"Zoos passen nicht mehr in unsere Zeit"

Zoos werben damit, dass sie uns Tiere näher bringen und die Artenvielfalt fördern. Zuletzt tötete ein Besucher ein Nilpferd im Frankfurter Zoo mit einem Tennisball, den er ihm aus Jux in den Rachen warf. Für Zookritiker Colin Goldner ist der Fall nur die Spitze des Eisbergs. Er spricht den Tierparks jeglichen Nutzen ab.

"Zoos passen nicht mehr in unsere Zeit"

SZ.de: Der Frankfurter Zoo sucht nach dem Besucher, der Flusspferd Maikel einen Tennisball in den Rachen geworfen und ihn dadurch getötet hat. War das ein tragischer Einzelfall?

Colin Goldner: In den Zoos sterben immer wieder Tiere, weil die Besucher ihnen irgendwelches Zeug in die Gehege werfen, halbe Bratwürste, Hamburger, Kaugummis, Zigarettenkippen, Bierdosen. In die Becken von Seelöwen, Seebären oder Krokodilen werfen die Leute immer wieder Geldstücke, weil das angeblich Glück bringt. In den Mägen der Tiere entdecken die Tierärzte nach deren Tod manchmal Hunderte von Münzen. Zootiere sterben außerdem immer wieder, weil die Gehege nicht ausreichend gesichert sind.

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Kommentare

  1. userpic
    calippus

    Antwort auf #2 von Sciencefictionfan:
    > Daher, eine Weiterentwicklung des Zookonzepts: Ja. Größe Gehege: Ja. Weniger Arten, die zur Schau gestellt werden, aber in natürlicheren Umgebungen: Ja. Die zoos abschaffen: Ein klares Nein.

    Hier muss ich voll und ganz zustimmen. Wer für eine Abschaffung der Zoos plädiert, lebt in einer Fantasiewelt mit der totalen Gleichberechtigung aller Arten, die es in 100 Jahren noch nicht geben wird. Sich dafür einzusetzen ist verschwendete Zeit die man sinnvoller für Dinge benutzen sollte die auch erreichbar sind.

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      Bernd Kammermeier

      Zoos sind ein höchst kontroverses Thema.

      Welche Möglichkeiten hat ein Mitteleuropäer exotische Tiere zu sehen?

      1. In einem Zoo
      2. Durch Ferntourismus
      3. Im Fernsehen oder Büchern
      4. Gar nicht!

      Die letzten beiden Möglichkeiten sind sicher die unbefriedigendsten, weil sie uns vieler sinnlicher Erfahrungen mit Tieren (auch einheimische Arten, die irgendwo im Wald leben) berauben. Die ersten beiden Möglichkeiten sind umstritten. Die Zoos aus den dargestellten Gründen, der Ferntourismus aus vielerlei Gründen, wie Klimaschädlichkeit, Invasionen in Naturschutzgebiete etc.

      Ich persönlich halte Zoos für die beste aller Alternativen. Sie stellen die größtmögliche Unmittelbarkeit zu einem Mitlebewesen unseres Planeten dar, ohne in dessen natürlichen Lebensraum einzudringen. Tiere werden "entanonymisiert". Tiere sind nicht bloß Fleisch von der Wursttheke, sondern lebendige Wesen, die in sozialen Verbänden leben und ihr "Tagwerk" haben. Ich bin auch überzeugt davon, dass sich die Verhältnisse in modernen Zoos drastisch zum Besseren geändert haben. In Frankfurt - sehr zu meinem damals jugendlichen Leidwesen - wurden vor vielen Jahren die Elefanten abgeschafft, weil nicht genügend Platz vorhanden war. Die damaligen Affengehege oder Gefängnisse sind einer artgerechteren Anlage gewichen, in der ich mir fast wie ein Störenfried vorkomme, der nur geduldet ist. Ich denke, dass moderne Zoos mit der richtigen Leitung Veränderungen im Interesse ihrer Schützlinge vorantreiben. Manche Zoos, wie der Frankfurter, leiden unter einem sehr begrenzten Areal, doch innerhalb dessen tut man dort eine ganze Menge. Und dann muss man auch bedenken - gerade wenn ich an das tragische Schicksal des Frankfurter Nilpferdes denke - dass Tiere in freier Wildbahn oft viel tragischere Schicksale erleiden müssen. Welches Nilpferd wird im Nil wirklich 39 Jahre alt? Dort lauern Feinde, Krankheiten und Unfälle ganz anderen Kalibers.

      Natürlich wünschte ich mir, die Zoobesucher würden sich ein wenig respektvoller den Tieren gegenüber verhalten. Doch diesen Respekt wiederum können sie ohne Kontakt zu Tieren nie lernen. Früher gab es mehr Begegnungen mit heimischen Wildtieren - hin und wieder auch tragisch für den Menschen endend. In diesen Zeiten war klar, dass es bestimmte Verhaltensweisen Tieren gegenüber geben muss, damit ein Zusammenleben auf dieser Welt einigermaßen friedlich verläuft. Aber in einer modernen Großstadt treffen Kinder bestenfalls noch auf ein paar Tauben. Tiere gibt es im TV oder im Zoo!

      Ich plädiere also für Zoos mit möglichst artgerechter, ungestörter Lebensweise dessen Bewohner. Besucher, die das respektieren, sind herzlich willkommen!

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        Sciencefictionfan

        Hört sich schön, Herr Goldner. Bloß wie sollen Kinder oder Erwachsene Tiere aus fremden Ländern kennenlernen, wenn nicht durch Zoos? Erst durch solche Einrichtungen kann man das richtige Verständnis, ja sogar Ehrfurcht vor anderen Geschöpfen bekommen. Meine Kindheitserinerungen vom Zoobesuch gehören zu den schönsten, die ich nicht missen möchte.
        Und ich erlebe es auch bei meinen Neffen, die eine Jahreskarte für den Zoo Hannover haben, und nach jedem Besuch strahlende Gesichter haben. Nicht alle Zoos dürfen einfach über den Kamm geschoren werden, es gibt hier große Unterschiede.

        Daher, eine Weiterentwicklung des Zookonzepts: Ja.
        Größe Gehege: Ja.
        Weniger Arten, die zur Schau gestellt werden, aber in natürlicheren Umgebungen: Ja.
        Die zoos abschaffen: Ein klares Nein.

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          nlib12

          Was wirklich nicht in unsere Zeit passt - was in keine Zeit passt - sind industrielle Tierfabriken. In denen leben Millionen von Tieren unter unglaublich inhumanen umständen. Sehen zum Beispiel nie das Tageslicht und haben nur wenige cm Platz zum leben. Diese stehen überall hier im Lande, aber ungesehen. Bei diesem Ausmass von Leid, was einfach ignoriert wird, finde ich es geradezu zu lächerlich, wenn nicht sogar dumm oder böswillig, sich über Zoos zu beschweren.

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