Was geschieht, wenn wir uns von Angst, wirrem Denken, Ignoranz und Political Correctness leiten lassen bei der Begegnung mit einer Bedrohung unserer verfassungsmäßigen Freiheiten?
Wir verlieren alles
In den Vereinigten Staaten ruht das Vermögen, unsere Rechte auf Freiheit und das Streben nach Glück zu genießen, im Wesentlichen auf dem Schutz, den der erste Verfassungszusatz („First Amendment“) der Redefreiheit zukommen lässt, einschließlich ihrer logischen Konsequenz, die Religion unserer Wahl auszuüben, oder natürlich, sich zu keiner Religion zu bekennen. Daraus folgt, dass wir gleichermaßen diesen Teil der Verfassung energisch verteidigen und seine Infragestellung harscher Kritik unterwerfen sollten. Wenn wir einer Bedrohung der Redefreiheit ausweichen oder sie verschleiern, ob nun aus Angst, einen ungebührlichen Eindruck zu hinterlassen oder gar in Kenntnis realer Konsequenzen, riskieren wir, unsere Redefreiheit zu verlieren und alles, was wir an der Demokratie wertschätzen.
Sprache besteht aus Wörtern; Wörter, und wie wir sie verwenden, beides spielt eine Rolle. Entsprechend zeichnet sich in den Annalen selbstzerstörerischer politischer Dummheiten der Begriff der Obama-Administration für islamischen Terrorismus – „gewalttätiger Extremismus“ – aus als ungewöhnlich verdunkelnd, semantisch unseriös und feige. (Die Wendung schließt andere Arten terroristischer Glaubenslehren ein, aber jedermann begreift, welche spezielle gemeint ist.) Entstanden, als IS-inspirierte Angriffe die USA zu treffen begannen, übergeht die Formulierung unverblümt die motivierende Ideologie des „Islamischen Staates“ und gibt vor, Extremismus könne ohne Wurzeln, als grundloses, freischwebendes Phänomen existieren. Der Begriff war so offenkundig zum Zweck ersonnen, eine Erwähnung des Islam zu vermeiden, dass der republikanische Kandidat Donald J. Trump während seiner Präsidentschaftskampagne vielen wagemutig erschien, nur weil er von „islamischem Terrorismus“ sprach.
Dennoch – dass die abgestandene Phrase „gewalttätiger Extremismus“ geprägt werden würde, es war zu erwarten. Präsident Obamas wiederholte Erklärungen, der fragliche Glaube habe nichts zu tun mit all den Bombenattentaten, Enthauptungen und dem Schwingen von Macheten, begleitet vom Ruf „Allahu Akbar“, wirkten im besten Falle feige und im schlimmsten, als mache er sich mitschuldig. Hillary Clinton folgte Obamas thematischem Vorbild bis hin zu einer historischen Wahlniederlage.
Die Folgen von Obamas doppelzüngiger Islam-Reinwaschung bestehen fort, auch mit Trump im Weißen Haus. Mehr als zwei Monate nach seiner Amtseinführung widmet die Website des FBI immer noch eine Seite dem „gewalttätigen Extremismus"; für eine Erwähnung des „Islamischen Staates“ (der, wie man uns mit unerklärlicher vorschriftsmäßiger Gewissheit informiert, „nicht den Mainstream-Islam repräsentiert“), muss man sich durch drei Links klicken. Hingegen laufen beim FBI seit letztem Jahr ungefähr eintausend Terrorismus-Untersuchungen, von denen eine „signifikante Anzahl“ („Hunderte“) potentielle IS-Anhänger einschließen. Trotz dieses Wissens hielt es Obama für angebracht, darüber zu sinnieren, dass „Amerikaner durch ihre eigenen Badewannen gefährdeter sind als durch islamistische Terroristen“. Diese unverhohlen künstliche Gleichsetzung täuscht über das Offensichtliche hinweg. Nicht nur ist es ein Unfall, in der Badewanne auszurutschen und kein kaltblütiger Mord; ein Tod im Bad kann nicht Panik erzeugen und die öffentliche Meinung und Ordnung beeinflussen. Terrorismus, unübersehbar, sehr wohl.
Trump spricht offen davon, „der hasserfüllten Ideologie des radikalen Islam“ entgegenzutreten und behauptet, „mehr über den IS zu wissen als die Generäle“, aber die Vermutung, er habe keine Ahnung, wovon er redet, ist wohl verzeihlich. Allerdings sollte er zur eignen Orientierung schleunigst Ayaan Hirsi Ali hinzuziehen, die in Somalia geborene bekannte Intellektuelle, Autorin, Islam-Aussteigerin und furchtlose Lieferantin unbequemer Wahrheiten über ihre frühere Religion. Zu Obamas Badewannen-Geschwätz schrieb sie mir kürzlich per Email, dass „Badewannen keine Attentate planen. Schusswaffen und Autos auch nicht. Menschen tun es. Das Problem ist eines der Absichten, und es wirft die Frage auf, wie vorsätzliche Attacken, ausgeführt durch Einzelne im Namen einer Ideologie, zu verhindern sind, anstatt Bad- oder Autounfälle.“
Vermischung von Religion und Politik
Hirsi Ali ist leitende Wissenschaftlerin an der Harvard Kennedy School und Forschungsstipendiatin am Hoover-Institut der Stanford University. Für letzteres hat sie gerade eine umfassende, gründlich recherchierte Abhandlung publiziert: „The Challenge of Dawa: Political Islam and How to Counter It“ („Dawa“ ist genau genommen nur das arabische Wort für „Missionierung“, aber, wie Hirsi Ali erklärt, ist es angesichts der beunruhigenden Besonderheiten der islamischen Lehre in seiner Bedeutung „komplexer, böser und tiefgreifender“.) Der Präsident, jeder hochrangige Beamte im FBI und im Ministerium für innere Sicherheit und jedes Kongressmitglied sollte die Studie lesen; sofort.
Hirsi Ali behandelt ihr Thema umfassend, jede Aussage mit Fußnoten untermauernd; ich führe hier nur die wichtigsten Aspekte an. Ihre These: „Der enge Fokus der amerikanischen Regierung auf islamistische Gewalt führt zur Begrenzung unserer Optionen auf Werkzeuge wie militärische Intervention, elektronische Überwachung und Kriminaljustiz. Indem wir den Blick nur auf Gewaltakte richten, ignorieren wir die Ideologie, die diese Taten rechtfertigt, fördert, feiert und anregt.“
Wie inzwischen klar sein sollte, funktioniert dieser Ansatz nicht; die islamistische Bedrohung nimmt nicht ab. Das ist das Eine. Das Zweite: Die muslimische Bevölkerung in den USA dürfte sich (gemäß Pew Research Center) bis 2030 von 2.6 Millionen auf 6.2 Millionen mehr als verdoppeln. Hirsi Ali erinnert daran, dass die ausländischen Militärkampagnen gegen den islamistischen Terrorismus einen hohen Blutzoll und große Ausgaben forderten. Seit 2001 haben die Vereinigten Staaten 3.6 Billionen Dollar für Krieg und Wiederaufbau ausgegeben und über 5000 Soldaten verloren. Aber Hirsi Ali konzentriert sich auf den inneramerikanischen Teil des Problems, also werde ich das auch tun.
Die zentrale Herausforderung des Islam ist nach ihrer Meinung seine Vermischung von Religion und Politik. „Der Islam setzt eine staatliche Ordnung voraus, die elementar inkompatibel ist mit der amerikanischen Verfassung und dem Wesen der Freiheit, die die Grundlage des „American Way of Life“ bilden... Das Endziel der „Dawa“ ist die Zerstörung der politischen Institutionen einer freien Gesellschaft und ihre Ersetzung durch die Regeln der Scharia. Die Trump-Administration muss sich entschließen, dieser Ideologie entgegenzutreten; eine „Dawa-Gegenstrategie“ ist vonnöten. Sie muss weiterhin verstehen, dass der IS mehr als nur „etwas“ mit dem Islam zu tun hat. Für ein tieferes Verständnis dessen empfiehlt Hirsi Ali in einer Email an mich, „über den frühen Zeitraum der Gründung des Islam nachzulesen, speziell Mohammeds Zeit in Medina; die Militäraktionen, die Körperstrafen, die kriegerischen Koranverse, die Aussagen, die dem Propheten zugeschrieben werden. Sie bieten dem 'Islamischen Staat' eine Menge Material, mit dem er arbeiten kann.“
Nach wie vor glaubt Hirsi Ali an die Reformierbarkeit des Islam, daran, dass keineswegs alle Muslime zur Gewalt neigen oder die Scharia wollen und dass die „Reform nur von Muslimen bewerkstelligt werden kann.“ Sie erinnert uns, dass Obama sagte, er glaube das auch. „Das“, so fügt sie hinzu, „ist eines der größten Rätsel der Staatstätigkeit unserer Zeit – wie kann ein intelligenter Präsident wie Barack Obama persönlich Reformen innerhalb des Islam befürworten und dennoch in seiner praktischen Politik nicht gewillt sein, irgendetwas für aufrichtige muslimische Reformer zu tun und stattdessen Islamisten wie der Muslimbruderschaft in Ägypten mehr Macht geben? Eine riesengroße verpasste Gelegenheit; dafür zahlen wir jetzt den Preis des Aufstiegs des politischen Islam weltweit.
Am meisten beunruhigt sie, wie die Vereinigten Staaten auf die islamistische Bedrohung reagieren.
Vor einer eingehenden Befassung mit Hirsi Alis Ratschlägen seien die Voraussetzungen ihrer Argumentation angeführt. Den Islam kennzeichnen die übernatürlichen Charakteristika seiner abrahamitischen Vorläufer; darüber hinaus präsentiert er eine Ideologie der zeitlichen Herrschaft und Unterwerfung. Immerhin bedeutet „Islam“ „Unterwerfung“ – der Menschheit, unter den Willen Gottes, hier auf Erden. Schon der Name des Glaubens bekundet sein Wesen, eine Konfrontation einschließend zwischen einer befehlenden Gottheit und einem Sterblichen, der gehorcht; und wehe, er tut es nicht. Nirgendwo in den grundlegenden Texten des Islam existiert eine Entsprechung zu Jesus´ „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“. Die Texte des Islam predigen keine Trennung zwischen Moschee und Staat; alles gehört Gott.
Feindlich gegenüber jedem Wert der Aufklärung
Das Unterwerfungs-Edikt des Islam gilt nicht für Muslime allein, sondern für die ganze Menschheit. „Leuten der Schrift“ (Ahl al-kitāb), Juden und Christen also, werden im irdischen Leben mildernde Umstände zugebilligt, aber der Koran, von Muslimen als das perfekte, unveränderliche Wort Gottes betrachtet, lässt keinen Zweifel daran, dass auf Ungläubige das Höllenfeuer wartet. Man darf sich keiner Täuschung hingeben – eine von einem unreformierten Islam beherrschte Zukunft wäre grauenvoll, feindlich gegenüber jedem Wert der Aufklärung, jedem freiheitlichen Prinzip, gegenüber unserer verfassungsmäßigen Ordnung und dem Schutz, den sie Minderheiten-Rechten aller Art gewährt (Frauenrechte, LGBT-Rechte etc). Dabei ist unerheblich, dass eine solche Zukunft nicht wahrscheinlich ist; die Bedrohung kommt von jenen, die sie herbeiführen wollen. Sie – und nicht Hirsi Ali – sind diejenigen, die uns nötigen, dieses Gespräch zu führen.
Hirsi Ali ist besorgt über die bedrohliche politische Ideologie, von der „Dawa“ durchdrungen ist. Dawa, wie sie von Islamisten praktiziert wird, zielt gleichermaßen auf die Konversion von Nicht-Muslimen zum Islam wie, so Hirsi Ali, „auf das Einimpfen islamistischer Sichtweisen bei Muslimen.“ Dawa ist der „subversive, indoktrinierende Vorläufer des Dschihad.“ Insofern stellt Dawa eine Bedrohung dar, aber da sie „vorgeblich eine religiöse, missionierende Tätigkeit ist, stehen ihre Vertreter unter einem viel ausgedehnteren Schutz der Gesetze freier Gesellschaften als in der Vergangenheit Marxisten oder Faschisten.“ Behörden fallen darauf herein, islamistische Gruppen allein deshalb als „Vertreter moderater Muslime zu betrachten, weil sie sich nicht an Gewalttaten beteiligen.“
Hirsi Ali nennt die bekanntesten Islamisten-Organisationen, darunter solche, die als „Vertreter des Mainstream“ von der Presse oft unkritisch zitiert werden. Darunter der „Rat für amerikanisch-islamische Beziehungen“ („Council on American-Islamic Relations“), der „Muslimische Rat für öffentliche Angelegenheiten“ („Muslim Public Affairs Council“) und die Muslimbrüder. Ja, die Muslimbruderschaft, die die New York Times kürzlich als „die vielleicht einflussreichste Islamistengruppe im Mittleren Osten“ bezeichnete, aber auch davor warnte, sie zur Terrororganisation zu erklären. (Vor dieser eiligen Inschutznahme hätte die Times die Parole der Bruderschaft zur Kenntnis nehmen können: „Allah ist unser Ziel; der Koran ist unser Gesetz; der Prophet ist unser Führer; der Dschihad ist unser Weg; Sterben auf dem Wege Allahs ist unsere größte Hoffnung.“)
Diese Gruppen nehmen für sich in Anspruch, die Gemeinschaft der amerikanischen Muslime zu repräsentieren, sprechen nicht für moderate muslimische Reformer (mit denen die USA, so Hirsi Ali, sich verbünden sollten) und profitieren vom Schutz der Verfassung. Hirsi Ali erinnert daran, dass „Radikalisierung“, also ein starkes Bekenntnis zu islamistischen Positionen, kein Verbrechen ist, solange sie nicht zu Gewalt führt. Nun entspringt Gewalt (Terrorismus) aber bisweilen aus den provokativen Glaubenssätzen von Dschihad (Kampf für den Islam ist Pflicht) und Märtyrertum (der Tod im Dschihad garantiert den Eintritt ins Paradies). Dschihad und Märtyrertum sind Mainstream-Islam. Zu Einwänden, dass Dschihad nicht unbedingt Gewalt bedeuten muss, sagt Hirsi Ali: „Viele amerikanische Funktionäre lassen sich von Islamisten und angeblichen Experten mit der Behauptung beschwatzen, „Dschihad“ bezöge sich auf ein spirituelles Streben.“ In der islamischen Tradition kam der Dschihad des Schwertes historisch aber zuerst, mit primärer Geltung. Erst später, nach der Gründung des Islam, wurden weitere Bedeutungen wie „spirituelles Streben“ hinzugefügt.
Das eigentliche von Hirsi Ali in ihrer Studie benannte Problem: Jegliche islamistische Organisation, die nicht al-Qaida ist, wird als „moderat“ wahrgenommen. Bevor man sich auf solche Gruppierungen einlässt, sollte das FBI ihren ideologischen Hintergrund durchleuchten, um „sicherzustellen, dass sie nicht einer islamistischen Agenda verpflichtet sind“, und wenn sich eben das herausstellt, sollte die Bundessteuerbehörde ihre Steuerbefreiung widerrufen. (Was natürlich bedeutet, dass die maßgeblichen Stellen in der Regierung jene islamistische Agenda studieren müssen, um sie zu erkennen.) Desgleichen sollte das Ministerium für innere Sicherheit „Einwanderer und Flüchtlinge einer ideologischen Prüfung unterziehen.“ Weiterhin wünscht Hirsi Ali sich, die Regierung möge der Einreise jener den Vorrang geben, „die ihre Loyalität zu den Vereinigten Staaten gezeigt haben“ und öffentlich angestellte islamische Geistliche überprüfen. Dass solche Vorschläge in manchen Ohren extrem klingen, zeigt nur, wie weit der öffentliche Diskurs über den Islam vom Pfad abgekommen ist. Schließlich spricht sie sich dafür aus, Moscheen und islamische Zentren, die „glaubhaft subversiver Aktivitäten verdächtigt werden, in zumutbarer Weise zu überwachen.“
Würde diese gesteigerte Aufmerksamkeit der Regierung nur „in die Hände der Islamisten spielen“ und sie gewissermaßen aufstacheln, Terroristen zu rekrutieren? Wenn Ihre Antwort „ja“ lautet, dann erkennen sie das Gewalt-induzierende Potenzial der islamischen Doktrin an, wie auch die Bereitschaft immerhin einiger Muslime, entsprechend zu handeln.
„Islamophobie“, diese Blockade-Vokabel der freien Rede
Hirsi Ali erläutert: „Der grundlegende Unterschied zwischen der Gestaltung des politischen Islam und jener der Freiheit liegt in ihren verschiedenen Betrachtungsweisen menschlichen und individuellen Lebens. Die amerikanische Verfassung gewährt jedem einzelnen Menschen natürliche, unveräußerliche, gottgegebene Rechte“, die die Regierung zu schützen hat. Die Scharia hingegen annulliert und ersetzt diese Rechte durch sich selbst; „für Vertreter des politischen Islam ist das individuelle menschliche Leben nur ein Instrument“, kein Zweck an sich. Das „Endziel der Dawa ist... unislamische politische Ordnungen abzuschaffen und sie durch jene der islamischen Gesetzgebung zu ersetzen.“ Deshalb, hebt Hirsi Ali hervor, „stehen Dawa-Aktivitäten in Ländern mit muslimischer Mehrheit unter strenger Aufsicht.“ Dagegen neigen ahnungslose Westler dazu, „nur die humanitäre Seite der Dawa-Bemühungen zu sehen.“ (Wenngleich nicht alle, bemerkt sie – der niederländische Geheimdienst bestätigte schon 2004 den subversiven Charakter „radikaler Dawa-Aktivitäten“.)
Gegenüber jenen, die sie der Panikmache bezichtigen, kontert Hirsi Ali mit dem graduellen und zersetzenden Einfluss der islamistischen Teilhabe am öffentlichen Leben. Folgende Hinweise darauf würde ich hinzufügen: Die Furcht, aus der heraus die Medien aufhörten, Charlie-Hebdo-Cartoons zu zeigen, nachdem im Jahr 2015 Islamisten die Mitarbeiter des Magazins niedergemetzelt hatten; wie im selben Jahr die strittig gehandelte Anti-Dschihad-Aktivistin Pamela Geller für ihren „Wir zeichnen Mohammed"-Wettbewerb von CNN in die Mangel genommen wurde; die Häufigkeit, mit der das Wort „Islamophobie“, diese Blockade-Vokabel der freien Rede, die Presse vollkleistert; die auf ehemalige Muslime gerichteten Drohungen, zu nennen Sarah Haider (Mitbegründerin von „Ex-Muslims of North America“) und natürlich Hirsi Ali selbst. Es gibt viele weitere Beispiele; am besorgniserregendsten aber ist die Unterstützung, sei sie stillschweigend oder in Unkenntnis, durch viel zu viele Bürger einer der fortgeschrittensten Demokratien der Welt für einen engstirnigen Glauben und seine rückwärtsgewandten Gepflogenheiten. In einem Land, das auf den Rechten der Redefreiheit und des Strebens nach Glück gründet, ist all das skandalös. Oder sollte es wenigstens sein.
Hirsi Ali empfiehlt Änderungen in der amerikanischen Diplomatie – im Wesentlichen, dass ausländische Regierungen nicht weiterhin islamistische Aktivitäten in den USA „als Bedingung ihrer Freundschaft“ unterstützen und dass entsprechende Missetäter „mit Handelssanktionen oder Kürzungen von Hilfszahlungen bestraft werden.“ Wie das auf Bündnisse mit etwa den Golfstaaten wirken würde, lässt sich nicht vorhersagen (wenngleich sie nicht auf Freundschaft beruhen, sondern kalkulierten Eigeninteressen), aber Hirsi Alis Kernaussage ist naheliegend; Verbündete sollten nicht danach streben, einander zu untergraben, und genau das tut Saudi-Arabien mit seiner Finanzierung wahhabitischer Unternehmen in den Vereinigten Staaten.
Jegliche Diskussion des Islam führt heutzutage hin zu Trumps Markenzeichen, seiner Kampagne zu der Einwanderung von Muslimen in die Vereinigten Staaten. Wie oben erwähnt werden im Jahr 2030 amerikanische Muslime 6.2 Millionen zählen. Das entspricht, wie Hirsi Ali verrät, „mehr als der doppelten jährlichen Wachstumsrate Frankreichs“ (das mittlerweile im zweiten Jahr unter seinem Ausnahmezustand leidet, verkündet nach einer Welle islamistischer Angriffe). Hirsi Ali beobachtet, dass mehr als ein Drittel der Immigranten aus Pakistan, Bangladesch und dem Irak kommen wird, Ländern, in denen (wiederum gemäß Pew Research) überwältigende Mehrheiten „Ansichten vertreten, die von den meisten Amerikanern als extrem angesehen würden“, etwa über Einführung der Scharia, Steinigung von Ehebrechern, Homosexualität; etwa die Hälfte von ihnen befürwortet die Todesstrafe für Islam-Aussteiger und mehr Schreckliches. Weiterhin halten maßgebliche Minderheiten in diesen Ländern Selbstmordattentate für „gelegentlich gerechtfertigt“.
„Leute mit solchen Ansichten sind eine Bedrohung für uns alle“ folgert Hirsi Ali unverblümt. „Die meisten werden sich nicht dem Terrorismus zuwenden, aber ihre Haltungen implizieren zumindest eine Abneigung gegen die hart erkämpften Errungenschaften westlicher Feministen und Aktivisten für Minderheitenrechte und im schlimmsten Falle die Bereitschaft, bei Gewalt und Einschüchterungstaktiken etwa gegen Apostaten und Dissidenten ein Auge zuzudrücken. Nahezu die Hälfte der befragten amerikanischen Muslime ist der Meinung, dass die Anführer ihrer Gemeinschaften „gegen islamistische Extremisten nicht genügend die Stimme erheben“ und mehr als ein Fünftel glaubt, dass es ein nicht geringes Quantum an Extremismus-Unterstützung in ihren Gemeinden gibt. Nichtmuslime, die solche Ängste äußern, erleiden Schmähungen als „Islamophobe“ und „Rassisten“. Das Problem ist weiterhin ein ideologisches, nicht aber eine Frage der Demographie und sicherlich keine der Hautfarbe; ungefähr einer von vier amerikanischen Muslimen ist ein Konvertit.
Strenge Überwachung ist aber keine Lösung
Gemäß der von Hirsi Ali präsentierten Untersuchungen „sind sich Regierungen in Ländern mit muslimischen Mehrheiten sehr wohl der Verbindung zwischen Dawa und Dschihad bewusst, weshalb sie Dawa-Aktivitäten streng überwachen. Strenge Überwachung ist aber keine Lösung des Problems 'Dawa'; sie vertagt nur die Auseinandersetzung mit ihr. Im Kontrast dazu sind westliche Regierungen gemeinhin islamistischer Ideologien und Strategien unkundig.“
Solcherart Ignoranz bringt bei der öffentlichen Sicherheit grobe Fehler hervor und gefährdet uns alle. Hirsi Ali unterbreitet in dieser Beziehung eine grimmige, unabweisbare Litanei. Obwohl er offen seine Unterstützung für Hamas und Hisbollah bekundet hatte, wurde Abdurahman Alamoudi in den Neunzigern von der US-Regierung ermächtigt, muslimische Militärgeistliche zu bestimmen; er stand Seite an Seite mit Präsident Bush bei einer Pressekonferenz in der Folge des 9/11-Attentats. Indes wurde er im Jahre 2003 als Beteiligter eines Komplotts verhaftet, den saudischen Kronprinzen Abdullah zu ermorden; später stellte sich heraus, dass er „einer der Haupt-Geldbeschaffer al-Qaidas war.“
Der Geschäftsführer des „Council on American-Islamic Relations“, Nihad Awad, bezichtigte die US-Regierung einer „Hexenjagd auf Muslime“ wegen der Durchsuchung der Büros von Ghassan Elashi, dem Mitbegründer der „Holy Land Foundation for Relief and Development„. „Elashi wurde später angeklagt und verurteilt, Gelder an die Hamas durchgeschleust zu haben.“ (Dieser beunruhigende „unglückliche Zufall“ hielt das FBI nicht davon ab, CAIR später dafür zu danken, „die Sicherheit des Landes zu wahren“.) Das FBI weigert sich, mit Islamisten in den „Krieg der Meinungen“ einzutreten und „vergeigte“ daher seine Sache ernstlich, als es den islamischen Geistlichen Anwar al-Awlaki viermal vernahm, bevor er sich in den Jemen aus dem Staub machte, um dort den Dschihad zu predigen. (2011 wurde er von einer Drohne getötet.) Später in jenem Jahr drängte eine Koalition islamistischer Gruppen den nationalen Sicherheitsberater John Brennan, „aus dem bundesstaatlichen Trainingsmaterial alle parteiischen islamkritischen Stellen zu streichen.“ Brennan kam dem gebührend nach, strich 876 Seiten und 392 Präsentationen, die islamistische Empfindlichkeiten beleidigen könnten, die aber zweifellos Problemanalytiker über die Gefahr hätten erleuchten können. Man fragt sich, ob in der Folge terroristische Attacken hätten verhindert werden können, wäre Brendan nicht so gehorsam gegenüber islamistischen Bedenken gewesen.
Hirsi Ali erklärt, dass „angesichts einer ernsthaft umstürzlerischen Bedrohung sowohl die Exekutive als auch die Legislative das Recht haben, eine Balance neu zu bewerten, die es immer wieder, auch unter Schwierigkeiten, zu finden gilt; nämlich zwischen den Idealen individueller Freiheit und den Geboten der nationalen Sicherheit. Lediglich terroristische Netzwerke im Ausland ihrer führenden Köpfe zu berauben „kann nicht als eine hinreichende Antwort auf die Bedrohung erachtet werden, der wir ausgesetzt sind.“ Das sich als Religion maskierende islamistische politische Dogma mit Dawa, seinem Mittel der Verbreitung, erfordert Aufmerksamkeit.
Wenn Hirsi Alis Kritiker versucht sind, Statistiken zu zitieren, die die Bedrohung herunterspielen, dann müssen sie erklären, wann – nach wie vielen weiteren Toten – sie Maßnahmen für nötig halten würden. Die Verewigung der „Illusion, es könne irgendwie eine Grenze gezogen werden zwischen dem Islam, 'einer Religion des Friedens', dem eine moderate Mehrheit anhängt, und 'gewalttätigem Extremismus', den eine kleine Minderheit betreibt“, ist keine Antwort. Freimütig mit der islamistischen Ideologie umzugehen wäre eine.
Das bedeutet, mit Muslimen offen und vernünftig darüber zu sprechen. Hirsi Ali: „Wenn wir offen reden, können wir Muslime fragen: Was muss reformiert werden, und wie können Muslime es bewerkstelligen, problematische Lehrsätze zu reformieren? Wenn wir leugnen, dass die Gesetze des Mainstream-Islam (Scharia) reformbedürftig sind, dann stärken wir nur die Islamisten.“ Hinzufügen würde ich, dass wir uns daran erinnern sollten, worum es geht, unsere Angst ablegen, Anstoß zu erregen und uns die heilsame Wirkung freier Rede ins Gedächtnis rufen. Milton´s weise Worte klingen zu uns, durch die Jahrhunderte: „Lassen wir Wahrheit und Unwahrheit miteinander ringen. Wann jemals hat in einer offenen und freien Auseinandersetzung die Wahrheit verloren? Die beste und sicherste Unterdrückung der Unwahrheit ist ihre Widerlegung.“
Hirsi Alis Studie enthält vieles weitere von Bedeutung; lesen Sie sie selbst. Die sie überspannende Botschaft: Die Vereinigten Staaten müssen am Ende einstehen für die Werte, auf denen sie gegründet wurden.
Unsere Gefahr liegt darin, Ayaan Hirsi Alis Worte zu missachten.
Übersetzung: Harald Grundner und Jörg Elbe
Jeffrey Tayler ist ein freier Redakteur des „The Atlantic“. Er ist Autor von sieben Büchern inklusive „Angry Wind”, „River of No Reprieve” and „Murderers in Mausoleums”.
Auf Twitter folgen: @JeffreyTayler1
Dieser Artikel ist ursprünglich zuerst auf Quillette erschienen.
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