Die Frage, ob man atheistisch an Gott glauben könne, lässt sich insofern mit ja beantworten, wenn “atheistisch” nicht im absoluten Sinne verstanden wird, sondern so, dass mit diesem Begriff gerade nicht der Gott der traditionellen Weltreligionen gemeint ist. Diese lassen sich zwar auch heute noch nach wie vor zum Ausgangspunkt der Orientierung in der Gottesfrage machen, dies muss aber nicht die einzige Möglichkeit sein, zumal der moderne Mensch unter dem Einfluss der Erkenntnisse der Philosophie und der Naturwissenschaften steht.
Aber immer noch gibt es natürlich auch nach wie vor für einen Wissenschaftler – gerade bei Naturwissenschaftlern ist dies auch häufig der Fall, wenn nicht gar die Regel – die Möglichkeit strenger Atheist zu sein, womit dann der Atheist im absoluten Sinne gemeint ist. Hier stehen eigentlich diejenigen in der Beweispflicht, die den Atheisten vom Gegenteil überzeugen wollen. Nicht der Atheist steht in der Beweispflicht, die Nichtexistenz Gottes zu demonstrieren, sondern derjenige, der die positive Existenz von etwas behauptet. Der Atheist muss insofern ja noch nicht einmal die Nichtexistenz Gottes behaupten, ebenso wie er nicht die Nichtexistenz eines fliegenden Spaghettimonsters und noch vieler anderer, unendlich vieler, nichtexistenter Dinge behaupten muss.
Aber selbst ein nüchterner Naturwissenschaftler kann durch persönliche Erlebnisse, die ihn an Gott denken oder ihn vielleicht sogar Gott fühlen lassen, Orientierung in der Gottesfrage finden. Die Erkenntnisse der Philosophie und der Naturwissenschaften regen jedoch selbst auch zum Staunen an und das Interessante ist ja gerade, dass sich bei ihnen die Gottesfrage, wenn sie sich denn stellt, auch auf immer neue Weise stellt. Sollte dies nicht der Weg eines modernen religiösen Menschen sein, wenn er nicht auf einem Auge blind sein will?
Für den religiös geprägten vormodernen Mensch war die Vorstellung eines Jenseits eine Trostspenderin. Es ist jedoch immer leicht, auf ein Jenseits zu verweisen, der Sieg ist immer auf Deiner Seite, das Wahrhafte sei ja nicht irdisch, sondern jenseitig, unbeweisbar, nur zu glauben. Aber es existiert.
Was lässt sich nicht alles gegen das Leben und den Körper mit einer solchen Haltung rechtfertigen? Die vielen Götter der Griechen waren ein Zeichen ihrer Achtung vor der Vielfalt der Natur. Es ging ihnen nicht um die Schöpfung allein oder um einen alleinigen Schöpfer, sondern sie registrierten, dass in der Natur mächtige Kräfte am Werke sind; der Ursprung von Naturforschung und Philosophie.
Der Monotheismus, der die Natur zugunsten einer Schöpfung und eines Schöpfers ignoriert, ist ein anthropozentrisch verklärter Rückschritt. Beim Monotheismus wird Gott zu einem Abstraktum, der nur noch geglaubt, aber nicht, wie etwa bei den Griechen, in diversen Naturerscheinungen gesehen und gehört werden kann. Und ein Abstraktum, das nicht gesehen und gehört werden kann, aber dennoch existieren soll, lässt sich schwer widerlegen. Es ist so ähnlich wie mit dem Schwerterkampf gegen jemanden, der eine Tarnkappe trägt. Die schlagenden Argumente können ihr Ziel nicht treffen. Der Mensch ist in erster Linie ein philosophierendes und staunendes Wesen. Er ist entzückt vom Unbekannten, das vielleicht durch Erkenntnis entdeckt werden kann. Er weiß um eine große Einheit der Welt. Ein Glaube ist da überflüssig. Es ist ein Wechselspiel von Staunen und Erkennen. Und es ist ein Miteinander im Staunen und Erkennen. Nun kommt jemand daher und sagt: Ich habe etwas gesehen, das Du nicht gesehen hast. Schlimmer: Das Du nicht sehen kannst. Glaube mir, was ich gesehen habe, und Du wirst glücklich. Ein anderer sagt: Schau, dort sehe ich etwas, das erzeugte Staunen in mir. Das kannst Du auch sehen. Lass uns gemeinsam staunen und die Natur entdecken. Ist in ihr nicht das wahrhaft Göttliche?
Das Schlimme an Religionen ist, dass um ihren Ursprung ein Schleier des Geheimnisses rankt. Deshalb sind sie so erfolgreich. Die wahren historischen Verhältnisse sind nicht mehr so wichtig. Außerdem würden sie dem Gläubigen seinen Glauben nehmen, denn aus dem Glaubenden würde ein Wissender, also letztlich ein areligiöser Mensch.
Jeder Glaube unterliegt einer Gefahr, nämlich der Gefahr, die beweisbare Wahrheit zu ignorieren. Vielleicht wird uns die Wissenschaft irgendwann zeigen, dass diese Wahrheit sowohl beweisbar als auch fühlbar ist.
Wir brauchen nicht mehr Glauben und Religion, wir brauchen mehr Philosophie und Wissenschaft. Philosophische Diskussionen sind interessant, die zum Gegenstand haben, was der “wahre Gott” sein könnte.
Die Religionen sagen über Gott: Das höchste vollkommenste Wesen, der Grund der gesamten Wirklichkeit und des gesamten Geschehens, das höchste Gut. Der Pantheismus sagt über Gott: Die Identität mit der gesamten Natur, die Einheit der Natur, die Totalität des Universums, die Ganzheit, die Einheit von Materie und Geist, die Implikation des Guten. Ich meine, der Pantheismus hat die stärksten Argumente. Zumal er auch die modernen Naturwissenschaften einbeziehen kann. Viele Naturwissenschaftler sind zutiefst erfüllt von der Schönheit und Tiefe des Universums und der Naturgesetze. In den traditionellen Religionen geht es meist nur um den Menschen, der mehr oder weniger recht handelt, wobei ein pseudopersönlicher Gott vorgibt, was rechtes Handeln zu sein hat.
Die Naturwissenschaften sind in einem gewissen Sinne komplementär zu den Weltreligionen. In letzteren geht es um jeweils ihren speziellen Gott und die Menschen, in ersteren um die ganze Natur und die Menschen. Wobei sich das Verständnis von “ganzer Natur” ständig erweitert. Die traditionellen Weltreligionen erklären mit ihrem, jeweils ganz speziellen und absolut gesetzten Gottesbegriff ein weiteres Naturforschen für überflüssig, indem sie gar keine spezielle Aussage über die Natur machen, außer dass Gott alles erschaffen habe. Gott hat die Welt und Verhaltensregeln für die Menschen geschaffen. Punktum.
Religiöse Fundamentalisten fangen bei Gott an und bleiben bei ihm stehen. Naturwissenschaftler forschen, erkennen und staunen und gelangen erst im Unendlichen zu Gott. Ein religiöser Fundamentalist wird deshalb nie forschen, erkennen und staunen, sondern nur seine alten Formeln ewig wiederkäuen. Er wird deshalb auch nie richtig glücklich, weil ihm das Staunen fehlt. Er wird aber auch nie zum wahren Gott gelangen, da er fälschlicherweise meint, schon bei ihm angefangen zu haben.
Die Vielfalt der Natur ist auch ohne Gott, im Sinne eines Schöpfers der Welt, erklärbar, auch ohne Gott schön. Ja, man wundert sich, dass diese Vielfalt der Formen aus sich heraus entstehen kann. Man sieht in ihnen Freiheit verwirklicht, nicht die Abhängigkeit von einem Schöpfergott.
Aber wie wäre es um einen Gott selbst bestellt? Weiß er um sich, erfährt er sich, glaubt er an sich? Denkbar ist, dass er um sich weiß und sich selbst erfährt. Aber wozu muss er dann noch an sich glauben? Und wenn die Menschen um das Selbstwissen und die Selbsterfahrung Gottes wissen: Warum müssen sie dann noch an ihn glauben? Und wenn Gott sich selbst nicht rational erschließen kann: Ist dies nicht ein Mangel? Was für ein Gott wäre dies? Auf jeden Fall kein Allmächtiger. Eher ein Philosoph, der um seine eigene Existenz rätselt und sie zugleich erfährt.
Also redet Gott nicht, auch nicht zu uns. Also hat er auch keine schriftlichen oder mündlichen Quellen für uns hinterlassen, in denen er uns ein absolutes Wertesystem präsentiert. Als Wissender redet er nicht. Folglich sollten wir uns an Gott ein Beispiel nehmen. Weniger reden. Mehr Schweigen. Mehr Staunen. Mehr Philosophieren. Mehr Erfahren. Weniger auf Redende hören. Die Menschen hören auf die Redenden, nicht auf die Schweigenden. Und verlernen so ihr Schweigenkönnen. Ganz zu schweigen vom Schweigen der Natur und vom Schweigen in der Natur, des wahrhaft Heiligen. Er vergisst sich in uns und hat Anteil an unserer individuellen Persönlichkeit. Wir vergessen uns in Gott und haben Anteil am Ganzen. Der Mensch wäre somit ein notwendiger Bestandteil Gottes. Gott ein notwendiger Bestandteil des Menschen.
Wer legt fest, wie unwissbar die Welt ist? Man stelle sich vor, ein paar Mächtige legen einfach fest, dass die Welt unerkennbar ist. Und sie legen auch noch fest, dass die Menschen bitte keine Mühe für die Erkennung und Erkenntnis der Welt aufwenden sollen, da sie ja sowieso unerkennbar ist. Dass also all das Tun um die Erkenntnis und das Wissen sowieso sinnlos ist.
Sollte die Welt in gewisser Hinsicht unerkennbar sein, dann ist dies auch ein Teil unseres Wissens und wir müssen diese Erkenntnis in unser Wissen integrieren. Sie kann zu einem Staunen über die Welt führen. Die Welt kann gar nicht an sich unerkennbar sein. Dazu wissen wir schon zuviel, was nicht alles falsch sein kann.
Die Welt kann aber durchaus Aspekte der Unerkennbarkeit haben. Vielleicht ist die Welt gerade nur dann wirklich schön, wenn sie diese hat. Wenn es also so etwas wie Geheimnisse oder Mystik gibt. Diese Dinge könnte man auch göttlich nennen. Aber sind sie nun ein Teil Gottes oder ein Teil der Welt? Könnte sich das Problem vielleicht dann lösen, wenn Gott und Welt gleichgesetzt werden? Es ist nicht einzusehen ist, dass der Begriff Gott oder göttlich von den etablierten Religionen gepachtet sein sollte. Ich beanspruche diese hohen Begriffe für mich, ich gebrauche sie, denn die Welt ist wahrhaft göttlich.
Kann der Gläubige durch seinen Glauben ein glückliches Leben erlangen? Allein die Denkmöglichkeit, dass sich der Glaube nicht erfüllt, sollte ihn aufhorchen lassen und zu einem Hinterfragen führen, ob das Leben nicht auch ohne einen Glauben glücklich sein kann. Ob das Leben also notwendig von einem Glauben begleitet sein muss, um glücklich zu sein. Wenn er seinen Glauben für wahr hält, hat er ja keinen Grund, nach Alternativen zu suchen, sondern richtet sein Leben nach einer Jenseitsvorstellung ein. Er glaubt und denkt also ständig an etwas Jenseitiges und ignoriert damit das tatsächliche, “diesseitige” Leben.
Das Problem ist nicht nur der Gläubige als Gläubiger, sondern der Gläubige als Missionar, also als jemand, der auch andere davon überzeugen will, dass das wahre Leben etwas Jenseitiges ist. Und hier droht eine Gefahr. Das Problem ist nicht der einzelne Gläubige. Mag er mit seinem Glauben glücklich sein. Das Problem ist die Religion als gesellschaftliches Machtphänomen. Diese Macht wird zum Beispiel auf Kinder ausgeübt: Lebenslust auf das “diesseitige” Leben kann hier durchaus frühzeitig verloren gehen.
Vielleicht ist es ganz gut, wenn uns die Wissenschaft endgültig beweist, dass es kein Leben nach dem Tode gibt. Manche Menschen möchten endgültig sterben können. Die Endlichkeit des Lebens macht es erst wirklich schön und existenziell. Verachten Menschen, die ewig weiterleben wollen, nicht das einmalig individuelle körperliche Leben? Menschen werden durch Religionen von ihrem wirklichen Leben abgelenkt und auf ein Jenseits vertröstet. Die so religiös erzogenen Menschen leben eigentlich für ein Phantom. Sie verwirken ihr diesseitiges Leben und verachten es letztlich, sie erkennen dies nur nicht und behaupten das verkehrte Gegenteil, indem sie ständig von dem Jenseits als dem wahren, noch kommenden und wirklichen Leben sprechen, statt ihr jetziges und einziges Leben tatsächlich zu leben. Das Versprechen vom Jenseits wird jedoch nie erfüllt. Wie tragisch muss ein so verirrtes Leben sein? Möglicherweise (und glücklicherweise?) hat die Natur es so eingerichtet, dass wir endgültig sterben und nach dem Tod nichts mehr kommt.
Die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass das Unbekannte oft durch ganz irdische und eben nicht göttliche Dinge erklärt werden kann. Dennoch gibt es immer noch manche Gottgläubigen, die sich das Spekulieren nicht nehmen lassen, und den Hintergedanken haben, dass sich hinter den Dingen vielleicht doch noch Gott selbst verbergen könnte. Doch hinterher, wenn die Wissenschaftler das Unbekannte auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben, behaupten sie, dass damit ja immer noch nicht Gott erklärt sei. Auf dem Thron sitzen sie eigentlich immer: Zunächst auf dem der Spekulation, dann auf dem der Besserwisserei.
Es ist falsch, zu meinen, dass Wissenschaftler notwendig gottgläubig oder religiös werden müssten, wenn sie mystische Erfahrungen machen. Oder dass gläubige oder religiöse Menschen in puncto mystischer Erfahrung den Wissenschaftlern etwas voraus haben. Natürlich gibt es ganz persönliche mystische Erfahrungen, aber diese müssen nicht notwendig die Erkenntnisse der Wissenschaften in Frage stellen oder über den Haufen werfen, sie können auch in Einklang mit ihnen stehen. Die Erfahrung der Allgegenwärtigkeit an verschiedenen Orten mag durchaus eine Parallele in der räumlichen Unbestimmtheit mancher Phänomene in der Quantenmechanik haben.
Die dogmatisch Ungläubigen werden im Gegensatz zu den dogmatisch Gläubigen immer wieder von der Wissenschaft bestätigt. Die Geschichte der Wissenschaft, ihr Fortschritt, ist eine Geschichte des Niedergangs von Zahl und Art der Eigenschaften Gottes; für Gott bleibt immer weniger übrig.
Das wissenschaftliche Weltbild dringt leider nicht zu allen Menschen vor. Dies hat auch damit zu tun, dass die Wissenschaftler zwar alles dafür tun, dieses Weltbild in akademischer Hinsicht zu erweitern, aber wenig, um es “unter die Leute” zu bringen.
Religiöse Fundamentalisten meinen, ihr eigenes existenzielles Gefühl hätte notwendig mit Gott, ihrem Gott, dem etablierten Gott ihrer etablierten Religion zu tun. Ist dies nicht auch mangelndes Selbstbewusstsein? Mystische Erfahrungen müssen nicht zwangsläufig nur individueller Freiheit zugute kommen. Sie können durchaus auch ein Gefühl der großen Einheit vermitteln. Und wenn der Wissenschaftler hier an Gott denkt, soll ihm dies nicht genommen werden.
Es gibt eine Parallele zwischen moderner Wissenschaft und Religion. Die Wahrheiten moderner Wissenschaft lassen sich ebenso wie diejenigen der Religion oft nicht direkt vermitteln, man denke etwa an die Quantenmechanik, man denke aber auch an die zunehmende Spezialisierung in den Wissenschaften.
Können wir nicht leicht an die falschen Erleuchteten und Meister geraten? Vielleicht waren alle Religionsstifter zunächst erleuchtete Meister und hinterher wurde etwas anderes aus ihnen gemacht. Selbst heute könnte ein schlauer Mensch aus einem erleuchteten Meister einen neuen Religionsstifter machen und diese Religion für seine eigenen Zwecke instrumentalisieren.
Mich interessiert nicht nur, ob man durch mystische und meditative Erfahrungen zu Wahrheiten gelangt, sondern wie über diese Wahrheiten gesprochen wird, wie sie mitgeteilt werden. Ich glaube, die meisten Dinge, die zum Beispiel in den weisen Sprüchen fernöstlicher Weisheiten auftauchen, haben viele von uns selbst schon durchdacht. Aber dabei war es eben ein dynamisches Wechselspiel aus Erfahrung, Fühlen, Erkennen und Denken. Und dies ist auch erfüllter, als wenn da am Anfang nur ein schlau daherkommender Spruch eines Meisters steht, dem die Schäfchen brav zu folgen haben. Die Schäfchen bleiben dann eben, möglicherweise ganz im Sinne des Meisters – was der für wahre Hintergedanken hat, weiß ich nicht – Schäfchen. Sie vollziehen dann unter axiomatischer Anleitung des Meisters Erfahrungen, haben sie aber nicht selbst gemacht. Der Meister steht in der Beweispflicht, er muss die absolute Wahrheit ausbreiten: Wie sehen die Zusammenhänge zwischen theoretischer Physik und östlicher Erleuchtung aus? Meditationserfahrungen allein reichen hier nicht aus, weder eigene, noch ihre Mitteilung durch Andere. Mir geht es um die Verbindung zu Erkenntnis und Wissenschaft. Wir können nicht fröhlich vor uns hin meditieren und die Ergebnisse der Wissenschaften links liegen lassen. Tagsüber nüchterner Wissenschaftler und abends Versenkung und das Vergessen von Wissenschaft. Die Welt ist eine Einheit und es muss auch darum gehen, diese Einheit nicht nur zu erfahren, sondern auch zu erkennen.
Nun ließe sich behaupten, dass sich gewisse Wahrheiten nur meditativ erfahren lassen. Dies mag so sein, aber es reicht immer noch nicht hinsichtlich absoluter Wahrheit. Die stolzen meditativen Einzelgänger sind gefordert. Nicht immer nur die Wissenschaftler: Sie haben in mühevoller Teamarbeit ein wunderbares konsistentes Weltbild gebaut, das offen für Erweiterungen und Ergänzungen ist. Die Meditativen sind diejenigen, die große Schritte auf die Wissenschaft zugehen und die Ergebnisse der Wissenschaften in ihr Weltbild integrieren müssen. Sonst fehlt ihnen etwas und wird ihnen wohl immer etwas fehlen. Ob ihr bestehendes Weltbild, das mitunter meint, ohne die Wissenschaften auskommen zu können, klein oder groß ist, lasse ich einmal dahingestellt. Aber ein rein religiöses Weltbild ist im Vergleich zu einem wissenschaftlichen doch recht schematisch. Ich glaube nicht, dass man sich als moderner aufgeklärter Mensch – und die Aufklärung ist ein Produkt westlicher europäischer Philosophie, und nicht eines östlicher Weisheit – mit einem religiösen Weltbild zufriedengeben kann. Man kann heute nicht einen Sprung von der Physik in östliche Traditionen machen, der Zwischenschritte in der Philosophie ausspart. Ein Mensch, der durch die Schule der Physik und Philosophie gegangen ist, kann unmöglich ein spiritualistisches oder religiöses Weltbild kritiklos übernehmen. In differenzierterer Form kann man auch bei westlichen Denkern wie Schopenhauer, Nietzsche oder Cioran nachlesen, was vermeintlich genuin östliche Weisheit ist. Die östlichen Meister bringen es in kurzen und prägnanten Sätzen auf den Punkt, dies ist ihre Stärke. Aber auch ihre Schwäche: Es ist eben alles viel differenzierter. Wenn alles viel einfacher wäre, hätten die Philosophen dünne statt dicke Bücher geschrieben.
Dinge, die wir noch nicht verstanden haben, liegen oft jenseits unserer Vorstellungswelt. Dies zeigt, wie determiniert wir durch das sind, was als bekannt vorausgesetzt wird, ob in Wissenschaft oder Religion. Aber im Gegensatz zum Zen-Schüler kann der Wissenschaftler auf dem, was er sich schon rational und logisch erarbeitet hat, aufbauen, und muss nicht wieder bei Null anfangen. Der Zen-Schüler und Koan-Rätsellöser hat es da schwieriger. Erst hinterher wird er nicht mehr so viel grübeln und sich den Problemen über eine höhere Bewusstseinsebene nähern. Interessant wäre es nun, wenn man Fallbeispiele von Wissenschaftlern hätte, die zugleich Zen-Schüler oder gar Zen-Meister sind. Ich kenne solche Studien nicht, könnte mir aber vorstellen, dass das Eine das jeweils Andere positiv befruchten kann. Und hier hätten wir ja dann gewissermaßen eine Einheit von Wissenschaft und Religion. Sie würde sich in der Praxis meditierender Wissenschaftler zeigen, die einem Wechselspiel von Rationalität und Meditation unterliegen.
Es ist offensichtlich so, dass wir die große Einheit der Welt nicht beschreiben können, da wir selbst zu dieser Einheit gehören. Wir können uns bei unseren Beschreibungsversuchen dieser Einheit nicht entziehen, nicht aus ihr heraustreten. Dies lehrt ja schon die Quantenmechanik; man ersetze Beschreibung durch Messung. Diese Einheit ist für uns ansatzweise in Wissenschaft oder Mystik erfahrbar, aber nicht ganz. Unwillkürlich wird man hier an das sich selber denkende Denken des unbewegten Bewegers des Aristoteles erinnert.
Die Wissenschaftler stehen in der Pflicht, ihr Weltbild “unter die Leute” zu bringen. Wir sind alle Menschen mit ganzheitlichen Bedürfnissen und nicht nur Fachleute. Das Bedürfnis nach Einheit steht jedoch den millionen, künstlich erzeugten Bedürfnissen unserer kapitalistischen Konsumwelt diametral entgegen. Wir sollen gerade nicht eine Einheit sein, sondern aus ebenso vielen millionen Teilen wie millionen Bedürfnissen bestehen.
Trotz des Anerkennens der Bedeutung von Mystik und Meditation lassen sich die rationalen Fragen nicht beiseite schieben, sie bleiben bestehen: Warum hat das Wasserstoffatom bestimmte Energiezustände? Durch mystische Erfahrung lässt sich diese Frage nicht beantworten, und es ist übertrieben zu behaupten, dass sich mit mystisch-meditativen Erfahrungen mit einem Mal der große Zusammenhang verstehen lässt. Es mag ein Gefühl für diesen Zusammenhang geben, aber er wird dabei nicht erklärt, schon gar nicht en detail. Im Gegenteil: Wenn man nach einer “trunken” mystisch-meditativen Erfahrung als “nüchterner” Wissenschaftler wieder in die Strukturen der Welt schaut, gelangt man zu der Erkenntnis, dass einem Mystik oder Meditation auch nicht vollständig dabei helfen können, diese Strukturen aufzuklären.
Ich widerspreche der verbreiteten Auffassung, dass es eine Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft und Religion gibt oder geben sollte, und dass es Grenzen gibt, bei denen die Religion noch etwas sagen könne, jedoch nicht mehr die Wissenschaft. Man halte sich den überheblichen Anspruch der Religion hier vor Augen und – nebenbei bemerkt – den zu bescheidenen der Wissenschaft.
Sicherlich spiegeln die verschiedenen Religionsformen auch kulturelle Vielfalt wieder. Und kulturelle Vielfalt ist auf den ersten Blick erhaltenswert. Der Zusammenhang von Religion und Kultur soll hier gar nicht bestritten werden. Die Religionen bieten dem Menschen tatsächlich auch Formen, die er in seinem alltäglichen Leben zu seiner Orientierung mitunter sinnvoll nutzen kann.
Es gibt jedoch hier einen Widerspruch zwischen dem Anspruch auf kulturelle Vielfalt und dem Anspruch der Religionen selbst, zumindest einiger von ihnen. Letztere behaupten nämlich, dass nur sie im Besitz der Wahrheit über den wahren Gott sind, und dass nur der Gott ihrer eigenen Religion der einzige und wahre Gott sei.
Den meisten Religionen ist die Annahme gemein, dass es ein höchstes Wesen gibt, nämlich Gott. Nun angenommen, dieser Gott existiert wirklich, in welcher Form auch immer. Auch wenn er für uns heute nicht wirklich in seiner Gänze schaubar und erkennbar ist, so sollte doch eine zukünftige Wissenschaft, vielleicht eine zukünftige physikalische Theorie, etwas über dieses höchste Wesen, das irgendwie mit diesem physikalischen Universum zusammenhängt, wenn es nicht gar selbst dieses ist, aussagen können. Und hier gelangen wir zwangsläufig an einen Punkt, bei dem die Wissenschaft ein gehöriges Wort mitzusprechen hat. Religionen im klassischen Sinne können uns hier allein keine ausreichende Auskunft mehr geben. Und was wäre dies auch dann überhaupt noch für eine Religion, die die Aussagen der Wissenschaft über den dann “wahren” Gott ignoriert und links liegen lässt?
Ich würde folgende starke These aufstellen wollen: Vorausgesetzt Gott existiert wirklich, so wird uns die Physik darüber aufklären, was er wirklich ist. Ich bin kein Physikalist, nehme aber an, dass die Welt eine große Einheit ist. Ich habe durchaus Sympathien mit dem Pantheismus, aber auch mit Aristoteles (das sich selber denkende Denken, der unbewegte Beweger) und Hegels Weltgeist.
Wenn Gott jedoch nicht existiert, sind wir völlig auf unsere eigene Existenz zurückgeworfen. Ich denke, dass uns Nietzsche mit seinem Satz “Gott ist tot” auch darauf aufmerksam machen wollte. Der Existenzialismus hat schon einige starke Argumente für sich, wie Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein. Und hier habe ich Sympathien mit Nietzsche, den man als Existenzialisten ansehe kann, und der uns mit dem Gedanken der ewigen Wiederkehr vor Augen geführt hat, dass wir diese unsere individuelle Existenz anerkennen, achten und sogar vollständig bejahen sollten. Nach Nietzsche müssen wir dann sogar dazu bereit sein, unser einmaliges individuelles Leben unendlich oft auf haargenau dieselbe Art und Weise immer wieder und wieder zu leben.
Eine rein philosophische, philosophiegeschichtliche, religiöse oder religionsgeschichtliche Auseinandersetzung mit Gott halte ich für unzureichend. Heute sollten die modernen Wissenschaften und insbesondere die moderne Physik in die Rede über Gott mit einbezogen werden. Wir müssen auch an die Aussagen der Physiker selbst denken: Einstein sagte von sich selbst, dass er Pantheist sei und an den Gott Spinozas glaubt. Ein anderer Physiker, Boltzmann, sagte über die Maxwellschen Gleichungen: “War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb?”
Selbst wenn wir, ganz unphysikalisch, Gott als Schöpfer des Universums ansehen, kommen wir nicht umhin, die Gleichungen der theoretischen Physik auch auf diesen Schöpfergott zu beziehen. Denn diese Gesetzmäßigkeiten sorgen dafür, dass es in diesem Universum eine Stabilität physikalischer Strukturen geben kann. Diese Stabilität sorgt aber auch dafür, dass wiederum komplexere Strukturen, bis hin zur DNA, stabil sein können.
Natürlich ist man versucht, hier an eine vollendete Form von Kunst, vielleicht wäre sie “Gotteskunst” zu nennen, zu denken. Dennoch ist dieser Schluss nicht notwendig ist, was wiederum mangels Kenntnis der wahren Verhältnisse um das Universum nicht ausreichend begründet werden kann. Dieser Mangel könnte dann ebenso zu der Aussage verleiten: Das Universum erscheint wie ein großes Kunstwerk. Was an ihr jedoch wiederum nicht gefallen könnte, wäre die Zweiteilung von Künstler und Kunstwerk, von Schaffendem und Geschaffenem. Wäre es nicht “schöner”, wenn es eine Einheit wäre, wenn also Künstler und Kunstwerk zusammenfielen? Da aber hier immer noch der Begriff der Kunst als primärer Begriff gebraucht wird, und nicht derjenige der Existenz oder der Natur, könnten die Sympathien denn doch beim Naturbegriff liegen. Folgende Reihenfolge erschiene hier sinnvoll: Natur (möglicherweise identisch mit Gott, möglicherweise ungeschaffen und ewig existent), Existenz (die sich im Individuum Mensch mit Geist und Gefühl zeigt, die aber nicht vollständig auf Natur reduziert werden kann, sondern auf ihr superveniert) und Kunst (als Auseinandersetzung des existenziellen Wesens Mensch mit der Natur und mit sich selbst). Die Kunst würde hier also nur dem Menschen vorbehalten sein.
Es wäre ein Szenario in der Zukunft denkbar, bei dem die Physik an ihr Ende gelangt. Gott würde dann in einem letzten Akt der Physik als höchste erkennbare Struktur des Universums erkannt und erfasst, und zwar im materiellen und geistigen Sinne. Vielleicht würden die Physiker dann feststellen, dass das Universum als materielle und geistige Struktur auf allen Ebenen holistisch Informationen austauscht und tatsächlich alles mit allem verbunden wäre. Sie würden Prinzipien verstehen, wie dieser Informationsaustausch stattfindet und würden so auch zu einem neuen Verständnis von Geist gelangen. Physik und Metaphysik würden schließlich fließend ineinander übergehen. Die Einheit der Wissenschaft würde mit der Feststellung der Einheit des Universums Hand in Hand gehen. Das Universum (Gott?) würde seine eigene Einheit in diesem letzten Akt verwirklichen.
Vielleicht leben wir tatsächlich in der Leibnizschen Welt der besten aller möglichen Welten, auch wenn uns dies aus menschlicher Perspektive natürlich nicht so erscheint. Vielleicht ist Gott tatsächlich von Trauer erfüllt, wenn er an die ihm innewohnenden negativen Folgen denkt, die Freiheit mit sich bringt. Eine Freiheit, die er sich selbst gegeben hat, damit es solche Dinge wie etwa die Liebe gibt. Und vielleicht musste er sich entscheiden, ob er auf Freiheit gänzlich verzichten soll oder ob er sie unter Inkaufnahme von Gefahren zulassen will. Aber was wäre dies auch für eine Sicherheit, in der keine Freiheit möglich ist? Konnte Gott sich überhaupt anders entscheiden?
Wissenschaftler haben eine Motivation, Wissenschaft zu treiben. Diese Motivation liegt in allen möglichen, auch durch die Lebenswelt bestimmten Bereichen. Die Wissenschaft wurde nicht nur deshalb vorangebracht, weil es in ihr so schön streng zugeht.
Der Gedanke an Gott könnte – in welcher Form auch immer – auch für den Wissenschaftler eine zusätzliche Inspiration sein. Die Gotteshypothese, so hypothetisch sie auch sein mag, könnte etwa Physiker dazu motivieren, das Ganze des Universums, das möglicherweise auch ein göttliches Ganzes ist, im Auge zu behalten. Wenn sie dieses mögliche göttliche Ganze von vornherein für unmöglich halten, werden sie wahrscheinlich auch nicht in entsprechende Richtungen forschen, sondern davon ausgehen, dass es im Universum letztlich im wesentlichen voneinander separierte und separierbare Entitäten gibt. Die meisten großen Physiker waren jedoch tatsächlich von einem holistischen Erkenntnisinteresse bestimmt.
Auch aus physikalischer Sicht ist die Welt ja eine Ganzheit, die sich unserem Erkenntnisvermögen beharrlich entzieht. Wenn man die Quantenmechanik auf das gesamte Universum anwendet, ergibt sich das Problem, für das gesamte Universum Wellenfunktionen bzw. Zustandsvektoren aufzustellen und zu berechnen. Dies führt uns unmittelbar zu der Frage, wo wir mit unseren Theorien eigentlich stehen und wie begrenzt sie sind.
Selbst wenn wir vermuten, dass es möglicherweise ein göttliches Ganzes gibt, ist die wissenschaftliche Annäherung an dieses Ganze jedoch schwierig, wenn nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt, da es sich ja um ein metaphysisches und nicht physikalisches Problem handelt. Wir kommen daher überhaupt nicht darum herum, hier auch Hypothesen aufzustellen.
In der Wissenschaft selbst hätte es keinen Fortschritt gegeben, wenn das Aufstellen bestimmter Hypothesen nicht erlaubt gewesen wäre oder von vornherein für überflüssig gehalten worden wäre. Man stelle sich vor, ein paar mächtige Physiker des 19. Jahrhunderts hätten durchgesetzt, dass über die Existenz eines Äthers nicht diskutiert werden darf, weil es den Äther nun einmal nicht gibt bzw. nicht zu geben hat. Hier hätte die Lebenswelt mächtiger Physiker Einfluss auf die physikalische Forschung selbst gehabt. Diese Physiker hätten letztlich verhindert, dass es eine kontroverse wissenschaftliche Diskussion über den Äther gegeben hätte, die wissenschaftsgeschichtlich schließlich experimentell mit dem Michelson-Morley-Experiment und theoretisch mit der speziellen Relativitätstheorie zu seiner Verwerfung führte.
Könnte es sich nicht ebenso als gefährlich herausstellen, das Aufstellen von Hypothesen über Gott für überflüssig zu erklären? Menschen, die bereit dazu sind, die Gotteshypothese zu verwerfen, könnten ja auch prinzipiell bereit dazu sein, unsinnig erscheinende, aber durchaus für die weitere wissenschaftliche Entwicklung fruchtbare physikalische Hypothesen zu verwerfen.
Man sollte jedoch nicht zu oft das Wort Gott in den Mund nehmen, gerade Physiker nicht. Wenn die Physiker jedoch diesen Begriff an der ein oder anderen Stelle öfter einmal benützen würden, würde dies vielleicht langfristig dazu führen, dass man ihn nicht immer nur aus dem Mund der Vertreter etablierter Religionen oder religiöser Fundamentalisten hören würde. So verschieden die Physiker sind, sie sind so verschieden wie andere Menschen auch, so einheitlich im Gegensatz zu sich widersprechenden Religionen ist doch ihr Weltbild. Hat uns die Physik dann nicht auch mehr zu sagen?
Braucht man überhaupt noch die Religion, wenn man sich mit Physik und Philosophie beschäftigt? Alle Diskussionen über Gott lassen sich auch auf philosophischer Ebene führen, und werden sie ja letztlich auch. Dennoch kann man noch nach Gründen suchen, warum die Religion eines religiösen Mensch gerade in der Physik und Philosophie verankert sein sollte.
Das Projekt der klassischen Aufklärung ist offensichtlich gescheitert. Die Erfahrung der letzten 200 Jahre hat gezeigt, dass mächtigen religiösen Fundamentalismen kein Einhalt geboten wurde. Milliarden von Menschen auf diesem Planeten stehen unter dem Einfluss dieser Fundamentalismen. Vielleicht bedarf es einer neuen Aufklärung, die religiöse Aspekte stärker einbezieht. Vielleicht auch durch den Zwischenschritt einer neuen Religion, die von Physikern und Philosophen in verantwortungsvoller Weise erschaffen wird. Eine wahre Religion kann nur eine solche sein, die den Ergebnissen der modernen Physik philosophisch aufgeklärt gegenübersteht und ihnen Rechnung trägt. Eine solche Religion könnte den Glauben an Gott als Ganzheit aus universeller Intelligenz und Liebe widerspiegeln. In einem wahrhaften menschlichen Miteinander könnten die Menschen in einer Einheit aus Religion, Physik und Philosophie in der Ganzheit des Universums vielleicht einmal friedfertig und erfüllt leben.
Kant hat die metaphysisch bedingten Grenzen klassischer Religion aufgezeigt. Über eine mögliche zukünftige Religion, die sich an der modernen Physik orientiert, hat Kant nichts ausgesagt. Kant klingt nicht unreligiös, wenn er schreibt: “Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.” Dies ist für mich die faszinierendste Stelle bei Kant.
Zur Verteidigung des Glaubens lässt sich anführen: In jedem Glauben steckt ein bisschen Hoffnung, und sei sie auch noch so winzig.
Aller nüchternen Wissenschaft zum Trotz steckt im Glauben die Hoffnung, dass Gott tatsächlich existiert. Wenn man dies positiv auffasst, heißt dies eigentlich nur, dass es vielleicht den großen Zusammenhang wirklich gibt und die Dinge der Welt nicht einfach zusammenhanglos nebeneinander existieren. Aller Religionskritik zum Trotz steckt im Glauben also etwas Positives, das sich durch Wissenschaft nicht klein reden lässt. Einfach, weil die Wissenschaft noch nicht so weit ist, und wenn sie so weit ist, wird keine Wissenschaft als Wissenschaft mehr erforderlich sein, da sie schließlich zu einem vollendeten Wissen geworden ist. Es bedarf aber dann auch keines Glaubens mehr, die absolute, wissenschaftlich beweisbare Gottesgewissheit würde an seine Stelle treten. Der Glaube bezieht sich somit auch auf einen fernen Punkt der Zukunft, über den die Wissenschaft noch gar nichts aussagen kann. Der Mensch hat offensichtlich das Bedürfnis, sich selbst in einem großen Zusammenhang zu sehen.
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