Die Ringe der Macht Amazons

Die Adaption der Vorgeschichte zu Tolkiens Herr der Ringe

Die Ringe der Macht Amazons

Foto: Pixabay.com / paxillop

Als ich noch ein Kind war, sah ich in einer Zeitschrift eine Karikatur: Ein altes Ehepaar saß mit einem Rekorder vor dem Radio und nahm daraus Passagen auf. Die Bildunterschrift lautete: Anstatt das Radio einfach auszuschalten nehmen sie auf, wie der Moderator böse Dinge über Heino sagt um sich beim Sender zu beschweren. Warum schalten sie das Radio nicht einfach aus?

Scheinbar bin ich jetzt wie das alte Ehepaar. Klar könnte ich mir Amazons „Die Ringe der Macht“, die Adaption der Vorgeschichte zu Tolkiens Herr der Ringe, einfach nicht anschauen. Warum habe ich dennoch das Bedürfnis meinen Unmut über eine Serie aufzuschreiben, die ich noch nicht einmal gesehen habe? Zum einen handelt es sich nicht einfach um einen Radiosender, sondern um einen milliardenschweren Konzern, der das Potential hat sich zum allmächtigen Megakonzern in einem dystopischen Science-Fiction-Roman zu entwickeln. Zum anderen ist Heino auch nicht J.R.R. Tolkien, dessen Werk seit Generationen Menschen auf der ganzen Welt begeistert und inspiriert. Aber am Ende liegt der Grund auf der Hand: Ich möchte schöne Dinge haben. Ich möchte eine Serie haben, die Tolkiens Epos gerecht wird. Und ich möchte wissen, wie viele meiner Voraussagen sich letztendlich bewahrheiten. Ich, ich , ich…also doch alle nur Egoismus und Empörialismus? Wahrscheinlich ja. Gut. Nachdem das nun geklärt ist, zum Thema.

Wo ist das Problem?

Zugegeben, der Trailer zur bisher vermutlich teuersten Serie versteht durchaus visuell zu beeindrucken. Aber ein großes Budget und schöne Bilder machen eben noch keine gute Geschichte. Peter Jackson, der Regisseur der Herr Der Ringe-Trilogie war der Ansicht, dass mit Herr der Ringe schon die perfekte Geschichte geschrieben wurde und das Hauptproblem darin bestünde ihr filmisch gerecht zu werden:

We had no interest in putting our messages into this movie, but we thought that we should honor tolkien by putting his messages into it. And we thought he cared about things we you know he’d you know the he he cared passionately about certain issues and we thought what we should do to honor him is to make sure that that his what he cared about ends up in the movie that’s what we tried to do.“

Vergleicht man diese Aussage mit den Statements der Showrunner von „Rings Of Power“,

„It felt only natural to us that an adaptation of Tolkien’s work would reflect what the world actually looks like” und „We wanna tell the story that Tolkien has never written“ sollten bei jedem, der die Unterwanderung des Kulturbetriebs der letzten Jahre durch Woke-Aktivisten nicht ignoriert hat, die Alarmglocken schrillen. Der Trailer liefert sein Übriges: Die Einführung einer Reihe neuer nicht in den Büchern enthaltener Charaktere, forcierte Diversität, „starke“ Frauenrollen, was im modernen Hollywood in der Regel nur bedeutet, dass sich die Frauen wie toxische Männer benehmen.

Wie alles begann

Im Jahr 2011 erschien die erste Folge „Game Of Thrones“ und entwickelte sich schnell zu einem weltweiten Phänomen. Und wie schon nach dem Erscheinen der Herr Der Ringe-Trilogie wollte nun jedes Studio auf das vermeintlich sichere Pferd Fantasy setzen. Was liegt also näher als die Rechte an einem ohnehin schon etablierten Fantasy-Universum zu erwerben? Amazon kaufte 2017 die Rechte für eine Serie im Tolkien-Universum für eine Rekord-Summe von 250 Millionen Dollar. Diese Summe entspricht dem kompletten Produktionsvolumen der HdR-Trilogie.

Game Of Thrones schuf sich durch eine neue, unkonventionelle Betrachtungsweise klassischer Fantasy-Handlungen in kurzer Zeit eine große Fangemeinde. Diesen Schritt gedachte Amazon einfach zu überspringen. Anstatt selbst durch interessantes und unverbrauchtes Storytelling ein Franchise zu etablieren, nutzt man die eigene Marktmacht und kauft sich einfach die bereits existierenden Tolkien-Fans. So zumindest in der Theorie.

Das Problem ist nur, dass die Tolkien-Fans so überhaupt nicht begeistert sind, wenn man ihre geliebte Welt respektlos behandelt. Zu oft mussten die Nerds dieser Welt in den letzten Jahren beobachten, wie beliebte und über Jahrzehnte etablierte Franchises der Gier der Konzerne und der Instrumentalisierung der Aktivisten zum Opfer fielen.

So war es dann auch wenig überraschend, dass sich Amazon von dem Tolkienforscher Tom Shippey trennte, nachdem dieser Amazon vorgeworfen hatte „Die Geschichte Tolkiens zu vergiften“ („to pollute the lore“). Stattdessen setzt man auf Personalien, die die Arbeit Tolkiens als „problematisch“ bewerten. Auf Aktivisten der Woko Haram, die in allem männlichen Agenten des Patriarchats und in allem westlichen Strukturellen Rassismus sehen.

Diversität und Repräsentation

Im Trailer ist dann auch zu sehen, dass sich die Aktivisten durchgesetzt haben. Schwarze Zwerge („Dwarfs Of Colour“) sollen helfen, dass sich durch Repräsentation nicht nur „weiße Menschen“ angesprochen fühlen. Scheinbar reicht es nicht, dass Herr der Ringe sich weltweit 150 Millionen Mal verkauft hat. Herr der Ringe war immer für alle zugänglich. Aber die Woko Haram hält die Menschen wohl für derart rassistisch, dass sie einen Film nur mögen können, wenn sie Menschen mit der eigenen Hautfarbe darin sehen. Gut möglich, dass sie da zu sehr von sich auf andere schließen. Denn es ist doch seltsam, dass Filme wie Mulan mit einem ausschließlich asiatischen Cast von solchen Forderungen ausgenommen sind. Da bekommt man geradezu den Eindruck es ginge explizit um weiße Menschen.

Die Aktivisten wissen, dass sie damit die Fans wütend machen. Es ist Kalkül. So kann man jegliche Kritik am Inhalt auf das toxische Verhalten der Fans abwälzen. Ihnen Rassismus unterstellen, sie als Misogynsten bezeichnen – und gleichzeitig schaffen die Diskussionen im Internet kostenloses Marketing. So zumindest die Theorie. Es bleibt abzuwarten ob der große Widerstand der Fans im Netz wirklich wirtschaftliche Auswirkungen auf den Erfolg der Serie haben wird. Den meisten Serienjunkies dürfte weder das Quellenmaterial, noch die Kontroversen bekannt sein.

Dabei geht es nicht einmal primär um das Blackwashing von Charakteren, sondern darum, dass man offensichtlich denkt, die Zuschauer erziehen zu müssen und dabei die eigentliche Geschichte außer Acht lässt. Und das ist letztlich auch der Grund, warum ich keine schönen Dinge mehr haben kann. Weil beinahe jeder Film, jede Serie meint, sie müsse mich erziehen. Und es stört einfach meine Immersion, wenn ich überall schwarze Charaktere sehe und weiß, man hat sie nicht ausgewählt, weil sei am besten in die Rolle passen, sondern weil Repräsentation und Diversität wichtiger sind als eine in sich stimmige Welt und eine gute Geschichte.

Dabei gäbe es doch in Tolkiens Welt genug Möglichkeiten People Of Colour bedeutungsvoll in die Geschichte einzubinden, wie es ja Game Of Thrones auch geschafft hat. Tolkien selbst sagte, dass sein Universum auch erweitert werden kann. Dass Dinge die er selbst nicht explizit beschreibt, von anderen weitergedacht werden kann. Warum also nicht die Völker des Südens und Ostens mehr beleuchten, die in der Original Trilogie ja in erster Linie als Gefolgsleute Saurons auftreten? Dabei ist Tolkien sehr deutlich, dass die Haradrim nicht inhärent böse sind, sondern lediglich unter die Macht des dunklen Herrschers gefallen sind. Das wäre jedenfalls der elegantere Weg gewesen als einem Volk das ausschließlich unter der Erde lebt wie die Zwerge eine dunkle Hautfarbe zu verpassen.

Same Procedure as every other franchise

Bestenfalls wird „Die Ringe der Macht“ also ein generisches Fantasy-Spektakel, das nichts bis wenig mit der großartigen Arbeit Tolkiens zu tun hat – schlimmstenfalls ein wokes Cringe-Fest. Dabei sollten die Produktionsfirmen doch mittlerweile gelernt haben, dass was ihre Schreiber die oft nach politischer Gesinnung und nicht nach Talent ausgewählt werden produzieren, schlichtweg schlecht ist. Wem das Platzieren der eigenen Botschaft wichtiger ist als eine zeitlose Geschichte, dessen Geschichte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit schlecht.

Den großen Studios ist die Botschaft der Geschichten egal. Es geht ihnen auch nicht wirklich um Diversität. Sie verwechseln nur Aktivisten auf Twitter mit der Stimmung in der Gesamtbevölkerung. Ihnen sind auch die Fans egal. Es geht um Geld. Aber scheinbar merkt man nun auch in Hollywood, dass „get woke, go broke“ nicht nur schöne Worte sind. So bleibt zu hoffen, dass „Ringe der Macht“ ein weiterer, vielleicht sogar der letzte Nagel im Sarg der Unterwanderung der Kunst durch die Woko Haram ist.

Die Serie startet auf Amazon Prime Video am am 2. September 2022.

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