Wie aus dem Nichts Leben entstanden sein könnte.

Studie der Universität Cambridge zeigt, wie aus dem Nichts Leben entstanden sein könnte

Wie aus dem Nichts Leben entstanden sein könnte.

 

Die offene Frage nach der Entstehung der ersten Zellen vor Milliarden von Jahren ist eine der schwierigsten in der biologischen Grundlagenforschung und der Geschichte der Evolution und des Lebens. Obwohl bereits viele der Puzzlestücke zusammengesetzt werden konnten, tappen wir bei der Geschichte der Entstehung des Lebens noch ziemlich im Dunkeln. Ein Forscherteam an der Universität Cambridge meint jedoch, zufällig auf eine Antwort gestoßen zu sein, die noch dazu sehr überzeugend wirkt.

Die Entdeckung: Im Zuge routinemäßiger Tests zur Qualitätskontrolle entdeckte ein Mitarbeiter von Markus Ralser, der schließlich der Forschungsleiter des Projektes werden sollte, zufällig metabolische Prozesse dort, wo es im Grunde keine hätte geben sollen. Bisher herrschte in der wissenschaftlichen Gemeinschaft im Großen und Ganzen der Konsens, dass Ribonucleinsäure (oder RNA) der erste Grundbaustein des Lebens war, da sie Enzyme bildet, die komplexe Reaktionsketten wie etwa metabolische Prozesse in Gang setzen können. In Ralsers Labor fand man jedoch die Endprodukte des metabolischen Prozesses ohne jede Anwesenheit von RNA. Die Untersuchungsergebnisse weisen vielmehr darauf hin, dass komplexe und dem Leben zugrunde liegende Reaktionen wie diese unter den richtigen – und doch überraschend einfachen – Bedingungen spontan auftreten konnten.

„Es hieß immer, diese Pfade sähen zu komplex aus, als dass sie allein durch Umweltchemie zustande kommen könnten“, sagte Ralser im Gespräch mit NewScientist. „Dies ist das erste Experiment, das zeigt, dass es möglich ist, ohne RNA metabolische Netzwerke herzustellen.“

Überprüfung: Da Raslers Team im Grunde zufällig über diese Ergebnisse gestolpert war, wiederholten sie die Vorgänge mehrere Male und waren von den wiederholt erfolgreichen Ergebnissen angenehm überrascht. Als nächstes arbeitete Ralser mit dem geowissenschaftlichen Institut der Universität Cambridge zusammen, um herauszufinden, ob es im Ozean des Archaikums (der vor fast 4 Milliarden Jahren die Welt bedeckte) zu diesen Prozessen gekommen sein könnte – in einer Welt ohne Sauerstoff und ohne Photosynthese.

„Zu Beginn hatten wir gehofft, eine oder vielleicht zwei Reaktionen zu finden, aber die Resultate waren verblüffend“, sagte Ralser. „Wir konnten zwei metabolische Pfade fast vollständig rekonstruieren.“

Wenn diese metabolischen Pfade in Abwesenheit von RNA und in Umgebungen voll Eisen und anderer Metalle und Phosphat vorkamen, dann scheint es immer wahrscheinlicher zu sein, dass das Leben buchstäblich aus dem Nichts entstehen konnte und sich spontan auf eine Art gebildet hat, die bisher als unmöglich galt.

Was nun? „Ich glaube, diese Forschungsarbeit bringt wirklich Interessante Einsichten für die Anfänge des Lebens“, meint Matthew Powner vom University College London. „Bei den Anfängen des Lebens ist es wichtig zu verstehen, woher die Ausgangsmoleküle stammen.“

Raslers Team ist es erstmals gelungen zu zeigen, dass das Leben buchstäblich aus dem Nichts entstanden sein könnte. Dies könnte in der wissenschaftlichen Gemeinschaft natürlich ein bedeutender Fortschritt sein, auch wenn er bis auf weiteres nur ein Teil eines Gesamtbildes ist, an dem in jahrelanger Forschung gearbeitet wird. Diese Forschungsergebnisse können möglicherweise auch in der Debatte „Kreationismus oder Evolution“ eine Rolle spielen. Worauf Kreationisten oft hinweisen, ist die komplexe und schwer erklärbare Vorstellung, dass sich das Leben aus dem Nichts entwickelt haben könnte, und die Erklärungsversuche der Wissenschaft waren hier oftmals sehr lückenhaft. Die Forschungsergebnisse weisen jedoch darauf hin, dass diese Vorstellung nicht so weit hergeholt ist, wie sie scheint.

Übersetzung von: Daniela Bartl, Günter Dantrimont

 

 

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