Kant ist tot

Warum der Kategorische Imperativ widerlegt ist

Kant ist tot

Foto: Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=631024

Die Deutschen lieben Immanuel Kant. Ob es um Abtreibungen geht, um Terrorabwehr, um Freiheit oder um Datenschutz – in moralischen Debatten wird das Werk des genialen Königsbergers auch nach über 200 Jahren noch zur Anwendung gebracht.

Das könnte einfach an einer Form von Nationalstolz liegen, dass gerade die Deutschen einen deutschen Philosophen hochjubeln. Vielleicht ist es auch die überzeugende Argumentation, mit denen Kant seine Ethik abhandelt. Oder einfach nur der leichtere Zugang zu Texten in der eigenen Muttersprache. (Wobei „leichter“ bei Kants Satzbau ein relativer Begriff ist.)

Was auch immer der Grund sein mag, besteht ein recht erhebliches Problem: Kantsche Ethik liegt schlichtweg und objektiv belegbar falsch. Vor allem das zentrale Konzept, der Kategorisches Imperative, gehört nicht nur in die Liste der großen Errungenschaften der Philosophie. Er sollte auch endlich in die Annalen der Ethik eingehen als einer der Ansätze, die durch die Naturwissenschaften eindeutig widerlegt wurden.

Der Kategorische Imperativ ist ein gescheitertes Konzept, unrettbar verloren gegenüber modernen Forschungsergebnisse, weil er von Annahmen über das menschliche Handeln ausgeht, die schlichtweg falsch sind. Da kann man nichts machen, dieser Tatsache muss man sich einfach stellen.

Was war noch mal der Kategorische Imperativ?

Der Kategorische Imperativ (halb Deutsch, halb Latein für „die immer zu befolgende Aufforderung“) entspringt einem Konzept in der Moralphilosophie. Dies ist die sogenannte Universalisierbarkeit. Salopp formuliert haben wir die Universalisierbarkeit alle als Kinder kennengelernt. Es ist der berühmte Satz: „Wenn das alle täten…“

Dieser Ansatz entspricht deutlich unserer moralischen Intuition. Der Philosoph fragt dann aber genauer nach. Was bedeutet „das“ und was bedeutet „tun“? Denn ohne weiteres funktioniert dieser Ansatz ja nicht. Man denke an die Idee: Ich möchte heute Abend auf der Lessingbrücke den Sonnenuntergang betrachten. Wenn alle Leute heute Abend sich irgendwie auf die Lessingbrücke quetschen, wird sie unter dem Gewicht der Millionen zusammenbrechen.

Das Prinzip lässt sich jedoch leicht retten, wenn man die Handlung genügend verallgemeinert. Vielleicht sollte sich nicht die gesamte Menschheit abends auf eine einzige Brücke türmen. Aber wenn jeder seinen Abend nach seinen Wünschen verbringen darf, solange er damit niemand anderem schadet, dann ist das ein allgemeines Prinzip, dem tatsächlich alle folgen könnten.

Das Prinzip der Universalisierung muss also im Detail etwas systematischer ausgearbeitet werden. Und Immanuel Kant geht dies mit dem Kategorischen Imperativ an. Dieser lautet im Wortsinne: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (Tatsächlich führt Kant einige weitere Formulierungen auf, aber diese soll vorerst genügen. Sie ist kompliziert genug.)

Die Maxime ist laut Kant einfach das Handlungsprinzip, das die Vernunft hinter ihrem Handeln erkennt oder selbst auferlegt. Es wäre also die zentrale Ursache dahinter, dass wir eine Handlung ausüben oder uns dagegen entscheiden.

Beispielsweise wäre eine Maxime: „Lügen ist falsch.“ Die Gegenmaxime wäre „Lügen ist okay.“

Nun sagt Kant, nur eine der beiden Maximen kann richtig sein, weil nur eine allgemeines Gesetz werden kann. Wenn alle Lügen, gibt es keinerlei Grund mehr, irgendwem zu glauben. Warum sollte man dann überhaupt irgendetwas mitteilen? Doch wenn alle die Wahrheit sagen, funktioniert es.

Eine brillante Ethik für Menschen, die es gar nicht gibt

Prinzipiell scheint dieses Prinzip zu funktionieren. Die kantsche Ethik ist ein wundervolles Konstrukt, das stringent logisch und raffiniert durchdacht wurde. Leider ist diese kantsche Ethik eine wundervolle Ethik für Menschen, die es gar nicht gibt.

Kants Vorstellung davon, wie menschliches Handeln überhaupt funktioniert, ist von seiner Zeit geprägt. Er geht am Ende davon aus, der Mensch wäre ein bewusstseinsgetriebenes Wesen. Er erkennt zwar durchaus, dass die Triebe eines Menschen nicht zum bewussten Denken gehören, er ordnet dem Bewusstsein trotzdem eine Kontrollfunktion bei.

Doch wir wissen heute, dass dieses Bild nicht stimmt. Und damit kollabiert das gesamte Konzept.

Dass diese Idee nicht so richtig stimmen kann, vermuteten Forscher schon im neunzehnten Jahrhundert. Doch die Hirnforschung ist es, die dem Kategorischen Imperativ die kategorische Absage erteilt.

Das bekannteste Beispiel in dieser Hinsicht sind die Libet-Experimente, welche von dem Psychologen Benjamin Libet ab 1979 durchgeführt wurden. Er verwendete eine einfache Versuchsanordnung: Die Probanden schauten auf eine Uhr und sollten zu einem beliebigen Zeitpunkt den Arm heben. Sie sollten sich dabei merken, in welcher Sekunde sie beschlossen, ihren Arm zu bewegen. Gleichzeitig zeichnete er die Hirnströme der Probanden auf.

Libets ursprüngliche Idee war, aufzuzeichnen, wie lange es dauerte, bis der Arm gehoben wurde, nachdem das Bewusstsein beschlossen hat, ihn zu heben.

Sein Ergebnis war aber umgekehrt: Die Gehirnschaltkreise, die die Extremitäten steuern, wurden aktiviert, bevor das Bewusstsein über den Entschluss informiert wurde. Das Gehirn hatte offenbar die Entscheidung getroffen und erst im Anschluss wurde es den Leuten bewusst.

Diese Experimente sind geradezu legendär. Das hat leider den Nebeneffekt, dass sich die Debatte oft nur um Libets Erkenntnisse dreht. Leider deshalb, weil viele Denker sehr gut darin geworden sind, die Ergebnisse in den Wind zu schlagen oder wegzudiskutieren, ohne neuere, noch viel deutlichere Fakten zu berücksichtigen.

Ein sehr klares Beispiel gelang Soon et al. als sie die Hirnaktivitäten von Probanden während einer Entscheidung mit einem MRT maßen. Die Probanden mussten auch hier nur eine simple Entscheidung treffen, weil die Messverfahren für komplexere Fälle noch unzureichend sind. Ihnen wurden zwei Zahlen gezeigt und sie sollten auswählen, ob sie diese addieren oder subtrahieren wollten.

Die entscheidende Erkenntnis: Anhand ihrer Messwerte konnten die Forscher vorhersagen, welche Entscheidung ein Proband treffen würde. Bis zu vier Sekunden bevor es einem Probanden selbst bewusst wurde, war es bereits messbar, welche Wahl sein Gehirn erzeugen würde. Ergebnisse wie diese machen es erheblich schwieriger abzustreiten, dass diese Hirnprozesse mehr als zufällige Muster sind. Da wir anhand ihrer das Verhalten einer Person vorhersagen können, müssen wir annehmen, dass sie etwas mit jenem Verhalten zu tun haben.

Mittlerweile können wir dieses Prinzip sogar umdrehen: Wissenschaftler können Taten von Probanden bewusst verursachen, indem sie deren Gehirn richtig beeinflussen. So können Leute bei Operationen am offenen Gehirn durch Stimulation der richtigen Hirnregion zum spontanen Lachen gebracht werden.

Wenn man die Probanden dann fragt, warum sie lachten, dann geben sie Antworten wie: „Mir wurde plötzlich klar, wie witzig Sie angezogen sind.“

Nicht nur war das nicht die tatsächliche Ursache ihrer Erheiterung, die Sicherheit dieser Begründung ist das Entscheidende. Sie sagen eben nicht: „Äh… äh… naja, mir wurde wohl plötzlich klar, wie witzig Sie angezogen sind.“ Sie sind sich sicher, den Grund ihres Handelns zu kennen.

Mit anderen Worten: Der aktuelle Stand der Forschung zeigt sehr deutlich, dass wir mehr sind als unser Bewusstsein. Unsere Entscheidungen werden unserem Bewusstsein erst verzögert klar und die Ursachen unseres Handelns erfährt es womöglich gar nicht und rekonstruiert eine vollkommen falsche Nachrationalisierung.

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Wenn wir die tatsächlichen Beweggründe hinter unseren Handlungen gar nicht kennen, können wir auch nicht auf die Maxime abstrahieren. Und wenn wir die Maxime einer Handlung gar nicht kennen können, dann ist es uns auch schlichtweg unmöglich, zu prüfen, ob sie allgemeines Gesetz werden dürfte.

Schlimmer noch: Es kommt offenbar vor, dass wir uns (selbst) täuschen und im Brustton der Überzeugung eine Ursache hinter unserem Handeln sehen, die einen Irrtum darstellt. Hier scheitert der Kategorische Imperativ nicht nur an seiner Unmöglichkeit, er gibt auch den Anschein der Rechtschaffenheit, wo keine vorliegen mag.

Und genau deshalb ist der Kategorische Imperativ am Ende. Ein netter Gedanken, aber mit der Realität nicht zu vereinbaren. Denn er ist hergeleitet von einer Vorstellung von menschlichem Handeln, die sehr plausibel klingt, sich aber als Illusion herausstellt.

Ist denn alles verloren?

Natürlich nicht.

Irgendwie scheinen viele Deutsche Kant so sehr zu lieben, dass für sie ohne ihn die gesamte Ethik in sich zusammenbricht. Aber mit der Widerlegung des Kategorischen Imperativs sind Kants andere Überlegung nicht automatisch falsch. Und auch deontologische Ethik (jene, die auf die Bewertung der einzelnen Handlung abzielt) ist nicht unmöglich dadurch. Wenn wir andere Möglichkeiten anwenden, auf eine Maxime zu abstrahieren, die nicht von unserer Intention ausgehen, dann können wir das Prinzip der Universalisierbarkeit problemlos anwenden.

Doch um einen solchen Ansatz zu entwickeln, muss man sich eben auch an Konrad Adenauer halten: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht.“ Ohne eine Kenntnis davon, wie menschliches Handeln tatsächlich funktioniert, ist es schwierig, dieses zu bewerten.

Es gilt aber auch die Kehrseite der Medaille: Die Erkenntnisse, die uns die moderne psychologische und neurowissenschaftliche Forschung bieten, haben weitreichende Konsequenzen für unser Weltbild und unser Selbstbild. Oder sie sollten es zumindest haben. Allzu oft werden sie schlichtweg ignoriert. Wir sehen uns ungern damit konfrontiert, dass unser Bewusstsein nicht der Herr im Haus ist. Dabei hat diese Tatsache gravierende Folgen von Moral und Ethik über Politik bis zu unserem Umgang mit psychischer Erkrankung. Doch das wäre ein Thema für einen weiteren Artikel.

Kommentare

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    Ein Unbekannter

    Der Seite würde es mal guttun, wenn die Autoren der Artikel etwas mehr beleuchtet werden, damit ihr ein bisschen mehr Kredibilität bekommt, ansonsten erscheinen die Artikel so, als könnte Sie jeder ohne irgendwelche Kompetenzen schreiben. Das raubt euch immer einen Hauch an Professionalität.
    Ansonsten bitte weiter so!

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      Der Erwiderer

      So wie ich das sehe geht es hier um den Punkt, dass wir die tatsächlichen Gründe unserer Handlungen nicht kennen und somit nicht von einem bewussten Handeln ausgehen können.
      Wenn das aber der Fall ist, müsste man abermals den Schritt gehen, dass man überhaupt gar nichts, was uns in den Sinn kommt, tatsächlich begründen kann. Dann würde nicht nur der Kategorische Imperativ wegfallen, sondern ein Determinismus komplett alles sinnentleert für uns machen. Das lediglich auf den Kategorischen Imperativ anzuwenden ist dann nicht konsequent genug, oder?

      Bitte im Rückmeldung!

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        Feuerbringer

        Nein, es würde unser Handeln und unsere Entscheidungen nicht seines Gewichts befreien. Das wäre ein Trugschluss. Determinismus besagt nicht, dass alle unsere Entscheidungen keine Rolle spielen und wir einfach morgens im Bett liegen bleiben sollten ohne etwas zu tun und das ein Gott oder irgendeine vorherbestimmende Instanz seine Finger im Spiel hat. Das ist Fatalismus und eher ein Missverständnis vom Determinismus als eine rational nachvollziehbare Erklärung (denn nun muss man wieder den Gott erklären und belegen).

        Das einzige was man durch den Determinismus (welcher faktisch am wahrscheinlichsten ist) aufgibt ist die Illusion, dass unser Bewusstsein am Ruder sitzt. Wenn du nun die Entscheidung triffst, dass alles vorherbestimmt und somit sinnlos ist, dann hast du diese (eher langweilige) Entscheidung mit der Information getroffen, dass alles kausal vorherbestimmt ist.
        Das Problem dabei ist, dass du dieses dann als einzig logische Schlussfolgerung betrachtest. Denn selbst wenn du dich stattdessen dazu entscheiden würdest anstatt den ganzen Tag im Bett zu liegen auf eine Wiese zu gehen und Blumen zu pflücken (weil dir danach ist) oder dich vor deinen Computer zu setzen und mit einem Fremden über Determinismus zu diskutieren, so wärst du trotzdem Teil des deterministischen Universums. Nichts was du tust, ob aktionsreich oder -arm ändert etwas daran. Es ist einzig das Prinzip nach dem das Universum funktioniert und hat nichts damit zu tun welchen Sinn du darin siehst oder nicht siehst.
        Unabhängig davon kannst du soviel Spaß haben wie du willst oder eben nicht.

        Ich persönlich finde die Schlussfolgerung, dass das Bewusstsein nur das Bild ist, welches wir an der Leinwand sehen, aber in Wirklichkeit Kondensor, Umlaufebene, Objektiv und Zahnräder im Hintergrund das Bild bestimmen viel nützlicher. Denn so wäre ein Mörder zwar immer noch ein Mörder, aber dieser Person kann die völlige Verantwortlichkeit dafür nicht zugesprochen werden. Damit würde der Hass in der Welt reduziert und der Fokus in der Justiz nicht mehr auf Bestrafung für eine Tat die sie nicht verursacht hat, sondern auf Rehabilitation und Verständnis liegen. So müsste man zwar einen Mörder immer noch wegsperren (damit er anderen nicht schaden kann), aber was dann weiter passiert hätte eine völlig andere Perspektive.

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        Marcus

        Interessant der Artikel. Er regt zur konstruktiven Selbstkritik ein! 😄

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          Ben

          Ich schließe mich den vorangegangenen Kommentaren an. Mein Problem am Text ist besonders die Rechtschreibung. Wie Nadeln sticht jeder Fehler zu und ich kann mich dann weniger konzentrieren. Ich erwarte wirklich mehr von dieser Seite.

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            Alois Mader

            Es ist viel schlimmer: Der Verstand sagt: "Das war ich nicht", "So habe ich das nicht gesagt", "Das habe ich nicht getan", der Selbstschutz, die menschliche Eitelkeit (Selbstwertgefühl) unterdrückt die Fakten zugunsten des "Guten Gewissens", wie dies Nietsche sagt. Das Credo der 68. dass wir - die heutigen Deutschen - bessere Menschen als unsere Väter (= die Mörder) sind. Ist die erste aller neuen Lügen der Nachkriegsgeneration. So entstehen, die Schuldabweisung und die moralische Überheblichkeit als neuer "absoluter ethischer Puritanismus" in Bezug auf die Anderen, Sünder, Verbrecher, Teufelsanbeter oder auch nur in Bezug auf nicht dem Kantschen Imperativ entsprechenden Ansprüchen.
            Kant hat die andere Seite Medaille - die Wahrheit gegenüber sich selbst, das "Mea culpa" - nicht gekannt und damit jegliche Art der Schuldabweisung zum gesellschafts-politischen Mißbrauch freigegeben.
            Augustinus hat um 300 nach Christus die Frage gestellt: "Versteh ich das Evangelium Gottes Wort als sündiger Mensch richtig, um zu handeln. Daher ist heute z.B. der "moralische Hochmut des Aufarbeitungs-und Enthüllungsjournalismus" das eigentliche Übel der Moderne in den Westlichen Demokratien, um die Frage nicht zuzulassen: "Ist das Wahr"? Das ist der Sinn der "Political Correctness" jede Frage die auf den Zweifel nicht als notwendiges Korrektiv zielt durch Diffamierung auszuschließen.

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              Hä?

              Mir fehlen die Worte.
              Nicht, dass ich nicht genug Worte hätte, aber sie sind einfach nicht adäquat genug.
              Worauf wollen Sie mit dem ganzen Pathos hinaus?
              Wie können Sie Puritanismus mit Kant in Verbindung bringen? Und was soll das mit dem "Mea culpa"?
              Ich habe das Gefühl, dass Sie die Funktion von Zitaten nicht verstanden haben. Wenn Sie etwas zitieren, dann sind Zitate nicht selbsterklärend, sie müssen schon sagen, worauf sich diese Zitate beziehen. Die entsprechende Textstelle (sofern angegeben hust) kann ich selbst nachlesen, daraus wird mir aber nicht klar, was Sie jetzt im Kontext Ihrer Äußerungen meinen.

              Bitte klären Sie folgende Fragen:
              1. "Was verstehen Sie unter absolutem ethischen Puritanismus??
              Bitte jeweilige Einzelbedeutungen "absolut", "ethisch", "Puritanismus" bedenken!
              2. Was meinen Sie mit "dem kategorischen Imperativ entsprechenden Ansprüchen"?
              3. Was meinen Sie mit "Mea Culpa" als Wahrheit gegenüber sich selbst.
              4. Hat das Augustinus wirklich gesagt? Ein Wunder, wieviele Journalisten es damals gab.
              5. Inwiefiern tritt ein notwendiges Korrektiv in Erscheiung und worin liegt Diffarmierung in der Aussage, dass etwas ist bzw. nicht ist?

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                Alois Mader

                Wer den Zeithorizont der allerneuesten Fortschrittsideologie hat und bei Augustinus 300 n. C. Journalisten als Zeugen sucht, kennt das Buch Aurelius Augustinus:"Confessiones" nicht. Es wird sogar heute noch gelesen.
                Von dem ganzen denunziatorischen Hype der immer enger werdenden "Political Correctness" mit immer engeren (abstruseren) moralisch-ethischen Ansprüchen - nicht an sich selbst (Mea Culpa) - sondern anklagend nur an Andere - wird das historische Gedächtnis wohl nichts behalten.
                Zum Beispiel von der Gender-Mainstream-Sexismus-Erregung zur Verteufelung beinahe aller heterosexueller Empfindungen als Todsünden; das ist der Puritanismus Savanarolas im 1600 Jhd.
                Erfunden hat dieses Paradigma von "Lust und Sünde" der heilige Paulus vor 2000 Jahren, der die "sexuelle Lust" als "ewige Strafe Gottes" nach der Vertreibung aus dem Paradies bezeichnet hat. Ihre Unterdrückung sollte als Aufgabe eine lebenslange Qual sein. Gender-Mainstream ist vielleicht eine solche Qual.
                Man kann feststellen, dass Alle diese Aktivisten für die Besserung des Menschen zu dem Ideal eines geschlechtslosen Wesens von historischen Zwängen getrieben werden, von denen sie selbst überhaupt nichts mehr wissen.
                Aber das denunzieren (aufarbeiten) macht doch Spass. Ist es der letzte Spaß dem keine Grenze gesetzt wird. Aber vielleicht ist auch das nur verursacht durch die schlimmste aller Todsünden.

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              Der Mahnende

              Kants Theorie ist nicht davon abhängig, ob man sich der wahren Beweggründe der eigenen Neigungen bewusst ist oder nicht. Sein erklärtes Ziel war es einen moralischen Kompass zu entwickeln, der so untrüglich wie ein Naturgesetz ist und dem Menschen dabei helfen sollte, seine Handlungen zu beurteilen. Kant war sich im Klaren darüber, dass viele Menschen nicht weit genug denken oder sogar "vernünfteln", um ihre Handlungen irgendwie zu rechtfertigen. Ein Beispiel dafür wäre Adolf Eichmann, der im Prozess sogar Kant anführte und behauptete, er hätte sich streng an den kategorischen Imperativ gehalten.

              Der Punkt:
              "Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Wenn wir die tatsächlichen Beweggründe hinter unseren Handlungen gar nicht kennen, können wir auch nicht auf die Maxime abstrahieren. Und wenn wir die Maxime einer Handlung gar nicht kennen können, dann ist es uns auch schlichtweg unmöglich, zu prüfen, ob sie allgemeines Gesetz werden dürfte."
              ist irrelevant.

              Natürlich kenne ich die Maxime (Eine Absicht des Willens oder Wollens) meines Handelns, egal ob ich sie sofort erfasse oder sie mir erst bewusst wird, sobald sie realisiert ist.

              Ein Beispiel: Unabhängig davon, ob ich die Entscheidung getroffen habe in die Bahn zu steigen und kein Ticket zu bezahlen, wird mir irgendwann bewusst, dass ich in der Bahn bin und kein Ticket bezahlt habe. Ich kann mich nun aber fragen: "Kann ich wollen, dass es ein allgemeines Gesetz werden kann, schwarz zu fahren?" Und die logische Antwort ist "Nein!", denn dann würde das gesamte öffentliche Verkehrsnetz pleite gehen und nicht mehr funktionieren. Fertig.
              Auch wenn ich mich entscheide, ob ich den gesunden Apfel oder den kalorienhaltigen Schokokuchen esse, kann ich mich immer fragen (egal wie meine Gelüste sind), ob ich das immer wollen kann.

              Die vergangene Zeit vor meiner Kategorisierung der Maxime ist irrelevant für den Akt. Alle meine unbewussten Triebe werden mir im Moment ihrer Realisierung gewahr und können von mir beurteilt werden.
              Deshalb können wir ja auch differenzierte Urteile über Tötung im Affekt und Mord mit Vorsatz fällen.

              Der Kategorische Imperativ hat andere Baustellen, aber die hier benannte ist keine davon.

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                Bruno Kaufmann

                Komische Darlegung: nur weil unsere Entscheidung bereits schon vorgängig unbewusst gefällt wurde, muss es lange noch nicht heissen, dass diese unbewusste Entscheidung nicht auch mit dem ebenfalls in unserem Unterbewusstsein abgelegten kategorischen Imperativ in Einklang gebracht wurde.
                Das ist natürlich eine Vermutung, die ich nicht belegen kann. Es scheint mir aber plausibel genug, um nicht gleich ein plausibles Moralkonzept für nichtig zu erklären.

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                  libertador

                  Der Artikle knüpft Bewusstsein und Vernunft so aneinander, dass man nur vernünftig sein kann, wenn es man (vollständig) bewusst entscheidet.
                  Dies ist aber keine Grundvoraussetzung für den kategorischen Imperativ.

                  Es muss einem nicht die Handlung bewusst sein, um damit der kategorische Imperativ menschliche Handlungen beeinflussen kann. Gründe müssen lediglich manchmal einen Einfluss haben und dieser muss nicht direkt sein. Das heißt, wenn Gründe indirekt den Willen beeinflussen, der auch unterbewusst die einzelne Handlung bestimmt, dann kann der kategorische Imperativ angewandt werden.

                  Wenn Gründe generell keine Rolle spielen, dann Frage ich mich, warum der Text Gründe gegen Kant formulieren will. Oder formuliert der Text garkeine Gründe, sondern will nur unser Unterbewusstsein erreichen...

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                    Jason Klingor


                    Das Volk der Ideologen
                    Das Volk der Dichter und Denker, so hat man die Deutschen einst bezeichnet. Wie man sie heute mit dem gleichen Recht bezeichnen muß, darüber mag man gar nicht nachdenken. Wie ist es nur zu diesem abgrundtiefen Sturz aus so steiler Höhe gekommen? Ein wenig hat diese Höhe selbst zu diesem beispiellosen Niedergang beigetragen. Genauer gesagt: […] mehr »

                    https://jungefreiheit.de/kolumne/2011/das-volk-der-ideologen/


                    scobel: Die Kraft des Guten
                    Die lange vorherrschende Theorie vom egoistischen Gen als treibender Kraft der Evolution ist nur die halbe Wahrheit. Gert Scobel und seine Gäste diskutieren über effektiven Altruismus und darüber, warum uneigennützige Fürsorge nicht nur die Empfänger glücklich macht.

                    http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=63711

                    Vergiss Darwin: Evolution ist nicht Konkurrenz, sondern Kooperation
                    15. Juli 2016 2012

                    Es geht um eine globale Chance, einen evolutionären Sprung zu machen und über alles hinausgehen, wo der Mensch jemals zuvor war. Viele Menschen werden in der digitalisierten Welt ohnmächtig durchs Leben navigiert. In großer Not werden Gott, Allah und andere jenseitige unbekannte Wesen um Hilfe angefleht. Wir wissen, dass die Biosphäre seit langem in höchster Lebensgefahr […]

                    https://www.pravda-tv.com/2016/07/vergiss-darwin-evolution-ist-nicht-konkurrenz-sondern-kooperation/

                    Die Wissenschaft beweist - Es gibt Gott !

                    https://www.youtube.com/watch?v=VOZoy9peCAQ&feature=share

                    Veröffentlicht am 01.07.2013
                    Der Spiegel vom 09.09.2013 berichtete. Mathematiker bestätigen Gottesbeweis !! Ein Wesen existiert, das alle positiven Eigenschaften in sich vereint. Das bewies der legendäre Mathematiker Kurt Gödel mit einem komplizierten Formelgebilde. Eine vielzahl von Wissenschaftlern haben diesen Gottesbeweis nun überprüft - und für gültig befunden.


                    Prof. Bernd Senf aus Berlin als Volkswirt zu VWL und psychosozialen Hintergründen nach dem Psychologen Wilhelm Reich und James DeMeo und dem Anthropologen David Graeber und dem Psychologen C.G.Jung und dem französischen Soziologen und Politologen und Demographen und Statistiker Emmanuel Todd und nach Viktor Schauberger und Nicola Tesla und Freiherr von Reichenbach und Prof. Fritz-Albert Popps Biophotonen-Forschung und nach Silvio Gesell und der verstorbenen Prof. Margrit Kennedy und dem Freiwirt und Volkswirt Prof. Wolfgang Berger (auch Philosoph), siehe auch die Zeitschrift Raum&Zeit

                    http://www.berndsenf.de Prof. Bernd Senf ist auch Mitglied der globalisierungskritischen Organisation ATTAC und hält Video-Vorträge, siehe auch YouTube Videos und so weiter

                    http://www.berndsenf.de/DieLoesung.htm

                    https://www.pravda-tv.com/2017/04/freie-energie-der-aether-das-vakuum-und-autofahren-ohne-benzin/

                    Die selbsternannten Internet-Scharfrichter: Psiram – Ruhrbarone – Wikipedia

                    https://www.pravda-tv.com/2017/11/die-selbsternannten-internet-scharfrichter-psiram-ruhrbarone-wikipedia/

                    Wilhelm Reich lebte etwa zur gleichen Zeit wie Kinsey ... (Teil 1 ...
                    Video zu "Horus wilhelm reich"▶ 14:47

                    https://www.youtube.com/watch?v=RoTIUAZcp-Y

                    18.12.2012 - Hochgeladen von freigeistforum
                    Einige weitere Informationen zu dem Thema hier: http://h0rusfalke.wordpress.com/2012/... Alfred ...

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                    1. userpic
                      René D. Kart

                      Huch! Hier stimmt aber eine ganze Menge nicht!
                      Besser mal Freerk Husiken zum Thema lesen:
                      http://www.vsa-verlag.de/uploads/media/VSAHuiskenKritikderHirnforschung.pdf

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                      1. userpic
                        René D. Kart

                        Huisken heißt der Mann. (Sorry!)

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                      2. userpic
                        Adrian Fellhauer

                        Ähnlich dem kompatiblen Determinismus glaubte ich stets, man könne den kategorischen Imperativ mit dem Utilitarismus vereinbaren, sodass die Maxime, nach der man handeln solle, gerade das größtmögliche Wohl aller ist.

                        Ich glaube, Ihre Argumentation ist nicht richtig, da sie nicht zeigt, was zu beweisen ist. Im Gegenteil wird meiner Meinung nach ein naturalistischer Fehlschluss begangen.

                        Auch zweifle ich die geringe Rolle an, die Sie dem menschlichen Bewusstsein zuspielen (was immer Sie darunter verstehen mögen). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir Menschen (und insbesondere auch ich selber) uns der Vernunft gemäß verändern können, indem wir bewusste Entscheidungen treffen. So lebe ich zum Beispiel vegetarisch, aus bewussten moralphilosophischen Überlegungen heraus, die damit gepaart sind, dass ich davon überzeugt bin, dass Tiere eine Anzahl von Bewusstseinszuständen erfahren können. Auch ein tierisches Gehirn ist komplexer als der modernste Computer (naja, wenn das Tier groß genug ist).

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                        1. userpic
                          Lars Lonte

                          Fühlen ist die Musik des Lebens
                          02. September 2017 Hans Boës

                          https://www.heise.de/tp/features/Fuehlen-ist-die-Musik-des-Lebens-3804106.html

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                          1. userpic
                            Klaus Steiner

                            Hallo Herr Stindt,

                            Ihr Zitat: „Doch die Hirnforschung ist es, die dem Kategorischen Imperativ die kategorische Absage erteilt.“
                            Die Hirnforschung hat der Willensfreiheit eine kategorische Absage erteilt, nicht dem kategorischen Imperativ!

                            Ihr Zitat: „Wenn wir die tatsächlichen Beweggründe hinter unseren Handlungen gar nicht kennen, können wir auch nicht auf die Maxime abstrahieren. Und wenn wir die Maxime einer Handlung gar nicht kennen können, dann ist es uns auch schlichtweg unmöglich, zu prüfen, ob sie allgemeines Gesetz werden dürfte.“
                            Der Haken an der Goldenen Regel ist folgender: „Als problematisch bei der Goldenen Rege erweist sich die damit angesprochene empirische Abhängigkeit und Relativität der Goldenen Regel. Denn das Moralprinzip bleibt an die Ich-Perspektive gebunden und ist daher immer nur relativ zu individuellen, teilweise gesellschaftlich oder kulturell geprägten Bedürfnissen und Interessen. … Es wäre eine Präzisierung der Goldenen Regel vonnöten in der Art: Du sollst den anderen so behandeln, wie du selbst behandelt werden möchtest, wenn du dich mit seinen Bedürfnissen und Interessen in seiner Situation befändest.“ (Quelle: Religionsethik, Dagmar Fenner, S. 187 f.)
                            Die Ich-Perspektive ist also problematisch. Wahrscheinlich wollten Sie das auch ausdrücken, wenn Sie schreiben, dass wir die tatsächlichen Beweggründe hinter unseren Handlungen gar nicht kennen. Denn dieses „Ich“ ist ein Produkt aus Erziehung, Erfahrungen und Umwelteinflüssen und damit determiniert.

                            Ihr Zitat: „Und genau deshalb ist der Kategorische Imperativ am Ende. Ein netter Gedanken, aber mit der Realität nicht zu vereinbaren. Denn er ist hergeleitet von einer Vorstellung von menschlichem Handeln, die sehr plausibel klingt, sich aber als Illusion herausstellt.“
                            Der kategorische Imperativ ist nicht am Ende, man muss nur wissen, wo seine Grenzen sind. Erst einmal sind Handlungsfreiheit und Willensfreiheit zu trennen. Sie haben zuvor noch von „Beweggründen“ gesprochen, was Willensfreiheit bzw. -unfreiheit meint. Da liegen sie vollkommen Richtig - Willensfreiheit ist eine Illusion. Menschliches Handeln ist aber Handlungsfreiheit (im Sinne Schopenhauers: „Der Mensch kann tun, was er will, aber nicht wollen, was er will“).

                            Welche Quintessenz lässt sich nun aus der Goldenen Regel ziehen? Dazu schreibt Dagmar Fenner:
                            „Im direkten Umgang der Menschen mit einander taugt die Goldenen Regel nicht als exakter Handlungsmaßstab, kann aber den wechselseitigen Respekt zwischen den Menschen fördern. Letztlich liegt die Stärke der Goldenen Regel nicht in ihrem Wortlaut, sondern in der darin zum Ausdruck kommenden moralischen Grundintuition. Mit dem einfachen und plausiblen Prinzip kann man im Rahmen der moralischen Erziehung schon Kleinkinder davon motivieren, den eigenen Interessensstandpunkt zu verlassen und sich in die betroffenen Person hinein zu versetzten. Denn sie knüpft an bei der eigenen Erfahrung mit frustrierten Bedürfnissen oder Verletzungen durch Mitmenschen und erwirkt dadurch eine persönliche Betroffenheit. Hohe Plausibilität erlangt sie hinsichtlich universeller menschlicher Interessen insbesondere im negativen Bereich, etwa bezüglich der allgemeinmenschlichen Interessen an physischer und psychischer Scherzvermeidung. Wo keine universellen Interessen vorliegen, leidet die Faustregel aber wie gesehen an der empirischen Abhängigkeit von den kontingenten faktischen Interessen der Handlungssubjekte. Sinnvolles Ziel der Goldenen Regel kann grundsätzlich kein reiner Altruismus sein, bei dem man den anderen so behandelt, wie dieser faktisch behandelt zu werden wünscht.“ (Quelle: Religionsethik, Dagmar Fenner, S. 188 f.)

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                              franz friczewski

                              was Sie hier schreiben, zeigt nur, dass Sie von Grund auf nicht begriffen haben, worum es Kant geht.
                              Sorry, aber das ist traurig und peinlich.

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                                Thomas Thurnheer

                                Die geschilderten Experimente widerlegen Kant auf keinen Fall. Im Gegenteil wäre er widerlegt, wenn die Kausalität in irgend einer empirischen Erscheinung nicht nachzuweisen wäre. Gemäss seiner Theorie unterliegt jede empirische Erfahrung den Denkkategorien unseres Verstandes, und alles, was wir wahrnehmen, kann gar nicht anders als kausal bedingt erscheinen.

                                Der freie Wille wird von Kant nicht bewiesen, er ist ein Postulat. Denn unabhängig davon, ob wir einen freien Willen haben oder nicht, können wir praktisch gar nicht anders handeln, als dass es uns so vorkommt, dass wir uns entscheiden. Der kategorische Imperativ ist das von allen empirischen Beweggründen gereinigte Prinzip eines freien Willens, wenn wir ihn - durch das menschliche Erleben gezwungen - voraussetzen.

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