Die Wissenschaften und in diesem Falle ganz besonders die Naturwissenschaften haben einen zunehmend schweren Stand. Das ist seit einiger Zeit nicht nur in Deutschland zu beobachten, sondern ebenso in Österreich. In gleichem Maße nämlich, wie die Durchseuchung der Politik und der Gesellschaft bis zur unerträglichen Schmerzgrenze mit esoterischen und alternativmedizinischen Humbug, quacksalberischen Heilsversprechen und minderbemittelten Pseudowissenschaften stattfindet, hat gleichzeitig in den letzten Jahren das Ansehen vor allem der Naturwissenschaften rapide abgenommen.
In Österreich geht das inzwischen so weit, dass Wissenschaftsminister Esoteriker mit Orden behängen und gleichzeitig aus der Finanzierung der Cern-Forschung aussteigen wollen, wie Florian Freistetter auf Falter.at schreibt.
Besorgte Bürger und Wissenschaftler in Österreich hatten zudem nach einem Bericht des Onlinemagazins Der Standard.at eine Onlinepetition initiiert, die sowohl Kanzler Faymann als auch Vizekanzler Spindelegger abgelehnt haben. Sie nähmen generell keine Petitionen an, hieß es. Da nützt es auch nichts, dass der international renommierte Quantenphysiker und Präsident der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Anton Zeilinger, genauso wie Helga Nowotny, Chefin des Europäischen Forschungsrats, und Pascale Ehrenfreund, Chefin des Wissenschaftsfonds FWF, zu den Bittstellern gehörten. Kanzler wie Vizekanzler haben auf die drei keine Lust, was eindeutig ein Affront gegen die Wissenschaft ist. Tatsächlich geht es in der Petition jedoch nicht etwa um immense finanzielle Forderungen, sondern lediglich um die Anmahnung zur Einhaltung der von der Politik zugesagten Mindestfinanzierungen, um den Universitätsbetrieb aufrecht erhalten zu können.
Doch auch in Deutschland haben wir inzwischen MinisterInnen und Parteien, die auf Naturwissenschaften pfeifen und sich lieber esoterischen Quacksalbereien, impfgegnerischem Blödsinn oder ideologisch verblendeten Antiwissenschaften hingeben. Ganz besonders stark ist das bei den Grünen zu beobachten, die im Hinblick auf die Erkenntnisse der Naturwissenschaften diese in politischen Machtspielen bis zum völligen Zusammenbruch bekämpfen und die entstandenen wissenschaftlichen Lücken mit dümmlich-ideologischen Inhalten füllen. Dass inzwischen in dieser Partei im Durchschnitt etwa genauso viele Politiker Träger des wissenschaftlichen Doktorgrades wie in anderen Parteien sind, hatte bisher keinerlei mäßigende Auswirkungen auf die gerade in dieser Partei besonders aggressiv vorherrschende politische Wissenschaftsignoranz.
Das liegt auch daran, dass sich die Einstellung zu den Naturwissenschaften in Deutschland und Österreich in den letzten Jahren vor allem bei der politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Funktionärselite dramatisch verändert hat. Viele dieser Doktor-Karrieristen stehen den Wissenschaften eigentlich völlig gleichgültig gegenüber und werden von ihnen lediglich dazu benutzt, den eigenen persönlichen Stellenwert durch Studium und Promotion zu erhöhen. Die Spitze des Eisberges eines solchen zur selbstbefriedigenden Persönlichkeitsinszenierung verkommenen Werdegangs in Verbindung mit fehlender wissenschaftlicher Ernsthaftigkeit zeigte sich zuletzt nicht nur durch den Dissertationsbetrug eines Möchtegernadligen, sondern vielmehr auch durch zusammengeschusterte und wissentlich plagiierte Dissertationen mehrerer politischer Ex-InhaberInnen des akademischen Doktorgrads. Wie wenig die Wissenschaft von solchen Doktor-Trägern ernstgenommen wird hat zuletzt Annette Schavan mit ihrem Satz geprägt, sie sei es der Wissenschaft schuldig, gegen den Entzug ihres Doktorgrades zu klagen. Als ob es irgendeinen wissenschaftlichen Nutzen hätte, wenn Schavan ihren Doktorgrad behalten würde.
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, denn letztendlich ist Schavans Doktorentzug aufgrund ihrer fehlerhaften Dissertation vielmehr ein Schaden für das Ansehen der Wissenschaft. Insofern interessierten sich für Schavans Verteidigung und ihrer angeblichen Schuldigkeit gegenüber der Wissenschaft niemand weiter ausgenommen sie selbst, einige ihrer dauerhaftenSpeichellecker und die Boulevardmedien. Schon gar nicht interessierte sich “die Wissenschaft” über einer eventuellen Einsicht Schavans für ihr Fehlverhalten hinaus für vermeintliche Schuldigkeiten. Für die Wissenschaft war mit der Aberkennung des Doktorgrades durch dieHeinrich-Heine-Universität in Düsseldorf sowohl der Fall als auch die Person Schavan abgeschlossen. Schuldig geblieben war Schavan alleine das wissenschaftlich saubere Arbeiten in ihrer Dissertation.
Der sich daraus entwickelte Eiertanz einiger Wissenschaftsfunktionäre um Schavans Plagiat war ein Meisterstück in Sachen Wissenschaftsignoranz. Noch vor einigen Jahren wäre eine solche Verteidigung wissenschaftlichen Fehlverhaltens nicht machbar gewesen. Die Wertigkeit der Wissenschaften ist bei Politikern inzwischen häufiger als in der Gesellschaft auf dem Nullpunkt angekommen, und Forschungsgelder werden zunehmend von der Unterwürfigkeit universitärer Leiter abhängig. Um die finanziellen Zuteilungen nicht zu gefährden sollen sie sich davor hüten, dem Statusdenken von PolitikerInnen in die Quere zu kommen. Insofern kann man wunderbar darüber spekulieren, warum ausgerechnet eine Plagiatorin in Lübeck ein Ehrendoktor von einem Universitätspräsidenten angeheftet bekommt. Das ist in der Tat ein weiteres deutliches Zeichen dafür, dass ein für die eigene Karriere förderliches Festhalten an alten unterwürfigen Seilschaften auch unter Wissenschaftsfunktionären inzwischen höher bewertet wird als die ehernen Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens. Auf mich macht das jedoch den Eindruck, als würde ein Autofahrer, der betrunken mehrere Menschen schwer verletzt hat, ein Jahr später mit einem Ehrenabzeichen eines Automobilclubs ausgezeichnet werden – wegen vorbildlichen Verhaltens im Strassenverkehr.
Die Wissenschaften selbst wehren sich nur mäßig gegen die Aushöhlung ihrer Selbstständigkeit und Seriosität als forschende Gemeinschaft. Dass unsere Hochschulen schon längst in Gefahr sind, von dem Wohlwollen einzelner Politiker abhängig zu sein, zeigen nicht nur die immer wieder auftauchenden Pressemitteilungen verschiedener Hochschulverbände. Auch müssen sich die Universitäten zunehmend gegen die Vereinnahmung durch wissenschaftsignorante Pseudowissenschaften wehren, die inzwischen einige der Universitäten mit allerlei esoterischen Blödsinn befüllen. Dabei handelt es sich schon lange nicht mehr um Einzelfälle, sondern vielmehr um eine systematische Unterwanderung von Hochschulen, wie eine ausführliche Listeauf dem Skeptikerportal Psiram verdeutlicht. Und auch wenn der Traum von einer Homöopathieuniversität wie im jüngsten Fall erst einmal geplatzt ist, täuscht das jedoch keineswegs darüber hinweg, dass der quacksalberische Unfug nach wie vor zu den punkterelevanten Ausbildungsbereichen eines Arztes gehören und somit den Eindruck erwecken soll, Homöopathie sei sowohl behandlungsrelevant als auch seriöse Wissenschaft. Dass sie jedoch keines von beiden ist stört weder Politiker noch manchen Wissenschaftsfunktionär, solange der Unfug grosszügig mit finanziellen Mitteln bedacht wird, von wem auch immer. Da nimmt man auch gerne den Verlust der letzten internationalen Anerkennung in Kauf.
Tatsächlich aber ist es eine mehr als üble Schande, dass die einstmals so angesehenen deutschen wie österreichischen Wissenschaften zum Spielball wissenschaftsignoranter Politiker und willfähriger Karrieristen verkommen sind und die wissenschaftliche Seriosität und Selbstständigkeit sowie die Einhaltung wissenschaftlicher Standards mehr und mehr ausgehebelt werden. Diese Ignoranz wird letztendlich zu massiven Wirtschaftsproblemen in beiden Ländern führen. Das internationale Ansehen wird schwinden, die deutschen und österreichischen Wissenschaften weltweit belächelt. Die klugen Köpfe wandern schon jetzt in Scharen in das Ausland ab, um unter besseren Bedingungen und auf der Basis seriöser wissenschaftlicher Regeln forschen zu können. Wer bitte möchte denn noch in einer dieser deutschen oder österreichischen Zauberschulen studieren, bei dem sich niemand mehr sicher sein kann, keinen pseudowissenschaftlichen Blödsinn untergejubelt zu bekommen. Zudem erfahren die angehenden Wissenschaftler zunehmend von der Politik nicht nur keinerlei Akzeptanz, sondern werden wie im Falle der Genforschung sogar noch ideologisch bekämpft. Der Schaden ist jetzt schon immens bis unüberschaubar. Doch solange die wissenschaftsignorante Dummheit im politischen Kollektiv regiert, wird sich daran nichts ändern. In Deutschland nicht, und auch nicht in Österreich.
Kommentare
Sehr bissig, aber in den Grundzügen leider wahr. Dies gilt jedoch nicht nur für Deutschland und Österreich, sondern auch noch für viele andere Länder, ganz vorne mit dabei: die USA. Zugleich scheut sich die Politik jedoch nicht, ständig in Wahlk(r)ampf-Situationen darauf hin zu weisen, dass Bildung die Grundlage der Zukunft des jeweiligen Landes sei. Das vor kurzem statt gefundene Einknicken der Grünen vor dem massiven Druck evangelikaler Gruppen bezüglich des Themas sexueller Vielfalt an unseren Schulen zu Gunsten eines auf das traditionelle Familienbild Mann-Frau-Kind ausgerichteten Wertkanons beweist, dass die Politik in jeder Hinsicht nicht davor gefeit ist, in uralte Verhaltensmuster zurück zu verfallen. Herr Kretschmann hat ja auch in aller Öffentlichkeit davon gesprochen, dass im Verhältnis zu den traditionellen Religionen (ich frage mich ob er dabei den Islam mit im Kopf hatte, oder noch traditioneller nur das Christentum damit gemeint hat) der Humanismus in unserem Land keine Rolle spiele. Ich frage mich wer in diesem Zusammenhang "uns" ist, mich kann er jedenfalls damit nicht gemeint haben.
Wissenschaft wird - und das war im Grunde schon immer ihr Problem - nur im Rahmen der ökonomischen Nutzbarkeit als wertvoll betrachtet. Die Tatsache, dass das nur der zweite Schritt NACH der Grundlagenforschung, sein kann kommt in den Köpfen unserer Politiker wohl eher nicht mehr vor. Die Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke nach dem Mega-Gau in Fukushima war ja auch nicht Folge der Einsicht unsere Kanzlerin als Trägerin eines Doktortitels in Physik, sondern der politischen Realität (Verlust der Regierungsmacht in Baden Württemberg nach über 50 Jahren) geschuldet. Wir steuern seltsamen Zeiten entgegen. Und das in einer Phase, in der es um so deutlicher wird, dass nur der konsequente Ausbau der Wissenschaften und ein an umgreifender Vernunft ausgerichtetes Handeln die Probleme lösen kann, die wir uns durch blind-ökonomisches Handeln im Verlauf der letzten 150 Jahre eingehandelt haben!
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Wir steuern nicht nur seltsamen , sondern unerträglichen Zeiten entgegen. Wenn das Bundesverfassungsgericht schon das "dritte Geschlecht" (was immer auch damit gemeint ist) , gesetzlich verankert, so ist das mehr als nur ein Alarmsignal , wie fehlgeleitet und irrational unser gesamtes System inzwischen ist.
Die Rechtschreibreform konnte nicht verhindert werden , weil ein paar machtgeile Politiker sie um jeden Preis durchsetzen wollten (entgegen der breiten Kritik) , natürlich war eine Klage gegen dieses Unsinn nutzlos , denn die höchsten Richter tanzen nach der Pfeife der Politiker.
Die nächste Stufe der Zerstörung der deutschen Sprache ist das Gendern (kommt sogar in diesem Artikel vor) , auch hier nützt es nichts , daß die große Mehrheit es ablehnt , es wird einfach nicht abgeschafft (ja , noch nicht mal die Sommerzeit wurde abgeschafft , obwohl es seit mehr als zwei Jahren geplant ist!).
Der Ausstieg aus der Kernenergie ist ein weiteres Beispiel : Der wirkliche Störfall in Tschernobyl führte NICHT zum Ausstieg , der ledlich durch einen Tsunami verursachte GAU dagegen schon. Das ist grotesk , um das Mindeste zu sagen.
Die Abkehr von der Logik um jeden Preis , wann immer die Logik in Konkurrenz zum Geld steht , ist eine tickende Zeitbombe. Irgendwann wird diese Haltung die gesamte menschliche Zivilisation irreperabel zerstören.
Schließlich sei noch die unerträgliche Klimapropaganda erwähnt. Dabei geht es gar nicht darum , daß viele Menschen den Klimawandel leugnen wollen. Es geht um die absurden Maßnahmen dagegen , um die Bestrafung aller , nur weil einige Klimasünden begehen und um völlig überzogenen Horrorszenarien.
Der vollkommene Zusammenbruch der Menschheit steht also unmittelbar bevor. Ihre kulturelle und intellektuelle Integrität hat die Menschheit als Ganzes schon längst verloren. In einer solchen Welt stellt sich die Frage , ob Leben oder Sterben weniger schlimm ist.
Die Religion setzt mit der "Erbsünde" noch einen drauf. Daß dieser Schwachsinn immer noch salonfähig ist , und immer noch versucht wird , die Adam-und-Eva Geschichte als real zu verkaufen , sagt alles über den Zustand der Menschheit , insbesondere des Christentums , aus. Doch der Islam ist auch nicht besser.
Funktionieren würde eine Gesellschaft nur , wenn sie auf Logik basiert , sie (die Logik) muß im Zweifelsfall immer über Macht- und Geldinteressen siegen. Das tut sie aber nicht , weshalb wenig Hoffnung besteht , daß die Menschheit noch rechtzeitig die "Kurve kriegt".
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Eines sei aber auch noch erwähnt. Natürlich ist es ein Hohn , daß "Wunderheiler" und andere Pseudowissenschaftler eine Plattform erhalten , aber der Ausstieg aus der Finanzierung der CERN-Forschung IST richtig , dient doch diese "Forschung" nur völlig nutzlosen nichtreproduzierbaren "Experimenten" , die unzählige Milliarden verschlingen und niemanden , nicht mal dem Militär , den gerinsten Nutzen bringen.Trotzdem hat der Autor in dem Artikerl recht , daß ein Staat , der Esoterik nicht nur gesetzlich schütztz , sondern sogar fördert , auf dem völlig falschen Dampfer ist. Grün zu wählen , war eben ein unglaublicher Fehler (das Motto der Grünen war schon immer : Was kümmert uns die Menschheit , Hauptsache die Umwelt ist intakt. Und : Was brauche ich ein Atomkraftwerk , mein Strom kommt aus der Steckdose ). Die Zeche für diesen Fehler zahlen wir alle , die Rekordinflation geht trotz des sinnlosen Krieges unter Putin auf die Kappe der Grünen.
Die Wissenschaft hat aber nicht ganz ohne Grund viel Vertrauen eingebüßt. Sie verspricht viel (manchmal sogar Unmögliches) und wenn das dann nicht eintrtitt , ist die Masse verständlicherweise enttäuscht. Statt uns eine erdrückende Digitalisierung zuzumuten , hätten sich die Wissenschaftler mal besser auf wirkliche Probleme konzentriert wie Hunger , Kriege und Krankheiten.
Das ist aber nicht geschen , sie ließen sich stattdessen absurde Nobelpreise verleihen wie für die "Gravitationswellen" und das "Gottesteilchen". Das ist genauso wenig Physik wie irgendein Aberglaube. Außerdem wird noch immer von (nichtexistenten) Neutrinos gesprochen und der Irrglaube verbreitet , Kometen bestünden aus Eis. Schon ein geringes Wissen über Physik genügt , um zu verstehen , daß es im All keine frei umherschwebenden Eisbrocken geben kann. Das Eis würde sofort verdampfen.
Obwohl ich nicht in allen Punkten mit der Plasmakosmologie einverstanden bin , empfehle ich , mal den Artikel von Daniel Kamm über die "Realitätstheorie" zu lesen. Dort werden viele Mythen der modernen Kosmologie entlarvt.
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