„Humanismus muss über aggressive atheistische Ablehnung hinausgehen“

In den vergangenen Jahren gab es keinen Mangel an Büchern, die gegen Religionen argumentierten, doch nur wenige, die sich positiven Alternativen widmeten. Mit seinem Buch „Life after faith“ – Leben nach dem Glauben – versucht nun auch der britische Wissenschaftsphilosoph Philip Kitcher, diese Lücke zu schließen.

„Humanismus muss über aggressive atheistische Ablehnung hinausgehen“

Samira Shackle, freie Journalistin und Redakteurin beim Magazin New Humanist, sprach mit Philip Kitcher, der derzeit an der US-amerikanischen Columbia University lehrt, über sein Ende vergangenen Oktober erschienenes Buch Life after Faith – The Case for Secular Humanism.

Ihr Buch handelt davon säkularen Humanismus als „positive Position“ darzustellen. Denken Sie denn, dass er oft negativ ist? Und wenn ja, auf welche Weise?

Philipp Kitcher: Ich möchte säkularen Humanismus von Atheismus unterscheiden. Atheismus ist einfach nur eine negative Position: er besteht darin, die Existenz von Gott (oder von Göttern) zu bestreiten. Viele Atheisten, insbesondere die „neuen Atheisten“ (von denen Richard Dawkins der prominenteste ist) konzentrieren sich auf die Anhäufung von Argumenten für die Nicht-Existenz von übernatürlichen Wesen. Sie glauben (korrekterweise), dass es für Menschen eine schlechte Sache ist, an falsche Doktrinen zu glauben – und engagieren sich folglich in einem Kreuzzug, um eine bestimmte Art falschen Glaubens vom Antlitz der Erde zu tilgen.

Ich sehe säkularen Humanismus als eine positive Perspektive auf das Leben, eine die es Menschen ermöglicht, volle und sehr lohnenswerte Leben ohne Religion zu leben. Also muss säkularer Humanismus in zwei Dimensionen über Atheismus hinausgehen. Zuerst muss er diejenigen Religionen befragen, die sich keinen Gottheiten verpflichten oder die ihre zentralen Doktrinen nicht als wörtliche Wahrheiten begreifen. Zweitens kann er nicht damit aufhören, wenn doktrinäre Glaubensvorstellungen beiseite geräumt worden sind, sondern muss etwas anbieten, um das zu ersetzen, was viele Menschen in religiösem Leben und religiöser Praxis finden: Anleitung, Hilfe und Trost.

Lügen zu glauben ist normalerweise schlecht. Trotz können Menschen schlechte Dinge passieren. Sie hilflos und verletzlich zu belassen, wird nicht ihr Los verbessern. Daher muss säkularer Humanismus über die schroffe – und oft aggressive – atheistische Verneinung hinausgehen.

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