Freie Menschen können nicht gezähmt werden

Gedanken und Ideen kann man nicht auslöschen

Freie Menschen können nicht gezähmt werden

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Warum verfolgen, verdrängen und töten wir für etwas, für das wir von Anfang an nicht die Freiheit hatten, uns dafür zu entscheiden?

Gemeinschaften mit religiösen Autoritäten wie der Iran, Saudi-Arabien, Afghanistan und Mauretanien wollen, dass alle Handlungen, Äußerungen und Gedanken ihrer Weltanschauung zu folgen haben. Sie wollen eine Herde gemäß ihren Maßstäben und keine individuelle Freiheit.

Geschichtlich betrachtet wurden Gesellschaften von den Mitgliedern einer Gemeinschaft nach religiösen, politischen oder stammesgeschichtlichen Ordnungen geschaffen. In diesen Gesellschaften wurde ein Individuum, das sich gegen die Ordnung auflehnte, als jemand betrachtet, der gezähmt, unterdrückt oder aus der Gesellschaft entfernt werden musste, und bisweilen getötet wurde, weil man befürchtete, dass seine Ansichten bei anderen Personen Zweifel auslösen könnten. Diese Individuen wollen eine Gesellschaft, mit der Freiheit zu wählen, der Meinungsfreiheit, der Freiheit des Denkens und der freien Entfaltung der Persönlichkeit.

In Ländern mit religiöser Herrschaft wird der öffentliche Raum vereinheitlicht (diktatorisch). Dies ist für den freien Geist inakzeptabel, denn es ist unmöglich, eine Gesellschaft mit Wahlfreiheit (religiös, intellektuell, ideologisch) zu bilden, wenn sie vereinheitlich ist. Das ist es, was einzelne Individuen dazu bringt, verschiedene Optionen wählen zu wollen. Sie sind keine Roboter. Alle religiösen Gesellschaften haben diesen Ansatz in allen Epochen verfolgt, und es darf als gescheitert betrachtet werden. Sie sind die Rebellen zwar losgeworden, aber sie konnten ihre Gedanken und Meinungen nicht ausradieren und auslöschen. Daher sagt man, dass Gedanken und Ideen nicht sterben.

Wenn die Wahlfreiheit sich nur auf eine Wahl beschränkt, ist sie nichts wert. Es ist dann nur eine selektive Freiheit geworden. Und man kann sie nicht als Wahlfreiheit bezeichnen. Denn es gibt nur die eine „Wahl“, die der Gesellschaft aufgezwungen wird.

Mein Name ist Yahya Ekhou, ich komme aus Mauretanien. Ich bin auch der Gründer und Präsident des Liberalen Netzwerks in Mauretanien. Ich bin Menschenrechtsaktivist und der erste Atheist aus der Islamischen Republik Mauretanien, der in den Medien öffentlich gemacht wurde.

Die Islamische Republik Mauretanien hat strenge religiöse Regeln und Stammesautorität. Sie weltweit ist eines der drei Länder, die den Namen Islamische Republik verwenden. Die mauretanische Gesellschaft besteht aus mehreren ethnischen Gruppen. Die Araber sind eine Minderheit, aber sie kontrollieren Politik, Religion und Wirtschaft. Wir haben keine andere Wahl als nur den sunnitischen Islam anzuerkennen. Meine Familie gehört einem religiös extremistischen Stamm namens Tijkant an und hat großen Einfluss in Mauretanien. Meine Familie hat gedroht, mich zu töten, weil ich an keinen Gott glaube.

Kürzlich gab es in Mauretanien Demonstrationen, die meinen Tod forderten. Yehdheh Ould Dahi, Leiter der Gruppe der Liebhaber des Propheten hat eine Fatwa gegen mich erlassen, dass jeder Muslim mich töten darf. Der Abgeordnete Scheich Mohamed Fadel demonstrierte mit ihnen. Die mauretanische Staatsanwaltschaft klagte gegen mich und verlangte, dass Deutschland mich ausliefert und meine mauretanische Staatsangehörigkeit wurde widerrufen. Ich wurde in Deutschland zweimal von einem Moslem angegriffen, der dabei versucht hat, mich zu töten, weil unsere Stimmen zum Schweigen gebracht werden sollen.

Entweder du lebst still oder du erhebst deine Stimme und du wirst unterdrückt

Wir sind ein Land mit einer religiösen Herrschaft, die Atheisten und ehemalige Muslime stärker unterdrückt als Saudi-Arabien. Aber niemand weiß etwas darüber, weil es kein Öl und keine Kernenergie besitzt. Weil wir ein armes Land sind, kümmert sich niemand um den Status der Religions- und Meinungsfreiheit in diesem Land. Um Menschen wie mich, die den Übergang vom Glaubens zum Atheismus durchgemacht haben. Wir sind immer noch auf der Suche nach einem Heimatland, das unsere Unterschiede respektiert und uns Rechte allein auf der Grundlage einer Staatsbürgerschaft und nicht auf der Grundlage dessen, was wir glauben, gewährt.

Das Land, das wir geerbt haben, so wie wir unseren Namen und Glauben geerbt haben, hat uns verstoßen, unterdrückt, uns unsere Rechte verweigert und unser Blut verschwendet, als wir einen anderen Weg wählten als den, den es für uns gewählt hatte. Uns wurde von Anfang an nicht die Freiheit gegeben, uns frei zu entscheiden. Es gibt niemanden, der sich frei unter verschiedene Religionen entscheiden kann und dann eine davon wählt. Mit welchem Recht ist es also strafbar, etwas zu wechseln, für das man keine Wahl hatte?

Am Anfang fragte ich, warum der Himmel Tore hat. Ich stellte diese Frage dem Imam der Moschee, und er sagte zu mir: Geht und betet zwei Rak'ahs! Diese Antwort ließ mich mehr und mehr schauen und mich wundern. Warum haben wir Angst davor, Fragen zu stellen? Wie kann es sein, dass eine Religion so fragil ist, dass sie sich Angst vor Fragen hat? Warum gehören Muslime zu den ärmsten und kränksten Menschen? Warum werden ihre Rechte verletzt? Warum sind sie Katastrophen ausgesetzt? Warum tut Gott es denen an, die ihn anbeten? Warum kommt jemand, der Gutes tut, nicht ins Paradies, nur, weil er kein Muslim ist? Zum Beispiel Angelina Jolie. Die Antworten warfen jedoch immer mehr Fragen auf, und nichts machte einen Sinn.

Die Gemeinschaft, die Autorität der Stämme und die Stammesältesten fordern, jeden zu töten, der an seiner Religion zweifelt, sie wechselt oder verlässt. Artikel 306 der mauretanischen islamischen Rechts (Schari’a) sieht die Todesstrafe für Blasphemie oder dem Verlassen des Islam vor. In Mauretanien ist es uns verboten, unsere Rechte als Ex-Muslime einzufordern. Es ist verboten, uns zu verteidigen oder unsere Meinung zu äußern. Nichtreligiöse werden in die Meinungsfreiheit und die Menschenrechte in Mauretanien und allen Ländern mit islamischer religiöser Autorität nicht eingeschlossen.

Wir sollten stolz auf unsere Zugehörigkeit sein. Und wir müssen weiter dafür kämpfen, der Welt unsere Stimme zu geben. Wir sind hier, wir verdienen das Recht auf unsere Freiheit. Menschenrechte werden nicht gegeben, sie sind unveräußerlich, sie werden jedoch genommen. Wir haben das Recht, Atheisten zu sein, und niemand hat das Recht, dieses Recht zu verweigern oder uns zu töten. Wie kann die Welt bei all dieser Verfolgung, Repression und Gewalt gegen uns schweigen?

Yahya Ekhou lebt derzeit in Deutschland. Er wird von der von der Säkularen Flüchtlingshilfe e. V. unterstützt. Deren wertvolle Arbeit finanziert sich über Spenden.

Spendenkonto:

Säkulare Flüchtlingshilfe e.V. – Atheisten helfen
IBAN: DE70 3705 0198 1933 9865 13
BIC: COLSDE33XXX

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