Das Woke-Phänomen
Am 21.10.2023 habe ich im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften in Nürnberg einen Vortrag mit diesem Titel gehalten:
Das WOKE-Phänomen: Frontalangriff auf die Werte von Wissenschaft und Aufklärung?
Eingeladen wurde ich von Kortizes (Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs) und der Regionalgruppe Mittelfranken der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften). Ich bin bei keinem der beiden Veranstalter Mitglied und war das auch nie. Ich hatte viel Zeit in den Vortrag investiert, es war meine erste öffentliche Äußerung zum Thema Woke. Die Organisation vor Ort war prima, Kekse und Pizza (mein Honorar) erstklassig. Die intensiven Diskussionen nach den beiden Vorträgen mit dem ausgesprochen aufgeschlossenen und klugen Publikum liefen sehr sachlich, informiert und haben mir viel Spaß gemacht.
Das Problem
Obwohl eine Regionalgruppe der GWUP mich als externen Referenten eingeladen hatte, gingen der Vorsitzende der gesamten GWUP, Holm Hümmler, und sein Team von Anfang an mit hanebüchenen Vorwürfen und Anschuldigungen auf mich los. Warum? Ich vermute, dass ich in irgendwelche internen Grabenkämpfe bei der GWUP geraten bin.
Der folgende Tatsachenbericht sollte allen potentiellen Referenten als Warnung dienen:
- Lassen Sie die Finger von einer Zusammenarbeit mit der GWUP! Sie hat für mich ihre wissenschaftliche und moralische Integrität eingebüßt und ist in meinen Augen zu einer woken Lachnummer verkommen.
Zur Begrüßung gleich ein „Arschloch“
Schon bevor (!) ich auch nur ein Wort gesagt hatte, wurde in der GWUP ordentlich Stimmung gegen mich und meinen Vortrag gemacht. Der Verfasser des Tweets, Herr Jan Oude-Aost, hat seine humorvolle Fäkal-Beschimpfung übrigens vor Beginn des Vortrages veröffentlicht, konnte dessen Inhalte also noch gar nicht kennen.(1)
Der Vorsitzende der GWUP, Holm Hümmler, stellt mich in die rechtsextreme Ecke – wohin auch sonst …
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne … und es wäre doch schade, diesen so lustigen wie kultivierten „Arschloch“-Auftakt einfach so verpuffen zu lassen. Vermutlich deshalb hat der Vorsitzende der GWUP gegen mich und meinen Vortrag ordentlich nachgelegt. Und vermutlich kennt er ihn gar nicht – anders sind seine Einlassungen kaum rational erklärbar:
Erstens: Herrn Hümmlers Behauptung, die bloße Verwendung des Begriffes Woke allein würde neurechte Narrative ins Spiel bringen, ist so uninformiert wie an den Haaren herbeigezogen. Er verwendet in seinem Tweet eine extrem verzerrende und einseitige Auswahl an Zitaten, die dem schillernden Wokebegriff schlicht und einfach empirisch nicht gerecht wird.
Zweitens: Hätte Herr Hümmler den ganzen Titel meines Vortrages gelesen – das war ihm vermutlich zu kompliziert, immerhin sind es 11 Worte, also eine ganze Menge – hätte sich ihm natürlich die Frage gestellt, ob ein Rechtsextremer bzw. ein Förderer rechtsextremer Narrative auf Basis der Werte der Aufklärung (!) gegen Woke argumentieren würde. Hm … mir ist dieses Phänomen jedenfalls nicht bekannt: Die argumentieren ganz anders. Unabhängig davon lässt sich sehr leicht herausfinden, dass ich seit vielen vielen Jahren konsequent für den klassischen Liberalismus eintrete. Aber, wen kümmern schon Fakten … ohne ist lustiger!
Der Faktencheck: Holm Hümmlers Tweet war lediglich der Auftakt. Im Lauf der letzten Wochen wurde mehrfach von Team Hümmler versucht, mich und meinen Vortrag in die rechtsextreme Ecke zu stellen; hier der Faktencheck dazu: http://blog.projekt-philosophie.de/liberalismus/das-woke-phaenomen/
Der Vorsitzende der GWUP, Holm Hümmler, und sein Team verbreiten bösartige Fake News zum Inhalt meines Vortrages bzw. zur Debatte in Neuseeland
In einem echt schrägen Schmutzelvideo vom 5.12. mit dem Titel Wieder GWUP: Wie man den Wokies das Feld überlässt https://www.youtube.com/watch?v=L-tWKV0VKJs wirft Frau Krafft – ich kenne sie nicht – mir in aller Ausführlichkeit und mit sehr deutlichen Worten vor,
- ich hätte in meinem Vortrag zum WOKE-Phänomen dem Publikum entweder ins Gesicht gelogen oder unglaublich schlecht recherchiert. Meine Darstellung der Debatte in Neuseeland stimme nicht und sei sehr einfach zu widerlegen. Dies sei das Ergebnis ausführlicher Recherchen Florian Aigners und anderer. (Im Video beginnt der Austausch zu meinem Vortrag bei 1.08.00 bzw. 1.21.00).
Ich betrachte diese unverschämten und aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen als Frontalangriff auf meinen guten Namen und meine wissenschaftliche Integrität als Privatdozent für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Der Faktencheck: Meine Darstellung der Debatte in Neuseeland ist absolut korrekt; hier geht es zum unkomplizierten und kompakten Faktencheck: http://blog.projekt-philosophie.de/argumente-check/das-woke-phaenomen-sie-machen-munter-weiter/.
Sämtliche Belege dazu liegen dem Wissenschaftsrat der GWUP vor. Ob und wie dieses Gremium darauf reagieren wird, ist mir unbekannt. Mir ist auch unbekannt, ob es überhaupt noch in der Lage oder willens ist, grundlegende Funktionen seiner Aufgabenstellung wahrzunehmen. Diese wird auf der Website der GWUP so beschrieben:
- Der Wissenschaftsrat berät die GWUP in wissenschaftlichen Fragen und achtet darauf, dass die Arbeit der GWUP wissenschaftlichen Standards entspricht.
Die Sache mit den wissenschaftlichen Standards gilt offensichtlich nicht für den Vorsitzenden Holm Hümmler und dessen Team. Die dürfen völlig befreit von der unbequemen Last des Faktischen einfach so herumfabulieren und Leute anpöbeln. Schade.
- Meine Aufforderung an Frau Krafft in meinem Blog vom 15.12.2023, genau zu sagen und zu belegen, an welchen Stellen im Vortrag ich meine Zuhörer anlüge oder miserabel schlecht recherchiert habe, ist bis heute unbeantwortet. Ebenfalls: Schade.
Florian Aigner verbreitet Fake News über meine Kooperationsbereitschaft mit Team Hümmler
Mit dieser Mail hatte Herr Aigner mich am 1.11.2023 um Informationen zur Debatte in Neuseeland gebeten:
Hier meine Antwort vom 2.11.2023:
Hallo Herr Aigner,
ich habe mittlerweile natürlich mitbekommen, dass mein Vortrag – sehr zu meiner Überraschung – für beachtlichen Wellenschlag innerhalb der GWUP gesorgt hat. Da scheinen durch meine Ausführungen interne Kämpfe in Gang gesetzt oder verschärft worden zu sein, die mich als Außenstehenden bzw. als an der GWUP desinteressierte Person schon etwas verwundern. Zumal in der Kritik an mir bzw. meinem Vortrag bisweilen ein intellektuelles (und wohl auch moralisches) Niveau erreicht wurde, auf das ich mich mit Sicherheit nicht begeben werde.
Mich haben aus Kreisen der GWUP seit der Langen Nacht tatsächlich schon mehrere Anfragen zu Hintergründen und Stand der Debatte in NZ erreicht. Deshalb setze ich diesmal meinen Kollegen an der LMU München, Nikil Mukerji, auf cc. Er leitet ja (wenn ich richtig informiert bin) den wissenschaftlichen Beirat der GWUP und kann damit sicher als verlässliche Anlaufstelle gelten. So kann ich dann auch guten Gewissens davon ausgehen, dass die GWUP von mir nach bestem Wissen und Gewissen informiert wurde und ich bzw. mein Vortrag nicht (länger) instrumentalisiert werden. In Zukunft werde ich auf Anfragen aus der GWUP also auf den Beirat verweisen, sofern er die aus meiner Sicht nötigen Informationen hat. Ansonsten bzw. für „ganz spezielle Fälle“ stehe ich auch weiterhin gerne zur Verfügung.
Jetzt zu Ihrer Anfrage, die mich ehrlich gesagt auch etwas wundert: Alle relevanten Informationen sind mit etwas Engagement sehr leicht über Google zu finden (siehe weiter unten).
Die Debatte zum Status von Matauranga Maori (MaMa) verfolge ich schon länger; ich habe Bekannte in NZ. Das Programm Vision Matauranga wurde 2005 initiiert, um das kulturelle Erbe der Maori zu fördern und auch, um es wieder zu gewinnen bzw. zu „restaurieren“. Im Rahmen der „Kolonialisierung“ ging leider sehr viel verloren; der Schwerpunkt lag wie bei vielen indigenen Welterklärungssystemen auf mündlicher Überlieferung.
Seit einigen Jahren gibt es immer wieder Untersuchungen zu MaMa, die dessen Verhältnis zu den Naturwissenschaften beschreiben und klären sollen. In diesem Rahmen wurde schon oft die These vertreten, MaMa sei „inkompatibel, aber gleichwertig“. Es gab auch über die Jahre hinweg immer wieder den Vorschlag, dass alle Wissenschaftler in NZ mit MaMa vertraut gemacht werden sollen. Hier der Link zu einem von zahlreichen, für die Debatte durchaus repräsentativen Artikel; er ist bereits 2015 im Journal der Royal Society erschienen. Im Journal der Royal Society finden sich übrigens viele interessante Artikel zu MaMa, dessen Geschichte und Inhalten.
Wie gesagt, das ist einer von vielen Beiträgen und Sie können sich vor dem Hintergrund der üblen kolonialen und rassistischen Vergangenheit sicher denken, dass auch jenseits der akademischen Welt, also in öffentlichen Debatten, alle möglichen Forderungen und Positionen vertreten wurden und werden – natürlich auch Maximalforderungen. Also: Der Offene Brief (bzw. beide) ist aus einer ziemlich umfangreichen und weit verzweigten Debatte heraus entstanden, die seit einigen Jahren (!) geführt wird und reagiert im Grunde auf altbekannte Argumente und Positionen.
Der erste Offene Brief (unterzeichnet von drei Wissenschaftlern aus dem Kreis der „Sieben“, die dann den zweiten und wesentlich ausführlicheren im Listener verfasst haben) zitiert aus dem Technical Report einer Regierungskommission – und daraus hat sich dann eine sehr emotionale und zum Teil auch unfaire und giftig geführte Debatte entwickelt bzw. die bekannte Debatte stark „dynamisiert“. Ich kann schlecht einschätzen, was der exakte Anlass für die Wissenschaftler war, zu diesem Zeitpukt an die Öffentlichkeit zu gehen. Das hätte mit exakt gleicher Begründung auch schon einige Zeit davor geschehen können.
Mit die beste mir bekannte Rekonstruktion der ganzen Angelegenheit stammt von Lillis und Schwerdtfeger, hier der Link. Im Anhang dieser aus meiner Sicht sehr sorgfältig recherchierten Arbeit finden Sie auch die Links zu den fraglichen Berichten bzw. Technical Reports des Ministry of Education. Die Darstellung bei Wikipedia kann ich nicht empfehlen – sie ist zu entscheidenden Aspekten lückenhaft bzw. ignoriert sie einfach.
Damit Sie sich auch gleich einen Eindruck von der (halbwegs) aktuellen Debatte in den Medien machen können, hier noch zwei Links zu durchaus „typischen“ Artikeln bzw. Interviews; aus dem zweiten geht hervor, dass es wohl bereits Modellversuche an einigen Schulen gibt; ob die schon in „offiziellen“ Dokumenten erfasst worden sind und wie sie genau ausschauen, das weiß ich selber nicht:
The place for mātauranga Māori is alongside science
How mātauranga Māori is being rolled out in schools, Rangi Mātāmua explains the knowledge system
So, das war jetzt recht ausführlich – natürlich auch in der egoistischen Hoffnung, dass Sie mithelfen, den ganzen Unsinn abzubauen, der mittlerweile über meinen Vortrag (und mich) in der GWUP kursiert. So einen Schmarrn kenne ich sonst nur von den bibeltreuen Christen oder irgendwelchen evangelikalen Spinnern.
Mit besten Grüßen,
Andreas Edmüller
Herr Aigner und Team Hümmler hatten sich wohl irgendwann und irgendwie aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen die geniale Behauptung ausgedacht, ich hätte in meinem Vortrag ein Strohmannargument entwickelt: Kaum jemand in Neuseeland habe jemals ernsthaft die Einstufung Matauranga Maoris als „science“ und dessen Integration in den Wissenschaftsunterricht gefordert.
Der Faktencheck: Das ist natürlich haarsträubender Quatsch; den Faktencheck dazu finden Sie in meiner Mail an Herrn Aigner und weiter oben; hier gleich noch einmal.
Wie gesagt: Die Dokumente und Belege dazu, unter anderem die vollständigen Lehrpläne in chronologischer Folge der Regierung Neuseelands für die Integration mythologischer Elemente Matauranga Maoris in die Fächer Biologie und Chemie, habe ich alle dem Wissenschaftsrat der GWUP zur Verfügung gestellt.
Zum Schluss das Beste: Herr Aigner wurde dann mehrere Tage nach Erhalt meiner ausführlichen Mail im Verlauf der Diskussionen innerhalb der GWUP gefragt, ob er sich bereits mit mir in Verbindung gesetzt habe und wie meine Antwort an ihn ausgefallen wäre. Hier Florian Aigners erste Antwort, eine Kopie der Mail liegt mir und dem Wissenschaftsrat der GWUP vor:
Ja, habe ich.
Ich bekam leider keine expliziten Hinweise, sondern die Aufforderung, selbst zu googeln.
LG
Florian Aigner
Daraufhin habe ich der Veröffentlichung meiner Mail an ihn zugestimmt.
Ich fasse zusammen
- Ich habe meinen Vortrag im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften in Nürnberg am 21.10.2023 auch auf Einladung der GWUP gehalten.
- Ich wurde bereits vor dem Vortrag aus dem Umfeld Herrn Hümmlers mit dem Ausdruck „Arschloch“ willkommen geheißen. Ehrlich gesagt ist mir das wurscht – genau wie die ganze GWUP.(2) Die Existenz von Menschen wie diesem Herrn Oude-Aost nehme ich normalerweise gar nicht zur Kenntnis – warum auch? Es zeigt aber anschaulich, welches intellektuelle und moralische Niveau in der GWUP mittlerweile herrscht – und auf was sich externe Referenten einstellen müssen.
Der Vorsitzende der GWUP, Holm Hümmler, und sein Team, also Herr Aigner, Frau Wismeg-Kammerlander und Frau Krafft
- haben mich ohne jeden Grund oder Beleg wiederholt in die rechtsextreme Ecke zu stellen versucht,
-haben ohne jeden Grund oder Beleg behauptet, dass ich mein Publikum entweder dreist angelogen oder miserabel recherchiert hätte,
- haben – das betrifft Herrn Aigner – ohne jeden Grund behauptet, dass ich auf Mailanfragen unkooperativ reagiert hätte.
Dieser ganze unappetitliche Unfug ist durch Faktenchecks eindeutig widerlegt; die Belege liegen dem Wissenschaftsrat der GWUP vor.
- Innerhalb der GWUP hatte und habe ich die Unterstützung vieler Mitglieder. Herr Sebastiani hat z.B. eine klare und deutliche Stellungnahme verfasst: https://skeptische-gesellschaft.de/kritisierst-du-noch-oder-cancelst-du-schon. Außerdem werden meine Blogs als Beiträge auf der Website der Skeptischen Gesellschaft, einer internen Gruppierung der GWUP, veröffentlicht. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken – das ist eine wertvolle Hilfe für mich!
- Was aber nach zwei langen Monaten fehlt, ist eine offizielle Stellungnahme des Wissenschaftsrates. Gerade als externer Referent wäre mir das sehr wichtig!
- Die Kampagne der GWUP bzw. Team Hümmlers gegen mich und meinen Vortrag läuft seit Ende Oktober. Die Beschäftigung damit hat mich viel Zeit und Energie gekostet. Ich gehöre keiner beteiligten Gruppierung oder Vereinigung an und muss mich dem ganzen Quatsch alleine stellen: Vielen Dank dafür, GWUP!
Fazit: Tatsächlich habe ich hier lediglich einige kleinere Auszüge bzw. Anekdoten der Kampagne gegen mich und meinen Vortrag geschildert. Diese dürften aber als Warnung an potentielle Referenten ausreichen. Falls Sie eine Einladung für einen Vortrag oder eine Diskussion von der GWUP erhalten sollten: Sie wissen jetzt, wie es mir dort erging!
Mein Vorschlag
-Ich beantrage, das nächste Goldene Brett vorm Kopf an Team Hümmler, also Holm Hümmler, Florian Aigner, Rebecca Wismeg-Kammerlander und Hanna Krafft zu verleihen.
Fußnoten
1. Meines Erachtens verfüge ich über drei akademische Titel. Herr Oude-Aost erhärtet damit meinen Eindruck, dass sehr viele in der GWUP nicht bis drei zählen können.
2. Hauptsache, man unterstellt mir keine Sympathien für den FCB – da hört der Spaß tatsächlich auf.
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