Deshalb protestieren wir gegen diese Ausstellung
Die Ausstellung „Contemporary Muslim Fashions” wird am 4. April 2019 im Museum für Angewandte Kunst eröffnet. Die Ausstellung in Frankfurt ist die erste Station in Europa.
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Matthias Wagner K,
wir sind eine Gruppe unterschiedlicher Frauen und Männer mit und ohne Migrationserfahrung, mit Wurzeln in verschiedenen Teilen der Welt. Wir alle treten ein für eine offene Gesellschaft, in der Herkunft keine Rolle spielt. Wir treten nicht nur dafür ein, sondern wir leben das auch, z. T. aufgrund unseres eigenen oder familiären Migrationshintergrunds oder in bi-nationalen Partnerschaften. Eine offene Gesellschaft kann unseres Erachtens nur funktionieren, wenn das Verbindende und nicht das Trennende im Vordergrund steht. Das schließt Religionen aus, denn zumindest die monotheistischen Religionen erheben den Anspruch, jeweils den wahren Gott zu haben und den einzig wahren Glauben zu repräsentieren. Von daher sollte unserer Ansicht nach Religion Privatsache sein und im gesellschaftlichen Zusammenleben keine – schon gar nicht die wichtigste Rolle spielen. Was die Hinwendung zur Religion in letzter Konsequenz bedeutet, vor allem wenn sie zur Quelle staatlichen Handelns und des Rechts wird, haben einige von uns am eigenen Leib erfahren und mussten deshalb ihre Heimat, ihre Familien, ihre Liebsten, Freunde, Kolleginnen, schlicht alles, was ihnen wichtig war, verlassen. Eine offene Gesellschaft kann unseres Erachtens nur funktionieren, wenn Extremismus und totalitäre Ideologien konsequent bekämpft werden. Womit wir beim Thema „Contemporary Muslim Fashion“ wären. Was uns als „muslim“ verkauft wird, sind die Insignien des islamischen Fundamentalismus, die nicht nur MuslimInnen vom Rest der westlichen Gesellschaften trennen, sondern auch Musliminnen von Muslimen. Denn genau das ist der Sinn von Hijab, Niqab, Burka und Co: Die Frauen zu uniformieren, sie unsichtbar und unhörbar zu machen, sie aus der Männergesellschaft zu verbannen. Sie zu gesichts- und seelenlosen dienstbaren Geistern zu machen, die still und leise im Hintergrund wirken.
Deshalb protestieren wir gegen diese Ausstellung!
Nun werden Sie argumentieren: Aber diese Form der muslimischen Kleidung spielt in der Ausstellung doch eine untergeordnete Rolle. Stimmt. Anhand der Liste der Ausstellerinnen von San Francisco haben wir uns mit den Designerinnen beschäftigt und haben sehr schnell festgestellt: Die Ausstellung präsentiert keine muslimische Mode, sondern arabische, die zum größten Teil weniger, sogar überhaupt nicht, religiös, sondern kulturell geprägt ist. Mit dem Ausstellungstitel wird diese kulturell bedingte Mode kurzerhand islamisiert. Eine der Designerinnen beispielsweise widmet ihre Kollektion den Nomadinnen, die die Zelte für ihre Gemeinschaft weben. Um dieser schweren Handarbeit und dem handwerklichen Können Respekt zu zollen, hat sie ihre Kleider der Machart dieser Zelte nachempfunden. Diese künstlerische Hommage an die Weberinnen hat aber nichts mit deren Glauben zu tun, sondern mit der Kultur und den knallharten Lebensbedingungen. Die Nomadinnen werden allein schon witterungsbedingt Kopfschutz tragen, aber die Kollektion ist definitiv nicht "muslim". Eine andere Designerin entwirft junge, praktische Mode, die ein durchaus modisch bewusstes junges westliches Publikum völlig unabhängig von religiöser Identität anspricht. Der Stil ließe sich als bequem beschreiben und hat ebenfalls nichts mit " muslim" fashion zu tun. Unter diese Arbeiten dann Sport-Hijab, Burka, Abaya etc. zu mischen, ist raffiniert: Völlig selbstverständlich wird der Fundamentalismus in unseren Alltag integriert und wir werden so Stück für Stück daran gewöhnt. So wird die Unterwerfung der Frauen – zunächst der muslimischen – Schritt für Schritt zur Normalität in Europa, auch in Deutschland. Und unserer Kritik soll so der Wind aus den Segeln genommen werden.
Diese Masche zieht bei uns aber nicht!
Die Unterzeichnenden eint das Anliegen, die Rechte und Freiheiten zu erhalten, die die Frauenbewegung mühselig errungen hat, und die wir nun, unter dem Deckmäntelchen der „Vielfalt“ und „Toleranz“ massiv bedroht sehen. Diese Rechte gelten unserer Ansicht nach auch für Mädchen, die das Pech haben, in streng religiöse oder fundamentalistische muslimische Familien hineingeboren zu sein.
Menschenrechte sind universell!
Viele von uns erinnern sich daran, dass in unserer Kindheit diese Gesellschaft sehr viel stärker religiös geprägt war, was immense Auswirkungen auf Frauenleben hatte. Unsere Mütter mussten ihre
Ehemänner um Erlaubnis bitten, wenn sie arbeiten gehen wollten. Sie hatten kein Sorgerecht für ihre Kinder, auch nicht im Falle einer Scheidung, auch nicht dann, wenn die Kinder in ihrem Haushalt lebten. Das Sorgerecht lag bis 1975 ausschließlich bei den Vätern. „Bis dass der Tod Euch scheidet“, das galt noch was in der hiesigen Gesellschaft zu Zeiten unserer Kindheit. Für so manche Frau bedeutete das, sich nicht aus einer Ehe lösen zu können, auch dann nicht, wenn sie massiver Gewalt ausgesetzt war. Manche Frau hat deshalb ihr Leben lassen müssen. Einige von uns können sich noch gut daran erinnern, in rosa Röckchen, weiße Strumpfhose und schwarze Lackschühchen gesteckt zu werden, die ihnen jedwede Bewegungsfreiheit nahmen, weil sie nicht schmutzig werden durften. Es ist noch nicht so lange her, dass auch hier Frauen und Mädchen in Trachten gesteckt wurden, die sie als „verheiratet“, „verlobt“ oder „noch zu haben“, also Freiwild, markierten. Damals wurden auch hierzulande die Töchter und auch die Söhne früh verheiratet. Es ist noch nicht so lange her, dass Frauen, die nicht verheiratet waren, von ihren Familien ins Kloster gesteckt wurden. Einige von uns gehören zu diejenigen, die sich dagegen aufgelehnt und mit vielen anderen zusammen u.a. den Minirock, das kleine Schwarze und den Bikini durchgesetzt haben. Diejenigen, die ihre Büstenhalter verbrannt haben. Sie haben im Blaumann Miss-Wahlen aufgemischt und sind im Mini und mit High Heels danach in die Disco tanzen gegangen. Weil sie es konnten. All das, was heute selbstverständlich erscheint, hat die Frauenbewegung hart erkämpfen müssen. Und es ist an uns, dafür zu sorgen, die erkämpften Rechte und Freiheiten zu verteidigen. Für uns selbst, für unsere Schwestern, Kolleginnen, Töchter und Enkeltöchter.
Die häppchenweise Gewöhnung an Geschlechterapartheid als gleichwertige Lebensweise in unserer Gesellschaft steht dem diametral entgegen und ist für uns absolut inakzeptabel!
Wie wir den Medien entnehmen konnten, beinhaltet die Ausstellung auch den Hinweis auf den Kampf der iranischen Frauen gegen die Verschleierung nach der „islamischen Revolution“. Einige von uns gehörten zu diesen protestierenden Frauen. Auch heute rebellieren Frauen im Iran, indem sie sich ihrer Niqabs und Hijabs entledigen, um nicht mehr länger visuell und faktisch unterworfen zu werden und sich zum fremdbestimmten Sexualobjekt degradiert zu fühlen. Das ist kein reaktionärer Reflex, das ist ein emanzipatorischer Akt gegen das Patriarchat, das sowohl religiös als auch kulturell verankert ist. Selbstverständlich solidarisieren wir uns mit diesen Frauen, die mit ihrem Widerstand ein hohes Risiko für Leib und Leben eingehen. Gerade die iranischen Frauen haben uns gelehrt, wie wichtig dieser Kampf gegen die durch Kleidung sichtbare Unterdrückung ist. Umso unverständlicher ist uns deren unkritische, unreflektierte Präsentation in Ihrer Ausstellung, in der die Rechte der Frauen dem Profitstreben weltweit agierender Modekonzerne untergeordnet werden.
Und umso entschiedener sagen wir „Nein“ zu der Ausstellung!
Mit freundlichen Grüßen
Ingrid Aigner, Verwaltungsangestellte, Ludwigshafen
(Mitfrau bei Terre des Femmes)
Bekir Arslan, Unternehmensberater, Hilden
(Gründungsmitglied und Vorsitzender Bildungs- und Erziehungsverein Hand in Hand e.V., Vorstandsmitglied – Kreis- und Landesgruppe NRW – eines Wohlfahrtsverbandes)
Juliane Beer, Autorin, Berlin
Inge Bell, Unternehmensberaterin, Leipzig - München - Berlin (Stellv. Vorstandsvorsitzende TERRE DES FEMMES e. V. Stellv. Vorstandsvorsitzende SOLWODI Bayern e. V. Vorstand "Verein zur Förderung von Behinderteneinrichtungen im Ausland" e. V. Vorstand Thomaskirche-Bach-Verein e. V. Journalistinnenbund Preisträgerin "Frau Europas" Trägerin Bundesverdienstkreuz am Bande)
Gabriele Bergert, Personalberaterin,Hamburg
Kai-Uwe Bevc, Dipl.-Ing. Leiter IT-Systemadministration
Vivian Boitin, Öffentlicher Dienst, Wendisch Rietz
Ulla Bonnekoh, Diplom-Pädagogin
(Mitfrau bei Terre des Femmes)
A.E.I. Borchhardt, Künstlerin
Peter Bürger, Chemnitz, Human right Center Cottbus
Ilka Burmeister, Bankkauffrau i.R. , Seevetal
Deniz Can, Leverkusen (säkulare Muslimin)
Jaklin Chatschadorian, Juristin, Köln
Näila Chikhi, Kulturwissenschaftlerin, unabhängige Referentin für Frauenpolitik und Integration, Berlin
Dr. Holger Czitrich-Stahl, Lehrer/Historiker, Glienicke (Mitglied der GEW)
Sabine David-Gließmann, Dipl.-Päd., Schulleiterin, Elmshorn (GEW-Mitglied)
Ahmet Refii Dener, Unternehmensberater, Blogger
Carola Gabriela Dengel , Informatikerin, Hamburg (Mitgfrau bei Terre des Femmes, Säkularistin)
Claudia Drost, selbständige Handwerkerin, Wuppertal
Bärbel Ebel, Bielefeld, Gesamtschullehrerin
(Mitfrau bei Terre des Femmes)
Birgit Ebel, Lehrerin, Bielefeld (Mitglied der Partei "die Grünen", Mitfrau bei Terre des Femmes, Gründerin der Präventiionsinitiative "extremdagegen!", Herford)
Ingo Eitelbach, Lübeck
(Sprecher der Regionalgruppe Schleswig-Holstein Giordano-Bruno-Stiftung)
Jörg Elbe, Chefredakteur Richard Dawkins Foundation Deutschland
(Säkularer Aktivist)
Eva Engel, Wien (Österreich)
RA lic.iur. Emrah Erken, LL.M, Rechtskonsulent, Zürich/Schweiz
Cem Erkisi, Erzieher, Berlin
(Vorstand Fachgruppe Kindertageseinrichtungen GEW Berlin, Beauftragter für Interreligiösen Dialog und Integration des Kreisvorstand der CDU Berlin Mitte)
Mitra Fazeli, Informatikerin, Dortmund
(Mitglied der iranischen Frauenverein "Parto e. V.")
Michael Fiedler-Heinen, Aachen
Gabriele Fröhler, DAF-Lehrerin
Birgit Gärtner, Journalistin und Buchautorin, Hamburg
Dr. Christiane Gern-Coprian, Soziologin
(Mitfrau bei Terre des Femmes)
Doris Goca, Rentnerin, Bremerhaven/Istanbul
Heidemarie Grobe, externe Referentin bei Terre des Femmes
Sabine Growe (Mitfrau bei Terre des Femmes)
Justyna Grund, Digital & Social Media Consultant, Master in Business Innovation, Zürich/Schweiz
Marianne Guthoff, Hilzingen
(Landesvorsitzende der Frauen in der CDA Baden-Württemberg)
Marcos Haltenberger, CRM-Consulting, IT-Systemadministrator
Ibrahim Hassan, Dolmetscher, Justizangestellter (Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen)
Sigrid Herrmann-Marschall, Dozentin in der Erwachsenenbildung, Hessen
Zari Herzschlag, selbständig
Petra Höpfner, ehemalige Pädagogin und Wirtschaftsassistentin, Oberhausen
Jörg Hummerjohann, Wissenschaftler, Liebefeld
Dr. Agnes Imhof, Islamwissenschaftlerin
(Mitfrau bei Terre des Femmes)
Anastasia Iosseliani, Buchhändlerin, Autorin (Freiheit ist keine Metapher) und Bloggerin (PinkKosherNostra.org)
Gisela Jacobshagen, Dipl. Sozialpädagogin, Musikerin, Kiel (Mitfrau bei Terre des Femmes)
Anja Jesinger, Stuttgart (Frauenrechtlerin)
Jürgen Johns, Eckernförde
(Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, Regionalgruppe Schleswig-Holstein)
Johannes R. Kandel, Politikwissenschaftler, Berlin
Mona Kiefer, Mainz (Mutter von zwei Töchtern)
Robert Kiefer, Dipl. ing Dipl. Witsch. Ing., Mainz ( Vater von zwei Töchtern)
Adrian Klatt, Lübeck
(Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, Regionalgruppe Schleswig-Holstein)
Bahar Kocal, Marketingfachfrau (Humanistin, säkulare Muslimin)
Werner Koch, Dipl.-Ing Informatik, Aidlingen
Irene Kosok, Dipl.-Ing. Innenarchitektur, Berlin
(ehrenamtliche Flüchtlingshelferin, Mitfrau bei Terre des Femmes)
Nadir Kouri, Lehrer, Bad Salzuflen
Hartmut Krauss, Sozialwissenschaftler
(HINTERGRUND-Verlag, Vorsitzender der GAM e.V.)
Agnes Kroneisl, Studentin (Klavier), München
Melanie Kruse, Hebamme
Gritt Kutscher, Juristin, Richterin (Athestin)
Eïrene Lambert, Zürich/Schweiz (Humanistin)
Antje Langethal, Hamburg (Mitfrau bei Terre des Femmes)
Michaella Lau, Kauffrau für Verwaltung und Administration, Bern/Schweiz
Ingrid Lee, Marburg (Koordinatorin der Terre-des-Femmes- Städtegruppe Marburg)
Anja Liebermann, Diplom Ingenieurin, Düsseldorf
Marlene Margolis, Hamburg
Janina Marte, Leipzig (Terre des Femmes-Jugendbotschafterin)
Stefan Marx, Vaihingen/Enz
Feride Mehmetaj, Senior PR Consultant, Düsseldorf (atheistische Humanistin)
Almut Meyer, Ärztin, Berlin/Zürich
Sabine Minten, Künstlerin, Bonn
Andrée Möhling, Deutschlehrerin (DaF), Berlin
Silke Motzenbäcker, Diplom Volkswirtin, Kaiserslautern (SPD-Mitglied)
Annette Muggenthaler, Karlsruhe (Mutter von Töchtern und Mitfrau bei Terre des Femmes)
Silvia Münzer (Ex-Katholikin, Atheistin, Feministin, Mitfrau bei Terre des Femmes)
Gulbara Orozova, Projektleiterin, Couch in Bildungswerk, Bielefeld
Erol Özkaraca, Rechtsanwalt, Berlin
Sabine Papenburg, Lehrerin, Westerrönfeld
Ramin Peymani, Autor und Publizist, Kelkheim
Bernd Piest, Dipl.-Ing., Rendsburg
Hourvash Pourkian, Hamburg (Leiterin International Womenpower/IWP)
Jeannette Rebmann, Schulpsychologin iR
Irmi Riedl, selbständige Dipl. Grafik-Designerin
Patricie Saigh, Frankfurt/Main
Dany Semrau, Berlin
Susanne Schaaf, Dipl. Grafik-Designerin und Illustratorin
Martina Schmid-Bodner, Sprachförderin, Frankfurt/Main (SPD-Mitglied)
Yvonne Schmidt, Bremen (Mitfrau bei Terre des Femmes)
Edeltraud Seibt, diplomierte Pflegefachfrau, arbeitet mit schwerstbehinderten Kindern, Hägendorf/Schweiz
Rainer Seiferth, Architekt, Berlin
Rebecca Sommer, Berlin
(ehem. Zivilbevölkerungssprecherin im beratendem Status zu den Vereinten Nationen – Menschen- u. Völkerrecht indigene Völker – Leiterin der AG Flucht + Menschenrechte, Initiative an der Basis)
Anne Spiegelberg, Lehrerin
Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes
Dagmar Thiessen, Aussenhandelsfachwirtin, Hamburg (Mitfrau bei Terre des Femmes)
Gabriele Thimm, Lehrerin i.R., Essen
Barbara Tolle, Text- und Bildautorin mit Focus Vorderer Orient (ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuerin)
Ali Ertan Toprak
(Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland (BAGIV), Sprecher der Initiative Säkularer Islam)
Marion Tschipke / Dipl.-Sozialpädagogin, Halle/Saale
(Mitfrau von Terre des Femmes)
Ramona Wagner
(Säkulare Aktivistin Giordano-Bruno-Stiftung, Richard-Dawkins-Foundation)
Claus Warburg, Systemadministrator/Pädagoge, Hamburg
Astrid Warburg-Manthey, Dipl.- Soz-Päd Uni, Suchttherapeutin, interkulturelle Kommunikation, Hamburg (Gleichstellungsbeauftragte, Kommunalpolitikerin, Mitfrau bei Terre des Femmes)
Raphael Wenger, Dipl.-Betriebswirt
Irmi Wette, Künstlerin, Konstanz
Chris Werneke, Übersetzer, Bad Wörishofen
Ellen Widmaier, Schriftstellerin, Münster/Westf.
Jérôme Widmer, Neuenburg/Schweiz
Dagmar Willhalm, KfZ Meisterin, Regensburg
Susanne Zissel, Berlin (Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen)
Worood Zuhair (Biologin und Feministin aus dem Irak)
Kommentare
Der korrekte Hidschab
Er muss den gesamten Körper bis auf Gesicht und Hände bedecken
Er darf selbst kein Schmuck (zīna) sein
Er muss blickdicht (ṣafīq) sein und darf nichts durchschimmern lassen
Er muss wallend (faḍfāḍ) sein und darf nicht eng anliegen
Er darf nicht parfümiert sein
Er darf nicht der Kleidung des Mannes ähneln
Er darf nicht der Kleidung ungläubiger Frauen ähneln
Es darf keine Kleidung sein, mit der man nach Berühmtheit strebt
https://de.wikipedia.org/wiki/Hidsch%C4%81b
Will a woman who does not wear hijab go to Hell?
https://islamqa.info/en/answers/7436/will-a-woman-who-does-not-wear-hijaab-go-to-hell
Antworten
Die Gelehrten sind sich darüber fast einig, dass alles bis auf Gesicht und Hände zur Aura der Frau gehört, welche komplett bedeckt werden muss. Die Bekleidung darf keinen Teil der Aura preisgeben bzw. andeuten.
Abu Dawud überlieferte einen Hadith von Aischa (…), der besagt, dass Asma’ (…) einmal zum Propheten (…) kam und sie trug durchsichtige Kleidung. Da wandte er (…) seinen Blick ab und sagte zu ihr: „Oh Asma’, wenn die Frau ihre Reife erreicht hat (d. h. wenn sie ihre erste Menstruation bekommen hat), dann darf sie von ihrem Körper nur dies zeigen (und zeigte auf Gesicht und Hände).
Antworten
Ich fühle mich durch islamische „Schutzkleidung“ diskriminiert !
Die vielfältigen islamischen „Verkleidungsarten“, die den Frauen bis hin zu kleinen Mädchen in islamischen Ländern und auch in muslimischen „Parallelgesellschaften“ in Ländern, die nicht islamisch, sondern westlich geprägt sind, aufgezwungen werden, dienen dazu, die scheinbar wie eine Krankheit empfundene Inaugenscheinnahme des normalen äußeren Erscheinungsbildes von Frauen und Mädchen durch Männer und „Ungläubige“ abzuwehren.
Männern und „Ungläubigen“, denen im öffentlichen Raum muslimische Frauen und Mädchen in irgendeiner ihrer islamischen „Schutzkleidungen“ begegnen, wird durch die „Schutzkleidung“ objektiv der Eindruck vermittelt, Viren oder Bakterien zu sein, auch wenn die Männer und „Ungläubigen" es möglicherweise subjektiv nicht so empfinden sollten, gegen die sich die muslimischen Frauen und Mädchen schützen müssen. Ich jedenfalls fühle mich durch die islamische „Schutzkleidung“ muslimischer Frauen und Mädchen als Mensch und Mann diskriminiert.
Siehe auch:
Islamkritik - Diskriminierung von Männern und „Ungläubigen" seitens Muslimas
https://www.youtube.com/watch?v=dgwlSJKUbm4
Gruß von
Klarsicht(ig)
Antworten
Ich denke, dass bestimmt auch viele meiner männlichen und „ungläubigen“ Mitmenschen es als menschlich abwertend und somit als partielle Diskriminierung empfinden, wenn muslimische Frauen und Mädchen meinen, sich vor unserer Existenz und unseren Blicken dadurch „schützen“ zu müssen, indem sie ihre Köpfe und sonstigen Körperteile ganz oder teilweise in Tücher wickeln.
Gruß von
Klarsicht(ig)
Antworten
"Eine offene Gesellschaft kann unseres Erachtens nur funktionieren, wenn Extremismus und totalitäre Ideologien konsequent bekämpft werden."
Also:Neue Atheisten raus!
Antworten
@ Ich:
Es sieht so aus, als ob es sich bei dem Eingangssatz um ein Zitat handelt. Wenn es so sein sollte, dann ist es üblicherweise so, dass man die Quelle nennt, aus der das Zitat entnommen wurde.
Im übrigen ist es nicht erkennbar, welchen Kontext „Ich“ zwischen dem Inhalt des mutmaßlichen Zitates und ihrem/seinem Aufruf: „Also: Neue Atheisten raus !“ zu sehen meint.
Man kann wohl annehmen, dass sich „Ich“ von der Hirnleistung, die sie/er in die Produktion ihres/seines pseudo Kommentars investiert hat, inzwischen erholt haben dürfte, so dass sie/er in der Lage sein müsste, nähere Auskunft darüber zu erteilen, wie er vollumfänglich von ihren/seinen Mitmenschen verstanden werden soll.
„Ich“ meint, „Neue Atheisten“ müssten „raus“. In welchem Raum oder Behältnis befinden sich den „Neue Atheisten“, aus dem sie „raus“ müssten ? Wem man sie tatsächlich dort, wo sie sich nach der Meinung von „Ich“ befinden, rausschmeißen würde, wohin müsste der Rausschmiss denn erfolgen ? Und was ist mit den „Alten Atheisten“, die es ja auch geben müsste ?
Welchen Habitus weisen Mitmenschen auf, die „Ich“ als „Neue Atheisten“ identifizieren würde ? Welche Denk- und Verhaltensweise wäre „neu“ bei „Neuen Atheisten“ ?
Ich denke dass „Ich“ nicht die Spur einer Ahnung davon hat, welche spezielle Denk- und Verhaltensweise bei einem Mitmensch gegeben sein muss, um ihm die Eigenschaft zuweisen zu können, ein Atheist zu sein. Die richtige Information darüber, wodurch jemand die Eigenschaft erlangt, ein Atheist zu sein, liefern die Videos in den nachstehend aufgeführten beiden Links.
Atheismus logisch erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=Ck798BDMoTE
Atheismus ist keine Religion.
https://www.youtube.com/watch?v=MaliA2wlmQU&t=83s
Gruß von
Klarsicht(ig)
Antworten
@Klarsicht/-ig
Nachtrag:
Was gemeinhin unter "Neuer Atheismus" verstanden wird, können Sie im gleichnamigen wikipedia-Artikel nachlesen. Der Begriff wird zwar auch dort nicht genau definiert; aber es scheint eine typische Eigenschaft des sog. Neuen Atheismus zu sein, dass er weder Verständnis noch Toleranz für Religionen aufbringen will.
Antworten
@ Norbert Schönecker:
Zitat: „...aber es scheint eine typische Eigenschaft des sog. Neuen Atheismus zu sein, dass er weder Verständnis noch Toleranz für Religionen aufbringen will.“
Welche Eigenschaft ein Mitmensch aufweist, der Atheist ist, macht doch der Inhalt der Videos in den von mir angeführten Links deutlich. Ein Atheist ist schlicht und einfach ein Mitmensch, der es lediglich durchweg begründet ablehnt, den theistischen Glaubensinhalt für sich zu akzeptieren, mehr nicht. Das sollten Theisten endlich einmal zur Kenntnis nehmen.
Mangelndes Verständnis und Intoleranz gegenüber Religionen gibt es sicherlich hier oder dort. Das ist menschlich und so normal, wie es auch normal ist, dass es solche Verhaltensweisen von Menschen auch in anderen Lebensbereichen gibt.
Typische Eigenschaften, die durch viele Jahrhunderte hindurch und auch heute noch eher Theisten dominier(t)en, sind mangelnde(s )Verständnis und Toleranz gegenüber der Position und Eigenschaft der Atheisten.
S.g. Klarsicht/-ig!
Unwille zu Verständnis und Toleranz für Religionen wird ja auch nur dem sog. Neuen Atheismus zugeschrieben, nicht dem Atheismus der Gegenwart allgemein. Nicht jeder, der heute Atheist ist, gehört dem "Neuen Atheismus" an. Die vielleicht etwas unglückliche Terminologie stammt nicht von mir und ich will sie nicht verteidigen.
Dass die üblicherweise genannten Hauptprotagonisten des sog. Neuen Atheismus Dawkins, Hitchens, Harris und Dennet für organisierte Religion ausdrücklich keine Toleranz aufbringen wollen, das ist jedenfalls relativ leicht belegbar. Dass die Mehrheit der Atheisten der Gegenwart der Religion, auch der organisierten, weitaus entspannter, toleranter und verständnisvoller gegenübersteht, kann ich gerne aus Erfahrung bestätigen.
Zitat: „Ansonsten kann und will ich den Kommentator 'Ich' nicht interpretieren.“
Gleichwohl konnte es sich der Kleriker hier nicht verkneifen als „Nachtrag“ u. a. zu schreiben: „aber es scheint eine typische Eigenschaft des sog. Neuen Atheismus zu sein, dass er weder Verständnis noch Toleranz für Religionen aufbringen will.“
Diese pseudo Erkenntnis verschafft „Wikipedia“ scheinbar nur einem berufsmäßigen Vertreter der Geschäftsidee „Gott“. Bei „Wikipedia“ konnte ich solche Behauptung nicht finden. Dort ist aber z. B. zu lesen: „Als Neuer Atheismus wird eine atheistische Bewegung des 21. Jahrhunderts bezeichnet, die ein humanistisches und naturalistisches Weltbild vertritt.“ Und weiter steht dort u. a.: „Die beste Definition eines neuen Atheisten, die ich jemals gehört habe, ist: **Ein neuer Atheist ist nur ein alter Atheist, den die katholische Kirche nicht mehr rechtmäßig in Brand setzen kann.“
Zitat: „_Unwille zu Verständnis und Toleranz für Religionen wird ja auch nur dem sog. Neuen Atheismus **zugeschrieben, ...“
Wer ein Interesse daran hat, solche Zuschreibung vorzunehmen, dürfte ziemlich klar sein.
Leute wie Dawkins, Hitchens, Harris und Dennet u. a. haben berechtigt äußerst scharfe Religions-, Glaubens- und Kirchenkritik in Wort und Schrift geäußert, wodurch aber diejenigen ihrer Mitmenschen, die sich durch die Kritik angegriffen fühl(t)en, physisch nicht verletzt und auch nicht getötet wurden. Solche Kritik war leider zu früherer Zeit nicht möglich, weil die Amtskirchen gemeinsam mit den jeweils Regierenden sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln verhinderten, wobei auch nicht davor zurückgeschreckt wurde, tatsächliche oder vermeintliche Kritiker zu verstümmeln oder zu töten.
Der Aufruf oder die Forderung von „Ich“: „**Also Neue Atheisten raus !**“ ist aus meiner Sicht ein klarer und nicht hinnehmbarer Ausdruck von Hass, Unverständnis und Intoleranz gegenüber Atheisten.
Warum äußert sich der Kleriker nicht auch dazu ? Und nicht auch dazu, dass die Person, die sich hinter dem originellen Nicknamen „Ich“ verbirgt, sich nach Äußerung ihrer „Hass-Forderung“ bedeckt hält ?
Ich vermute, dass sich hinter „Ich“ eine Person verbirgt, die sich einbildet, ein(e) Christ(in) zu sein. Das vermutet der Kleriker evtl. auch, weswegen er sie möglicherweise nicht durch eine Kritik der „Hass-Forderung“_ und Verurteilung ihrer Handlungsweise „in die Pfanne hauen“ will (eine Krähe hackt ja bekanntlich einer anderen Krähe kein Auge aus).
Mit Hass, mangelndem Verständnis und Intoleranz kennt sich ein Kleriker aus, denn er hat ja diesbezüglich „Jesus“ als Vorbild ! Der war, wenn er denn existiert hat, sehr stark ichzentriert. Er forderte angeblich, dass man seinetwegen die Menschen in seinem nahen emotionalem Umfeld hassen soll. Zudem mangelt(e) es ihm an Verständnis und Toleranz gegenüber den Menschen, die ihm folgen woll(t)en, wie nachstehend zu ersehen ist.
Ich denke, dass es seine Einbildung einem Mensch nur vorgaukelt, Christ zu sein. Denn ein Christ dürfte/würde nicht den Habitus, wie er ihn bei einer unbestimmte Anzahl seiner Mitmenschen (Atheisten) unterschiedslos wahrzunehmen meint, mit einer derart ausufernden Selbstgerechtigkeit, wie ein solcher Mensch („Pseudo Christ“) sie oft zum Ausdruck bringt, nur deswegen verurteilen, weil sie (Atheisten) nicht so Denken und sich Verhalten, wie ein „Pseudo Christ“ es für richtig hält. Nach meiner Ansicht wäre die Behauptung von Nietzsche, dass es nur einen Christen gab, und der starb am Kreuz (Der Antichrist), wahr, falls das „Jesus-Drama“ tatsächlich stattgefunden haben sollte, was aber sehr fraglich ist.
Einen Mensch, der meint Christ zu sein, soll man wohl so verstehen, dass er „seinem Jesus“ in dem zu „folgen“ versuchst, was die von den Amtskirchen behaupteten Schriftsteller der vier „kanonischen Evangelien“ dem angeblich existent gewesenen „Jesus“ an diversen und angeblich authentischen Aussagen „in den Mund gelegt“ haben.
Ein Mensch kann „seinem Jesus“ aber nur „folgen“, wenn er gewillt ist, dessen Bedingungen zu erfüllen, denn er soll gesagt haben: „So jemand zu mir kommt und hasset nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein“ (Luk., K. 14, V. 26). Wenn ein Mensch diesen Satz ernst nimmst, so müsste er seine Liebe, die er zu den genannten Personen seines sehr nahen emotionalen Umfeldes natürlicherweise in hohem Maße und auch zu sich selbst empfinden wird, solange als nicht vorhanden leugnen und in sich bekämpfen, bis ihr Platz durch den geforderten Hass eingenommen worden ist.
Weiter soll der ichzentrierte „Jesus“ gesagt haben: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert“ (Matth., K. 10, V. 37). Wenn ein Mensch auch diesen Satz ernst nimmt, so müsste er sich in seiner Gefühlswelt eine Messmethode zulegen, mit deren Hilfe er in Lage wäre, ständig kontrollieren zu können, wie groß die Menge und Intensität seiner Liebe zu den genannten Personen seines sehr nahen emotionalen Umfeldes ist, es sei denn, solche Personen existieren nicht oder nicht mehr oder er liebt sie nicht, was wohl kaum der Fall sein dürfte. Weiter müsste der Mensch sich die Fähigkeit zulegen, seine Liebe gegenüber den aufgeführten Personen in Menge und Intensität immer so regulieren zu können, dass beide Werte hier ständig geringer ausfallen als gegenüber dem ichzentrierten „Jesus“. Solange der Mensch also „dummerweise” Vater, Mutter, Sohn und Tochter mit seiner Liebe zu versorgen hat, müsste er sich ihnen gegenüber evtl. einer Art „Liebesdiät“ unterziehen, um auf solche Weise genügend „Liebeskapazität“ für den egoistischen „Jesus“ frei zu bekommen, damit dadurch seine Liebe ihm gegenüber größer als gegenüber seinen Eltern und Kindern ausfallen kann. Für einen richtigen „Jesus-Fan“ wäre es um so günstiger, je früher er seine Eltern los würde, und wenn er es sich zudem verkneifen könnte, Kinder in die Welt zu setzen, da er dann seine gesamte „Liebeskapazität“ für seinen Herrn und Meister zur Verfügung hätte – halleluja.
S.g. Klarsicht/ig!
Unter den Definitionen bei Wikipedia findet sich auch eines Gary Wolf: „Die neuen Atheisten ... verurteilen nicht nur den Gottesglauben, sondern auch den Respekt für den Gottesglauben. Religion ist nicht nur falsch, sondern ein Übel.“
Ich bringe Ihnen nun einige Beispiele dafür, dass "Neue Atheisten" für Religionen (damit meine ich organisierte Religionen) weder Verständnis noch Toleranz aufbringen wollen, und zwar anhand der im Wikipedia-Artikel genannten Hauptvertreter:
Dawkins: "Ich bin ein Gegner der Religion" - das steht in der deutschen Ausgabe als Leitzitat am Cover des Buches "Der Gotteswahn". In seinem Essay "Viruses of the mind" beschreibt er Religionen als Viren und Parasiten. Laut https://anthrowiki.at/Richard_Dawkins beschrieb er sich in einem Interview 1994 als "ziemlich militanten Atheisten."
Hitchens: Sein Buch "Der Herr ist kein Hirte" trägt den Untertitel "Wie Religion die Welt vergiftet" (englisch: How Religion Poisons Everything"). In diesem Buch sieht er in der "Religiosität für eine ernstzunehmende Bedrohung für die Volksgesundheit".
Harris: "In the spirit of religious tolerance, most scientists are keeping silent when they should be blasting the hideous fantasies of a prior age with all the facts at their disposal." aus dem Artikel https://samharris.org/science-must-destroy-religion/ (man beachte den Titel!)
Dennett scheint nicht in dieses Schema der vorsätzlich intoleranten Feinde der Religion zu passen. Er sucht nicht den Kampf gegen die Religion, sondern das Gespräch (Quelle: https://www.philosophersmag.com/interviews/31-dan-dennett-and-the-new-atheism)
Bei den anderen dreien nehme ich aufgrund deren Äußerungen an, dass sie zustimmen würden, für Religion keine Toleranz oder Verständnis aufbringen zu wollen.
Zu Ihrer Jesuslehre: Ihre Darstellung ist genauso einseitig wie eine Lehre, die Jesus auf einen pazifistischen Hippie oder auf "Der liebe Gott macht alles gut" reduzieren will. Die Feindesliebe als zentralen Punkt der Predigten Jesu einfach wegzulassen kann ich aber nur als vorsätzliche Missinterpretation auffassen.
Mit freundlichen Grüßen!
Schönecker
Man kann es Menschen nicht ernsthaft zumuten, dass sie etwas, was sie subjektiv als wahnhaft oder wahnähnlich und somit als schädlich identifiziert haben, weiterhin kritiklos und freundlich als willkommen und existenzerhaltend betrachten müssen. Aufgrund des Menschenrechts der Meinungsfreiheit sind sie berechtigt, konstruktive Kritik dort zu formulieren, wo sie sie für erforderlich halten. Sie dürfen sie gewaltfrei, rechts- und gesetzeskonform mit allen zulässigen Mitteln und Maßnahmen mit dem Ziel zum Ausdruck bringen, das vermeintlich oder tatsächlich Wahnhafte abzuwehren, zu beseitigen oder abzumildern. Wer sich durch solche Kritik betroffen fühlt, darf natürlich darüber jammern, dass die Kritiker mit ihrer Kritik zum Ausdruck bringen, dass sie kein Verständnis für den „Gegenstand“ der Kritik haben und dass sie Intolerant sind.
Intoleranz kann man Religions-, Glaubens- und Kirchenkritikern (Atheisten) ernsthaft aber nicht vorwerfen, denn sie tolerieren ja die Anwesenheit der „Gegenstände“ ihrer Kritik dadurch, dass sie sich gewaltfrei, rechts- und gesetzeskonform verhalten. Respekt gegenüber den „Gegenständen“ ihrer Kritik müssen Atheisten nicht haben, wohl aber müssen sie die Menschen respektieren, für die die kritisierten „Gegenstände“ wichtig zu sein scheinen.
Den letzten Absatz in der Antwort des Klerikers betrachte ich als Ablenkungsmanöver. Warum äußert er sich nicht zu dem, was sein „Jesus“ bei Luk., K. 14, V. 26 und Matth., K. 10, V. 37 angeblich gesagt haben soll. Warum äußert er sich auch nicht zu dem, was ich dazu geschrieben habe ? Warum vermeidet er es, sich zu der „Hass-Forderung“ von „Ich“ zu äußern ?
S.g. Klarsicht/-ig!
zu "Sie dürfen sie gewaltfrei, rechts- und gesetzeskonform mit allen zulässigen Mitteln und Maßnahmen..."
Hört für Sie die Toleranz erst dort auf, wo Gewalt angewendet wird oder Gesetze gebrochen werden? Nach meinem Dafürhalten endet sie schon früher. Wer eine Religion als Viren oder Parasiten oder Gefahr für die Volksgesundheit bezeichnet, hat m.M.n. den Bereich der Toleranz bereits überschritten. Zur Veranschaulichung: Würde ich z.B. Homosexualität so bezeichnen (was nicht tue und nie getan habe und auch nicht vorhabe, weil es nicht meiner Meinung entspricht) - hielten Sie das dann für eine Kritik (wenn auch eine unberechtigte) oder für einen Ausdruck von Intoleranz? Wohl eher zweiteres. Man muss nicht erst Gewalt anwenden oder Gesetze brechen, um Intoleranz zu zeigen. Und genau das praktizieren drei der vier sog. "Apokalyptischen Reiter": sie praktizieren Intoleranz gegenüber Religion. Dass sie damit auch Intoleranz gegenüber Menschen ausüben, bemerken sie vielleicht gar nicht.
zu "Warum vermeidet er es, sich zu der „Hass-Forderung“ von „Ich“ zu äußern?"
Weil auch ich nicht weiß, was genau "Ich" damit aussagen will. Ich weiß nicht einmal, ob die Forderung als Hass oder als Provokation gemeint war. Jedenfalls finde ich, dass eine freie Gesellschaft, wie ich sie in Österreich genieße, auch die Provokationen der Neuen Atheisten aushalten muss. Umgekehrt müssen auch Atheisten öffentliche Gottesdienste aushalten. Und wenn z.B. der Bund für Geistesfreiheit eine Privatschule betreiben will, dann sollte er das dürfen. Hier bin ich toleranter als Dawkins, der konfessionelle Schulen verbieten will (Gotteswahn Seite 431-474).
Kurz: Dem Slogan "Neue Atheisten raus" widerspreche ich. Ich arbeite lieber daran, dass Theisten und Atheisten aller Art sich vertragen.
Was die beiden Bibelstellen betrifft: Beide Male geht es darum, dass Jesus seine Jünger vor zukünftiger Verfolgung mahnt. Tatsächlich mussten sich viele Christen und v.a. Christinnen später entscheiden: Christentum oder Treue zur Familie? Ein berühmtes Beispiel ist die Heilige Barbara.
Im Lukasevangelium lautet die Einheitsübersetzung "gering achten", was aber nicht dem griechischen Urtext entspricht; "hassen" ist die korrekte Übersetzung. Da aber Jesus sehr oft die Feindesliebe predigt, werte ich diesen Ausspruch als eine rhetorische Hyperbel, um den Ernst der Nachfolge zu verdeutlichen: Im Zweifelsfall ist der Nachfolge Christi der Vorrang zu geben, auch auf Kosten der Familie oder des eigenen Lebens. Dazu braucht man auch nicht ständig ein Liebesmessgerät mitzutragen. Matthäus 10 ist ausdrücklich an Christen gerichtet, denen das Martyrium bevorsteht. Der Abschnitt in Lukas 14 beginnt mit "Viele Menschen begleiteten ihn". Denen wollte er die falschen Hoffnungen auf eine gemütliche Jüngerschaft austreiben.
Ich hoffe, ich konnte damit die christlich-katholische Sichtweise verdeutlichen. Schöne Grüße!
Kritik, Toleranz und Respekt gegenüber Eigenschaften und Zuständen.
Zum Menschsein gehören die biologischen Eigenschaften, Kind, erwachsen, weiblich oder männlich und damit gleichzeitig Tochter, Sohn, Mutter oder Vater zu sein. Leider gibt es hier auch die Eigenschaft, vorübergehend oder dauerhaft krank zu sein. Dazu könnte die Eigenschaft treten, Empfänger von Hilfe zu sein.
Es gibt die Eigenschaft, zu bestimmten Menschengemeinschaften zu gehören (z. B. Deutscher oder Ausländer zu sein). Und es gibt die Kultureigenschaften, Ehefrau oder Ehemann und mit anderen Menschen verwandt oder verschwägert zu sein.
Manche Eigenschaften erwirbt und verliert der Mensch sukzessive, indem er auf eine bestimmte Art denkt, sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält oder wiederum in eine andere Art seines Denkens und Verhaltens wechselt.
In vielen Fällen bekennt sich der Mensch gegenüber irgendwelchen Autoritäten oder Organisationen freiwillig dazu, eine bestimmte Eigenschaft zu übernehmen oder aufzugeben und sein künftiges Leben danach ausrichten zu wollen.
Der zu große und zu lange negative Verlauf der bisherigen Menschheitsgeschichte hat überdeutlich gezeigt, dass es keine Vernunftgründe dafür gibt, sich durch den freiwilligen Zuspruch zu irgendeinem religiösen oder säkularen Glaubenssystem eine Eigenschaft zuweisen zu lassen oder zu übernehmen (z. B. Christ, Muslim, Jude, Nazi, Stalinist, Faschist usw. zu sein oder sein zu wollen).
Es gibt also viele Eigenschaften, mit denen der Mensch mit dem Eintritt in die Welt und während seines zeitlich unbestimmten Aufenthaltes dort automatisch versehen wird oder mit denen er sich freiwillig versehen kann. Von einigen dieser Eigenschaften kann er sich durch keinen Willensentschluss selbst wieder befreien. Es sind insbesondere die Eigenschaften, die er durch seine Geburt, eine Krankheit, durch eine physische oder psychische Verletzung „erworben“ hat.
Eigenschaften und Zustände, die sich nicht wirklich verändern lassen, sind nicht kritisierbar, sondern müssen toleriert und respektiert werden.
Eigenschaften und Zustände, die veränderbar sind, dürfen in allen Lebensbereichen von den Mitgliedern der Gesellschaft mit der gleichen Vehemenz kritisiert werden, wie die Politiker die wechselseitigen politischen Auffassungen, Absichten und Taten ihrer politischen Kontrahenten kritisieren. Und die Erfahrungswirklichkeit zeigt es uns, dass man in der Politik oft nicht gerade zimperlich mit Kritik umgeht.
Gruß von
Klarsicht
In welchen Fällen objektiv von Intoleranz/Toleranz gesprochen werden kann/darf, ist eine Frage, die sich hier nicht ausdiskutieren lässt. Der Kleriker hat seine subjektive Sicht zu dieser Frage geäußert, wozu er selbstverständlich aufgrund der Meinungsfreiheit auch das Recht hat. Ob er jedoch mit seiner Sicht richtig liegt, ist wieder eine Frage, die hier kaum geklärt werden kann.
Zitat: „Wer eine Religion als Viren oder Parasiten oder Gefahr für die Volksgesundheit bezeichnet, hat m.M.n. den Bereich der Toleranz bereits überschritten. Zur Veranschaulichung: **Würde ich z. B. Homosexualität so bezeichnen...“
Es ist mies und typisch für einen katholischen Kleriker, so etwas zu schreiben. Eine Religion ist eine Ideologie, eine priesterliche Hirnkonstruktion aus unaufgeklärten, uralten Zeiten, der man sich entziehen kann. Homosexualität ist aber eine biologische, angeborene Eigenschaft von vielen Menschen und Tieren, der sie sich nicht entziehen können. Schon allein deswegen verbietet es sich, sie miteinander vergleichen zu wollen.
Zitat: „Wer eine Religion als Viren oder Parasiten oder Gefahr für die Volksgesundheit bezeichnet, ...“
Wo kann man es überprüfen, ob der Inhalt des Zitates stimmt ? Ich denke aber auch, dass religiöse Ideologien ähnlich wie Viren oder Parasiten (1) die Denk- und Verhaltensweise von Menschen schädlich beeinträchtigen können. Und deswegen könnte von einer Gefahr für die Volksgesundheit gesprochen werden (2).
Zitat: „Hier bin ich toleranter als Dawkins, der konfessionelle Schulen verbieten will (Gotteswahn Seite 431-474)“.
Auf welcher Seite schreibt Dawkins konkret, dass er „konfessionelle Schulen verbieten will“ ? Nebenbei bemerkt: Er kann nichts verbieten. Ein Verbot kann nur fordern. Und wenn er es im Rahmen der Meinungsfreiheit gefordert hat, wird er seine Forderung auch ausführlich begründet haben.
Zitat: „Kurz: Dem Slogan 'Neue Atheisten raus' widerspreche ich“.
Diese Mitteilung genügt mir !
Zitat: „Ich hoffe, ich konnte damit die christlich-katholische Sichtweise verdeutlichen.“
Ich habe die atheistische Sichtweise verdeutlicht, bei der mir natürlich nicht die Hilfe von „Jesus“ zur Verfügung stand -:)
Verweise:**
1. Neuroparasiten – sind sie schon in Dir ?:
http://scienceblogs.de/bloodnacid/2014/07/24/neuroparasiten-sind-sie-schon-in-dir/?all=1
2. Krank im Glauben:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173662.html
Antworten
S.g. Klarsicht/-ig!
Was das Zitat betrifft, kann ich helfen:
Aus dem oben abgedruckten Protestbrief gegen die Ausstellung „Contemporary Muslim Fashions”; in der obigen Version von Zeile 5 bis 7 des ersten Absatzes des Briefes an Prof. Dr. Matthias Wagner K.
Ansonsten kann und will ich den Kommentator "Ich" nicht interpretieren.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Schönecker
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S. g. Herr Schönecker !
Danke für Ihre Hilfe.
Gruß von
Klarsicht(ig)
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Der Kommentator "Ich" wollte doch bloss provozieren...
...was ihm offensichtlich auch gelungen ist!
Frage mich, ob das Eintreten auf derart billige Provokationen nicht eine verdeckte Unsicherheit in der eigenen Überzeugung manifestiere.
Antworten
Welche Überzeugung soll das sein?
Warum sollte eine Unsicherheit in der Überzeugung irgendwie negativ konnotiert sein - und wenig plausibel?
Ist es im Gegenteil nicht eher so, daß die SIcherheit in der Überzeugung zu Ideologien führt, an deren Ende Unheil droht?
Antworten
Na, die Überzeugung im Glauben oder Atheismus.
Unsicherheiten per se sollen m.E. weder negativ assoziiert werden noch unplausibel erscheinen. Deshalb müssen sie nicht mit Vehemenz in Argumentation und Semantik überdeckt und notabene auch nicht in pamphletischen Provokationen versteckt werden.
Nicht jede standfeste Überzeugung muss zur Ideologie führen; dies wäre dann eine Überhöhung ins Extreme.
@Meinrad Locher:
"Na, die Überzeugung im Glauben oder Atheismus."
Wovon ist man denn im Atheismus überzeugt? Von nichts. Atheismus ist kein Glauben an irgendwas, er ist bestenfalls ein Zweifel an irgendwas. Und den Begriff "Atheismus" gibt es auch nur, weil es "Theismus" gibt - ansonsten wäre jener Begriff vollkommen obsolet.
Es gibt auch keine Maximen oder Glaubensgrundsätze im Atheismus, wie soll denn daraus eine Ideologie abgeleitet werden?
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@Hard Frost
"Wovon ist man denn im Atheismus überzeugt?"
Atheisten sind offenbar überzeugt, dass es keinen Gott gibt und verneinen den Glauben; eben genau darum habe ich geschrieben "Glauben oder Atheismus". Vielleicht gibt es auch nur Gläubige und Gläubige mit Zweifel, aber dann wären alle im Grundsatz gläubig. Gäbe es nur Ungläubige und Ungläubige mit Zweifel am Unglauben, wären die zweifelnden Ungläubigen eben doch nicht ganz ungläubig, sondern "Gläubige light".
"Es gibt auch keine Maximen oder Glaubensgrundsätze im Atheismus, wie soll denn daraus eine Ideologie abgeleitet werden?"
Habe ich behauptet, Atheisten würden Ideologien nachrennen?
"Von nichts. Atheismus ist kein Glauben an irgendwas,..."
Nehmen Sie es mir nicht übel, aber mit solchem Nihilismus kann ich nichts anfangen.
"...er ist bestenfalls ein Zweifel an irgendwas."
Zweifel wiederum setzt eine Überzeugung voraus, oder sagen wir entgegenkommenderweise "ernsthafte Meinung".
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@Meinrad Locher:
"Atheisten sind offenbar überzeugt, dass es keinen Gott gibt und verneinen den Glauben;"
Atheisten halten die These, daß ein (zB christlicher) Gott existiert, mangels Evidenz für zu verwerfen.
Um an einer These Zweifel zu haben, muß man nicht von der These überzeugt sein. Das wäre ja auch ein Widerspruch in sich. Was Sie mit "ernsthafter Meinung" meinen, erschließt sich mir auch nicht.
Es ist doch völlig egal, welcher Meinung man ist, man kann jede These auf Gültigkeit abklopfen, und dann entscheiden, ob man die genug gültig erachtet, in den eigenen Meinungskanon übernehmen zu können. Zumindest sollte es so sein.
Was Sie dagegen kolportieren, scheint mir so was zu sein:
1. Wir haben eine These.
2. Wir sind von der Richtigkeit der These überzeugt.
3. Wir untersuchen die Gültigkeit der These.
4. Wir verwerfen alle Evidenzen, die gegen die Gültigkeit der These entsprechen.
Fazit: Die These ist gültig.
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