Eine Rezension zum Buch „Gender Studies: Wissenschaft oder Ideologie?“
Wissenschaftler aller Fachrichtungen haben guten Grund, sich mit dem Thema Gender Studies auseinanderzusetzen, denn diese haben sich inzwischen einerseits als selbständiges Fach etabliert, andererseits durchdringen sie praktisch alle anderen akademischen Fächer – abgesehen vielleicht von Chemie, Physik, Astronomie und den Ingenieurswissenschaften. Durch die thematische Ausweitung auf die Bereiche Sexualität, Inklusion und Migration sind Gender Studies außerdem Träger bzw. fester Bestandteil von Diversitätsforschung, Queer Studies, Postbzw. Decolonial Studies und Disability Studies.
Der Status der Gender Studies ist ungeklärt; sie sind sowohl ein Fach mit eigenem Studiengang und entsprechendem Abschluss, werden von ihren Vertretern aber auch definiert als Fächerverbund (Stefan Hirschauer), als Forschungsgebiet oder als eine Methodik bzw. „akademisches Konzept“ (Sabine Hark). Wissenschaftsgeschichtlich gesehen bezeichnete der Begriff Gender Studies zunächst ein Forschungsfeld, auf dem die Kategorie „Geschlecht“ behandelt wurde. Aus der Beschäftigung mit dieser Kategorie entstand das universitäre Fach Gender Studies, das zumeist an sozialwissenschaftlichen Fakultäten beheimatet ist. Mittlerweile werden jedoch Forschungseinrichtungen auch an anderen Fakultäten mit dem Namen „Gender Studies“ bezeichnet. Die ersten Studiengänge und Zentren für Gender Studies entstanden in Deutschland ab 1997 aus Lehrstühlen für Frauenforschung, in Österreich erst 2006. An deutschsprachigen Hochschulen gibt es zur Zeit etwas mehr als 200 Professuren mit einer spezifischen Ausrichtung auf Gender, die auch die Begrifflichkeit explizit in ihrer Denomination führen, sogenannte Gender-Professuren. Hinzu kommt ein Netzwerk von Forschungszentren, Forschungsverbünden, Instituten und Projekten. Die Zahl derjenigen, die sich allein im deutschsprachigen Raum als Gender-Forscher verstehen, geht in die Tausende. Wenn wir im Titel fragen „Gender Studies – Wissenschaft oder Ideologie?“, dann ist Wissenschaft hier verstanden im Sinne von Forschungsmethodik, die vor allem anderen dem Prinzip einer Überprüfbarkeit der faktenbasierten Argumentation verpflichtet ist, um so ein begründetes und systematisch geordnetes Wissen zu generieren. Wissenschaft ist damit das Gegenteil von Ideologie im Sinne einer weltanschaulichen Idee zur Erreichung politischer und gesellschaftlicher Ziele.
(Auszug aus der Einleitung von Harald Schulze-Eisentraut und Alexander Ulfig.)
Der Band versammelt Beiträge namhafter Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaftler: mit Beiträgen von Hans Peter Klein, Axel Meyer, Adorján Kovács, Sabine Beppler-Spahl, Markus D. Meier, Alexander Ulfig, Heike Diefenbach, Wolfgang Tischner, Dagmar Lorenz, Heinz-Dieter Pohl, Tomas Kubelik und Harald Schulze-Eisentraut.
Das Buch: Gender Studies - Wissenschaft oder Ideologie?
Dr. Kevin Fuchs ist zusammen mit Dr. Alexander Ulfig Herausgeber des Cunti Magazin und Betreiber der Webseite Cunti.
Facebook: https://www.facebook.com/cuncti.magazin
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