Glauben statt Wissen

Kommentar zu „Gender-Studies“
Eine indoktrinäre Pseudowissenschaft, die wesentliche biologische Prinzipien verleugnet, macht sich an Deutschlands Universitäten breit. Warum wehrt sich niemand dagegen?

Glauben statt Wissen

Die moderne Welt im trüben Licht der Gender-Studies

Im Juli gab der Kasseler Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera einem Radiosender ein Interview zum Thema „Gender-Mainstreaming“. Darin griff er die um sich greifenden „Gender-Studies“ an deutschen Universitäten an. Kutschera kritisierte, dass mit dieser angeblichen Forschung eine „quasi- religiöse Strömung gleich einem Krebsgeschwür“ an Hochschulen Fuß fasse, und verglich die Genderbewegung mit spirituellen Praxen und sektenförmigen Strukturen. Eindringlich warnte er vor einer bevorstehenden „Genderisierung der Biologie“.

Er sehe enorm viele Parallelen der Genderforschung mit dem biologisch ebenfalls unsinnigen Kreationismus, so Kutschera weiter. Das alles habe mit Naturwissenschaft nichts zu tun, denn: „Naturwissenschaftler erforschen reale Dinge, die wirklich existieren“; die Genderisten hingegen theoretisierten vor sich hin und würden die biologischen, durch Experiment und Beobachtung gesicherten Grundlagen völlig außer acht lassen: „Das ist eine feministische Sekte, die uns da ihren Unsinn aufdrückt.“

Droht eine Genderisierung der Biologie?

Man sollte meinen, dass der Evolutionsbiologe für seine harschen, in der Sache jedoch zutreffenden Worte aus Naturwissenschaftlerkreisen lauten Beifall erhalten habe. Leider war es nicht so. Zwar berichtet Kutschera, er habe „tonnenweise zustimmende Mails von Männern und Frauen aus ganz Deutschland“ erhalten, und ein Blick in die Online-Foren diverser Zeitungen offeriert das gleiche Bild: die Gender-Ideologie wird von der Bevölkerung zweifellos mehrheitlich abgelehnt. Nur ausgerechnet im deutschen Biologenwald herrscht bislang duckmäuseriges Schweigen.

Derweil schwoll an Kutscheras Heimatuni dem Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) der Kamm: Er beschwerte sich bei der Universitätsleitung über den aufmüpfigen Professor. Wir zitieren aus dem Brief des AStA an das Uni-Präsidium:

Unserer Auffassung nach sind die Behauptungen Kutscheras bezüglich der Genderforschung unhaltbare Unterstellungen (...) Das Interview schadet unserer Auffassung nach dem Ansehen der Universität Kassel. (...) Dementsprechend fordern wir Sie auf zu dem Interview (...) in einer für die Öffentlichkeit geeigneten Form Stellung zu nehmen.

Raten Sie mal, wie Kassels Universitätspräsident Rolf-Dieter Postlep auf das Ansinnen des AStA reagierte? Genau: Er kuschte vor den paar erzürnten Studenten, die das Fehlen rationaler Argumente mit Lautstärke übertünchten, und erteilte seinem verdutzten Professor eine phrasenverpackte Rüge: Die Universität Kassel begreife Gleichstellung und Diversity „als zentrale Themen ihrer Entwicklung“; man pflege eine „von gegenseitiger Anerkennung und Teilhabe aller Mitglieder der Hochschule geprägte Organisationskultur“, und werde „mit Herrn Prof. Kutschera das Gespräch suchen, um ihn an diese Grundsätze zu erinnern“.

Mit anderen Worten: Nach Meinung ihrer Universitätsleitung dürfen Kasseler Professoren das Treiben von Kollegen nicht öffentlich kritisieren – selbst wenn diese dogmatisch arbeiten und ihre Tätigkeit offenkundig die an Wissenschaft gestellten Mindestanforderungen verfehlt.

Die Reaktion des Uni-Präsidiums erstaunt nicht wirklich. Vor neun Jahren berichtete Laborjournal über anthroposophische Umtriebe am Agrarwissenschaftlichen Institut der Uni Kassel („Der Gnomen-Klüngel“, LJ 2006/12). Zum Besseren geändert hat sich seitdem nichts.

Ein bestimmtes Thema wie in diesem Fall „Gender“ ist aber nicht schon allein deswegen Wissenschaft, weil es von Professoren an Universitäten betrieben wird. Dazu braucht es weit mehr: ernsthafte, planmäßige Versuche, um in systematischer und nachprüfbarer Weise die Wahrheit herauszufinden und so neue Erkenntnisse zu gewinnen. Eine Weltanschauung wie „Gender-Studies“ ist daher keine Wissenschaft, da sie eine Verifizierung weitgehend ablehnt und wesentliche naturwissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert oder leugnet. Einige Beispiele hierfür:

Was Gender-Studies uns lehren wollen

Der Genderforscher Heinz-Jürgen Voß lehrt an der Hochschule Merseburg unter anderem „Angewandte Sexualwissenschaft“. Er behauptet, es gäbe „unzählige“ Geschlechter, und dass „X- oder Y-Chromosom nicht bestimmen, ob wir Penis oder Vagina bekommen“. Die biologische Zweiteilung, die fälschlicherweise auch im Biologiestudium vermittelt werde, hätten die Nazis [sic!] erfunden und müsse abgeschafft werden. Weiter behauptet Voß, dass Biologie und Medizin „weit davon entfernt“ seien, ein einigermaßen überzeugendes Modell von Geschlechtsentwicklung vorzuweisen.

Damit geht Voß mit der Gendertheorie konform, welche besagt, dass es gar keine Geschlechter wie Mann und Frau gebe.

Die Germanistin Franziska Schößler lehrt an der Universität Trier Drama und Theater; Literatur und Ökonomie; kulturwissenschaftliche Literaturtheorie – und: Gender Studies. Schößler schreibt in ihrem Werk Einführung in die Gender Studies: „Es sind vor allem kulturelle Akte, die einen Mann zum Mann machen.“ Kein Wort von Geschlechtschromosomen und Hormonen.

Die Absurdität der Gender-Studies illustriert auch die Hamburger Genderforscherin Hannelore Faulstich-Wieland, die sagt, es habe „gesellschaftliche Gründe“, wenn Männer im Marathonlauf schneller seien als Frauen und überhaupt:„Naturwissenschaft ist eine Konstruktion.“

Nach Medienangaben existieren in Deutschland mittlerweile fast 200 Professuren für „Gender-Studies“. Wo bleibt der breite, energische Widerstand der Biologieprofessoren?

Winfried Köppelle ist Redaktionsmitglied des Laborjournals

http://www.laborjournal.de

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Kommentare

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    Helge Hirn

    Seit Generationen wird ideologiefreies Forschen und Denken unterdrückt. Esther Vilar wurde bereits in den 1970er Jahren von Feministinnen zusammengeschlagen, mit Mord bedroht und in Emigration gewzungen. Meine Argumente gegen Genderideologie und Feminismus werden seit bis zu 30 Jahren unterdrückt, verschwiegen, bis vor kurzem nicht verlegt, verhöhnt, auf persönlicher Tiefschlagsebene diffamiert. Teilweise endlich erhältlich als Buchreihe "Die beiden Geschlechter" von Jan Deichmohle. http://www.amazon.de/s/field-keywords=Deichmohle+Geschlechter

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      Albert Ott

      Tut mir Leid, aber dieser Artikel ist saudumm. Geschrieben von Konservativen Reformationsfeinden im Weisskittel. Gender Studies sind ein neues Paradigma. Wie immer werden hier neue Ansätze kathegorisch abgelehnt, weil scheinbar die "Grossen Denker der Naturwissenschaften" in ihren alten Denkensansätzen eingerostet sind. Dawkins wird Senil. Graue Masse weicht Kalk. Ich halte Gender Studies für eine wichtige progressive Disziplin. Dass die Wissenschaft stets Angst vor ihrer eigenen Reformation hat, ist bekannt. Daher überrascht es wenig dass einige reaktionäre Empirisch-Orthodoxe Vollpfosten sofort den "Pseudo-Hammer" schwingen. Was dem ganzen allerdings die Krone aufsetzt, ist die Gleichstellund dieser durchaus seriösen Geisteswissenschaft mit "Spirituellen Praxen". Ich fürchte derjenige, der diese Formulierung ersann hat nicht die geringste Ahnung, worum es eigentlich geht. "Buu-Huu, diese ollen Feministen vergiften den Geist unserer Intelektuellen mit Paradigmaübergreifender Forschung! Bald sind hier sicher alle Schwul!". Diese Scheiss-reaktionären Phallokraten die mittlerweile den Materialismus für sich entdeckt haben, und sich daher für noch-so Visionär und progressiv halten sind kein Stückchen besser als die Wissenschaftler der Prärenaissance, die damals neue Erkenntnisse der Medizin verschrien haben. So. Ich muss dazu sagen, dass ich selber Schwul bin, und mein Freund Transgender. Beschäftigt man sich auch nur annähernd mit der Gender-Frage, so wird man feststellen, dass es dort einige Zusammenhänge gibt, die heut noch keiner ahnt.

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        Gisela Müller-Plath

        “Kategorisch“ kommt nicht von “Katheder“, auch nicht von “Katheter“... Tja, Fremdwörter sind eben Glückssache ;-)

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