Denn sie wissen, was sie tun

Wachtturmgesellschaft gegen „JZ.help“

Denn sie wissen, was sie tun

Foto: Pixabay.com / AJEL

Der Verein „JZ.help“, der es sich zur Aufgabe macht, u.a. über Menschenrechtsverstöße bei Jehovas Zeugen zu informieren, wird scharf von der Wachtturmgesellschaft angegangen. Doch er weiß sich zu wehren.

Die Wachturmgesellschaft (die Dachorganisation der Zeugen Jehovas in Pennsylvania, USA), sowie deren deutsche Zweigstelle wetzen die Messer und lassen die Anwälte auf den Verein „JZ.help“ los.

Warum?

Ein Aufeinandertreffen zunächst wie Goliath gegen David. Hier, die große Wachtturmgesellschaft der Zeugen Jehovas, eine milliardenschwere(1) Organisation mit weltweit fast 9 Millionen Mitgliedern(2) (sog. Verkündigern) und dort ein kleiner Verein („JZ.help“) aus Augsburg mit… naja, etwas weniger Mitgliedern… und erst recht auch etwas weniger Geld.

Doch das sieht der kleine Augsburger Verein nicht als Hindernis. Das Ziel ist es, laut Udo Obermayer, 1. Vorsitzender und ehemaliger „Ältester“ (Vorsitzender einer Gemeinde / Versammlung der ZJ), „über Menschenrechtsverstöße bei Jehovas Zeugen zu informieren und Ausstiegswilligen psychologische und rechtliche Hilfe zu bieten“.

Und das tun sie sehr erfolgreich. Nach eigener Aussage werden sie wöchentlich bis teilweise täglich von Zeugen Jehovas kontaktiert, die nichts lieber möchten, als aus einer Organisation auszusteigen, die vor Kinderächtung nicht zurückschreckt, der Sterben wichtiger als Bluttransfusion ist und allgemein gegen Menschenrechte verstößt.

Unglaublich?

Aber wahr!

Der Verein konnte dieses Jahr einen großen Erfolg für sich verbuchen. Dessen 2. Vorsitzende, Regina Spiess, warf in einem Interview in der Schweizer Zeitung „Der Tagesanzeiger“ den Zeugen Jehovas Menschenrechtsverstöße vor und wurde anschließend von den Zeugen Jehovas wegen Verleumdung angeklagt. Allerdings, das Züricher Gericht gab ihr in allen Punkten recht und verwarf somit die Verleumdungsklage der Zeugen Jehovas in allen Punkten.(3, 4, 5)

Und deshalb scheint der Verein ein Dorn im Auge der Zeugen Jehovas zu sein. Sowohl die überaus wichtige humanistische Hilfe des Vereins für Betroffene als auch die richterliche Anerkennung der Menschenrechtsverstöße der Zeugen Jehovas, haben dem Verein zu einer gefährlichen Wahrnehmung bis in die Zentrale der Wachtturmgesellschaft der Zeugen Jehovas in den USA „verholfen“.

Diese setzte den Verein im Mai diesen Jahres unter Druck und drohte bei Weiternutzung des damaligen Vereinsnamens „JW.help“ wegen Verwechslungsgefahr der Buchstaben mit „JW.org“ (weltweiter Internetauftritt der Zeugen Jehovas) mit Konsequenzen. Trotz Markenschutzes seines Namens, sah sich der kleine Verein genötigt unter dem Druck einer milliardenschweren Finanzorganisation, einen Vergleich anzunehmen und dabei von „JW.help“ zu „JZ.help“ zu wechseln. Neben Aufgabe seines ursprünglichen Namens wurde erheblicher Aufwand betrieben, Internetadresse, Präsentationen, Auftritte in Sozialen Medien rechtlich wasserdicht anzupassen. Trotz allem, keine Niederlage, sondern ein Vergleich, der dem Verein weitere Popularität und Zulauf in den Sozialen Medien bescherte: „Die zahlreichen Unterstützungsbekundungen auf Facebook & Co. erhöhten wieder mal unsere Reichweite“, fühlt sich Udo Obermayer bestätigt.

Doch auf die Wachtturmgesellschaft der Zeugen Jehovas war wieder einmal Verlass. Genauso wie sie ihre Mitglieder mit falschen Endzeit-Prophezeiungen in vermeintlicher Sicherheit wiegen, so ließen sie auch den gerade erst geschlossenen Vergleich in sich zusammenfallen. Denn bereits nach kurzer Zeit, standen im August 2020 Juristen der deutschen Zweiggesellschaft der Zeugen Jehovas vor der Augsburger Vereinstür und bemängelten erneut den gerade erst verhandelten neuen Namen des Vereins „JZ.help“.

Weiß hier die eine Hand der Wachtturmgesellschaft nicht was die andere macht? Internationale Kritiker und Experten, unter ihnen der Betreiber des Internetauftritts „avoidJW.org“, sind überzeugt, dass es sich um eine Strategie der Wachtturmgesellschaft handelt, mit dem Ziel, den kleinen aber effektiven Augsburger Störenfried zur Auflösung zu zwingen. „Die Wachtturmgesellschaft aus Pennsylvania, USA, steuert ihre deutsche Zweiggesellschaft der Zeugen Jehovas bis ins kleinste Detail“, so seine Einschätzung.

Udo Obermayer jedenfalls gibt sich nicht nur kämpferisch, sondern auch zuversichtlich:

„Auch wenn wir nicht genau wissen, ob die amerikanische oder die deutsche Organisation der Zeugen Jehovas die juristische Feder führt, unsere markenrechtliche Position ist eindeutig und unser Einsatz für einen menschenwürdigen Umgang in- und außerhalb der Zeugen Jehovas unverzichtbar. Das bekommen wir täglich bestätigt. Wir sehen weiteren Anschuldigungen gelassen entgegen.“

Der alttestamentarische Kampf aus dem 1. Buch Samuel fand mit Davids Sieg ein sympathisches Ende. Doch an dieser heroischen Geschichte will sich Udo Obermayer kein Beispiel nehmen. Denn sie ist für ihn, wie fast alles aus den biblischen Schriften, Fiktion.

Und so stellt er abschließend fest: „Die Menschenrechtsverstöße der Zeugen Jehovas hingegen sind leider bittere Realität. Und dieser stellen wir uns hoffnungsvoll entgegen.“

Udo Obermayer
Vorsitzender des Vereins JZ Help e.V. (ehemals JW Opfer Hilfe e.V.)

Der Verein lebt von Mitgliedbeiträgen und Spenden. Für eine Zuwendung ist der Verein sehr dankbar unter:

Kontoinhaber: JW Opfer Hilfe e.V.

Raiffeisenbank Augsburger Land West eG

IBAN: DE68 7206 9274 0007 2243 62

BIC: GENODEF1ZUS

Wir sind ein eingetragener, gemeinnütziger Verein (Vereinsregister Augsburg: VR 202101, Steuer-Nr.: 103/109/31360). Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bereits jetzt bedanken wir uns herzlichst für Ihre Unterstützung!

Fußnoten

(1) https://www.dailymail.co.uk/news/article-3358416/Jehovah-s-Witnesses-set-make-1billion-selling-iconic-New-York-City-Watchtower-headquarters.html

(2) https://www.jw.org/de/jehovas-zeugen/faq-oft-gefragt/wie-viele-mitglieder-zeugen-jehovas/

(3) https://www.sueddeutsche.de/politik/schweiz-zwischen-achtung-und-aechtung-1.4969242

(4) https://hpd.de/artikel/staat-darf-aechtung-niemals-dulden-18243

(5) http://jz.help/medienmitteilung-vom-8-juli-2020/

Kommentare

  1. userpic
    Michael Loidl

    Ehemalige Zeugen Jehovas.
    https://drive.google.com/drive/folders/1Brm5rNkaGZze1qDF-wCsBKBasyKwSpEI

    Antworten

    1. userpic
      Sharon Tyson Tovar

      Thank you for the work you do! I also had created a website called “JW-HELP” here in the USA 2 years ago, but at the time I didn’t know you existed. I fully support your work THANK YOU! I will share this post! Keep up the good work!

      HTTPS://WWW.JwSurvivorsOriginal.COM

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      1. userpic
        Sharon Tyson Tovar

        Error: It was actually “XJW-HELP”

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      2. userpic
        Barbara Kohout

        Der Verein leistet wahrlich eine segensreiche Arbeit, die die Wachtturm Organisation nicht mit Zuversicht verfolgen kann. Vor allen Dingen, weil er auch den Umgang mit den Fällen von Kindesmissbrauch in ihren Reihen schonungslos offen legen wird.

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