Der Versuch, Deutsch zu lernen

„Eine persönliche, jedoch vergebliche Abbitte, für die vom Pathos getriebene Arroganz meiner Nation.“

Der Versuch, Deutsch zu lernen

Ich würde mein Leben gerne als von rationalen Entscheidungen bestimmt sehen, aber ich muss zugeben, dass der Versuch, in meinen närrischen Siebzigern Deutsch zu lernen, mehr vom Gefühl bestimmt ist - ein Gefühl, das manchem eindeutig irrational vorkommen wird. Ich benötige Deutsch für mein Leben und meine Arbeit nicht im Besonderen. Nein, meine Motivation ähnelt einer Buße: Eine persönliche, jedoch vergebliche Abbitte, für die vom Pathos getriebene Arroganz meiner Nation. Der Brexit hat mich beschämt, ein Engländer zu sein. Ich schäme mich für das England von Farage und seinen xenophoben Rüpeln, und für Cameron, dessen feiger Opportunismus ihnen ihren Willen gelassen hat. Ich schäme mich Engländer zu sein, ich wäre heute stolz, Schotte oder Ire zu sein.

Der Brexit ist die letzte offensichtliche Manifestation sowohl der Arroganz, wie der schmachvollen Unverantwortlichkeit der Engländer, aber es hat sich seit längerem in unserer Haltung gezeigt, andere Sprachen zu lernen. Soweit wir Sprachen an den Schulen lehren, behandeln wir sie wie Latein, beherrschen die Gerundien und Konjunktionen, aber es besteht ohne Ausnahme keine Notwendigkeit tatsächlich ein Gespräch mit einem Ausländer zu führen.

Wie ich in einem früheren Beitrag in Prospect anmerkte, sollte uns englische Einsprachige eine Reise nach Amsterdam oder Stockholm, oder wie ich kürzlich feststellte, sogar nach Budapest oder Prag, mit Scham erfüllen. Ich schlug vor, dass ein Schritt in die richtige Richtung sein könnte, unsere Nachrichtensendungen davon zu überzeugen, das Voice-Over zu verwerfen und es durch Untertitel zu ersetzen. In derselben Weise schaue ich nun DVDs deutscher Filme. Filme, wie die epische Saga „Heimat“ oder das zutiefst ergreifende „Das Leben der Anderen“ sind kein leichter Stoff, aber höchst unterhaltsam. Ich benötige noch englische Untertitel, aber während ich lese, versuche ich unermüdlich so viele deutsche Wörter herauszufischen, wie ich kann. Die Idee ist, mich von der Sprache umspülen zu lassen, um mein Ohr darauf einzustimmen und so, mein Alter berücksichtigend, mit der Leichtigkeit eines kindlichen Geistes zu lernen.

Gleichzeitig erfülle ich gewissenhaft meine täglichen Aufgaben in einem Computerkurs: Duolingo. Duolingo sagt mir, dass ich nun 37 Prozent fließend Deutsch spreche, was offensichtlich Unsinn ist. Abgesehen von der Unplausibilität der vermeintlichen Genauigkeit zweier wichtiger Zahlen, würde ich keine Untertitel mehr benötigen, um die synchronisierte deutsche Fassung von „Jeeves und Wooster“ (Herr und Meister) oder „Das Leben des Brian, dessen Dialoge ich fast auswendig kann, zu genießen, wenn ich auch nur annähernd ein Drittel auf dem Weg zum fließenden Sprechen wäre.

Interessanterweise ist es für mich hilfreicher Englischkurse zu verwenden, die für Deutsche entwickelt wurden. Dadurch muss ich vom Englischen ins Deutsche übersetzen, was wesentlich herausfordernder ist, als vom Deutschen ins Englische, schon weil man beim Letzteren die „Große-Genus-Plage“ ignorieren kann, man bekommt „der“ oder „die“ oder „das“ auf dem Silbertablett serviert. Dies mag der Grund sein, warum ich nur 12 Prozent bei der Bewertung von fließendem Englisch erhielt.

Ich muss mich mehr anstrengen.

Übersetzung: Jörg Elbe

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Kommentare

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    Matthias Wehrstedt

    Gibt es denn bei de.richarddawkins.net keinen Übersetzer, der die deutsche Sprache beherrscht?

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      Björn Rodemund

      Best way to learn the language, is to listen to it in the original settings. When is the cancelled Germany Tour going to happen? I understand your health is better?

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        NA Liebisch

        You go, Richard!! Oder besser: Weiter so! ;)

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