Der Milchflaschenwahn verdeutlicht, dass es keinen Unterschied macht, ob man einen Gott oder eine Milchflasche um etwas bittet.
Und das, obwohl Gott ja, zumindest in monotheistischen Religionen wie dem Christentum, anders als die Milchflasche, sogar allmächtig und allgnädig sein soll!
Warum trotzdem auch 2018 noch ansonsten eigentlich aufgeklärt und kritisch denkende Menschen ihren jeweils für wahr gehaltenen Gott um etwas bitten, ist schwer nachvollziehbar. Und trotzdem tun sie es.
Obwohl es doch wirklich nicht allzu schwer sein sollte zu erkennen, dass es nicht nur un-, sondern sogar völlig widersinnig ist, ein sowieso allmächtiges und allwissendes Wesen um irgendetwas zu bitten…
Bewältigungsstrategie „Segen”
Eine oft anzutreffende Strategie Gläubiger und Religionsverkünder, um diese Absurdität zu bewältigen, ist der so genannte „Segen.” Statt Gott um konkrete Dinge zu bitten, ersucht man ihn einfach nur um einen abstrakten „Segen.”
Ziel des Segens bzw. Segnens (lateinisch signandum) ist die Förderung von Glück und Gedeihen oder die Zusicherung von Schutz und Bewahrung. (Quelle: Wikipedia)
Gott kommt so nicht mehr die Rolle dessen zu, der die Bitte an ihn tatsächlich erfüllt (oder auch nicht oder erst später). Mit diesem Trick kann man weiterhin von Glück und Gedeihen sprechen.
Was der irdischen Wirklichkeit ja eher entspricht als die Vorstellung, ein Gott habe seinen Allmachtsplan im Interesse von Gläubigen, die ihn darum gebeten haben, geändert. Mit dem Konstrukt des „Segens” ist Gott also nicht mehr ursächlich für einen aktiven Eingriff in das tatsächliche Geschehen zuständig. Sondern nur für eine Förderung von Glück und Gedeihen.
Somit können Geschehnisse weiterhin alle möglichen (tatsächlichen, realen) Ursachen haben. Gott muss gar nicht aktiv ins Geschehen eingreifen. Er hat dann eben nur „seinen Segen gegeben” – oder auch nicht.
Der Milchflaschenwahn
Ich kann mir vorstellen, dass es diese Taktik Gläubigen einfacher macht, an ihren religiösen Wunschvorstellungen festzuhalten:
„Mir ist schon klar, dass es nicht Gott war, der mir die Zwei-Euro-Münze auf den Gehsteig gelegt hat. Sondern, dass sie sehr wahrscheinlich irgendwer verloren hatte. Trotzdem danke ich Gott dafür, weil er ganz offensichtlich meine Bitten an ihn erhört und es gut mit mir gemeint hat.”
Bei einem solch harmlosen Beispiel würde man freilich noch nicht von einem Wahn sprechen. Allerdings kann dieser, meist indoktrinierte, systematisch-chronische Selbstbetrug auch so weit führen, dass er die Lebensqualität von Menschen beeinträchtigt. Und spätestens dann sind die Voraussetzungen für einen Wahn erfüllt.
Ob Gotteswahn oder Milchflaschenwahn macht dann keinen Unterschied.
Kommentare
Es sei mir erlaubt an dieser Stelle einmal einen Witz zu zitieren, den ich vor 17 Jahren bei einem Folkfestival in Irland von Mairtin O'Connor gehört habe (weiß nicht, ob er von ihm stammt, er hat's aber ins Internet geschafft; gebe zu, dass er nicht ganz passt, er ist aber eben auch nicht ganz unpassend):
There was a man who worked for the Post Office whose job was to process all the mail that had illegible addresses.
One day, a letter came addressed in a shaky handwriting to God with no address. He thought he should open it to see what it was about. The letter read: Dear God, I am an 83 year old widow, living on a very small pension. Yesterday someone stole my purse. It had £100 in it, which was all the money I had until my next pension cheque. Next Sunday is Christmas, and I had invited two of my friends over for dinner. Without that money, I have nothing to buy food with. I have no family to turn to, and you are my only hope. Can you please help me? Sincerely, Edna
The postal worker was touched. He showed the letter to all the other workers. Each one dug into his or her wallet and came up with a few pounds. By the time he made the rounds, he had collected £96, which they put into an envelope and sent to the woman. The rest of the day, all the workers felt a warm glow thinking of Edna and the dinner she would be able to share with her friends. Christmas came and went.
A few days later, another letter came from the same old lady to God. All the workers gathered around while the letter was opened. It read: Dear God, How can I ever thank you enough for what you did for me? Because of your gift of love, I was able to fix a glorious dinner for my friends. We had a very nice day and I told my friends of your wonderful gift. By the way, there was £4 missing. I think it must have been those bastards at the Post Office !
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Wenn man glaubt, dass, wenn NICHTS knallt, ein Universum entsteht, also aus NICHTS sich nette Menschen entwickelten, dann denkt man sich auch NICHTS dabei, wenn man Modelle wie den Milchflaschen-Wahn entwirft.
Wenn aber Gottes Vorsehung für liebenswürdige Postbeamten sorgte, die einer sich irrenden alten Frau 96 € zu Weihnachten schenkten, hat man neben der Freude an der netten Geschichte von Huxley sogar noch den richtigen Denkansatz.
Wer an NICHTS als Ursprung alles Existierenden glaubt, bleibt Gefangener seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit des Denkens und kann die Realität nicht verstehen.
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Hallo Herr Watty,
Sie könnten sich einmal fragen, was Sie selbst unter NICHTS verstehen und dann könnten Sie versuchen herauszufinden, was die Physik zum sog. NICHTS sagt (by the way: Es handelt sich dabei mitnichten um einen Glauben!).
Wenn Sie das getan haben, denken Sie einmal über Ihr Posting nach, lassen das Ganze sich noch etwas setzen und melden sich dann vielleicht noch einmal zur Sache (oder auch nicht).
Ansonsten gebe ich einmal einen kleinen Tipp: Die Tatsache, dass es sprachlich möglich ist, von einem NICHTS zu sprechen, bedeutet keineswegs, dass diese sprachliche Zuspitzung irgendeine Relevanz für die real existierende Welt besitzt (Selbiges gilt für "Gott").
Von Ihrem Gott sprechen Sie in der selben Art und Weise, wie Sie von Ihrem NICHTS sprechen und halten dies dann inhaltlich sowie irrtümlich für einen Widerspruch. Der Widerspruch indessen liegt ausschließlich in Ihrer Art und Weise zu denken begründet, nirgendwo sonst.
Ich fände es schön, wenn es Ihnen gelänge sich über diese Denkweise hinwegzusetzen. Mit etwas Anstrengung und ehrlichem Bemühen gelingt das durchaus.
Also nur Mut!
Ob die Geschichte nun so "nett" ist/war, weiß ich nicht.
Ich halte diese Geschichte zwar für lustig (und lache darüber durchaus), allerdings auch für ziemlich böse, da sie (die Dame) eher bereit ist einem transzendentalen Wesen zu danken und gleichzeitig die real existierenden Mitmenschen für "bastards" zu halten. DAS geht freilich nur, wenn man an einen Gott glaubt und diesen der real existierenden Güte der Mitmenschen vorzieht (bzw. für wahrscheinlicher hält). Letzteres geht Ihnen offenbar genauso, da Sie es wohl für nicht möglich halten, dass die netten Postbeamten von selbst (ohne diese Gottesfigur) auf die Idee gekommen sein könnten.
...
Aber ich begehe gerade den Fehler die Pointe zu erklären. ... sorry.
Lieber Huxley,
Nichts ist nun einmal nichts. Da benötigt niemand die Physik. Muss man nicht verkomplizieren. Sondern nur so definieren, wie es jeder Mensch logisch tut. Ist völlig egal, was die Physik dazu sagt. Sie spielt bei der Frage nach der Existenz Gottes keine Rolle.
Gottes Existenz ist für den normalen Menschenverstand erkennbar. An dem, was Erschaffen vor uns liegt. Durch Nachdenken. Römerbrief 1,20.
In dem Witz ist die Frau sicher sehr dumm. Es fehlten ihr aber ein paar Informationen.
Wenn er aber suggerieren soll, dass alle, die an Gott glauben, ebenso dumm und bösartig sind wie diese Frau, während alle Atheisten so liebenswert wie die Postbeamten sind...
...dann ist er unterstes Niveau und nicht witzig. Erinnert mich dann eher an Nazi-Witze über Juden und Schwarze.
Doch ich will Ihnen das nicht unterstellen.
Freundliche Grüße
Reinhold Watty
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Tja,
Sie wiederholen zwar inhaltlich Ihr vorheriges Posting, zeigen allerdings mit keinem Wort, dass Sie auch nur ansatzweise verstanden haben, was ich dargelegt habe.
Sie wissen noch nicht einmal, was Sie mit dem Wort "ist" meinen, wenn Sie sagen "NICHTS ist nun einmal NICHTS". Sie irren! Ihr NICHTS ist ein Ihnen zu eigenes Hirngespinst und mich interessiert es schlicht nicht, wie Sie mit Ihrem Hirngespinst umzugehen gedenken.
Nebenbei: Die Physik verkompliziert nichts (wohlgemerkt kleingeschrieben, denn dann ergibt das Wort einen Sinn!), sie legt nachvollziehbar dar. Bis man's kapiert, kann's natürlich eine Weile dauern, das ist jedoch kein Widerspruch.
Ups: Kennen Sie JEDEN Menschen? Wie kommen Sie darauf zu sagen "wie es jeder Mensch 'logisch' tut"?
Welche Logik meinen Sie?
Die europäische Alltagslogik, die im steinzeitlichen Europa einen Überlebenvorteil beinhaltete? lach
Zweifellos steht es Ihnen frei Wissenschaft zu ignorieren, dann lassen Sie sich jedoch gesagt sein, dass Sie solche Artikel dann wohl doch lieber nicht lesen sollten, da Sie sie schlicht nicht verstehen und im Beharren an Ihren Glauben wohl niemals verstehen können. Aber ich halte es mit dem Spruch: Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Die Frage nach Gottes Existenz ist - wie Sie mit Ihrer umwerfenden Logik sicherlich wissen - nicht beantwortbar und damit sinnlos! Was Sie persönlich glauben, interessiert mich nicht.
Fragt sich, warum Sie diese (sinnlose) Frage dazu benutzen wollen um Physik zu diskreditieren, die Sie sowieso nicht verstehen. ?
Die Physik spielt auch bei der Frage nach der Milchflasche keine Rolle, die ist nämlich genauso sinnlos!
Der Witz sagt über die sonstige Lebenseinstellung und Überzeugungen der Postbeamten nichts aus. Sie könnten Atheisten sein, sie könnten auch an irgendwas glauben, vielleicht sogar an den von Ihnen wohl favorisierten Gott (vielleicht der eine so, die andere so). Für das, was sie in dem Witz getan haben, ist beides irrelevant! Sie sind Menschen! Das macht den Witz an dieser Stelle glaubhaft und nur deshalb ist es ja einer.
Die Pointe hab' ich bereits erklärt, Sie haben's leider noch nicht verstanden, vielleicht einfach noch einmal lesen?
Nur Mut Sie schaffen das schon irgendwann. ;-)
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Ihre Aussage: Gottes Existenz ist für den normalen Menschenverstand erkennbar.
Nun ja, bestenfalls erkennbar, aber mit unserer diskursiven Denkweise nie und nimmer beweisbar.
Leider ist aber unsere Erkenntnisfähigkeit so ziemlich eingeschränkt; wir können mit "Hausmitteln" bloss einen kleinen Teil der Realität wahrnehmen, welcher sich mithilfe der Wissenschaft nur marginal steigern lässt. In dieser Hinsicht bezweifle ich tatsächlich, ob wir Gott mit unserem Verstand wirklich erkennen können oder ob wir nicht treffender von erahnen sprechen sollten. Das Erkennen ist m.E. bloss seelisch möglich. (Ich weiss, Atheisten bezweifeln auch die Existenz der Seele.)
Ihre Aussage: Wer an NICHTS als Ursprung alles Existierenden glaubt, bleibt Gefangener seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit des Denkens und kann die Realität nicht verstehen.
Tatsächlich wird in der Theologie und u.a. von den Kirchenvätern die "creatio ex nihilo" (Schöpfung aus dem Nichts) gelehrt. Wäre die Schöpfung nicht aus dem Nichts entstanden, wäre sie Umwandlung und nicht Schöpfung (Augustinus). Wollen Sie nun tatsächlich dem Kirchenvater Augustinus oder dem Kirchenlehrer Thomas von Aquin selbstverschuldete Unmündigkeit ihres Denkens vorwerfen?
Allerdings muss fairerweise erwähnt werden, dass das theologisch-philosophische "Nichts" der ewigen Existenz Gottes (Gott als das Seiende schlechthin) untergeordnet ist. Und nun wird's wirklich schwierig, nicht wahr?
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P.S.
Sorry, habe die Anrede vergessen: Lieber Herr Watty
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Moinsen,
ich grübel jetzt mal ein bisschen, zische einen guten russischen Wodka und dann erkläre ich euch das mal alles so, dass ihr das auch schnallt, ok?
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Hallo Herr Locher,
Kirchenvater Augustin hat die "creatio ex nihilio" (Schöpfung aus dem Nichts) der Bibel entnommen. Was besagt, dass Gott "nichts und niemand" dazu brauchte, um Himmel und Erde hervorzubringen (wobei "Himmel" die uns unsichtbare Geisterwelt einschließt). Gott genügt sich dazu selbst. Das glaube ich auch und ordne dieser Wahrheit meine Vernunft unter. Im übrigen glaube ich, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. In Ihm erkenne ich "Gott selbst".
Huxley versucht mir aber zu erklären, dass es keinen real existierenden Gott gibt. Und das Nichts doch irgendetwas sein soll, dass irgendwelche hochstehenden Physiker mir beschreiben können, falls ich mir die Mühe mache, es zu verstehen.
Ich halte an meiner Steinzeitlogik fest und behaupte: Nichts = nichts. Groß- und kleinschreibung ist dabei austauschbar.
Und wo nichts ist, passiert nichts, knallt nichts, entsteht kein Universum.
Wenn Physiker den Begriff umdefinieren, ist das ihr Problem. Gott ist auch dann Gott, wenn man "Wissenschaft" dazu missbraucht, seine Existenz zu leugnen, ohne auch nur einen einzigen Beweis vortragen zu können.
Solche "Wissenschaftler" können sicher ewig weitertrinken, auch wenn in ihrer Flasche "nichts" mehr drin ist ("halt, war da nicht doch die Spur eines Tröpfchens!?").
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Psalm 53,2
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