Probleme Religion in Deutschland zu Kritisieren

Ich würde gerne folgendes zur Diskussion stellen:

Als Bürger Deutschlands leide ich nicht in dem Maß an religiöser Unterdrückung oder Indoktrination wie es in den USA oder manchen islamischen Staaten. Ich habe die Freiheit meinen fehlenden Aberglauben auszudrücken (ich sträube mich noch der Tatsache, in einer Angelegenheit des Aberglaubens die Null-Hypothese zu wählen – den Namen Atheismus zu geben. Es ist im Grunde kein -ismus. Der wird es erst dadurch, dass das Vertreten der Null-Hypothese gegenüber der Religion gerechtfertigt werden muss. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass u. a. Prof. Dawkins darauf eingeht, dass wir alle dies ja in Bezug auf all zuvor ersonnen Götter tun, nur im Falle der drei übrig gebliebenen Monotheismen weichen wir ab!). Und selbst wenn ich auf Menschen treffe, die tiefgläubig sind, kann ich eine Diskussion mit ihnen führen, die in den allermeisten Fällen darauf ´hinausläuft, dass wir am Ende feststellen, nicht die gleiche Ansicht zu haben und jeder geht seiner Wege.

Nichts desto trotz hat Religion einen großen Einfluss auf das öffentliche Leben hier in Deutschland. Zum Beisspiel werden viele der sozialen Institutionen, die sich unter kirchlicher Schirmherrschaft befinden von diesen zu ihren Regeln geleitet (man bekommt dort keine Arbeit, wenn man nicht wenigstens überhaupt einer Religion angehört und ich spreche von öffentlichen Schulen und Kindergärten in steigender Zahl Unverheiratet mit dem Lebenspartner zusammzuenleben, oder homosexuell zu sein sind ebenfalls Ausschlusskriterien) und sämtliche Gehälter der Kirchenangestellten werden ebenso aus den allgemeinen normalen Steuermitteln finanziert, wie der Unterhalt kirchlicher Gebäude.

In meinem Bundesland Baden-Württemberg muss das erzbischöfliche Ordinariat sämtliche Schulbücher genehmigen! Was (zur „Hölle“) können die bitte zu Naturwissenschaftlichen Fächern beitragen? Nichts! Eben! Und es gibt eine Menge mehr – gehört unsere Bundeskanzlerin doch einer Partei namens CDU (Christlich Demokratische Union!) an!

Nun das Problem:

Da Religion hier nur selten „aggressiv“ auftritt (es gibt eine diffuse Furcht vor islamischem Extremismus), ist es um so schwerer über die absurden, bizarren und manchmal gefährlichen Aspekte von Religion zu sprechen. Der Schutz der Religion ist in Wahrheit massiv und tief in den gesellschaftlichen Strukturen verankert. Man wird immer auf die „guten Dinge“ verwiesen, die die Religionen doch tun. Dinge wie die Missbrauchsskandale wurden zum größten Teil auf typisch kirchliche Art und Weise exterminiert. Durch Leugnung, Zahlung wo es nicht vermeidbar war und darauf Insistieren die Dinge kirchenintern zu regeln, wo es irgend möglich war.

Jede Form der Kritik wird sofort als Versuch gewertet, den Menschen etwas wegzunehmen, auf das sie ein "a priori" gegebenes Recht haben. Wie kann man in solch einer Lage Argumentieren? Wie kann man Kritik üben, wenn jede Form der Kritik sofort als Beleidigung aufgefasst wird?

 

Ich habe das selbe nochmal in Englisch formuliert und auf der Englischen RDF Seite gepostet, da ich befürchte, dass der Inhalt meiner Frage exakt die Beschreibung dessen ist, was den Diskurs darüber verhindert ...

Kommentare

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    Birger

    Absolut richtig...

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      muna.apfelbaum

      Die Giordano Bruno Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Trennung von Kirche und Staat in Deutschland zu realisieren und die Sonderrechte der Kirche abzuschaffen. Auf YouTube findet man viele öffentliche Diskussionen hierüber. Wir sind also nicht allein mit dieser Idee.

      Dass die Kirche dagegen wettert überrascht nicht, die wollen ihre Macht natürlich nicht beschnitten sehen. Warum sich Otto Normalverbraucher dagegen stemmt hat andere Gründe. Es gibt eine große Anzahl von Menschen, die einen Hauch von Magie in ihrem Leben brauchen, etwas unsichtbares, unerklärliches, übernatürliches. Viele, die sich vom Christentum, dem Islam oder dem Judaismus abwenden, landen statt dessen in einer anderen Sekte oder wenden sich dem Esoterischen zu. Warum das so ist habe ich nie verstanden. Aber ich sehe in vielen Menschen eine tief sitzende Angst, die sich in Form von Aggression zeigt, wenn jemand dessen Glauben anzweifelt. Vielleicht wissen diese Personen unterbewusst genau, wie wenig haltbar ihr Glaube ist und fühlen sich deswegen schnell angegriffen. Sie spüren vielleicht, dass das, was ihnen Sicherheit bieten soll, tatsächlich auf tönernen Füßen steht. Sie haben Angst, diese "Sicherheit" zu verlieren. Wer dagegen Sicherheit in Logik, Vernunft und Erkenntnisgewinnung sucht, oder ums mal mit Prof. Dawkins Worten auszudrücken (oder C. Hitchens) Sicherheit in der Wahrheit findet, der hat ein Fundament, dass schwer angreifbar ist. Oder eigentlich gar nicht.

      Gläubige sagen Atheisten ja auch oft Arroganz nach, weil wir eben diese fundamentale Angst nicht teilen. Wir verlieren nichts, wenn schlussendlich doch bewiesen werden würde, dass Gott nicht existiert. Wir verlieren nichts, wenn eine Idee aufgrund von Beweisen durch eine andere ersetzt werden muss, denn das dient ja unserer Erkenntnisgewinnung. Mit jeder neuen Erkenntnis wachsen wir, während der Glaube an das Übernatürliche geschwächt wird durch das Wissen um das Natürliche. Da ist Angst doch nachvollziehbar. Vielleicht sollten wir etwas Mitleid haben mit denen, die sich an Unsichtbarem festhalten müssen, da sie zu große Angst vor dem Sichtbaren haben. Ich hab's jedenfalls. Auch wenn ich das Bedürfnis nach etwas Unfassbarem, wie gesagt, nicht verstehe.

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        marstal08

        *Antwort auf #9 von muna.apfelbaum:

        Natürlich bin ich arrogant gegenüber religiösen Menschen.

        Ich stelle objektiv fest, dass ich besser laufen kann als eine Person, die wegen frischen Beinbruchs einen Gipsverband und zwei Gehstützen braucht.
        Ebenso stelle ich objektiv fest, dass mein wissenschaftliches Denken besser ist als das glaubensgeschädigte der Religiösen.

        Ich zweifle an der Urteilsfähigkeit und Motivation religiöser Menschen, misstraue deshalb ihren Entscheidungen, und würde die Zeitverschwendung durch Gespräche mit ihnen vermeiden - wenn ich welche kennen würde.
        Zum Glück lebe ich in einem Umfeld, wo man religiöse Menschen kaum oder gar nicht antrifft.

        marstal08

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          Ryan

          Wenn ich mich mit religiösen Menschen unterhalte- was ich auf Christen einschränken muss- stelle ich fest, dass viele eigentlich gar nicht wirklich an die Bibel eins zu eins glauben. Sie glauben nicht, dass ein alter Mann mit weissem Bart von Wolke zu Wolke hüpft, sie können sich bloss nicht vorstellen, dass die Schöpfung ohne höhere Macht vonstatten gegangen sein kann. Glauben an irgendein diffuses Übernatürliches.
          Vielen ist so eine Diskussion unangenehm, vermutlich , weil sie selbst keine wirklichen Argumente haben.
          Und Manchen ist es sogar egal, ob es einen Gott gibt oder nicht, sie schöpfen aber Kraft aus dem Glauben daran und reden sich ein, etwas nur durch ihren Glauben erreicht zu haben.
          Glauben und Religion ist also bei uns einfach ein traditioneller Wert, den man nicht von heute auf morgen aus der Welt bringt.
          Im Laufe der Zeit wird die Religion bei uns verschwinden, aber nicht so schnell, wie wir, die wir eins und eins zusammenzählen können, es uns wünschen.
          Denn- warum haben wir denn eine Christin als Kanzler ? - weil sie von der Mehrheit gewählt wurde!

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            Joseph Wolsing

            Gerade die Frage woher man sein Wissen und seine Erkenntnis nimmt stellt hier ein Problem dar. Jedem einigermaßen vernünftigen Menschen ist bewusst, dass in in den heiligen Schriften sehr viel steht, was heute so nicht gesagt werden kann. Meine (christlich gläubige) Mutter hat auf meine Frage an welchem Maßstab entlang sie denn die Bibel auf brauchbares und unbrauchbares selektiert lächelnd geantwortet, sie nehme die 10 Gebote des alten Testaments (au Backe!). Ihr wurde dabei nicht bewusst, dass es nicht möglich ist, einen Teil einer Schrift zu nehmen um die gesamte Schrift dann mit Hilfe diese Teils auf richtig und falsch abzuklopfen. Und gerade diese Denken ist eben auch in unserer gemäßigt religiösen Gesellschaft weit verbreitet. Es ist das genaue Gegenteil dessen, was ich unter Erkenntnisgewinn verstehe! ich stimme mit dir darüber ein, dass es eben doch notwendig ist, seine Stimme zu erheben. Aber eben genau da gehen die Probleme los ...

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              Ron

              Wenn ich über Glauben und Religion(en) diskutiere, ist es auch of so, dass man am Ende auseinandergeht und eben nicht gleicher Meinung ist. Das ist für mich auch völlig in Ordnung, denn ich will ja auf keinen Fall "missionieren" (eines der Dinge, die mich an den organisierten Religionen am meisten nerven!). Allerdings bin ich auch immer sehr entspannt, da ich weiß - und das auch in fast jeder Diskussion so irgendwann deutlich wird -, dass ich einfach die besseren, rationalen Argumente habe. ;-)

              Allerdings ist es natürlich so, dass die gesellschaftliche Verankerung der Kirchen dermaßen tief ist, dass man mit diesen Argumenten auch nicht mehr weit kommt. Ich habe ja schon eine Petition gegen den Bezug auf Gott im Grundgesetzt eingereicht, habe bei SWR 1 nachgefragt, warum die Kirchen jeden Tag und insbesondere am Sonntag so viel Zeit zugesprochen bekommen - aber alles wurde kurz abgebügelt. Ich glaube, es bleibt nur, weiterhin "unangenehm" zu sein und wo möglich seine Stimme zu erheben (und das auch gerne direkt im eigenen Ort bzw. in der eigenen Umgebung).

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                MarcDylan

                Auch unsere sanfte Religiosität zerstört dennoch alles: Indem sie uns sexuell unterdrückt und uns zur Monogamie verdonnert, zwingt sie uns zur Konsumsucht als Ersatzbefriedigungs-Versuch, und damit konsumieren wir gerade die gesamte Erde kaputt. Das ist schädlich genug, finde ich.
                Viele Grüsse
                Marc, der eine nette atheistische Frau sucht
                http://www.10xgluecklicher.de/

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                  free_human

                  Ja, auch ich stimme es dir zu. Ich denke, das Problem mit der Religion ist im 21. Jahrhundert immer noch nicht in Deutschland gelöst. Ich habe selten Leute gesehen, die ihre klare Meinung dazu äußern können oder wollen, weil man einfach Angst hat. Diese Angst ist nicht nur von den Islamisten, sondern auch Angst von den Atheisten. Diese Angst findet man natürlich eher in katholischen Gegenden wie in Bayern. Mit Evagelisten kann man verhältnissmäßig offener diskutieren.

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                    Pyrion

                    Der Beleidigungsreflex ist die letzte Zuflucht wenn es keine rationalen Argumente mehr gibt. Das wird so bleiben, wir müssen damit leben. Was hilft: Sachlich bleiben und nicht selber sich auf das gleiche Niveau begeben.

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                      Gast

                      Eine Diskussion kommt eher selten auf, da das Thema bei vielen nicht im Vordergrund steht. Die Sonderrechte der Religionsgemeinschaften (Kirchensteuer, Arbeitsrecht, § 7, Abs. 3 GG etc.) werden dabei als gegeben hingenommen oder sind schlicht nicht geläufig. Da ich auch häufig mit Muslimen zu tun habe, kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass dort die Unkenntnis über den heutigen Wissenstand noch größer ist. Wobei die Religion eine wichtigere Rolle spielt in Verbindung mit der Gruppenzugehörigkeit. Wenn man ungebundener ist, mag es einem leichter fallen, aus dem kritischen Denken Konsequenzen zu ziehen. Sonst benötigt man ein starkes Selbstbewußtsein und Willen, weil eine Abkehr von der Religion oftmal gleichbedeutend mit dem Auschluß aus der sozialen Gruppe ist. Wieder ein gutes Beispiel für das sich selbst erhaltene System Religion. Das Atheismus keine Glaubenrichtung darstellt, ist allen, die keinem Aberglauben anhängen, völlig klar. Es besteht jedoch ein weiterer Unterschied, jenseits von der Einstellung, dass es keine, wie auch immer gearteten übernatürliche Wesen oder Schöpfer gibt. Gläubige sind in ein Werte und Denkschema eingefasst, welches durch veraltete Schrifetn vorgegeben wird. Atheisten orientieren sich an dem Konsens der Werte, Moral und Ethik, die in einer freien, sakularen Gesellschaft unter allen Beteiligten ausgehandelt werden. Im weiteren vertrete ich die Ansicht, dass jeder glauben kann, was er möchte, so lange er die Freiheiten anderer damit nicht einschränkt oder zu bestimmen versucht. Und dies ausdrücklich bezogen auf alle Menschen, im Besonderen der Kinder.

                      Eine Kritik an der Religion und dem Glauben wird zwangsläufig als Angriff wahrgenommen, da unter religiösen Menschen ein Diskurs überflüssig erscheint. Wie soll man etwas kritisch hinterfragen, wenn gerade dies bezogen auf die zentralen Themen der Religion (Gotteshypothese, Evolution) etc.) untersagt ist? Wir beziehen unser Wissen aus dem aktuellen Stand der Physik, Biologie, Chemie, Astronomie etc. der einer ständigen Prüfung unterzogen ist. Einige der wichtigsten Erkenntnisse der letzten 150 Jahre sind in hohem Maße geprüft und bestätigt worden, speziell die Evolutionstheorie. Insofern verstehen Wissenschaftler den Begriff Theorie als gut abgesicherten Status Quo, der als Erkenntnisgrundlage verwendet wird. Auf der anderen Seite gehen Gläubige davon aus, dass ihre jeweiligen Schriften für alle Ewigkeit gelten und die absolute Wahrheit und Moral enthalten. Diese beiden Ansichten sind schlichtweg unvereinbar. Daher würde ich sagen, wenn es Widersprüche gibt, sollte man diese ohne Einsprüche benennen. Wenn die Gegenseite dann gekränkt ist oder sich angegriffen fühlt: So, what the f....?

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                        george.petkidis

                        Ja.. Da stimme ich zu. Ich lebe in Niedersachsen und bin in einer Griechisch-Orthodoxen familie. Ich gehe auch zu einer griechischen schule in der die kirche alle bücher genemigen muss.. Das sehe ich auch in deutschen schulen.. Meiner meinung nach muss sich sämtliches ändern damit die schüler endlich Frei von pseudoreligiöser betreuung sind....

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