Hangout zum Sonntag / Genesis

Da Frau Merkel gerne hätte, dass das Volk mehr in der Bibel lesen würde, da Muslime schließlich ihren Koran kennen würden, haben wir uns dafür entschieden der Aufforderung nachzukommen. Vielleicht lernen wir ja etwas Nützliches.

Kommentare

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    Norbert Schönecker

    Wenn Theologen, die keine Ahnung von Biologie und Genetik haben, über Evolution fachsimpeln, dann kommen gelegentlich Sätze wie "Ja freilich, eines Tages ist ein Fisch an Land gekrochen, und bevor er erstickt ist, hat er sich schnell Lungen wachsen lassen". Das wirkt auf Menschen, die sich wirklich mit der Evolutionsbiologie befasst haben, schnell etwas lächerlich.
    Umgekehrt ist das den Diskutanten im obigen Beitrag mit der biblischen Exegese geschehen. Nur in den Minuten 28-32 haben sie nicht am Thema vorbeigeredet und sogar ein recht ansehliches theologisches Niveau erreicht.
    Wenn an der Runde ein Literaturwissenschaftler teilgenommen hätte, dann hätte er schnell aufklären können, dass es sich bei Gen 1 um einen Hymnus handelt.
    Literarische Gattungen sind wichtig. Wer Saint-Exuperys "Kleinen Prinzen" nach astronomischen Gesichtspunkten beurteilt, wird feststellen, dass die ganze Geschichte unmöglich ist. Weil das Buch aber ein Märchen ist, ist das völlig egal, und eine astrophysikalische Analyse geht weit am Thema vorbei. Oder: Wer Äsops Fabeln nach zoologischen Gesichtspunkten beurteilt, wird auch feststellen, dass die Geschichten unmöglich sind. Weil es sich aber um Fabeln handelt, ist das ebenfalls völlig egal, und eine biologische Analyse geht weit am Thema vorbei. Trotzdem zählen beide Werke zurecht zur Weltliteratur. Weil sie Weisheiten beinhalten, die nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden messbar sind.
    Bei Gen 1 handelt es sich also um einen Hymnus, es geht v.a. um die Einzigartigkeit Gottes in der Welt. Bei Gen 2 handelt es sich um einen Schöpfungsmythos, es geht um die Rolle des Menschen in der Welt. Es gibt in der Bibel auch Gesetzestexte, Liedertexte, Kriegsreportagen, Parabeln, eine Fabel, Predigten, Romane (teils phantastisch), Apokalypsen, Biographien und auch sonst noch einiges. Es wäre echt gut, vor einer Fachsimpelei über einen literarischen Text einmal zu fragen, um welche Gattung es sich handelt.
    Den in der Diskussion zitierten Apologeten ist es offenbar leider nicht gelungen, das den Diskutanten zu vermitteln.
    Ein astrophysikalisches oder biologisches Lehrbuch in der Bibel ist mir nicht bekannt. Deshalb will ich auch das von Apologeten oft zitierte "Er hängt die Erde auf am nichts" (Hiob 26,7) nicht überbewerten. Es geht in der Bibel oft um den Sinn des Lebens, um das Zusammenleben von Menschen - vergleichbar wieder dem "Kleinen Prinzen" oder den Äsopschen Fabeln. Es geht um Gott. Es geht im Alten Testament um das Volk Israel. Es geht nicht um Naturwissenschaften. Die obige Diskussion ist aus literaturwissenschaftlichen Gründen eine glatte Themenverfehlung.

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