Warum der Singular von „Daten“ nicht „Anekdote“ ist
Für eine Dokumentation über Horrorfilme, die verflucht zu sein scheinen, wurde ich kürzlich gebeten, die angeblich gruseligen Zufälle zu erklären, die mit einigen berühmten Filmen verbunden sind. Monate nach der Veröffentlichung von „Poltergeist“ wurde zum Beispiel der 22-jährige Star Dominique Dunne von ihrem gewalttätigen Ex-Freund ermordet; Julian Beck, der den sinisteren Prediger spielte, erlag einem Magenkrebs vor der Veröffentlichung von „Poltergeist II“ und die 12-jährige Heather O‘Rourke starb Monate vor der Veröffentlichung ihrer letzten Hauptrolle in „Poltergeist III“.
Linda Blair, der Star von „Der Exorzist“, verletzte ihren Rücken, als sie auf ihr Bett geworfen wurde und ein Stück der Takelage zerbrach; Ellen Burstyn wurde am Set verletzt, als sie zu Boden geworfen wurde und die Schauspieler Jack MacGowran und Vasiliki Maliaros starben beide während der Postproduktion des Films (ihre Charaktere starben im Film).
Als Gregory Peck auf dem Weg nach London war, um „Das Omen“ zu drehen, wurde sein Flugzeug vom Blitz getroffen, ebenso wie das Flugzeug des Produzenten Mace Neufeld einige Wochen später. Peck konnte einer erneuten Flugkatastrophe entgehen, als er im letzten Moment einen anderen Flug annullierte (dieses Flugzeug stürzte ab und tötete alle an Bord) und zwei Wochen nach dem Dreh wurde ein Tierhändler, der am Set arbeitete, von einem Löwen lebendig gefressen.
Bei der Entstehung von „The Crow“ wurde der Star Brandon Lee versehentlich von einer Bühnenpistole mit Platzpatronen erschossen. Er war der Sohn von Bruce Lee, der ebenfalls in jungen Jahren mysteriös starb, möglicherweise durch Drogen. Während der Dreharbeiten zu „Unheimliche Schattenlichter“ wurde der Star Vic Morrow bei einem seltsamen Hubschrauberunfall getötet.
Übernatürliche Kräfte bei der Arbeit
Für einige Menschen deuten solche unheimlichen Zufälle darauf hin, dass böse übernatürliche Kräfte bei der Arbeit sind. Aber diese Schlussfolgerung ist nicht gerechtfertigt. Wie ich vor der Kamera erklärt habe, stellen Sie sich ein 2×2 Quadrat mit vier Feldern vor. Feld 1 enthält verfluchte Horrorfilme (Poltergeist, Der Exorzist, Das Omen, The Crow, Unheimliche Schattenlichter). Feld 2 enthält verfluchte Nicht-Horror-Filme (Superman, Der Zauberer von Oz, …denn sie wissen nicht, was sie tun, Apocalypse Now). Feld 3 enthält nicht verfluchte Horrorfilme (Es, Ring, The Sixth Sense, Shining). Feld 4 enthält nicht verfluchte Nicht-Horror-Filme (Der Pate, Star Wars, Casablanca, Citizen Kane). Aus dieser Perspektive betrachtet, ist es klar, dass diejenigen, die übernatürliche Eingriffe sehen, sich nur an die Horrorfilme erinnern, die verflucht zu sein scheinen und all die anderen Optionen vergessen.
Nennen Sie es den Irrtum der ausgeschlossenen Ausnahmen oder das Versäumnis, Fälle zu bemerken, die die Verallgemeinerung nicht unterstützen. In Feld 1 zum Beispiel ist Halloween nicht enthalten, weil es keine „Fluch“-Geschichten gibt. Sein Star, Jamie Lee Curtis, erlebte eine erfolgreiche Filmkarriere und der Film startete ein Franchise im Horror-Genre. In Feld 2 schreibt niemand dem California Highway böse Kräfte zu, auf dem James Dean sein Leben verlor, nachdem er „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ gedreht hatte. In Feld 3 sollten gruselige Filme wie „Shining“ mit Flüchen beladen sein, aber sind es aber nicht.
Die Psychologie, die dem Irrtum der ausgeschlossenen Ausnahmen zugrunde liegt, ist der Bestätigungsfehler, bei dem, sobald man sich zu einem Glauben bekennt, die Tendenz besteht, nur bestätigende Beispiele zu suchen und zu finden, während man diejenigen ignoriert, die die Meinung nicht bestätigen. Dies ist bei paranormalen Behauptungen sehr weit verbreitet. Die Menschen greifen nach den Strohhalmen der Vorhersagen von Hellsehern oder Astrologen, wenn sie eintreffen, aber was ist mit all den Vorhersagen, die nicht wahr geworden sind oder wichtigen Ereignissen, die niemand vorhergesagt hat? Im Bereich des Glaubens werden Krebserkrankungen, die nach einem Fürbittegebet eine Besserung erfahren, oft als religiöse Wunder angesehen, aber was ist mit den Krebserkrankungen, die ohne religiöse Intervention verschwanden oder den Krebspatienten, für die gebetet wurde, aber gestorben ist? Die göttliche Vorsehung wird oft angenommen, wenn ein paar gläubige Menschen eine Katastrophe überleben, aber alle religiösen Menschen, die gestorben sind und Atheisten, die überlebt haben, werden zweckmäßig ignoriert.
Das Problem ist nicht nur bei paranormalen und übernatürlichen Behauptungen weit verbreitet. Behauptungen zu medizinischen Heilungen, die im Zusammenhang mit dieser oder jener alternativen Behandlungsmethode stehen, schließen typischerweise Fälle aus, in denen behandelte Patienten nicht oder möglicherweise auf andere Weise geheilt wurden. Kriminalitätswellen sind oft mit wirtschaftlichen Abschwüngen verbunden, aber diese Hypothese wird durch Gegenbeispiele widerlegt, wie die relativ niedrigen Kriminalitätsraten während der Depression in den 1930er Jahren und der Rezession 2008-2010. Ausgeschlossene Ausnahmen testen die Regel. Ohne sie greift die Wissenschaft auf subjektive Spekulationen zurück.
Übersetzung: Jörg Elbe
Michael Shermer ist Buchautor, Gründer und Herausgeber des „Sceptic Magazine“ und schreibt für die Zeitschrift „Scientific American“. Im November 2018 erschien die deutsche Ausgabe von „The Moral“: Der moralische Fortschritt
Kommentare
Damit die Einteilung in die vier Felder wirklich aussagekräftig ist, müsste man noch ein bisschen rechnen: Wie hoch ist der Prozentsatz der verfluchten Horrofilme an der Gesamtanzahl der Horrorfilme. Für Mathematiker: Feld1 dividiert durch ((Feld3+Feld1) dividiert durch 100)? Und wie hoch ist der Anteil der verfluchten nicht-Horrofilme an der Gesamtanzahl der nicht-Horrorfilme: Feld2 dividiert durch ((Feld4+Feld2) dividiert durch 100)? Dann kann man seriös vergleichen.
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Ihre Forderung dürfte schon an den Kriterien scheitern ab wann ein Film als "verflucht" gilt. Reicht es wenn die Oma des Nebendarstellers eine Grippe bekommt oder muss sich die Frau des Regisseurs schon scheiden lassen ? Muss unbedingt jemand sterben ? Wenn Ja, wer und wann ?
Ist es nicht eher so das hier jemand versucht "nur bestätigende (religionskritische) Beispiele zu suchen und zu finden, während man diejenigen ignoriert, die die Meinung nicht bestätigen" ?
Wer frei ist von dieser Schwäche der werfe den ersten Stein.
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Eine andere Frage ist, wieso böse, übernatürliche Kräfte Horrorfilme verfluchen sollten. Fühlen sich diese Kräfte dadurch verunglimpft? Oder befürchten sie, dass solche Filme den Eindruck bei den Betrachtern erwecken könnten, dass es "sowas" nur im Film gibt, sodass die bösen Flüche die Menschheit wieder auf den Boden der Tatsachen zurück bringen sollen? Oder sind es vielleicht gar keine bösen Kräfte, sondern nur solche, die keine Horrorfilme mögen, weil sie sich nicht gerne gruseln?
@ Norbert Schönecker,
sollte man dies ernstnehmen, so würde man erstens feststellen, dass das Feld 4 am größten ist, sagen wir 98%, das Feld 3 möglicherweise 1,8% ausmachte und die beiden Felder 1 und 2 je 0,1% (tatsächlich wahrscheinlich noch deutlich weniger UND gleich vorweg statistisch wäre die Anzahl zu gering um eine belastbare Aussage zu formulieren). Ist die Stichprobe bei diesen außerordentlich geringen Zahlen repräsentativ? ...
Dann könnte man auf die Idee kommen, dass insgesamt 0,2% ALLER Filme "verflucht" seien, aber der Anteil der "verfluchten" Horrorfilme bezogen auf alle Horrorfilme (deutlich) größer sei als der Anteil der "verfluchten" Nichthorrorfilme an den "nicht-verfluchten" Nichthorrorfilmen. Außerdem müsste man noch den Anteil der "nicht-verfluchten" Horrorfilme an den "nicht-verfluchten" Nichthorrorfilmen als Vergleichsparameter ermitteln.
Vorab: Es fehlen - wie schon angemerkt - objektiv nachvollziehbare "Verfluchungskriterien", denn die Tatsache, dass Menschen durch Krankheiten und Unfälle sterben können ist selbstverständlich kein Privileg der Schauspieler und Schauspierinnen "verfluchter" Horrorfilme.
Außerdem müssten die Rahmenbedingungen erforscht werden. Vergleichend müsste man eine Statistik darüber erstellen, welche Personengruppen dazu neigen in Horrorfilmen mitzuspielen. Es könnte sich z. B. ergeben (könnte!), dass diese Personengruppen insgesamt einen riskanteren Lebensstil (inklusive Gesundheitspflege) pflegen, als der Rest der schauspielenden Gemeinschaft (vielleicht werden sogar bewusst oder unbewusst gerade riskant-lebenderer und/oder kränkere Schauspielerinnen und Schauspieler für Horrorfilme ausgesucht?).
Weiterhin müssten die Rahmenbedingungen der Dreharbeiten berücksichtigt werden, Frage: Sind die Drehorte, die für Horrorfilme in Frage kommen genauso "sicher" oder "unsicher" wie andere Drehorte? Wie psychisch belastend ist es in einer Komödie mitzuspielen, wie belastend in einem Horrorfilm? Neigen Regisseure von Horrorfilmen dazu "mehr" zu fordern? ....
Dazu muss man z. B. noch wissen, dass die meisten älteren Filme im Studio, also vermeintlich "sicher" gedreht wurden, jedoch die Sicherheitsstandards sich im Laufe der Zeit geändert haben. Gleichzeitig gab es bei älteren Filmen (was ist eigentlich mit Nosferatu?) aber auch Situationen, in denen Schauspieler Stuntszenen selbst gedreht haben. Wie viel Prozent der Schauspieler tun das heute in allen Filmen, in Horrorfilmen und wie viel Prozent taten dies damals.
Das ist nur der Beginn der Checkliste, die es statistisch zu erstellen gilt, wenn man eine statistisch belastbare Aussage ableiten wollte. .... undundundund ....
Abgesehen von der fehlenden Defintion von "verflucht" wünsche ich dabei viel Spaß.
Achtung ein Späßchen: Sie melden sich in 50 Jahren, wenn sie's geschafft haben werden! ;-)
Über die Absichten "böser, übernatürlicher Kräfte" möchte ich nicht spekulieren, da es diese nicht gibt. Das wäre dann ja eine Spekulation innerhalb einer Spekulation (beide vollständig haltlos und ohne jeglichen Beleg). Da könnte ich eher über die Absichten eines Gänseblümchens spekulieren, da wären die Erfolgsaussichten größer!
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S.g. Huxley!
Sie haben im Mittelteil mit allem Recht.Solange nicht geklärt ist, ob das Drehen von Horrorfilmen per se gefährlicher (oder vielleicht auch weniger gefährlich) ist als das Drehen anderer Filmgenres, ist ein reiner Zahlenvergleich nicht aussagekräftig.
Aber: Zahlen zu haben, wäre mal ein Anfang. Und der obige Artikel liefert keine Zahlen. Das finde ich enttäuschend - selbst wenn es dem Autor nicht um Horrorfilme an sich geht, sondern um falsche Denkweisen allgemein, das habe ich schon verstanden, keine Sorge.
Wenn sich jemand wirklich die Arbeit machen wollte, zum Thema "Sind Horrorfilme verfluchter als andere Filme" eine Studie zu verfassen, würde ich empfehlen, den Vergleich nicht auf alle Filme auszudehnen, sondern auf Actionfilme. Da kann man seriös eine ähnliche Unfallgefahr unterstellen. Wenn man sich als nächstes auf Hollywoodproduktionen beschränkt, dann darf man auch annehmen, dass die Beteiligten einen vergleichbaren Lebensstil mit ähnlicher Gesundheitsfürsorge pflegen. Schließlich trennen professionelle Schauspieler im Allgemeinen zwischen Film und Wirklichkeit. Und wenn man als nächstes stichprobenartig Filme ausgewählter Jahre heranzieht, dann ist die Arbeit nicht mehr ganz so ausufernd. Als Kriterium für "verflucht" würde ich vorschlagen, einfachkeitshalber nur Todesfälle der Produktionsteilnehmer in den drei Jahren ab Beginn der Dreharbeiten zu vergleichen.
Im Vorhinein zu sagen dass es böse übernatürliche Kräfte nicht gibt, ist in diesem Zusammenhang unwissenschaftlich. Es geht ja eben darum, so etwas zu prüfen. Wobei natürlich ein "positives" Ergebnis (also eine statistisch signifikante Abweichung zwischen Horrorfilmen und Actionfilmen) auch kein zwingender Beweis für die Existenz übernatürlicher Kräfte wäre; denkbar wären auch psychologische Ursachen. Und ein negatives Ergebnis beweist auch nicht deren Nichtexistenz - vielleicht interessieren sich ja böse übernatürliche Kräfte nicht für die Filmindustrie. Man könnte also höchstens Indizien sammeln, keine Beweise. Für direkte Beweise sind übernatürliche Kräfte definitionsgemäß zu ungreifbar.
Nachbemerkung: Nein, ich selbst bin an der Erstellung einer Studie nicht interessiert. Ich habe das Thema auch nicht angefangen.
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Ich habe meine Meinung, dass es keine übernatürlichen Kräfte gibt, damit begründet, dass es dafür keine Indizien gibt. Punkt! Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Das ist nicht etwa unwissenschaftlich, sondern im Gegenteil wissenschaftlich, denn Wissenschaft funktioniert nicht etwa so, dass man sich etwas ausdenkt und dann "krampfhaft" Belege dafür sucht (und wenn man sie an den Haaren herbeiziehen müsste; auf DAS läuft es dann aber hinaus, wie das Beispiel "verfluchte" Horrorfilme zeigt).
Die Thematik, die Herr Schermer anspricht, ist viel wichtiger als Horrorfilme. Das, was er anspricht, ist, nämlich bewusst oder unbewusst, zu versuchen vorgefasste Meinungen, fixe Ideen (die womöglich noch aus einer Ideologie stammen) experimentell nachweisen zu wollen.
Mit anderen Worten: Wenn es nicht die (fixe) Idee der "Verfluchung" gäbe (für die es auch außerhalb von Horrorfilmen keinerlei Indizien gibt), käme man nie und nimmer darauf Horrorfilme nach Derartigem untersuchen zu wollen! (Ungeachtet dessen spielen einige Horrorfilme MIT dieser (fixen) Idee, das ist hier aber nicht das Thema.)
DANN entsteht nämlich die von Herrn Schermer genannte "Betriebsblindheit"; "den Irrtum der ausgeschlossenen Ausnahmen": "Das Problem ist nicht nur bei paranormalen und übernatürlichen Behauptungen weit verbreitet. ..." Er spricht einen typischen Fehler von Pseudowissenschaften an.
Wissenschaftlich ist es eine Hypothese (die allerdings nur dann eine ist, wenn es irgendwelche Anhaltspunkte dafür gibt, das unterscheidet sie von wilder Spekulation!) bereits dann fallen zu lassen (oder mindestens anzupassen), wenn es mindestens ein Gegenbeispiel gibt. Im Falle von real existierenden Horrorfilmen, die keinem wie auch immer gearteten Verfluchungskriterium entsprechen, demnach also als "nicht-verflucht" anzusehen sind, ist diese Zahl WEIT überschritten! Mit anderen Worten, es genügt wissenschaftlich EIN Horrorfilm, der „nicht-verflucht“ ist (zu sein scheint) um die ganze These fallen zu lassen!
Eine Anpassung der Idee (ich nenne es nicht Hypothese, weil sie die Kriterien nicht erfüllt) wäre, Besonderheiten der vermeintlich verfluchten Horrorfilme herauszuarbeiten. Es müssten demnach eindeutige Erkennungsmerkmale definiert werden, die bei "verfluchten" Horrorfilmen auftreten, bei "nicht-verfluchten" demnach nicht. Demnach müssten überprüfbare Voraussagen formuliert werden: "Wenn jemand einen Horrorfilm mit diesen und jenen Eigenschaften dreht, DANN passiert dies und jenes"
;-) Auch eine süße Aufgabe für die Zeit zwischen den Jahren, oder?
Wir sprechen wissenschaftlich also NICHT von einem Phänomen. Wo es also kein Phänomen gibt, gibt es auch nichts wissenschaftlich zu untersuchen! Wer dennoch ein Phänomen sieht (wo keins ist), sitzt dem beschriebenen Fehler auf!
Allerdings passiert der von Schermer umrissene Fehler selbst gestandenen Wissenschaftlern/Wissenschaftlerinnen ("Es muss doch das herauskommen, was ich schon die ganze Zeit vermute!" Dann neigen diese dazu Indizien, die GEGEN die Annahme sprechen zu unterschlagen oder unterzubewerten oder gar nicht zu bemerken, dies noch nicht einmal böswillig oder bewusst!) und genau deshalb gibt es in der Wissenschaft unabhängige Kontrollinstanzen, die solcherlei Fehler aufdecken!
Häufig, sehr häufig werden diese Fehler aber von den Wissenschaftler/Innen selbst bemerkt (oder deren Team).
Es gibt ganz wunderbare Beispiele aus der Wissenschaftsgeschichte, in denen jemand mit einer festen Meinung/festem Bild/festen Modell in eine Experimentierreihe einsteigt, eine Unstimmigkeit am Rande bemerkt (die sich unter Umständen sogar technisch leicht beseitigen lässt) und statt die eigentliche Untersuchung fortzusetzen genau dieser Unstimmigkeit nachgeht.
Eins der schönsten Beispiele sind die Streuexperimente von Ernest Rutherford, der mit dem Thomsonschen Atommodell im Hinterkopf eine Experimentierreihe zur Untersuchung von alpha-Teilchen (Bestimmung der massespezifischen Ladung) einsteigt und bemerkt, dass alpha-Teilchen beim Durchgang durch Luft merklich abgelenkt werden - im Vakuum nicht. Statt nun einfach die Luft abzusaugen und "ungestört" weiterzumachen, geht er dem Phänomen nach und entdeckt nach jahrelanger Arbeit den Atomkern! ENTGEGEN der Lehre seines eigenen Lehrers Thomson! DAS ist echte Wissenschaft! Und dennoch ist hier noch ein Riesenunterschied zu den "verfluchten Horrorfilmen", denn das Thomsonsche Atommodell seinerseits ist keine fixe Idee, sondern also solches wohlbegründet, inklusive der Forderung nach einfachen Grundprinzipien, auf denen es fußt.
Das ist bei "verfluchten" Horrorfilmen genau NICHT der Fall! An einer "Verfluchung" ist nichts einfach, sondern sie erfordert ja geradezu die willkürliche Annahme von etwas noch Komplexerem, damit Unerklärlicherem und damit von etwas, was genau NICHT zur ERklärung beiträgt (bestenfalls zur VERklärung).
Historische Beispiele für den von Herrn Schermer genannten Fehler:
Neutrinos mit Überlichtgeschwindigkeit (man hatte schlicht die Experimentierbedingungen nicht auf dem Schirm und nicht bedacht, dass Neutrinos die "Abkürzung" durch die Erde nehmen)
"Kalte Fusion" im Reagenzglas (Infrarotquelle im Labor übersehen)
...
Es spricht für die Wissenschaft solche Irrtümer, die durch den von Herrn Schermer beschriebenen Fehler entstehen (können), aufzudecken.
S.g. Huxley!
Man kann sich dem von Shermer angesprochenen Thema durchaus wissenschaftlich nähern. Allerdings muss man tatsächlich den Bereich des Fluches selbst ausklammern, da übernatürliche Phänomene nicht in die Kompetenz der Naturwissenschaft fallen.
Möglich ist es aber festzustellen, ob es beim Dreh von Horrorfilmen mehr Unfälle gibt als beim Dreh von Actionfilmen. Oder ob Darsteller von Horrorfilmen statistisch früher sterben als andere Schauspieler. Ihre im vorigen Posting angemerkten Feinheiten sind dabei zu beachten, ich habe oben versucht, diesbez. praktikable Vorschläge zu machen.
Dass Sie der wissenschaftlichen Praxis kritisch gegenüberstehen und nicht ausschließlich Gläubige (sei es klassisch-religiöser oder okkulter oder esoterischer glaube) für vorurteilsbehaftet halten, lese ich mit Genugtuung. Ich habe auch schon ganz anderes erlebt.
Im mir leicht zugänglichen Bereich habe ich auf einfachste Weise bereits eine ähnliche These überprüft. Die These lautet: "Immer, wenn man es eilig hat, fährt einem die U-Bahn vor der Nase davon." Der Eindruck entsteht deshalb, weil genau dieses Ereignis in der Erinnerung haften bleibt. Wie gesagt, ich habe es monatelang überprüft: Die These hielt der Beobachtung nicht stand.
Ich nehme stark an, dass das bei den Horrorfilmen ähnlich ist. Wenn sich aber bei einer Überprüfung überraschend herausstellen sollte, dass wirklich die Todesrate von Horrorfilmmitarbeitern signifikant über der Todesrate anderer Schauspieler liegt - auch unter Einbeziehung Ihrer Kriterien - dann muss man dafür mögliche Gründe suchen. Dann hätten SIe, Herr Huxley, auch Ihre Indizien für übernatürliche Kräfte. Vorher würde ich aber das Kunstblut auf Giftstoffe untersuchen, weil es die einfachere Lösung ist ;-)
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Sehr guter Beitrag Huxley , mit der Einschränkung , daß bei den Neutrinos noch viele Fragen offen sind , unter anderem , ob sie überhaupt existieren.
"Peck konnte einer erneuten Flugkatastrophe entgehen, als er im letzten Moment einen anderen Flug annullierte"
Dieses Beispiel in dem Artikel verstehe ich nicht, denn die Entscheidung , den Flug zu annullieren , war ja ein Glücksfall (auch wenn man nicht sagen kann , was passiert wäre , wenn er nicht annulliert hätte , aber das ist ein anderes Thema). Dieser Vorfall ist ja ein Gegenbeispiel zu dem angeblichen Fluch. Hier wurde also sogar ein Glücksfall zu einem Unglücksfall umgedeutet , also ein zusätzlicher logischer Fehler.
Außerdem handelt es sich nicht lediglich um einen Bestätigunsfehler , bei dem lediglich ein paar Ausnahmefälle ignoriert wurden. Vielmehr wurde eine gewaltige Anzahl von Darstellern ignoriert , denen überhaupt nichts nennswertes passiert ist , sodaß selbst bei kritischen Lesern leicht der Eindruck entstehen könnte , daß zumindest signifikant mehr dieser Ereignisse bei Horrorfilmdarstellern passiert als bei irgendeiner anderen Kontrollgruppe. Es wurden keine prozentualen Angaben gemacht und das Ergebnis wurde auch mit keinem anderen verglichen , hat also überhaupt keine Aussagekraft.
Trotzdem wird diese Aufzählung viele davon überzeugt haben , daß es sich tatsächlich um einen Fluch handelt.
Interessanter wäre es schon mit dem "Kennedy-Fluch" , vielleicht läßt sich der auch entkräften , aber da ist die Häufung von Todesfällen und anderen Schicksalsschlägen schon weitaus deutlicher als bei den Horrorfilmdarstellern im obigen Artikel.
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