Es ist völlig klar, dass der Islam Aufklärung benötigt. Doch die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, diesen Aufklärungsprozess in Gang zu setzen. Was also tun?
Zuvorderst ist es wichtig, dass man sich auf einige Basisbanalitäten verständigt. Zum Beispiel darauf, dass nicht „islamophob“ ist, wer den konservativen Alltagsislam im Allgemeinen und den Islamismus im Besonderen kritisiert. Im Gegenteil: Kritik ist die Voraussetzung jeglicher Aufklärung im Islam.
Die Geschichte lehrt uns, dass die europäische Aufklärung nicht von heute auf morgen vonstatten ging. Es war nicht so, dass Europa eines schönen Tages aufgewacht ist und sich plötzlich anschickte, eine säkulare und pluralistische Gesellschaft zu formen. Um die neue Welt zu errichten, durchschritt Europa einen dialektischen Prozess der Aufklärung, der gekennzeichnet war von harten geschichtlichen Auseinandersetzungen.
Ein ähnlicher Prozess, wenn auch noch auf bescheidenerem Niveau, ist hier und da durchaus auch in der islamischen Welt zu beobachten. Unglücklicherweise sieht sich dieser Prozess jedoch hartnäckigstem Widerstand ausgesetzt. Nicht nur seitens fundamentalistischer Muslime, sondern auch seitens westlicher Intellektuellen, regressiver Linken und politische Rechten.
Es ist jedenfalls schon erstaunlich, dass ausgerechnet jene Liberalen aus dem Westen, die für sich das Erbe der Aufklärung in Anspruch nehmen, nicht selten davon sprechen, dass Islamisten und Djihadisten den Islam missbrauchen würden. Was macht sie so sicher, dass sie bar jeder Evidenz und Erfahrung unentwegt behaupten, die Fundamentalisten seien nicht islamisch und hätten nichts mit dem Islam zu tun? Missbrauchte etwa auch der Prophet Mohammed den Islam, als er, wie es im Koran und den Hadithen nachzulesen ist, religiöse Kriege gegen Nichtgläubige und Juden geführt oder Apostaten zum Abschuss freigegeben hatte?
Diesem Aufklärungsverrat zum Trotz finden sich heutzutage in der islamischen Welt Gelehrte und Intellektuelle, die sich nicht scheuen, die Dinge beim Namen zu nennen und im selben Atemzug offen auszusprechen, dass es im Islam massive Probleme gibt. Elham Manea zum Beispiel, eine jementisch-schweizerische Dozentin für Politikwissenschaften an der Universität Zürich, argumentiert, dass der Prophet Mohammed zwei Gesichter habe: ein friedliches, aber auch ein gewalttätiges. Manea sagt, es bringe nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und zu behaupten, dass der Islamismus den Islam missbrauche. Um ein Gegenmittel gegen den grassierenden Fundamentalismus zu finden, sei es vielmehr zentral, anzuerkennen, dass der Islamismus nicht etwas Fremdes; etwas der weit verbreiteten traditionellen Auslegung des Islam Hinzutretendes sei.
Natürlich ist Kritik am Islamismus und Islam in Zeiten des neuen westlichen Populismus ein sehr kompliziertes Thema. Es gibt selbstverständlich Menschen, die versuchen, unsere Arbeit und unsere Bemühungen zu instrumentalisieren, Menschen, mit denen wir nicht viele Gemeinsamkeiten teilen (politisch, intellektuell, historisch ..).
Was wir tun sollten, ist, solchen Menschen recht zu geben, wo sie Recht haben und zu kritisieren, wo sie falsch liegen. Vermeidung und Zensur der Kritik am Islam, nur weil die Populisten und Demagogen dies tun, ist das größte Versagen aller Liberalen und Freidenker.
Europa, Islam und „Islamophobie”
Ist der Westen heute also konfrontiert mit der Rückkehr eines neuen religiösen Fundamentalismus in einem neuen Gewand? Ja, aber dieses Mal ist es nicht die Kirche, sondern die Moschee, die ihren globalen Allmachtsanspruch anmeldet. Der islamische Fundamentalismus betrifft daher nicht nur die islamischen Länder, sondern er stellt ein weltweites Problem dar. Trauriges Beispiel für diese Tatsache sind die weltweiten Terroranschläge im Namen des Islam, wie etwa jüngst in Nizza. Und ebenfalls, auch hierzulande, die religiös begründeten Sonderwünsche einiger Muslime, nicht zuletzt an öffentlichen Schulen.
Vollkommen absurd in diesem Zusammenhang wird es, wenn diejenigen, die diesen Forderungen kritisch gegenüberstehen, der „Islamophobie“ bezichtigt werden. Eine bewährte Taktik der Zensur, wie sie insbesondere die Islamisten immer wieder anwenden, um jegliche auf Logik und auf vernünftigen Argumenten basierende Diskussion oder jede Kritik im Vorneherein abzuwehren und um ihre Kritiker auf Vorrat schlecht aussehen zu lassen.
Was dabei äusserst seltsam anmutet, ist, dass Teile der westlichen Liberalen dem Islam immer wieder in die Falle gehen. Wenn es um den Islam geht, vertreten sie unter dem Banner des Multikulturalismus und der falsch verstandenen Toleranz oftmals genug eine regressive, ja eine reaktionäre Position.
Würde jene regressive Linke dieselben Positionen einnehmen, wenn christliche Fundamentalisten aus religiösen Gründen ein Verbot des gemeinsamen Schwimmunterichts von Mädchen und Jungen oder ein Handschlagverbot für Knaben mit weiblichen Lehrpersonen fordern würden?
Die Ideologie der Islamisten richtet sich letztlich gegen alles, was uns einst lieb und teuer war: die in der Aufklärung errungenen Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Statt also auf diejenigen regressiven Linken zu hören, die wie beim djihadistischen Anschlag in Paris und auf Charle Hebdo noch beinahe jeden islamistischen Terroranschlag verharmlost oder gar legitimiert haben, sollte der Westen besser Denkerinnen und Denker wie Elham Manea, Ahmed Mansour, Hamed Abdel Samad und andere liberale, säkulare Muslime und Ex-Muslime unterstützen. Diese kennen den Islam nicht nur besser, sondern sie haben auch unter seinen religiösen Gesetzen gelebt und sich für Jahre eingehend mit ihm auseinandergesetzt.
Diese (ex-)muslimischen Aufklärerinnen und Aufklärer sind der Auffassung, dass, um die Aufklärung im Islam zu initiieren, zunächst die unleugbare Tatsache anerkannt werden muss, dass der Islam selbst, also auch der Prophet und der Koran, nicht unfehlbar ist und Gegenstand von Kritik sein muss.
Kacem El Ghazzali, 26, ist einer der wenigen Marokkaner, die ihren Atheismus öffentlich vertreten. Er lebt deswegen seit 2011 als Flüchtling in der Schweiz. Der Schriftsteller ist Vertreter der International Humanist and Ethical Union (IHEU) am UNO-Menschenrechtsrat in Genf sowie Ko-Direktor der Raif Badawi Foundation for Freedom.
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Insbesondere gewisse Grüne & Linke unterstellen ex-muslimischen Islamkritikern ein "pauschales" "Plattmachen" des Islam. Ob Erstgenannte wohl schon mal darüber nachgedacht haben, dass in vielen (wenn nicht den allermeisten) islamischen Ländern gerade Apostaten & Atheisten unter Berufung auf eben den Islam tatsächlich plattgemacht sprich von Staats wegen hingerichtet oder vom aufgehetzten Mob erschlagen werden? - Vor diesem Hintergrund platzt mir buchstäblich der Kragen, wenn den Religionskritikern aus solchen Ländern, die aus eigenster bitterer Erfahrung wissen, wovon sie sprechen, hierzulande fortdauernd von Leuten arrogant über den Mund gefahren wird, die nicht begreifen wollen, welche Drachensaat sie mit ihrem vorgeschobenen "Antirassismus" in Schutz nehmen. Übrigens könnte ja wohl gerade auch dieses "linke" Schulmeistern durchaus als tätiger Rassismus gegenüber Islamkritikern aus ehemaligen Kolonien(!) des bösen Westens verbucht werden: Die Enkel der "Täter" sagen den Enkeln der "Opfer" jetzt mal, was Letztere gefälligst zu denken & sagen haben und was nicht; - und wehe, diese Letzteren spuren nicht, dann werden sie als "rechtsoffene Islamhasser" abgestempelt.
Diese widerliche Etikettierung könnte zudem auch glatt aus dem Vokabular des Herrn Erdogan stammen, der kaum noch einen Tag vergehen lässt, ohne öffentlich lautstark gegen einen vermeintlich in der EU organisierten "Islamhass" samt "Nazimethoden" zu geifern.
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Ergänzung:
Etikettenschwindel: Spielen der Opfer-Rolle
Wer fortwährend/wiederholt bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Umgebung als ihm feindselig gesonnen und sich selber als ihr unschuldiges, völlig zu Unrecht angegriffenes, Opfer darstellt, der verbirgt damit seine tatsächliche eigene Feindseligkeit gegenüber dieser seiner Umgebung.
Bestes Beispiel: Islamisten gegenüber der nicht-islamischen Welt.
Er versteckt seinen eigenen Hass gegen seine Umgebung hinter allen nur erdenklichen Vorwürfen gegen diese. Dabei ist er in der Wahl & Erfindung immer anderer & neuer Vorwürfe nicht zimperlich. Und erscheint ihm der eine Vorwurf als momentan taktisch ungeeignet, dann verlegt er sich umgehend auf einen anderen oder denkt sich einen ganz neuen aus. Ad infinitum.
Mit diesem verlogenen Spiel vermeidet er das öffentliche Eingeständnis, dass ursächlich er selber es ist, der seine Umgebung verachtet oder hasst oder bekämpft.
Zugleich gibt er seiner Feindseligkeit damit eine Rechtfertigung bzw. Entlastung, denn solange seine Methode nicht durchschaut wird, ist nämlich nicht er selber es, der sich vor seiner von ihm so heftig
beschuldigten Umgebung rechtfertigen muss, sondern er setzt
fortwährend seine Umgebung unter moralischen Druck, sich vor
ihm zu rechtfertigen und sich sogar bei ihm zu entschuldigen.
Diese Methode setzt eine leichtgläubige Umgebung voraus, die sich mühelos betrügen lässt, und ist daher einfach hinterhältig.
Die einzige Abhilfe dagegen ist: so jemandem mittels sofortiger
Aufdeckung & Überführung beharrlich auf die Finger zu hauen.
Das setzt voraus: ein beständiges genaues Hinsehen & Beobachten,
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