Femens Inna Schewtschenko über die Verteidigung der Freiheit und den Kulturrelativismus der regressiven Linken
Anmerkung des Herausgebers: Während wir in das Jahr 2018 starten, demonstrieren mutige Frauen gegen die islamische Sittenkultur und Sittengesetze im Iran. Jeffrey Tayler hat die Frauenproteste gegen die Sittenkultur in Europa jahrelang dokumentiert. Nachfolgend ein Interview, welches Tayler mit der Femen-Anführerin Inna Schewtschenko 2017 geführt hat.
Eine weibliche Aktivistin hat gerade ein großes christliches Kreuz auf dem zentralen Platz der Ukraine abgesägt, um damit gegen die Strafe zu protestieren, die die Mitglieder der Band Pussy Riot erhalten hatten, weil sie zuvor ein „Punkgebet“, in einer Moskauer Kathedrale abgehalten hatten. Welches Schicksal erwartet sie, wenn sie, die vom Präsidenten ihres Landes für ihre mutige Tat bedroht wurde, nach Frankreich flieht, der selbsternannten Heimat der Menschenrechte? Wird sie bei ihrer Ankunft von einem Orchester mit einer mitreißen Aufführung der Marseillaise begrüßt? Werden sie die französischen Medien mit Lob überschütten? Wird sie sich endlich in einer sicheren Umgebung niederlassen, gewiss der Tatsache, dass sie sich das erste Mal in ihrem jungen, aber politisch aktiven Leben, ganz dem feministischen Kampf für Menschenrechte und der Verbreitung des Atheismus hingeben darf? Und wird sie in dem Land, dass die Laizität (Säkularismus) in Artikel 1 seiner Verfassung verankert hat für ihre gottlosen Ansichten gelobt werden?
Im Gegenteil! Die mittlerweile 27-jährige Inna Schewtschenko, die Anführerin der internationalen Oben-Ohne-Protestbewegung Femen, hatte im August 2012 gerade erst Quartier auf dem Dachboden des historischen französischen Théâtre du Lavoir (das zum Zentrum von Femen werden sollte) bezogen, als sie und ihre Mitstreiter bedroht wurden. Sicher, sie hatten Femens Ankunft mit einem Oben-Ohne-Marsch in der mehrheitlich muslimischen Umgebung des Lavoir-Theaters zelebriert. (Ihr Slogan: Nacktkein ist Freiheit! War dies „kulturell unsensibel“ gegenüber Muslimen?) Sicher, die Aktivisten hatten oben ohne vor dem Eiffelturm gegen die Burka demonstriert. (Sloagens: Lieber nackt als Burka! Und: Muslimische Frauen, zieht euch aus! War dies „islamophob“?)
Und ja, sie und Femen, die selbsternannten „Sturmtruppen des Feminismus“ und „Wach-Schlampen der Demokratie“ haben laut die Ausbreitung des politischen Islams in Frankreich beklagt, zu einer Zeit als französische Muslime weithin als eine unterdrückte Minderheit angesehen wurden. Aber Schewtschenko erwartete, dass Liberale ihre Einwände gegen den politischen Islam und die islamische Unterdrückung der Frauenrechte unterstützten würden.
Sie taten es überwiegend nicht.
Physische Gewalt folgte schon bald, als Femen im November 2012 „In Gay we Trust!“ riefen und einen Anti-Homoehe-Marsch der extremen Rechten störten, die sie im Gegenzug verprügelten. (Schewtschenko verlor einen Zahn und ihre Mitstreiterinnen wurden übel zugerichtet.) Französische Liberale vereinten sich, um Femens Verteidigung der gleichgeschlechtlichen Ehe zu unterstützen, und das anzügliche Satiremagazin Charlie Hebdo griff die Thematik auf und berichtete oft über Femen. Schewtschenko, damals politischer Flüchtling, durfte sogar eine Ausgabe mitherausgeben. Die prominente französische Journalistin Caroline Fourest drehte eine Dokumentation über Femen, die sich hauptsächlich Schewtschenko widmete. Für Schewtschenko begann die Situation – unter den Linken – langsam besser auszusehen.
Aber für Frankreichs wachsende und zunehmend unruhige extreme Rechte wurde sie schnell zu einer Hassfigur und die Zahl der Morddrohungen gegen sie wuchs beständig. Als die französische Regierung im Sommer 2013 für ihre berühmte Mariannen-Briefmarke ein Bild auswählte, dass an Schewtschenko angelehnt war, erreichte die Kontroverse um sie einen Höhepunkt; eine Woche danach brach ein Feuer in ihrem Raum im Lavoir-Theater aus, das ihre Habseligkeiten einäscherte. (Schewtschenko war gerade an einem anderen Ort; die Polizei konnte die Ursache der Flammen nicht ausmachen.) Und als drei Femen Aktivistinnen gegen die Inhaftierung ihrer ersten tunesischen Aktivistin, Amina Sboui, demonstrierten und selbst in Tunis im Gefängnis landeten, verwickelte Femen Frankreich in eine diplomatische Krise, die sich noch verschärfte, als sie eine Oben-Ohne-Attacke (Slogans: Oben-Ohne-Dschihad! und: der weibliche Frühling kommt!) gegen Tunesiens Präsident Moncef Marzouki verübten, als er Paris besuchte. Zuvor hatten sie die schwarze Flagge des Salafismus vor der Großen Moschee in Paris verbrannt und trugen dabei die Slogans „Arabische Frauen gegen Islamisten“ und „Fickt eure Moral“ auf ihren blanken Brüsten.
Die Zeiten haben sich geändert
Nun haben sich die Zeiten geändert. Islamistische Attacken haben Verwüstung über ganz Europa gebracht und sie scheinen nicht nachzulassen. Viele von Schewtschenkos Freunden von Charlie Hebdo wurden im Januar 2015 von Islamisten umgebracht und einen Monat später eröffnete ein islamistischer Schütze das Feuer auf einer Konferenz für Meinungsfreiheit in Kopenhagen, auf der sie sprach. (Sie entkam unverletzt.) Frankreich quält sich mittlerweile durch sein drittes Jahr im Ausnahmezustand. Die Sicherheitsbehörden des Landes versuchen weiterhin Terroristen zu fassen und neue Anschläge zu vereiteln, aber hin und wieder, so wie in Nizza im Sommer 2016, versagen sie kläglich.
Die Realität hat diejenigen Lügen gestraft, die weiterhin behaupten, dass der Islam und Terrorismus nichts miteinander zu tun haben. Dies hat Schewtschenko und Femen neue Legitimation verliehen. Am 14. November 2017 verlieh Frankreichs Comité Laïcité République (Komitee für Laizität der Republik) Schewtschenko seinen jährlichen Preis für Säkularismus. Schewtschenko erklärte der Menge vor Frankreichs luxuriösem Rathaus, dass sie eher daran gewohnt sein „verhaftet, attackiert und beschimpft“ zu werden, statt solche Ehren zu erfahren und teilte ihre Lorbeeren mit anderen Femen-Aktivistinnen, die sie auf die Bühne einlud.
Ich sprach neulich mit Schewtschenko über Skype. Sie belegt derzeit ein Masterstudium in Politik an einer Pariser Universität. Ihr Tonfall klang optimistisch, obwohl sie auch sagte, dass „rechtsextreme Nationalisten“ ihren Preis für Säkularismus als „furchtbares Verbrechen“ bezeichnet hatten. Sie wurde damit jedoch gut fertig. „Die extreme Rechte wendet Säkularismus nur auf Muslime an, nicht auf den Katholizismus. Es ist nur ein Werkzeug für ihre Fremdenfeindlichkeit.“ (Femen hat ebenfalls wiederholt gegen die katholische Kirche demonstriert, in ganz Europa und direkt vor dem Vatikan.
Femen, so berichtete sie mir, läuft von ganz allein, was ihr mehr Zeit zum Schreiben lässt. „Meine Arbeit als Direktorin von Femen ist getan, die Bewegung schreitet allein voran, entlang der Philosophie, die wir vorgegeben haben.“ Ebenfalls in diesem Jahr hatten sie (und ihre Mitstreiterin) Pauline Hillier „Anatomie der Unterdrückung“ herausgegeben, eine verdammende Abhandlung, die ein weibliches Körperteil nach dem anderen benennt, wie Religion (und nicht nur der Islam) Frauenrechte missachtet und Frauen unter der Fuchtel hält. „Monotheistische Religionen führen einen weltweiten Krieg gegen Frauen. Es bestrifft nicht nur einige wenige Länder.“ Sie war überrascht, wie das Buch aufgenommen wurden.“ Manchmal tauchten bei Signierstunden Gläubige auf, die ihre Zustimmung äußerten und „ruhig und rational benannten was sich in ihrer Religion ändern muss“.
„Sogar muslimische Frauen?“, fragte ich.
„Nein.“, antwortete Schewtschenko. „Sie versuchen weiterhin zu widerlegen, was wir sagen. Manche von ihnen nennen sich 'Muslimische Feministinnen.' Aber es ist gefährlich für Frauenrechte, sie durch das Prisma der Religion zu betrachten.“ Zu anderem Anlass nannte sie die Idee eines islamischen Feminismus ein „Oxymoron.“
Ich traf Schewtschenko erstmals 2012, als sie gerade in Paris angekommen war und habe gesehen, welchen Tribut, sowohl physisch wie auch emotional, ihr Aktivismus seitdem gefordert hat. Ich fragte sie, wie sie sich jetzt fühlt, nach so vielen Jahren riskantem Aktivismus auf der Straße.
„Ich fühle mich wie verprügelt, als hätte man mich in alle Richtungen geschleift.“ Dies habe begonnen, noch bevor sie Frankreich erreichte, als sie 2011 vom KGB in Weißrussland verschleppt wurde, weil sie gegen das Regime Lukaschenkos protestiert hatte. Abgesehen von den Schlägen, die sie beim genannten Anti-Homoehe-Marsch abbekam, wurde sie auch von der italienischen Polizei verletzt, nachdem Femen 2012 gegen Premierminister Silvio Berlusconi protestiert hatte, dazu kamen wiederholte Todessdrohungen von Islamisten und das Trauma durch den Verlust vieler enger Freunde beim Angrif auf Charlie Hebdo. Und nicht zu vergessen, fiel sie fast dem Anschlag in Kopenhagen 2015 zum Opfer.
Die Spannungen in Schewtschenkos Leben enden nie. Sie muss vorsichtig sein, wenn sie die Straße entlanggeht oder ein Taxi nimmt, und obwohl sie ihr bekanntes Gesicht hinter einer Sonnenbrille verbirgt, wurde sie in der Pariser U-Bahn erkannt und bedroht. Aber Passanten haben eingegriffen und sie beschützt. „Die Situation mit dem Terrorismus hat dazu geführt, dass sich die Leute eher verantwortlich fühlen und sie wissen, dass sie ihre Rechte und Freiheiten verteidigen müssen… Sie kommen auf mich zu und sagen: 'Ich mag vielleicht nicht mit allem übereinstimmen, was sie tun, aber bitte machen sie weiter, wir brauchen, was sie tun.' Alles in allem, fügt sie hinzu: „Ich fühle mich wie ein vollkommen lebendiger Mensch, dadurch dass ich drei Mal dem Tode nah war.“
„Wie kommen sie mit dem Stress zurecht?”
„Ich habe einen philosophischen Ansatz. Ich frage mich, ob es besser ist der Angst nachzugeben oder ihr zu begegnen? Nun, ich werde nicht zulassen, dass die Angst mich daran hindert, mich zu äußern. Ich sehe, wie die Angst europäische Wahlen gewinnt, also fühle ich eine besondere Verpflichtung, ihr nicht nachzugeben.“ Sie hält inne. „Ich frage mich manchmal warum eine 27-jährige so viel durchgemacht haben muss. Die Antwort ist furchtbar: Es ist, weil ich meine Rechte verteidigt habe.“
Dennoch waren ihre direkten Begegnungen mit der Öffentlichkeit manchmal sogar lustig. „Einmal kam ein Mann auf mich zu und sagte: 'Es ist cool, dass du gegen das System bist!' Ich sagte: 'Was? Das System ist anti-mich!' Das Problem liegt bei der Gesellschaft, nicht mit mir! Letztlich ist alles was ich tue, zu protestieren, oder über meine Ansichten zu schreiben und zu reden – mehr nicht.“
Gift für die öffentliche Debatte
Der Verrat vieler sogenannter Liberaler, wenn es um das Verhältnis von Islam zu Terrorismus und Frauenrechten geht, hat sie tief getroffen. „So viele auf der Linken – im Englischen heißen sie regressive Linke, aber hier nennen wir sie Islamogauchisten – haben den Manipulationen der Islamisten nachgegeben. Für diese Linke wurde Kommunitarismus – ethnische Identitätspolitik, die eine direkte Verneinung des französischen Ideals der Gleichheit darstellt – eine neue Religion.“ Sie atmet tief ein. „Wenn so viele Menschen, die eigentlich auf deiner Seite stehen sollten, auf die Manipulationen deines Gegners reinfallen, dann fühlst du nur noch Verzweiflung. Es gibt dieses Argument laut dem Kritik am Islam rassistisch ist. Das ist Gift für die öffentliche Debatte. Ich habe kein Problem damit islamphob genannt zu werden. Ich bin tatsächlich sogar religions-phob. Es ist kein Verbrechen, Angst vor Religion zu haben. Als Frau Angst vor Religion zu haben, ist normal.“
Sie kategorisiert die Haltung der regressiven Linken zum Islam als „beleidigend gegenüber der muslimischen Gemeinschaft. Sie suggeriert, dass alle Gläubigen eine homogene Gruppe sind. Wegen des Geschreis und der Hysterie der regressiven Linken haben es moderate Muslime wie Maajid Nawaz oder Ex-Muslime wie Sarah Haider und Ayaan Hirsi Ali schwer, Gehör zu finden."
Wie fühlt sie sich, wenn regressive Linke ihr sagen, dass ihre Haltung zum Islam „beleidigend“ ist?
„Es ist ein Zeichen dafür, dass jemand versucht, mich meines Rechts auf Meinungsfreiheit zu berauben und mich zu zensieren. Es ist ein Zeichen, dass sie ihr eigenes Recht auf Meinungsfreiheit aufgegeben haben, weil sie wünschen, gemütlich zu leben und Angst davor haben, Rassist genannt zu werden. Sie haben den gemeinsamen Kampf aufgeben und haben sich der Seite der Islamisten angeschlossen. Aber das Recht auf Meinungsfreiheit ist das wertvollste Recht, das Fundament für alle anderen Freiheiten.
Schewtschenko berichtet mir, dass sie inbrünstig an das Recht auf Blasphemie glaubt, weil „Blasphemie zelebrierte Meinungsfreiheit ist. Es ist eine rohe Form der Meinungsfreiheit, ja, aber sie zeigt, dass Ideen und Werte hinterfragt werden können.“
Was, antwortet Schewtschenko denen, die rückständige, misogyne Haltungen verteidigen, weil sie einer bestimmten Kultur entstammen, wobei Kultur heute von vielen der Linken als sakrosankt angesehen wird.
„Es gibt dieses Argument seitens der Linken, dass die Debatte vorbei ist und man die Klappe halten muss, wenn es um die Kultur einer Person geht. Wenn man weibliche Genitalverstümmelung oder Kinderehe oder Kopftücher kritisiert, sagen sie: Es ist meine Kultur und es ist beleidigend, darüber zu diskutieren. Nun, diese Art der Debatte ist für mich beleidigend. Fortschritt bedeutet, mehr und mehr Rechte für Menschen anzuerkennen. Es gibt viele Kulturen die gewalttätig oder diskriminierend sind und sie sollten auch als solche benannt und verändert werden. Wie könnten wir Fortschritt haben, wenn wir nicht in der Lage sind, mittelalterliche Ideen aufzugeben?“
Sie hegt großen Zorn gegen diejenigen Liberalen, die darauf bestehen, den Islam nicht zu kritisieren, weil dies in ihren Augen Trump oder Marine Le Pen dabei hilft, ihr Narrativ über Muslime zu verfestigen. Solche „Liberalen“ sagt sie, schlagen ernsthaft vor, „Frauenrechte, Sicherheit, das Wohlergehen kleiner Mädchen, das fundamentale Recht auf Meinungsfreiheit, ja sogar das Recht auf unseren eigenen Lebensstil und die Art wie wir uns kleiden, laut auf der Straße zu lachen, all das aufzugeben, aus Angst nicht mit den Meinungen der Rechtsextremen in Verbindung gebracht zu werden! Für mich ist das keine Lösung, sondern Feigheit und sehr gefährlich. So sind Fremdenfeinde die einzig verbleibenden Islamkritiker, die die Bühne für sich allein haben. Aber dies ist kein Thema für die Rechtsextremen. Es ist ein Thema für die gesamte Gesellschaft. Wenn ich höre, wie Liberale derart sprechen, begreife ich, dass sie und die Islamisten dasselbe wollen: Die Unterdrückung progressiver Stimmen. Wenn man diese Stimmen zum Schweigen bringt, wird man ein Verbündeter des Islamismus.“
Der Islam ist ein heikles Thema
Andere Liberale haben Schewtschenko bedrängt, ihre Kritik am Islam zu unterlassen, weil „'Der Islam ein heikles Thema ist.' Nun, ich frage sie, warum fühlen wir uns dann wohl dabei, wenn wir von anderen Arten von Faschismus und Extremismus reden? Was den Islam so heikel macht, ist, dass wir nicht darüber reden können. Wenn wir still bleiben, werden wir keine Antwort für dieses globale Problem finden. Die Lösung besteht darin, dass die progressiven Stimmen die Bühne übernehmen und den fremdenfeindlichen das Wasser abgraben. Dann wird sich die Gesellschaft eher wohl dabei fühlen, den Islam zu diskutieren, ohne gleichzeitig Muslime zu diskriminieren.“ Das Resultat wird Muslimen zugutekommen“, behauptet sie, weil „sie möchten, dass ihre Rechte und Freiheiten geschützt werden. Wenn diese Liberalen nicht selbst über den Islam reden wollen, warum überlassen sie dann nicht den Ex-Muslimen und Reformern die Bühne? Warum unterstützen sie sie nicht?“
Schewtschenko glaubt, dass es nicht ihre Aufgabe ist, den Islam zu reformieren – diese Aufgabe obliegt den Muslimen selbst. Skeptisch zum Projekt eingestellt, fügt sie hinzu: „Ich will nicht sagen, dass ihre Anliegen falsch sind. Ich denke nur, dass es schwierig für sie sein wird, die Ansichten von Millionen Muslimen auf der ganzen Welt zu ändern, wenn sie solchen Widerstand von religiösen Extremisten erfahren.“ Umso mehr, wenn Islamisten es gelingt, die Macht zu übernehmen, „wie sie es in der Türkei geschafft habe. Es ist nicht nur ein Problem der Vergangenheit, sagen wir im Iran und Saudi-Arabien.“ Nichtsdestotrotz ist sie ermutig vom Erfolg des ersten weiblichen Imams, Sehrin Khankan, die das Freitagsgebet in Kopenhagen leitet und vom Aufkommen der ersten weiblichen Rabbis in Frankreich, deren Arbeit „mir Grund zur Hoffnung gibt. Wenn Frauen Machtpositionen in religiösen Institutionen erlangen können, werden die Institutionen und Religionen komplett anders sein.“ Mit Bezug auf die mutige Intellektuelle Ayaan Hiri Ali, erklärt Schewtschenko, dass „ihre Lebensgeschichte zeigt, wie gewaltsam, furchtbar und feindselig der Islam gegenüber Frauen ist. Ihre Lebensgeschichte ist eine Herausforderung für religiöse Gemeinschaften. Wollen sie den Islam reformieren oder aufgeben?“
Ich frage Schewtschenko, wie sie den Kampf gegen den islamistischen Terrorismus in Europa und den Vereinigten Staaten sieht. Ihre Antwort ist vernichtend:
„Es hat zwei Jahre gedauert, bis die Behörden überhaupt den Feind benannt und den Term 'Islamischer Terrorismus“ benutzt haben. Sie hatten Angst, den Islam in Verbindung mit Terrorismus zu bringen und – Gott bewahre! - dass sie vielleicht jemanden beleidigen könnten. Sie brauchten den Tod vieler Unschuldiger in Bars und Cafés hier in Paris, bevor sie den Feind überhaupt beim Namen nannten. Das war ein großer Fehler, ein nicht zu rechtfertigender Fehler, der vielen das Leben gekostet hat. Und es hat erst diese furchtbaren Terrorattacken in Europa gebraucht, bevor die Länder anfingen, Geheimdienstinformationen auszutauschen. Aber wir wir müssen nicht Leute mit Waffen bekämpfen, sondern die Ideen, die sie dazu bringen, die Waffe in die Hand zu nehmen; Wir müssen das Problem an der Wurzel packen und diese Ideen hinterfragen. Wir dürfen keine Angst davor haben, diese Ideen zu benennen oder über sie zu lachen. Charlie Hebdo hat das getan und schau, was ihnen passiert ist. Sie werden immer noch bedroht. Wir sehen, wie Europa und die Vereinigten Staaten dabei scheitern, diese fundamentalistischen Ideen zu bekämpfen, wie sie dabei scheitern die Dogmen des Islam zu hinterfragen. Immerhin geht es nicht um Kerle mit Waffen, sondern um Kerle mit Dogmen in ihrem Kopf, Dogmen die sie dazu bringen, die Waffen zu ergreifen.“
Donald Trumps Wahl zum Präsidenten ist „ein perfektes Beispiel, für das Versagen der Demokraten, das Problem beim Namen zu nennen.“ Trump hat mit der Angst der Amerikaner vor der terroristischen Bedrohung gespielt, so dass sie für den einzigen Kandidaten stimmten, der willens war, das Problem anzusprechen.“ Trump, so sagt sie, ist ein „Clown, die Parodie eines Politikers, eines Menschen, ein Cartoon der genauso auch von Charlie Hebdo erdacht sein könnte. Und er gewann, weil die Demokraten es nicht fertigbrachten, ehrlich über den Islam zu reden.“
Schewtschenko hat Recht, wie ich bei Quillette dargelegt habe. Sie und Femen haben viel getan, um die Debatte über den Islam und Terrorismus voranzubringen, die schon vor Jahren hätte beginnen müssen. Leider kann niemand die Toten, die in der Zwischenzeit starben, zurückbringen.
Übersetzung: Lukas Mihr und Jörg Elbe
Jeffrey Tayler ist ein freier Redakteur des „The Atlantic“. Er ist Autor von sieben Büchern inklusive „Angry Wind”, „River of No Reprieve” and „Murderers in Mausoleums”.
Auf Twitter folgen: @JeffreyTayler1
Dieser Artikel ist ursprünglich zuerst auf Quillette erschienen.
Kommentare
Neuer Kommentar