vielen Dank für den Beitrag!

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