Schulstreit um Kreuze spitzt sich zu « DiePresse.com

In einer Wiener Volksschule fordern einige Eltern Auskunft über das Religionsbekenntnis der Schüler. Die Initiative „Religion ist Privatsache“ droht mit einer Anzeige.

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Wien. Der Streit um das Kreuz in einer Volksschule in Wien Neubau geht in die nächste Runde. Eine konfessionslose Mutter verlangt nun – gemeinsam mit vier anderen Eltern – via Anwalt Auskunft über das Religionsbekenntnis aller Schüler. Die Frau, die anonym bleiben möchte, will damit erreichen, dass die Kreuze, die in einigen Klassenzimmern der Volksschule hängen, abgenommen werden.

An diesem Punkt war man in der Volksschule in der Zieglergasse schon einmal: im Mai dieses Jahres. Damals sollen – nach der Beschwerde derselben Mutter – die Kreuze in den Klassenzimmern abgehängt worden sein. Bereits hier gehen die Informationen aber auseinander. Wurden im Frühjahr alle Kreuze in der Schule entfernt (wie die betroffene Mutter meint)? Wurde nur jenes im Klassenraum des betroffenen Kindes abgenommen (wie die Obfrau des Elternvereins sagt)? Und wurden Kreuze seit Mai wieder neu angebracht oder nicht?

Schon allein daran zeigt sich, wie umstritten und wie heikel das Thema Kreuz ist – das vor nicht allzu langer Zeit für den Kindergarten vor dem VfGH ausgefochten wurde. Entscheid: Solange mehr als die Hälfte der Kinder christlichen Bekenntnisses sind, ist ein Kreuz zulässig (siehe Infobox).

Bisher keine Daten

Ähnlich klingt die entsprechende Regelung im Wiener Schulgesetz: Dort ist festgeschrieben, dass an Pflichtschulen, an denen die Mehrheit der Schüler christlichen Religionsgemeinschaften angehört, in allen Klassenzimmern Kreuze aufzuhängen sind. Wie vorzugehen ist, wenn aber weniger als die Hälfte der Schüler Christen sind, ist allerdings im Gesetz nicht festgehalten. Die Entscheidung darüber treffe der jeweilige Schulleiter, heißt es aus dem Stadtschulrat.

Genau hier hakt es gleich zweifach. Denn wie viele der Schüler in der Zieglergasse in diesem Schuljahr christlichen Glaubens sind, ist laut der Mutter unklar. Man habe sich im laufenden Schuljahr vergeblich bei der Schule um die Zahlen bemüht. Wenn mehr als die Hälfte der Schüler Christen seien, würde sie die Kreuze natürlich akzeptieren, sagt sie der „Presse“. Sie geht aber davon aus, dass dem nicht so ist. „Sonst würden ja wohl in allen Klassen Kreuze hängen.“

Im Vorjahr hatte sich die Direktorin (die inzwischen im Ruhestand ist) bereit erklärt, die nötigen Informationen herauszugeben, woraufhin Kreuze entfernt wurden. Die neue Schulleiterin will zu der Causa nichts sagen. Aus dem Stadtschulrat heißt es dazu: Die Anfragen der Eltern seien eben erst eingelangt. Solange keine Rückschlüsse auf einzelne Schüler gezogen werden könnten, stehe einer Auskunft nichts entgegen.

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Kommentare

  1. userpic
    God4nubis

    Meiner Meinung nach haben religiöse Symbole einen festen Platz in der Schule, allerdings als Anschauungsmaterial und nicht als fester Wandschmuck. Die Schule soll Wissen vermitteln und keine Präferenzen von Religionen vertreten. Die Entscheidung, ob ein Kreuz hängen soll an der Menge der "christlichen Kinder" festzumachen ist nun wirklich lächerlich, da im Kindesalter die Konfession der Eltern meist vergleichsweise unkritisch übernommen wird. Das Thema finde ich überhaupt nicht heikel, es gibt einfach keinen guten Grund Religion und Schule zu mischen (außer im Geschichtsunterricht z.B.).

    Auf dem Bild sieht man auch einen Weihnachtsbaum. Ich habe keine Probleme damit den im Klassenraum zu sehen. Weihnachten ist für mich kommerziell und offen für alle. Wenn ich mir Weihnachten in Japan anschaue, dann ist es nur eine KFC Werbekampagne ( http://raoulruoff.wordpress.com/2012/12/24/x-mas-in-japan-kentucky/ ) und auch in Deutschland denke ich, wenn ich den Baum sehe, eher an eine rote Pudelmütze als an eine Krippe.

    Ist das Doppelmoral gegen ein Kreuz, aber nicht gegen den Baum im Klassenzimmer zu sein? Als Atheist hätte ich damit keine Probleme, wie würden Angehörige z.B. des muslimischen Glaubens die Sache sehen?

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