Die Top 10 der merkwürdigsten Dinge, die Menschen glauben (2/2)

Michael Shermers „Hitliste“ abstruser Vorstellungen, die weit verbreitet sind. Im zweiten Teil Platz 1 bis 5.

Die Top 10 der merkwürdigsten Dinge, die Menschen glauben (2/2)

Bild: Pixabay.com

Seit der Veröffentlichung meines Buches „Warum Menschen merkwürdige Sachen glauben“ (1997) wurde ich gefragt, was in meiner Erfahrung aus einem Vierteljahrhundert professionellen Skeptizismusses die abstrusesten Dinge seien, die Menschen glauben. Ich dachte, es wäre lustig und instruktiv eine Top 10 Liste zusammenzustellen. Natürlich sind die Kriterien, was „merkwürdig” ist zwangsläufig subjektiv, aber im Allgemeinen spreche ich über Dinge, die von den meisten Experten als unwahr abgetan werden, die aber dennoch in unserem kollektiven kulturellen Bewusstsein Fuß fassen konnten. Außerdem ziehe ich die allgemeinen Auswirkungen der Behauptungen auf die Gesellschaft in Betracht. Die Überzeugung, dass die Erde flach oder hohl ist, mag merkwürdig sein, aber es ist nichts über das die Allgemeinheit großartig nachdenkt. Im Gegensatz dazu scheinen die folgenden zehn Hirngespinste die Gedanken der Menschen nahezu anzuziehen.

Hier geht es zum ersten Teil.

#5. JFK VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN

Kevin Costner hatte auf Anhieb Recht, als er in dem 1988 erschienenen Film Annies Männer Susan Sarandons Charakter erklärte: „Ich glaube Lee Harvey Oswald hat allein gehandelt“ (neben anderen Wahrheiten wie „Viele Ballaststoffe, guter Scotch, der richtige Zeitpunkt, Softcore Pornos, die Weihnachtsgeschenke am Morgen statt am Heiligen Abend zu öffnen” und höchst einprägsam, „Ich bin Anhänger von langen, langsamen, tiefen, sanften, nassen Küssen, die drei Tage andauern”). Im Gegensatz zu Costners 1991er Film JFK, in dem er unvergesslich immer und immer wiederholte „hinten und links”, um klar zu machen, dass es mehrere Schützen - mindestens drei Teams - gab, versteckt im Dealey Plaza, in Position im Dal-Tex Gebäude, auf der von Rasen bedeckten Anhöhe, hinter dem Zaun, auf der Autobahnbrücke... die Möglichkeiten werden nur durch die Vorstellungskraft beschränkt.

Diese Theorie schafft es auf die Liste, weil sie sich im Laufe des letzten halben Jahrhunderts zur Mutter aller Verschwörungstheorien entwickelt hat (vielleicht mittlerweile von der nächsten auf der Liste abgelöst) und bemerkenswerte Verbreitung in der Öffentlichkeit genießt. Eine 2009 von CBS News durchgeführte Umfrage zum Beispiel ergab, dass 60-80% der Amerikaner glauben, dass Präsident Kennedy das Opfer eines Mord Komplotts wurde.

Auch wenn die Verschwörungstheorien große Unterstützung haben, so sind sie doch alle falsch. Oswald handelte allein. Wenn Gerald Posners vernichtendes Enthüllungsbuch „Case Closed“ es Ihnen nicht klarmacht (für mich tat es das), Vincent Bugliosis gigantisches „Reclaiming History“ zerstört auf 1648 Seiten (oder in der „Kurzfassung“ „Four Days in November“ mit schlanken 688 Seiten) jede einzelne Behauptung, die für die Verschwörung sprechen. Betrachten wir nur ein paar der vielen Fakten, die nicht gerade für die Anhänger der Verschwörung sprechen:

Verschwörungstheoretiker machen viel Aufhebens um die Tatsache, dass Oswald gerade erst einen Job in einem Gebäude auf JFKs Route gefunden hatte, was darauf hindeute, dass er dort von Verschwörern eingeschleust wurde. Tatsächlich hat Gerald Posner die zeitliche Abfolge aber minutiös zurückverfolgt, bis zu dem Zeitpunkt an dem im Weißen Haus die Entscheidung fiel, dass Kennedy überhaupt nach Dallas reisen sollte, was weit nach der Einstellung Oswalds war. Es war reiner Zufall.

Oswalds Carcano Repetiergewehr - mitsamt seinen Fingerabdrücken - wurde im sechsten Stock des Texas Schulmittel-Lagerhauses, in dem er auch angestellt war, gefunden, in einem Scharfschützennest, das er aus Kartons, ebenfalls mit seinen Fingerabdrücken, gebaut hatte.

Drei dort gefundene Hülsen entsprechen den, laut Aussagen von 81% der Zeugenaussagen des Dealey Plaza berichteten, drei Schüssen.

Tests mit diesem Gewehrtyp ergaben, dass drei Schuss in der Zeit die Oswald hatte, möglich sind.

Das Carcano war die gleiche Waffe, die Oswald im März 1963 im Versandhandel kaufte.

Mitarbeiter sahen Oswald im sechsten Stock des Gebäudes kurz bevor JFKs Autokorso eintraf und sahen ihn auch kurze Zeit später, nach dem Attentat, das Gebäude verlassen.

Oswald ging nach Hause und holte seine Pistole, machte sich wieder auf den Weg und wurde kurze Zeit später von J.D. Tippet, einem Streifenpolizisten der Dallas Police gestoppt. Ihn erschoss Oswald mit vier Kugeln, was von zahlreichen Augenzeugen belegt ist. Er floh vom Tatort in ein nahegelegenes Theater ohne Eintritt zu zahlen. Die Polizei wurde gerufen und Oswald wurde gestellt. Er zog seinen Revolver und versuchte auf einen Polizisten zu schießen, hatte jedoch Ladehemmung und wurde verhaftet, was er mit den Worten „Nun, dann ist jetzt alles vorbei.“ quittierte.

Und so ist es. Vorbei ist's mit all den JFK Verschwörungstheorien. Oswald handelte allein. Punkt.

#4. 9/11 VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN

War 9/11 ein „Inside Job”? Soll heißen, hat die Bush Administration die Angriffe auf das World Trade Center und das Pentagon am 11, September 2001 fingiert? Nein.

Viele Leute denken, es wäre möglich, oder das Präsident Bush und seine Berater zumindest im Vorfeld der Angriffe von diesen wussten und sie geschehen ließen, um die amerikanische Öffentlichkeit für einen Krieg gegen den Irak zu einen. Um einen Job zu beenden, den Bushs Vater begonnen, aber nicht zu Ende gebracht hatte und die Interessen am irakischen Öl und an den Verbündeten im Mittleren Osten zu wahren. Genauso wie ich niemals geglaubt hätte, dass es die Holocaust-Leugnung irgendwie in die allgemeine Medienlandschaft schaffen würde, konnte ich mir nie vorstellen, dass 9/11 Leugnung irgendwie medial auf die Beine kommen würde. Aber jetzt kommt es nicht nur auf die Beine, sondern trägt sogar 7-Meilenstiefel und daher haben wir uns beim Skeptic Magazin entschlossen, eine vollständige Widerlegung aller 9/11 Verschwörungsthemen zu veröffentlichen.

Der Glaube, dass eine Handvoll ungeklärter Anomalien eine gängige Theorie unterminieren kann, ist das Herzstück jedes Verschwörungsdenkens und ist leicht durch die Anmerkung zu widerlegen, dass Glaube und Theorien nicht auf einzelnen Fakten beruhen, sondern auf einer Ansammlung von Beweisen aus verschiedensten Untersuchungen. Alle „Beweise“ für eine 9/11 Verschwörungstheorie fallen in diese Rubrik von Trugschlüssen. Im Gegensatz dazu sind die Beweise für eine echte Verschwörung durch Osama bin Laden und Al-Qaida überwältigend. Zum Beispiel:

Der Angriff auf die Armeeunterkünfte im Libanon von einer radikalen Hisbollah Fraktion 1983.

Der Bombenangriff auf das World Trade Center 1993.

Der Versuch, 12 von den Philippinen in Richtung USA gestartete Flugzeuge zu sprengen 1995.

Die Bombenanschläge auf die US Botschaft in Kenia und Tansania 1995, die 12 Amerikaner und 200 Kenianer und Tansanier töteten.

Die Angriffe auf den Khobar Tower in Saudi Arabien 1996, bei denen 19 amerikanische Militärangehörige starben.

Der versuchte Anschlag auf den Los Angeles International Flughafen durch Ahmed Ressam 1999.

Der Selbstmordanschlag 2000 mit einem Boot auf die U.S.S. Cole, bei dem 17 Seeleute getötet und weitere 39 verletzt wurden.

Die ausführlich dokumentierten Beweise, dass Osama bin Laden ein führender Finanzier und Führer Al-Qaidas war.

Die 1996 durch Bin Laden erklärte Fatwa, die den Jihad gegen die Vereinigten Staaten ausrief.

Die 1998 erlassene Fatwa, die seine Anhänger dazu aufrief „Amerikaner und ihre Verbündete zu töten - Zivilisten und Soldaten ist die persönliche Pflicht jedes Muslims der dazu in der Lage ist, in allen Ländern in denen es möglich ist.“

Nimmt man diese Beweise und die Tatsache, dass Osama bin Laden und Al-Qaida sich offiziell zu den Angriffen vom 9. September bekannt haben, sollten wir ihnen hier auch Glauben schenken.

#3. DAS ENDE DER WELT NAHT (MAL WIEDER)

Man sollte meinen, dass die Leute langsam auf den Trichter kämen, damit aufzuhören neue Versuche zu unternehmen, das zukünftige Ableben unseres Planeten vorherzusagen, da bisher alle Vorhersagen zum Ende der Welt fehlgeschlagen sind. Aber nein.

Die Jahre 1000 und 2000 waren natürlich zu rund und zu nullig, als dass man sie nicht für apokalyptische Tag des Jüngsten Gerichts Szenarien hätte heranziehen können, dennoch kamen und gingen beide ohne weitere Zwischenfälle. Zwischen 1005 und 1006 gab es in Europa eine Hungersnot, von der man glaubte, sie würde eine von Jesus Vorhersagen an seine Jünger über das Ende der Welt erfüllen. Jesus jedoch starb im Alter von 33 Jahren und mit ein wenig kalendarischer Rechnerei, da er im Jahr 0 geboren wurde, terminierte man das Ende für 1033 und das führte zu einer Massenpilgerfahrt der Gläubigen nach Jerusalem, um für das Jüngste Gericht vorbereitet zu sein. Es gab die „Frieden Gottes” Bewegungen in den 990ern und 1030ern, die sich auf offenen Feldern zusammen fanden um heilige Reliquien anzubeten. Aber die Jahrhunderte zogen unbeeindruckt weiter vorbei.

1843 berechnete ein New Yorker Landwirt namens William Miller die legendären Kalkulationen von Bischof Ussher für den Anfang und das Ende der Welt neu (gestützt auf Begebenheiten im Alten Testament) und kam zu dem Schluss, dass das Ende nicht 1996 (2000 Jahre nach der Geburt Christus im oxymoronischen Jahr 4 v.Chr, welches nun angenommen wird, da es das Todesjahr Herodes war, zu dessen Lebzeiten Jesus geboren wurde) bevorstand, sondern irgendwann zwischen dem 21. März 1843 und 21. März 1844. Als letzteres Datum ohne Zwischenfälle verstrich, kam eine „große Enttäuschung” über seine Anhängern, jedoch, anstatt sich von ihrem gestörten Propheten abzuwenden, berechnete die Sekte das Ende nun für den 22. Oktober 1844 und wurden ein weiteres Mal enttäuscht. Und, anstatt ihre Gruppe nun aufzulösen, bestärkten sie sich nun in ihrem Glauben (quasi die Definition kognitiver Dissonanz) und nutzen verschiedene Begründungen, die allgemein vom Propheten herangezogen werden, wenn ihre Vorhersagen nicht eintreten: (1) Fehlkalkulation des Datums; (2) das Datum war mehr ein Richtwert, keine spezifische Prophezeiung; (3) das Datum war eine Warnung, keine Vorhersagung; (4) Gott hat seine Meinung geändert; (5) die Vorhersagen waren nur ein Test für den Glauben der Mitglieder; (6) die Prophezeiung wurde tatsächlich erfüllt, nur nicht wie angenommen; und (7) die Prophezeiung wurde - spirituell - erfüllt.

Die Gruppe machte weiter und wurde zu den Siebten-Tag-Adventisten. Die sind jedoch Waisenkinder im Vergleich zu den Zeugen Jehovas, deren nicht eingetretene Weltuntergangsdaten 1874, 1878, 1881, 1910, 1914, 1918, 1920, 1925, 1975, 1984 und schließlich 1996 beinhalten, nach welchem die Führer der Kirche eine Sonderedition ihres Magazin „Erwachet!“ herausgeben ließ, das seine Leser an Jesus berühmte Mahnrede erinnerte, nach der kein Mensch den „Tag oder die Stunde” seiner Wiederkehr wissen könne (obwohl Jesus auch sagte „diese Generation wird nicht dahingegangen sein, bis sich all diese Dinge zu tragen werden”, womit die Zeichen für das Ende der Zeit gemeint waren).

Nicht nur religiöse Menschen sind für Endzeit-Szenarien empfänglich. Säkulare Versionen des Themas wurden durch strenge Marxisten und Kommunisten (das Ende des Kapitalismus), Umweltschutz Extremisten (das Ende aller Ressourcen), liberale Demokraten (man erinnere sich an Francis Fukuyama’s „Das Ende der Geschichte“), Libertarier (Ayn Rand’s Atlas wirft die Welt ab ist ein apokalyptisches Endzeit Werk), radikale Feministinnen (das Ende des Patriarchats) und neuerdings die Singularität (das Ende der biologischen Intelligenz und der Aufstieg der KI und menschlicher Unsterblichkeit), deren Eintreten irgendwann zwischen 2030 und 2040 vorhergesagt wird. Ich würde nicht darauf wetten.

#2. DAS LEBEN NACH DEM TOD UND DIE SEELE

Einer 2009 vom Meinungsforschungsinstitut Harris durchgeführten Umfrage nach glaubt der folgende Anteil der Amerikaner an eine Art Leben nach dem Tod und die Seele:

Unsterbliche Seele - 71%
Himmel - 75%
Hölle - 61%
Reinkarnation - 20%

Dieses Phänomen schafft es wegen seiner Popularität und Wichtigkeit für den Sinn des Lebens der meisten Menschen auf diese Liste. Selbst der Atheist Woody Allen sagt „Ich will nicht durch meine Werke unsterblich werden. Ich will unsterblich werden, indem ich nicht sterbe. Ich möchte nicht im Herzen meiner Landsleute weiterleben; Ich will in meinem Apartment weiterleben.” Ich werde oft nach dem Leben nach dem Tod gefragt. Meine Antwort: Ich bin dafür! Aber die Tatsache, dass ich mir etwas wünsche, macht es noch nicht wahr. Und es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für irgendetwas wie eine Seele, die nach dem Tode aus unseren sterblichen Hüllen in den Himmel aufsteigt oder das es ein Leben nach dem Tod gibt. Wie ich in meinem Buch „The Believing Brain“ schreibe:

Entweder übersteht die Seele den Tod oder sie tut es nicht, und es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass sie es tut oder je tun wird. Nehmen also Wissenschaft und Skeptizismus dem Leben jeden Sinn? Ich glaube nicht, sogar ganz im Gegenteil. Wenn das Leben alles ist, was es gibt, wie bedeutend sind dann unsere Leben, unsere Familien, unsere Freunde, unsere Gemeinschaften - und wie wir andere behandeln - wenn jeder Tag, jeder Moment, jede Beziehung und jede Person zählt, nicht als Kulisse in einer temporären Durchgangs-Zone zu einem unendlichen Morgen, in dem uns der ultimative Sinn erklärt wird, sondern als wichtige Essenz des Hier und Jetzt, in dem der zeitweilige Sinn durch uns selbst geschaffen wird. Die Wahrnehmung dieser Realität erhebt uns alle auf ein höhere Ebene der Menschlichkeit und Demut, während wir zusammen durch diesen begrenzten Raum und Zeit schreiten - eine Momentaufnahme des Vorspiels im großen Drama des Kosmos.

#1. GOTT

Der bei Oxford University Press erschienenen „Enzyklopädie der Christlichen Welt“ zufolge, gehören 84% der Weltbevölkerung einer Form von organisierten Religion an, und eine Umfrage des Pew Forums 2007 stellte fest, dass 92% der Amerikaner an Gott „oder einer universelle Macht“ glauben.

Gott „oder eine universelle Macht” - 92%
Himmel - 74%
Hölle - 59%
Wunder - 79%

Mir ist klar, dass sich einige Menschen durch die Bezeichnung des Glaubens an Gott als „Merkwürdigkeit” beleidigt fühlen werden, aber um intellektuell ehrlich und konsistent zu bleiben, sollte eine solche Ansicht richtigerweise als Glaube an das Übernatürliche klassifiziert werden, denn nach Angaben der meisten traditionellen Gläubigen wird Gott als allmächtig (omnipotent), allwissend (omniszient) und allgütig (omnibenelovent) angesehen; der aus Nichts das Universum und alles darin schuf; der selbst nicht erschaffen und ewig ist, ein körperloser Geist der erschafft, liebt und den Menschen ewiges Leben schenken kann.

Ich glaube nicht an irgendeinen solchen Gott. Weiterhin glaube ich, dass es substanzielle Beweise dafür gibt, dass Gott und Religion menschliche und sozial Konstrukte sind, basierend auf Forschungen der Psychologie, Anthropologie, Geschichte, vergleichender Mythologie und Soziologie. Ich präsentiere die Beweise in meinem Buch „The Believing Brain“. Auch sind die Gläubigen in der Pflicht zur Erbringung der Beweise für Gottes Existenz - nicht die Nicht-Gläubigen zur Widerlegung - und bis heute sind die Theisten einen Beweis für Gottes Existenz schuldig geblieben, zumindest gemäß den hohen Beweisstandards der Wissenschaft und der Vernunft.

Mir ist weiterhin bewusst, dass wir bei der Erörterung der Gottesfrage ein weiteres Problem haben: Sicherheit ist nicht möglich, wenn wir auf ultimative Fragen stoßen wie „Was war bevor die Zeit begann?“ oder „Wenn der Big Bang der Anfang aller Zeit, Raum und Materie ist, was hat dann diesen ersten Schöpfungsakt hervorgerufen?” Die Tatsache, dass die Wissenschaft gesicherte Antworten auf diese Fragen noch zu erbringen hat, stört Wissenschaftler nicht, denn Theologen laufen vor die gleiche erkenntnistheoretische Wand. Man muss sie nur zu einem weiteren Schritt zwingen. In meinen Debatten und Dialogen mit Theologen zum Beispiel, läuft der Austausch zum Thema Auslöser des Big Bang meistens irgendwie wie folgt ab:

Gott hat ihn verursacht.

Wer hat Gott erschaffen?

Gott ist Der, der nicht erschaffen werden muss.

Warum kann das Universum nicht „Das, „was nicht erschaffen werden muss” sein?

Das Universum ist ein Ding oder ein Ereignis, Gott aber ist ein Wesen oder ein Akteur, und Dinge oder Ereignisse müssen durch etwas geschaffen werden, ein Wesen oder Agent jedoch nicht.

Ist Gott nicht auch ein Ding, wenn er Teil des Universums ist?

Gott ist kein Ding. Gott ist ein Wesen oder eine wirkende Kraft.

Müssen Kräfte und Wesen nicht auch einen Ursprung haben? Wir sind Kräfte, Wesen - menschliche Wesen. Wir sind uns einig, dass menschliche Wesen eine Erklärung für unseren Ursprung haben müssen. Warum gilt dieser Kausalzusammenhang nicht für Gott als Kraft oder Wesen?

Gott ist außerhalb von Zeit, Raum und Materie und braucht daher keine Erklärung.

Wenn das der Fall ist, dann ist es unmöglich für jeden von uns zu wissen, ob es einen Gott gibt oder nicht, denn per Definition, können wir als endliche Wesen uns nur in der normalen Welt bewegen und nur andere natürliche Wesen und Objekte begreifen. Es ist einem natürlich begrenzten Wesen nicht möglich ein übernatürliches, unendliches Wesen zu erkennen.

Daher ist Skepsis in diesem Bereich, wie in so vielen anderen, absolut angebracht. Wie der Autoaufkleber schon sagt:

Militanter Agnostiker: Ich weiß es nicht und Du auch nicht.

Übersetzung: Björn Rodemund, Jörg Elbe

Michael Shermer ist Buchautor, Gründer und Herausgeber des „Sceptic Magazine“ und schreibt für die Zeitschrift „Scientific American“.

http://www.michaelshermer.com/​
http://www.skeptic.com/

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Kommentare

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    Oliver Matz

    Die "moon hoax"-Verschwörungstheorie fehlt auf der Liste, oder habe ich da was verpasst?

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      Graf von Bärenheide

      Zu #1. GOTT: Angeborenes = die Instinkte, Glaube und wenn man möchte die Liebe sind die Triebkräfte allen Lebens.
      Für alles, für das die Menschen keine Erklärung haben, werden Verantwortliche gefunden.
      Seien es die bösen Nachbarn, Götter oder Natur-Konstanten bzw. Dunkle Materie...
      Da gibt es Menschen, die unerklärliche Phänomene so wunderbar beschreiben, dass es fast jedermann glaubt. Es bilden sich Glaubensgemeinschaften.
      Ich widerspreche der Aussage: " Es ist einem natürlich begrenzten Wesen nicht möglich ein übernatürliches, unendliches Wesen zu erkennen." weil er es beschreiben kann. Beschreiben aus seinem Glauben heraus, worauf dieser auch immer basiert.

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        Otto

        Menschen, die sich als Skeptiker und Wissenschaftler bezeichnen sollten der Versuchung widerstehen mit manipulativen Tricks zu arbeiten. R. Dawkin in "Der blinde Uhrmacher": "Natürlich will ich es informieren, aber ich will es auch überreden und sogar [...] begeistern."
        Die gemeinsame Auflistung von Verschwörungstheorien und kritischen Positionen zu wissenschaftlichen Theorien lehne ich ab. Echte Wissenschaft hat es nicht nötig sich gegen Kritik zu immunisieren - sie ist dem Falsifikationsprinzip verpflichtet.


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          Christian Tschümperlin

          Ich war bisher felsenfest davon überzeugt, dass 9/11 ein Inside Job war. Im erwähnten Link 'vollständige Widerlegung aller 9/11 Verschwörungstheorien' habe ich zum ersten Mal sachliche Argumente gegen eine Verschwörung gelesen. Normalerweise psychologisieren die Vertreter der offiziellen Version ihre Gegner nur mit billigen Floskeln, was in einem der Verdacht weckt, dass diese keine Argumente haben. Insofern: good job! Ich werde meine Meinung zu 9/11 überdenken.

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            Christian Tschümperlin

            "Ich werde oft nach dem Leben nach dem Tod gefragt. Meine Antwort: Ich bin dafür! Aber die Tatsache, dass ich mir etwas wünsche, macht es noch nicht wahr."

            Ich bin auch dafür! Aber wie könnt ihr die Leser mit so einer schrecklichen Erkenntnis stehen lassen, dass es das nicht gibt? Es gibt zB Project 2045. ein russischer Milliardär und Atheist will bis 2045 die Menschen dadurch 'unsterblich machen, indem er die Seele in einen Computer uploaded.

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              Maxx2000

              Errata: omnibenevolent und nicht "omnibenelovent

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                Bernd

                Was ist denn mit der (angeblichen?) Magic Bullet?
                Die wird ja leider gar nicht erwähnt.

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                  Markus

                  Was die meisten Gläubigen nicht wissen ist das es laut Bibel keine Seele gibt. Dort steht zum einen klarb"nur Gott ist ewig", zum anderen daß Gott den Staub belebt hat indem er ihm seinen Atem einhaucht, und daß der Atem beim Tod zu Gott zurückkehrt (deswegen bei Beerdigungen "vom Staub kommst du, zu Staub kehrst du zurück").

                  Das Konzept der Seele kommt aus der griechischen Philosophie und drang ab dem 3. Jahrhundert in die christliche Leere ein. Viele haben gegen diesen heidnischen Glauben gewettert, insbesondere Luther. Doch da die Kirche mit dem Ablaßhandel extrem viel Geld verdiente hat Papst Alexander auf dem 5. Laterankonzil im Jahre 1515 per Dogma erklärt "Die Seele existiert. Basta!". Zwei Jahre später hat Luther seine Thesen veröffentlicht.

                  Interessant daß die Protestanten heute auch an eine Seele glauben. "Ohne Seele" wäre im Konkurrenzkampf wohl nicht so gut angekommen.

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                    Nick Barker

                    Gerade die Erfindung vom Leben nach dem Tode machte es möglich, daß Arbeiter und Bauern bis zum Umfallen auszubeuten waren. Priester und Kirchenfürsten zeigen in ihrem eigenen Verhalten nicht gerade einen Glauben an die Erde als ein hinzunehmendes Jammertal. Ein tödlich bedrohter Priester wird sich, selbst beim Hinweis, daß er bald zur Rechten seines Herrn sitzen darf, vor Angst in die Hose pissen. Dabei sollter er doch frohlocken über die Abkürzung zur Glückseligkeit und zum wirklich ewigen Leben!

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                      James Frankula

                      Die Bielefeld Verschwörung fehlt

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