Fluchtgrund: Unglaube

In manchen islamischen Ländern ist es lebensgefährlich, sich zum Atheismus zu bekennen. Die Geschichte von zwei jungen Männern, die es trotzdem wagten.

Fluchtgrund: Unglaube

Kacem El Ghazzali bloggte vier Jahre lang über Atheismus, bevor er im Frühling 2011 das erste Mal einer Gruppe leibhaftiger Atheisten gegenübersass. Der zwanzigjährige Marokkaner war gerade aus seinem Heimatland in die Schweiz geflohen. Das Asylgesuch hatte er auf der Schweizer Botschaft in Rabat gestellt – das war damals noch möglich –, und es waren Mitglieder der Schweizer Freidenker-Vereinigung gewesen, die sein Flugticket bezahlt, ihn im Durchgangsheim besucht und ihm später eine Wohnung verschafft hatten. Es dauerte nicht lange, bis sie Kacem zu einem ihrer Treffen einluden.

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Kommentare

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    UweLehnert

    Lieber Bernd Kammermeier, danke für die zustimmende Reaktion. Selbst aus dem humanistischen Lager erfährt man nicht nur Beifall auf solche Beiträge. Schnell wird man bedenkenlos dem rechtsextremen, rechtspopulistischem. islamophoben Lager zugeschlagen. Es wäre schön und hilfreich, wenn Sie Ihren ausgezeichneten und argumentenreichen Kommentar auch als Kommentar zu eben diesem Beitrag beim Humanistischen Pressedienst einstellen würden. (http://hpd.de/artikel/10669#comment-1724).

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      Bernd Kammermeier

      "Wenn man denn lernen wollte", schreibt Uwe Lehnert völlig zutreffend am Ende seines vorzüglichen Kommentars. Wollen wir denn lernen? Oder wenn nicht, warum nicht? Was ist schlimm daran, die Realität möglichst objektiv wahrzunehmen und daraus Schlüsse abzuleiten?

      Eigentlich nichts! Wissenschaftler gehen so vor, während Esoteriker eher mal die Augen vor dem allzu Offensichtlichen verschließen, um ihrer "Botschaft" nicht zu trüben. Was ist die Botschaft der politischen "Augenverschließer" in Bezug auf die Migration mittelalterlicher Wertesysteme? Ganz klar: Wir haben aus dem Nationalsozialismus gelernt! Und der war rassistisch, fremdenfeindlich, antisemitisch und islamo... Ne, stopp! Islamophob war er nicht. Im Gegenteil. Die islamische und die faschistische Ideologie haben sich ganz gut verstanden.

      Ich kann mich gut daran erinnern, wie peinlich berührt ich in Ägypten war, als ich dort regelrecht hofiert wurde als Deutscher, weil wir eine braune Vergangenheit haben, weil man eine enge Freundschaft zwischen dem deutschen Volk und der arabischen Welt sah - wegen, nun, wegen eines gemeinsamen Feindes: Israel, wegen des Weltjudentums, des Zionismus, des Bösen schlechthin...

      Damals schwieg ich noch zu derartigen, nicht seltenen, politisch unkorrekten Anbiederungen. Schließlich waren das hohe Regierungsvertreter und ich wollte mit ihnen Geschäfte machen. Heute würde ich aufstehen und mich höflich verabschieden.

      Umgekehrt haben braune Krakeeler heute keine Probleme damit, gegen Muslime, die ihr Führer noch geachtet hatte, vorzugehen, Sozialneid spielt eine Rolle oder einfach eine widerliche Trittbrettfahrerei, da momentan der IS für negative Schlagzeilen sorgt.

      Wegen dieses aufgeheizten Umfeldes wollen viele Politiker nicht sehen, was in der Welt geschieht. Das Kunstwort vom "Islamismus" macht die Runde, wer nicht mitmacht, wird krankgeschrieben, "Islamophobie" diagnostiziert. Dass die so großzügig Etiketten verteilenden Islamverbände selbst einer Gruppe "präputiophober", "karikaturophober", "homophober", "christianophober", "judäophober" und "atheistophober" Mitbürger vorstehen, scheint keinen unserer Politiker zu stören. Wir sind ja weltoffen, werden ein Einwanderungsland, haben aus der Vergangenheit gelernt.

      Das ist ja schön und gut so, doch warum schaut man nicht genau hin, wer da in unser Land will? Und vor allem: WAS da in unser Land drängt? Wie einfach machen wir es zweifelhaften Ideologien, hier Gettos zu bilden, deren freiwillige Insassen nach Hilfen des Staates bei einer Integration rufen, die sie selbst (siehe Erdogans Rede in Köln) ablehnen? Wir erlauben, die Kinder zu verstümmeln, weil die Schmerzen und späteren Leiden als Erwachsener angeblich dem Kindeswohl nutzen. Man versteht nicht - will nicht verstehen - dass dies ausschließlich dem Wohl der Gemeinden dient, die so ihre Mitglieder schmerzhaft an sich binden. Wie sollte die Amputation gesunden und wichtigen Körpergewebes dem Wohl des Opfers dienen?

      Das alles wird erfolgreich verdrängt, um nicht in den Ruf eines rassistischen Staates zu kommen. Nein, wir sind weltoffen bis zum bitteren Ende.

      Ich bin ja ein Ketzer und darf ketzerisch fragen: Was hindert eigentlich staatliche Stellen an einer objektiven Studie, die untersucht, inwiefern der Islam als gelebte, ernstgenommene Religion kompatibel ist mit einer weltoffenen, freiheitlichen Gesellschaft? Also mit genau der Gesellschaft, die man ja erhalten will durch die kritiklose Infiltration undemokratischer Gedanken und Wertesysteme. Ich erkenne da einen Widerspruch.

      Und die Causa Sven Kalisch und Mouhanad Khorchide in Münster, die beide wegen ihrer moderateren Auslegung des Islams heftig von deutschen Islamverbänden angegriffen wurden/werden, verstärkt diesen Widerspruch, sollte die Alarmsirene schrillen lassen in politischen Köpfen. Ein alles schönredender Aiman Mazyek ist doch verbal in Minuten zu entlarven als jemand, der genau den Islam in Deutschland haben will, den die türkischen und arabischen Verbände in Deutschland haben wollen. Wo kommt denn das Geld her? Noch nie hinter die Kulissen der DITIB geschaut?

      Dies alles wäre problemlos zu lernen, wenn - wie Uwe Lehnert richtig anmerkt - man denn lernen wollte...

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        UweLehnert

        Ein erschütternder Bericht und ein trauriges Beispiel für den geistig-moralischen Zustand der islamisch geprägten Länder, auch wenn gewisse länderspezifische Unterschiede in der Konsequenz der Verfolgung Nichtgläubiger bestehen. Es sind jene Zustände, die auch im vom Christentum dominierten Europa im Mittelalter herrschten, als die Inquisition erbarmungslos mit Folter und Feuertod jeden verfolgte, der sich den zusammenphantasierten religiösen Vorstellungen nicht fügen wollte, sie oft nur wagte, vorsichtig zu diskutieren.

        Es ist wahr, dass wir hier den Islam nur zurückhaltend zu kritisieren wagen, im Gegensatz zum Christentum, das in aller Schärfe in seinen nur ausgedachten Grundlagen bloßgelegt wird und dessen desaströse Bilanz über die Jahrtausende die angebliche Liebe dieses Christengottes zu den Menschen ad absurdum geführt hat. Die Angst vor einer ebenso an die Wurzel gehenden Auseinandersetzung mit einer ebenso die Menschenrechte missachtenden Religion ist eine Folge der unverhohlenen Drohung mit gewalttätigen, oft genug tatsächlich praktizierten Konsequenzen seitens der kritisierten Religionsänhänger. Und es sind vornehmlich jene politischen und auch intellektuellen Kreise, die in der Vergangenheit nicht müde wurden, uns vor undemokratischen, freiheitsbedrohenden, die Menschenrechte negierenden Entwicklungen zu warnen, die hier mit allerlei Ausflüchten zurückweichen und eine sachliche und ehrliche Auseinandersetzung meiden. Zu deren Motive zählen solche kulturrelativistischer Art, die Nähe zu einer »befreundeten« Religion oder ganz vordergründig die erhofften Wählerstimmen für die eigene politische Richtung.

        Für mich schält sich immer mehr die Einsicht heraus, dass wir uns in einer Lage befinden, in der die mühsam errungenen Werte der Aufklärung und deren rationale Denkhaltung, die uns mehr und mehr von der Unvernunft der Religionen zu befreien erlaubten, wieder an Bedeutung verlieren. Der Wert der Toleranz zum Beispiel, den wir bisher hochgehalten haben, wird von unseren ideologischen Gegnern als Schwäche ausgelegt und im gesellschaftspolitischen Verhalten rigoros ausgenutzt. Der Prozess einer fortschreitenden Aufklärung ist zu einem – selbst mitverschuldeten, dank auch der Urteile höchster Gerichte – Stillstand gekommen und droht in eine Richtung sich umzukehren, die uns jahrzehntelange weltanschauliche Auseinandersetzungen bringen wird mit politischen Turbulenzen und Opferzahlen, die wir uns heute nicht vorzustellen wagen. Die Lage droht deswegen außer Kontrolle zu geraten, weil wir uns selbst nicht einig sind, uns nicht konsequent zu unseren Werten bekennen und nicht entschlossen sind, diese wirklich – im Interesse aller, auch der Zugewanderten! – zu verteidigen.

        Die verselbständigten Parallelgesellschaften im Süden Frankreichs, in den Industriestädten Englands, in den Randbezirken von Paris und London, zum Teil auch schon in Berlin, Hamburg oder Frankfurt, die nicht mehr mit unseren Gesellschaften kompatibel sind – auch weil die Politik dieses schon gar nicht mehr versucht – lässt eine Ahnung aufkommen, in welche Richtung wir uns entwickeln werden. Unsere Politik hat auf diese Weise geradezu systematisch jene Kreise auf dem rechten Rand des politischen Spektrums wachsen lassen, vor denen sie ständig meint, uns warnen zu müssen. Dass von dieser Seite eher weiterer Unfrieden statt Problemlösung zu erwarten ist, dürfte einsichtig sein.

        Das Argument, dass sehr viele aus muslimischen Ländern Zugewanderte sich hier beruflich und gesellschaftlich integriert haben, mindert die Bedenken nicht. Auch qualifizierte Minderheiten können eine Gesellschaft unterwandern und durch ihre konsequente Missachtung der Werte und Gesetze der aufnehmenden Gesellschaft diese paralysieren. Die Sicht von außen auf unsere Gesellschaft, wie sie die drei Protagonisten dieses Berichts uns vermittelt, könnte heilsam sein, wenn man denn lernen wollte.

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