In der Theorie der ach so vielen Berufs- und Hobbypädagogen, Gesellschaftsplaner und Experten für moralische Überlegenheit kann man alles nach eigenen Wünschen planen und formen. In der Wirklichkeit regiert längst wieder das Gesetz des Stärkeren.
„Schüler mit Messer bedroht“ titelt die Sächsische Zeitung. Ein Integrationsschüler soll an der Oberschule 107 in Dresden am 19. Mai andere Schüler mit einem Messer bedroht haben. Bereits vier Tage später ereignete sich der nächste Vorfall in der Nähe der Schule. Hierbei sollen erneut Schüler der sechsten Klasse durch ausländische Kinder und Jugendliche bedroht und teilweise mit Rasierklingen verletzt worden sein. Zudem seien sie mit Zigaretten beworfen worden.
Den eingefleischten Kritiker, der seit Monaten auf allen möglichen Kanälen versucht, auf diesen Wahnsinn aufmerksam zu machen, mag das jetzt nicht unbedingt vom Hocker reissen. Mittlerweile hat sich bei vielen so etwas wie eine zynische Lethargie eingestellt, die nur noch von kurzen Wut- und Empörungsphasen durchbrochen wird. Man weiß ja, dass alle Empörung am Ende doch zu nichts führt und dass man mit breitem Protest eher eine Gegendemo gegen Rechts provozieren als irgendein Umdenken von Seiten der Politik verursachen würde. Ohnmacht ist in diesem Zusammenhang schon fast eine Untertreibung.
Was jedoch immer noch für Wut sorgen kann, sind Sätze, die betonen, dass der Integrationsschüler zuvor mehrfach von seinen Klassenkameraden provoziert worden sein soll. Als ob das rechtfertigen würde, dass jemand in einer Schule andere mit einem Messer bedroht. Und was so genau mit besagter Provokation gemeint sein soll, mag wohl auch für immer in den Sternen stehen. Aus anderer Quelle weiß man ja, wie schnell gerade die Seite der Einwanderer ein Gespür dafür entwickelt, welche Begriffe man hierzulande verwenden muss, um sich in die Opferrolle zu bringen und irgendwelche linken GutmenschenInnen dazu zu bringen, reflexartig auf die „Gefahr von Rechts“ zu reagieren.
Regeln gelten nur für Hiesige
Überhaupt erweisen sich die linken GutmenschenInnen an allen wichtigen Schaltstellen des Staates in Bezug auf Asyl und Integration als nützliche Idioten. Selbstverständlich nicht für das eigene Land oder die dortige Gesellschaft, sondern in aller erster Linie für jene Menschen, die hier herkommen und nicht so unbedingt Lust darauf haben, sich an die hiesigen Gebote und Regeln zu halten. Dass man damit auch immer wieder vor allem jenen schadet, die sich ernsthaft darum bemühen, sich ein neues Leben aufzubauen, will man dabei bis heute nicht einsehen. Hauptsache das Gefühl der moralischen Überlegenheit stimmt.
Und so kommt man auf allerhand drollige Ideen, was man denn machen könnte, um als Staat von den Asylbewerbern möglichst nicht ernst genommen zu werden. Machen wir uns nichts vor: Diese ganze Integrationssache wird mit einem lauten Knall platzen und schuld wird vor allem der durchpädagogisierte Staat sein, der stets weniger von Empirie als von Theorie hält. Man lässt sich seine Utopie halt nicht mal eben von der Wirklichkeit kaputt machen.
Das gilt anscheinend auch für die zuständigen Pädagogik-Theoretiker an der Oberschule 107 in Dresden. So hätte man unmittelbar nach den Vorkommnissen „Maßnahmen ergriffen, um das Konfliktpotenzial im Haus zu entschärfen.“ Und nein, liebe Leser, wer jetzt damit gerechnet hat, dass das „Konfliktpotenzial“ in Form des jungen Asylbewerbers mit Messer im Rucksack von der Schule entfernt wurde oder der junge Mann zumindest Ärger mit der Justiz bekommen hätte, der irrt und hat wieder einmal bewiesen, dass er immer noch dem Trugschluss erliegt, dass hierzulande Täter auch wie Täter behandelt werden, wobei man mittlerweile ja weiß, dass dies selten für einheimische und schon gar nicht für Täter mit Migrationshintergrund gilt. Nein, statt den jugendlichen Straftäter mit Messervordergrund zu belangen, wurden Gespräche mit den Eltern in den betroffenen Klassen geführt. Ziel sei es „Vorurteile abzubauen, Ängste zu entschärfen und Sachlichkeit in die Debatte zu bringen.“ Besser kann man sich das gar nicht ausdenken.
Wie Robben aus Seaworld
Und ja, es mag sein, dass sich dem gesunden Menschenverstand an dieser Stelle gleich mehrere Fragen stellen. Ob man noch von Vorurteilen sprechen kann, wenn es sich eigentlich nicht um Vorurteile, sondern um konkret belegbare Taten handelt. Oder ob Ängste nicht am wirksamsten abgebaut werden könnten, indem man einfach nicht zulässt, dass Jugendliche andere Kinder und Jugendliche in der Schule mit einem Messer bedrohen. Und ob jetzt die anderen Kinder und ihre Eltern unsachlich reagiert haben, weil sie wegen der ganzen Messer- und Rasierklingensache ein wenig verstimmt waren, oder ob es nicht vielleicht eher unsachlich war, andere mit einem Messer zu bedrohen, sie mit Rasierklingen zu verletzen und Zigaretten nach ihnen zu schmeißen. Aber solche einfachen Fragen stellt man sich in der hochkomplexen Welt eines pädagogischen Theoretikers, der es wie eine Robbe aus Seaworld gelernt hat, auf bestimmte Impulse zu reagieren, erst gar nicht. Das wäre ja am Ende vielleicht noch irgendwie rassistisch.
Der pädagogisierte Staat wird unser Untergang im ausgebrochenen Kampf der Kulturen sein. Wo andere Gesellschaften noch so etwas wie Wehrhaftigkeit, Selbsterhaltungstrieb oder zumindest stumpfen Patriotismus besitzen, haben wir die Logik der durch und durch konstruktivistischen Pädagogik, die uns zu Lachnummern im eigenen Land macht. Alles ist formbar, denkt sich der Linke. Auch der aus der patriarchalischen, zutiefst brutalen Kriegsregion stammende Asylbewerber. Das ist nichts, was man nicht mit ein paar Integrationskursen und wohlwollenden Gesprächen hinkriegt – selbst wenn das Interesse am Zuhören nicht ganz so groß sein sollte, weil es sich beim Leiter des Kurses oder dem Sozialarbeiter vielleicht um eine Frau handelt.
Die Abkehr von der Wirklichkeit an den wichtigen Stellen des Staates wird uns am Ende die Macht über die Bestimmung nehmen, welche Regeln hier für das Miteinander zu gelten haben. Schaut man in die No-Go-Areas vieler deutscher Städte, lässt sich schon jetzt erahnen, wohin die Reise gehen wird. Frauenfeindlichkeit, Gewaltaffinität und Hass auf den Westen lassen sich eben nicht wegquatschen. Das mag bedingt in weitgehend homogenen Gesellschaften funktionieren, nicht aber in der heterogenen Multi-Kulti-Gesellschaft, die man selbst bis heute befürwortet. Wer Multi-Kulti will, der müsste sich den Erfordernissen dieser heterogenen Gesellschaftsform anpassen. Dazu gehört nicht zuletzt die Einsicht, dass man mit Yusuf oft nicht reden kann wie mit Thorben und Nils. Dass man als Staat bzw. Vertreter des Staates bestimmt auftreten müsste, um etwas zu erreichen. Dafür bräuchte es jedoch eine Abkehr von der krankhaften Political-Correctness-Manie, die vor allem Deutschland aber auch viele andere Länder Europas seit Jahrzehnten fest im Griff hat. Hierfür sehe ich allerdings schwarz.
Das Gesetz der Stärkeren regiert
In der Theorie der vielen Berufs- und Hobbypädagogen, Gesellschaftsplaner und Experten für moralische Überlegenheit kann man nämlich immer noch alles nach eigenen Wünschen planen und formen. In der Wirklichkeit regiert längst wieder das Gesetz des Stärkeren. Und das nicht auf geistiger Ebene, sondern ganz stumpf auf körperlicher. Am Ende gewinnt der mit dem Messer gegen den ohne Messer, gewinnt der Grabscher gegenüber dem Filmer, der Mann gegenüber der Frau. So einfach ist das. Aber wieso sich damit konfrontieren, so lange die träge Masse nichts unternimmt und man stattdessen noch ein paar Demos gegen Rechts veranstalten kann?
Es wäre an der Zeit, sich in dieser Angelegenheit ehrlich zu machen und sich diesen Gegebenheiten anzupassen, die man selbst herbeigerufen hat. Dann könnte man sich fragen, ob man das immer noch so will oder nicht und welche Maßnahmen daraus folgen. Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Abkehr von der Utopie, von der Gewissheit, auf der richtigen Seite zu stehen, tut weh. Machen wir uns also nichts vor: Es muss erst alles richtig den Bach herunter gegangen sein, bis sich etwas ändert. Und bis dahin vertreibt man sich die Zeit halt noch ein bisschen im Biotop der moralischen Überlegenheit im Kampf gegen Rechts.
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Anabel Schunke ist seit 2009 als professionelles Model tätig. Ab dem Jahr 2010 engagiert sie sich vielseitig im Bereich des politischen Aktivismus. So bloggt sie u.a. für diverse Aktivistenseiten und seit 2015 auch für die Huffington Post Deutschland.
Seit 2012 arbeitet Anabel Schunke zusammen mit diversen bekannten Fotografen aus ganz Deutschland an politischen Fotostrecken.
Ihre „Statement-Shootings“ verbinden politische Aussagen mit künstlerischer Fotografie. Sie studiert Politikwissenschaft und Geschichte mit dem Schwerpunkt „Politische Theorie“.
Anabel Schunke bei Tichys Einblick und Facebook
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