Die FIFA und die schönen Frauen

„Lookismus“ auf dem Vormarsch

Die FIFA und die schönen Frauen

Foto: Pixabay.com / MarcoPomella

Für Schlagzeilen ganz anderer Art sorgte die WM durch den Vielfalts-Beauftragten der FIFA, Federico Addiechi. Er hatte gefordert, bei der Fernsehausstrahlung von Fußballspielen weniger schöne Frauen zu zeigen. Hatte er damit gemeint, weniger Frauen zu zeigen, die schön sind oder mehr Frauen zu zeigen, die weniger schön sind? Wie dem auch sei: Augenscheinlich erfüllt schon das Betrachten schöner Frauen den Straftatbestand des Sexismus. Schön, dass auch der Weltfußballverband dem Patriarchat das Handwerk legen will.

Ähnliche Vorstöße gibt es auch in Deutschland. Die Landesregierungen von Berlin und Bremen fordern ein Verbot sexistischer Werbung – also von Plakaten, auf denen leichtbekleidete Frauen Produkte anpreisen.

Im linksfeministischen Lager nimmt die These vom „Lookismus“ langsam an Fahrt auf. Diese wendet sich gegen Diskriminierung aufgrund des Aussehens. Menschen in hübsch und hässlich zu unterteilen, stehe auf einer Stufe mit der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Rasse oder ihrer Religion. Dabei geht es nicht darum, Menschen aufgrund ihres Aussehens eher als Sexualpartner in Betracht zu ziehen, oder sie bei der Jobvergabe zu bevorzugen (Studien belegen eine solche Diskriminierung!) - allein einen Menschen überhaupt als hübsch oder weniger hübsch zu empfinden ist falsch. Denn tatsächlich – so jedenfalls die These vom Lookismus – gibt es keine hübschen und hässlichen, sondern nur unterschiedlich aussehende Menschen. Willkürlich habe man definiert, was als schön gilt oder nicht. Theoretisch hätten die damals festgelegten Schönheitsideale auch gänzlich anders ausfallen können.

Schuld ist – wie immer in marxistischen Deutungsmustern – der Kapitalismus. Dieser profitiere gleich doppelt: Zum einen kann ein ganzer Industriezweig kräftig Geld verdienen. Es gibt Diätpillen, Fettabsaugungen, Silikonimplantante, Anti-Falten-Crems, Make-Up usw. Zum anderen seien Menschen sehr durch den Druck, immer schön zu sein, abgelenkt und könnten sich nicht mehr auf das eigentliche Problem, nämlich die Überwindung des Kapitalismus konzentrieren. Beweise? Fehlanzeige! Wer nur auf die Logik des cui bono (Wem nützt es?) schielt, der kann auch glauben, dass Eisverkäufer den Sommer erfunden haben.

Das linke Lager hat aus der Utopie, dass alle Menschen gleich sein sollen, geschlussfolgert, dass sie auch tatsächlich gleich sind. Bekanntermaßen gilt die Feststellung, dass Intelligenz im Wesentlichen durch die Gene bestimmt ist, als „rechts“, „rassistisch“ oder „sozialdarwinistisch“. Das ändert nichts daran, dass dieser Befund durch mehr und mehr Studien untermauert wird. Erst kürzlich stieg die Zahl der entdeckten Intelligenzgene auf über 1000. Und niemand, der je eine Hauptschule von innen gesehen hat, kann ernsthaft behaupten, dass alle Kinder gleich intelligent sind und nur unterschiedlicher Förderung bedürfen, um die gleichen Leistungen zu erzielen.

Gemäß diesem Dogma sind auch alle Menschen gleich hübsch – egal wie offensichtlich diese Behauptung dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Wer ins Tierreich blickt, wo beispielsweise der Pfau mit seinem Federkleid die Weibchen beeindruckt, kann auf den Verdacht kommen, dass auch beim Menschen die Schönheitsideale biologisch verankert sind. Und so ist es dann auch.

Untersuchungen aus der Psychologe zeigen: Schönheit liegt eben nicht im Auge des Betrachters. Es gibt einen breiten Konsens im Schönheitsempfinden. Dass sich 10 Männer nicht darüber einig werden, ob nun Beyoncé oder Rihanna die schönere Frau ist, widerspricht diesem Befund keineswegs. Stellt man den beiden Pop-Diven Cindy aus Marzahn zur Seite, wird das Urteil, wer die am wenigsten schöne Frau ist, einstimmig fallen. Das Schönheitsempfinden ist also bei allen Menschen im Wesentlichen gleich, lediglich in Detailfragen gibt es Unstimmigkeiten. Die Ursache für einen solchen Attraktivitätskonsens ist damit allerdings noch nicht geklärt. Schließlich könnte auch dieses gemeinsame Schönheitsempfinden anerzogen sein.

Kulturelle Prägung kann ausgeschlossen werden

Allerdings herrscht dieser Konsens über alle Kontinente hinweg. Auch bei bislang unkontaktierten Naturvölkern – und diese können kaum mit der westlichen Kultur in Berührung gekommen sein. Auch Indios aus dem Amazonas-Gebiet, die nie zuvor Europäer, Afrikaner oder Asiaten gesehen haben, empfinden Europäer, Afrikaner und Asiaten, die auch von ihres gleichen als attraktiv bewertet werden, als schön. Selbst Neugeborene reagieren anders auf hübsche als auf hässliche Menschen – eine kulturelle Prägung kann hier ausgeschlossen werden.

Was aber macht ein hübsches Gesicht aus? Die Antwort lautet: Durchschnittlichkeit. Diese Antwort mag verwirren. Ein durchschnittliches Gesicht ist doch schließlich durchschnittlich und nicht hübsch. Tatsächlich ist ein durchschnittliches Gesicht aber kein Gesicht von durchschnittlicher Attraktivität, sondern ein Gesicht, dessen Proportionen genau dem Durchschnitt entsprechen. Lässt man aus den Fotos vieler verschiedener Frauen ein Mischprodukt errechnen, sieht das Ergebnis tatsächlich attraktiv aus.

Entdeckt wurde dieser Effekt von Francis Galton, einem Cousin Charles Darwins und einer der Mitbegründer der modernen Biologie und Statistik. Er wollte die Natur des Verbrechens ergründen und projizierte zu diesem Zwecke mehrere Bilder von Kriminellen gleichzeitig an die Wand. So müssten – seiner Meinung nach – die Gesichtszüge eines Verbrechers erkennbar werden. Erstaunlicherweise waren seine Durchschnittsgesichter aber erstaunlich attraktiv. Übrigens: Selbst, wenn man nur hässliche Gesichter verschmelzen würde, wäre das Endprodukt gutaussehend.

Reine, glatte Haut wird universell als schön empfunden. Und auch das Durchschnittsgesicht älterer Frauen wäre attraktiv – weil die Falten eben nicht bei jeder Frau an der gleichen Stelle sitzen und sich bei großer Stichprobenzahl gegenseitig ausgleichen. Als attraktiv wird auch die Symetrie eines Gesichts empfunden. Laut einer Studie, bei denen Frauen an T-Shirts schnüffeln mussten, riecht sogar der Schweiß symmetrischer Männer besser. Außerdem gelten bei Männern ausgeprägte Kiefernknochen, bei Frauen ausgeprägte Wangenknochen als hübsch.

Jüngst hat der Feminismus zu „Fat Acceptance“ aufgerufen. Fortan sollen Frauen nicht nur toleriert und respektiert, sondern als sexy angesehen werden. Wer dessen ungeachtet auf schlanke Frauen steht, hängt nach wie vor dem Patriarchat an. Dieser Vorschlag ist nicht nur weltfremd, sondern geradezu gesundheitsschädlich. Diäten werden von Feministinnen beschimpft, weil sie angeblich eine psychische Belastung für Frauen darstellen. Dass Übergewicht ohne jeden Zweifel zur Krankheiten führt, wird brüsk zurückgewiesen. Die Mediziner hinter den Studien handelten ja doch nur im Auftrag des Patriarchats.

Angeblich würden sich Frauen beim Betrachten „sexistischer Werbung“ unterdrückt fühlen. Doch wer so denkt, handelt selbst sexistisch. Frauen werden nur noch als arme, unterdrückte Wesen, die eines speziellen Schutzes bedürfen, wahrgenommen. Selbstbewusste Frauen, die mit ihren Problemen alleine zurechtkommen, sind dem Nannyfeminismus unbekannt. Übrigens dachte man im Adenauer-Deutschland kaum anders. Damals hieß es, man müsse Frauen vor den Härten des Arbeitslebens schützen.

Außerdem sei sexistische Werbung neben Pornographie und Hollywoodfilmen die führende Ursache für Vergewaltigungen. Wenn der Actionheld den US-Präsidenten rettet und am Ende die hübsche Frau bekommt, verstärkt dies Männer in der Ansicht, Zugriff auf jede Frau zu haben. Führt Harry Potter dann dazu, dass man glaubt magische Kräfte zu besitzen? Wer einen solchen Zusammenhang ernsthaft annimmt, glaubt auch, dass Killerspiele zu Amokläufen führen – nur zielt dieses Argument in aller Schlichtheit wenigstens noch auf Kinder ab und nicht auf Erwachsene.

Helmut Kohl sprach von der „Gnade der späten Geburt“ und meinte damit, dass jüngere Generationen das Glück hatten, nicht die nationalsozialistische Diktatur miterlebt zu haben. Mittlerweile scheint es für Linke geradezu den „Fluch der späten Geburt“ geben.  Wer heute jung ist, ist zu spät geboren, um an der Seite Martin Luther Kings oder Alice Schwarzers mitmarschiert zu sein. Tatsächlich gehören Rassismus und Sexismus in der westlichen Welt mittlerweile weitgehend der Vergangenheit an. Wer heute noch Held sein will, um die Welt vor dem Bösen zu retten, muss sich seine Opfergruppen schon selbst konstruieren.

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