Feige Universitäts-Oberhäupter „gegrillt“ für lahme Verteidigung der Wissenschaft

Hermann Hauser: „Leute, die alternative Fakten anerkennen, sind sehr lautstark, also müssen wir Feuer mit Feuer bekämpfen, aufstehen und sagen, dass sie falsch liegen und dumm sind.“

Feige Universitäts-Oberhäupter „gegrillt“ für lahme Verteidigung der Wissenschaft

Der Pate des „Silicon Fen“ in Cambridge nannte Europas Universitäts-Oberhäupter „Feiglinge"; aus seiner Sicht haben sie dabei versagt, in einer „postfaktischen“ Gesellschaft für die Wissenschaft einzustehen.

Hermann Hauser, ein Unternehmer, der Acorn Computers und die Beteiligungskapital-Firma Amadeus Capital Partners mitgegründet hatte, sagte Times Higher Education, es würde höchste Zeit, dass wir als Europäer Stellung beziehen gegen Kräfte, die sich in ihre nationalen Kämmerchen zurückziehen.

„Wir müssen einstehen für Wissenschaft und gegen Pseudowissenschaft“ sagte er.

Kürzlich tadelte der in Österreich geborene Innovator den Präsidenten der École Polytechnique, Jacques Biot, für seine sehr sachte Antwort auf die Frage, wie Frankreich vom politischen Klima in den Vereinigten Staaten profitieren könne.

Während der Fragerunde nach seiner Grundsatzrede beim „THE Innovation & Impact Summit“ in Hongkong sagte Professor Biot, er wolle die antiwissenschaftliche Rhetorik in den USA nicht in einen wettbewerblichen Vorteil für seine Institution und die französische Hochschulbildung verwandeln.

Er sprach einen Tag nachdem US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte, sein Land würde vom Pariser Übereinkommen zurücktreten; er sprach im Gefolge des Aufrufs des französischen Präsidenten Emmanuel Macron an amerikanische Klimawandel-Forscher, nach Frankreich zu kommen.

Dr. Hauser antwortete: „Ich denke, Sie sind tatsächlich ein wenig feige. Hier haben wir den Fall, dass ein Führer der Welt ein Klimawandelleugner ist, und ich glaube, es ziemt sich für uns, für den Rest der Welt einzustehen und zu sagen 'nun, wenn eure Nation (die USA) nicht versteht, wie wichtig es ist, das Festland zu schützen, dann kommt nach Europa, wir werden dafür eintreten'.“

Später, als THE fragte, ob viele europäische Universitäts-Oberhäupter Feiglinge seien, sagte Dr. Hauser: „Ja, aus guten historischen Gründen“ und fügte hinzu „besonders Deutschland ist ein Feigling“.

Er sagte, das Land leide noch unter der Tatsache, dass es vor dem und während des zweiten Weltkrieges versuchte, „sehr dominant zu werden“.

„Jetzt tun sie beinahe Buße, aber diese Sühnephase darf nicht in das Extrem verfallen, sich nicht für die richtige Sache einzusetzen“ sagte er.

„Leute, die alternative Fakten anerkennen, sind sehr lautstark, also müssen wir Feuer mit Feuer bekämpfen, aufstehen und sagen, dass sie falsch liegen und dumm sind.“

Zwar gab Dr. Hauser zu, die Abweichung vom Pfade der Rationalität sei sehr enttäuschend, er meinte aber auch, dass Wissenschaft auf lange Sicht gewinnen wird, weil sie „das einzige dem Menschen bekannte reproduzierbare Verfahren ist und eine wundervolle Methode, Meinungsverschiedenheiten beizulegen“.

„Es ist der größte Wert der Wissenschaft, dass jeder, der sich auf ihre Methode der Auseinandersetzung einlässt, zu denselben Ergebnissen gelangt“ sagte er. „Zu bestreiten, dass dies der erstrebenswerteste Prozess ist, den die Menschheit je entwickelt hat, ist sehr rückschrittlich.“

„Nehmen Sie Religion oder Philosophie oder irgendeine der anderen Disziplinen – Sie können zu Problemen unterschiedliche Positionen einnehmen. In der Wissenschaft können Sie das nicht; es gibt keine alternativen Fakten, selbst wenn Trump sie gern hätte.“

„Wegen dieser Eigenschaft glaube ich, dass Menschen auf lange Sicht rational sein werden und überzeugt, dass Rationalität die beste Art ist, voranzukommen.“

Auf die Frage, wie der Sektor der Hochschulbildung seinen Wert für die Öffentlichkeit beweisen könne, meinte er: „Traurigerweise müssen wir jeden Tag neu den Wert wissenschaftlicher Erkenntnis beweisen.“

„Schade, dass wir das müssen. Es kostet Zeit und Anstrengung, aber wir müssen einfach durchhalten.“

Dennoch – Dr. Hauser meint, es sei falsch, wenn Universitäten und Studenten jenen, die gegen die Wissenschaft eingestellt sind, die Bühne entziehen.

Die kalifornische Universität in Berkeley zum Beispiel kam in diesem Jahr unter Beschuss, nachdem sie „wegen Sicherheitsbedenken“ einen Vortrag der konservativen Autorin Ann Coulter abgesagt hatte.

„Es gibt dumme Leute, aber das heißt nicht, dass man sie ignorieren kann. Wir müssen verstehen, warum sie so argumentieren, wie sie es tun und ihnen geduldig erklären, dass sie falsch liegen. Sie nicht zu Studenten sprechen zu lassen ist eine bedauerliche Entwicklung.“

Übersetzung: Harald Grundner

Twitter: @elliebothwell

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Kommentare

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    Norbert Schönecker

    Mir scheint, dass hier zwei Themen durcheinandergebracht werden.

    Das eine ist die Abwehr von nicht-wissenschaftlichen Eingriffen in den Kompetenzbereich der Naturwissenschaften (klassisches Beispiel: biblisch begründeter junger-Erde-Kreationismus gegen Naturwissenschaft). Hier ist eine naturwissenschaftliche Diskussion von vorherein unmöglich.

    Das andere ist die Diskussion darüber, wie groß der Einfluss des Menschen auf den derzeitigen Klimawandel ist. Diese Diskussion kann streng wissenschaftlich geführt werden.

    Es gibt Leugner des Klimawandels (oder zumindest des vorwiegend von Menschen gemachten Klimawandels), die zur Begründung ihrer Position wissenschaftliche Studien vorlegen. Diese Studien wiederum können mit wissenschaftlichen Methoden auf Fehler oder sogar auf Fälschung überprüft werden. Das ist etwas ganz anderes als die Argumentation mit religiösen oder philosophischen Argumenten - die sind nämlich nicht naturwissenschaftlich widerlegbar.

    Unwissenschaftliche Argumente sind ein kategoriales Problem.
    Schlampige Studien sind ein methodisches Problem.
    Gefälschte Studien sind ein ethisches Problem.

    Mir scheint, dass die letzteren beiden Probleme in der Diskussion über den Klimawandel die Hauptrolle spielen.
    Und das hat nichts mit Wissenschaftsfeindlichkeit zu tun, aber viel mit Kompetenz und Ehrlichkeit.
    Dass aber alle Wissenschaftler grundsätzlich hochkompetent und grundehrlich wären, wird ja wohl hoffentlich niemand behaupten.

    Deshalb meine ich, dass ein Leugner des Klimawandels nicht unbedingt gegen die Wissenschaft eingestellt sein muss. Vielleicht hat er nur einen Fehler gemacht. Oder er (miss-)braucht die Wissenschaft für seine persönlichen Zwecke.

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      Kalle Simon

      Ich finde es sehr schade, dass Philosophie in diesem Artikel nicht unter Wissenschaft fällt.

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