Ein Zwischenruf
Ein Wechsel des Geschlechts nach Wunsch funktioniert im Allgemeinen nur, wenn „Geschlecht“ von Biologie entkoppelt und definiert wird als „das, was man sich wünscht“. Man nennt es dann „Gender“, fasst es ungefähr auf wie eine Kleidermode, und schon ist der Utopist glücklich. Bio hatte er ja abgewählt.
Moment. Es gibt Zwischenwesen, typisch männliche Hirne in Frauenkörpern, und umgekehrt, und alles, wirklich alles dazwischen. Sofort mit Vergnügen zugestanden, bin mit welchen befreundet. Daraus folgt aber nicht, dass man von einem solchen Zustand mal eben weg- oder gar zu ihm hintransitionieren kann. „Doch“, sagt der Utopist, „kann man“, und zack, sind wir wieder bei der Kleidermode.
Na gut. Ein paar Exemplare, denen das gelingt, scheint es tatsächlich zu geben. Der einstige Mann wird zur überzeugenden Frau, die frühere Frau zum unhinterfragten Mann. Cool! Können das alle, die entsprechende Wünsche haben? Utopist: „Klar! Ist doch nur eine Rolle!“
Ok. Gehen wir ein Stück des Weges mit. Es funktioniert beim Bäcker und an der Tankstelle, auch wenn das Transwesen als Mann immer noch die schmalen Schultern hat und als Frau immer noch den kantigen Kiefer und einen Hals wie ein Stier. Bäcker und Tankenthekenmamsell sind nämlich meist höflich, und wenn sie doch komisch kucken, dann ist das Diskriminierung und sie bedürfen der Erziehung, bis das Ding mit der Rolle in ihre Schädel gehämmert ist.
Utopist: „Bei der Akzeptanz von Homosexualität hat es geklappt!“ Ja, hat es, und das ist gut so. Nur kamen Wowereit, Westerwelle, Volker Beck und Ole v. Beust ohne äußere Signale aus, sie hauten uns ihre Neigungen nicht um die Ohren und benahmen sich beinahe (pfui!) normal. Fast wie Heteros, möchte man hinzufügen. Doppelpfui. Das ist mit aus Frauenkleidern ragenden Männerhälsen, Männerkinnladen und Männerhänden etwas schwieriger.
„Dann muss die Norm eben weg!“ Ach ja, viel Spaß. Aber verlassen wir nun den Pfad des Utopisten und wenden uns den Transmenschen zu.
Auch die verlieben sich in das ein- oder andere Geschlecht, ob nun seinerseits trans oder schwul oder butch oder stino. Vor der Transition hatten sie Probleme mit sich selbst, sonst hätten(wären?) sie nicht transitioniert. Sind die nun gelöst?
Vielleicht. Oder auch nicht. Oder sie wurden durch neue ersetzt. Vielleicht sind Mannsein und Frausein doch nicht nur Attribute, die man mitteilt, sondern welche, die man ausstrahlt, mittels hunderter subtiler Signale. Viele davon lassen sich sicher in den Griff bekommen, wie bei einem exzellenten Schauspieler. Aber alle Signale? Und können das alle?
Man kann komische Blicke zweifellos durchweg als Diskriminierung durch Ewiggestrige werten und sein Leben auf den Barrikaden verbringen. Mag mancher Mentalität gar attraktiv erscheinen, weil Opferrolle. Nur nützt alles Revoltieren nichts, wenn manX:-{ sich verliebt; Wünsche nach eigenem Glück sind gern Anleitungen zum Unglück.
Googelt „Uncanny Valley“. Erledigt? Ok.
„Aber du kannst Menschen doch nicht mit Robotern und Stofftieren vergleichen!“ Doch, kann ich. Der Vergleich führt sogar sehr weit bei der Erklärung der Diskriminierungs-Phänomene. Du, Utopist, bist der mit dem Abstraktionsdefizit.
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