Leugnen, dass Geschlecht binär ist

Die Präsidenten dreier amerikanischer Gesellschaften von Evolutionsbiologen und Ökologen haben einen gemeinsamen Brief an Präsident Trump und Mitglieder des US-Kongresses geschrieben, in dem sie darauf hinweisen, dass „umfangreiche wissenschaftliche Beweise“ der Ansicht widersprechen, dass „es zwei Geschlechter gibt... [die] nicht veränderbar sind“. Auch die Ansicht, dass „das Geschlecht bei der Empfängnis bestimmt wird und auf der Größe der Keimzelle basiert, die das resultierende Individuum produzieren wird“. Diese Behauptung ist falsch und ihr Brief ist voller Verlogenheit. Meiner Meinung nach ist Donald Trump ein abscheulicher Mensch, völlig ungeeignet für das Amt des Präsidenten, aber seine Aussage, dass „das Geschlecht bei der Empfängnis bestimmt wird und auf der Größe der Keimzelle beruht, die das daraus resultierende Individuum hervorbringen wird“, ist in jeder Hinsicht richtig, vielleicht die einzige wahre Aussage, die er je gemacht hat.

Tatsache ist natürlich, dass in der wissenschaftlichen Literatur ohne jede Einschränkung oder Zweideutigkeit von „Männchen“ und „Weibchen“ die Rede ist. Biologen gehen zu Recht davon aus, dass ihre Leser die Bedeutung von „männlich“ und „weiblich“ ohne weitere Erklärung kennen und die unbegründete Anerkennung des Geschlechts seitens der Autoren der von ihnen untersuchten Tiere akzeptieren. Ich möchte nur drei Beispiele anführen, die zufällig von Carol Boggs, Daniel Bolnick und Jessica Ware, den drei Präsidenten der Gesellschaft, verfasst wurden. Eine denkbare Erwiderung wäre, dass „Menschen keine Tiere sind“. Aber zu welchem Zeitpunkt in der Evolution des Homo sapiens wurde das Geschlecht plötzlich nicht mehr binär, eine einzige Ausnahme von der allgemeinen Regel, die das gesamte Tier- und Pflanzenreich durchzieht? Und in der Tat leugnen die drei Präsidenten ausdrücklich die menschliche Einzigartigkeit, wenn sie sagen: „Eine solche Vielfalt ist ein Kennzeichen aller biologischen Arten, einschließlich des Menschen.“

Indem sie als Präsidenten ihrer jeweiligen Gesellschaften unterschreiben, erwecken die drei den falschen Eindruck, dass sie für ihre Mitglieder sprechen, Mitglieder, die nicht konsultiert wurden und nicht an der Verlogenheit des Briefes beteiligt waren. Eine Ad-hoc-Gruppe professioneller Evolutionsbiologen hat ein Dementi unterzeichnet, die ein Feld enthält, auf dem Sie Ihren Namen hinzufügen können.

Es folgen drei Beispiele (die Fettschrift stammt von mir):

1. D R. Chappell*, Carol Boggs und DI Speiser (2023)

Two sides of the same wing: vesntral scales enhance dorsal wing
color in the butterfly Speyeria mormonia
Journal of experimental biology, 226, 1-6.

Die Abhandlung enthält 16 Beispiele für „männlich“ oder „weiblich“ „Männchen“ oder „Weibchen“. In allen Fällen wird die Bedeutung von „männlich“ und „weiblich“ ohne Einschränkung oder Zweifel angenommen. Hier sind die 16 Beispiele.

„Wir sammelten Weibchen der silbernen Morphe“

„Wir wiederholten diesen Vorgang für einen orangefarbenen Randfleck und einen orangefarbenen Unterrandfleck für je einen Vorder- und einen Hinterflügel von 20 einzelnen weiblichen S. mormonia (Abb. 1).“

„Der vordere Abschnitt eines Hinterflügels eines Speyeria mormonia-Weibchens“.

„Die orangefarbenen Flecken auf den Flügeln von S. mormonia (und eng verwandten Arten) werden vermutlich von den Weibchen zur sexuellen Signalgebung genutzt, da Männchen von orangefarbenen Flecken mit ähnlichem Chroma wie die Flügel der Weibchen angezogen werden (Magnus, 1958). Die Männchen suchen während der Mittagszeit unter freiem Himmel nach Partnern, indem sie über der dichten Vegetation patrouillieren (McCulloch et al., 2017). Das leuchtende Orange der dorsalen Flügeloberflächen der Weibchen könnte bei der Partnersuche helfen und ein sexuell selektiertes Merkmal sein. Um Männchen für die Paarung anzulocken, würden Weibchen von Flügeln mit großen, leuchtend orangen Rückenflächen profitieren. Außerdem scheinen die Männchen eng verwandter Arten (z. B. Argynnis) die Weibchen auf der Grundlage der Größe, Farbigkeit und Flattergeschwindigkeit ihrer Flügel auszuwählen, so dass das visuelle Signal der Flügel eines Weibchens vermutlich ein wichtiges Merkmal der sexuellen Selektion ist (Magnus, 1958). Es ist wahrscheinlich, dass Weibchen, die hellere und gesättigtere orangefarbene Signale erzeugen, von patrouillierenden Männchen schneller entdeckt werden. Die Reflexionen der versilberten Schuppen von Schmetterlingen sind weitgehend blickwinkelunabhängig (Ren et al., 2020; Dolinko et al., 2021), so dass unsere Ergebnisse für die unterschiedlichen Winkel relevant sind, aus denen die silbernen Schuppen unter natürlichen Bedingungen beleuchtet und bei Paarungsinteraktionen betrachtet werden.“

„Die breitbandigen, reflektierenden Silberschuppen auf den ventralen Flügeloberflächen von S. mormonia sind möglicherweise eine metabolisch kostengünstige Möglichkeit für nährstoffarme Weibchen, ihr sexuelles Signal zu verstärken.“

2. RE Rangel, T Ingram & Daniel Bolnick (2023) Rates of Alloparental Care by Male Stickleback in Natural Lake Populations. Ichthyology & Herpetology 111, 368-375.

Die Abhandlung enthält 169 uneingeschränkte Beispiele von „männlich“ oder „weiblich“, „Männchen“ oder „Weibchen“.

3. DA Evangelista, K Chan, KL Kaplan, MM Wilson & Jessica Ware (2015) The Blattodea (Insecta, Dictyopea) of the Guiana Shield, Zoo Keys 475, 37-87.

Die Abhandlung enthält 49 uneingeschränkte Beispiele von „männlich“ oder „weiblich“, „Männchen“ oder „Weibchen“.

Als ich dies schrieb, war mir nicht bewusst, dass Jerry Coyne bereits den gleichen Standpunkt vertreten hatte, indem er drei verschiedene Arbeiten der drei Präsidenten der Gesellschaft zitierte. Er war zu höflich, um sie der Verlogenheit zu bezichtigen.

Übersetzung: Jörg Elbe