Quod erat demonstrandum

Es ist ein empirisches und theoretisches Faktum, dass Gottesbeweise schwierig, wenn nicht gar unmöglich sind. Offenbar hat Gott, so er dennoch existiert, das Universum, als Schöpfer des Universums, so eingerichtet, dass sie tatsächlich schwierig, wenn nicht gar unmöglich sind. Angenommen, der Mensch ist das höchste vorstellbare intelligente Lebewesen im Universum und ursächlich von Gott geschaffen. Da Gott möglicherweise wollte, dass er möglichst unbeweisbar ist, hat er den Menschen demgemäß erschaffen. Der Mensch könnte diejenige Entität sein, die am weitesten von Gott entfernt ist, er wäre quasi die Negation Gottes, und zwar die bewusste und gewollte Negation Gottes, durch Gott selbst. Der Mensch wäre der wichtigste Teil der Verfremdung Gottes vor sich selbst. Gott betrügt sich fortwährend selbst, im Sinne des Geheimnisses. Das Universum ist schön und geheimnisvoll, wobei das Schöne – das wirkliche, wahrhaftige und tiefgehende Schöne – untrennbar mit dem Geheimnisvollen zusammenhängt. Nicht umsonst heißt es: Wahre Schönheit kommt von innen. Und das Innere ist das Unzugängliche und Geheimnisvolle. Es ist kein schöneres und geheimnisvolleres Universum vorstellbar. Es ist eines, aus dem Gott ein Geheimnis macht und keines, über das Gott alles unmittelbar offen legt. Da Gott seine eigene Existenz nur aushält, wenn er auch sich selbst ein Geheimnis ist, und das Universum das größte denkbare Geheimnis ist und Gott sich selbst gegenüber zugleich das größte Geheimnis sein will, ist Gott das Universum. Da es keine creatio ex nihilo gibt, war Gott immer, ist das Universum ewig. Gott ist insofern der Schöpfer des Universums, da er sich fortwährend vor sich selbst verfremdet. Er ist der Schöpfer seines eigenen Geheimnisses. Sobald sich Gott der absoluten Erkenntnis nähert, die nicht möglich ist, weil Gott sich in dieser absoluten Erkenntnis selbst nicht aushalten könnte, muss er sich im Sinne des Geheimnisses wieder von ihr entfernen. Gott ist nicht erkennbar für den Menschen, da Gott schon sich selbst gegenüber nicht erkennbar sein will. Daraus folgt, dass die absolute Erkennbarkeit des Universums nicht möglich ist. Da der Mensch der wichtigste Teil der Verfremdung Gottes vor sich selbst ist und Gott das größte Geheimnis ist, ist der Mensch selbst ein Geheimnis. Da der Mensch sich selbst zum Gegenstand seiner Reflexion machen kann, ist er sich selbst ein Geheimnis. Die Philosophie und Metaphysik ist eine Aufhellung dieses Geheimnisses, wobei das Geheimnis selbst aber unangetastet bleibt. Die Physik und die Naturwissenschaften sind eine Aufhellung der Umstände des Universums, wobei das Geheimnis des Universums selbst aber unangetastet bleibt. Durch das bloße materielle und physische Vorhandensein des Universums ist noch kein Geheimnis gegeben. Dieses bedarf eines Schöpfers, den Schöpfer des Geheimnisses. Ein Geheimnis, das gegenüber seinem eigenen Schöpfer noch ein Geheimnis ist, ist ein noch größeres Geheimnis. Ein ungeschaffenes Geheimnis ist kein Geheimnis, sondern Unwissen. Das größte Geheimnis ist dasjenige Geheimnis, das Geheimnis eines Schöpfers ist, der dieses Geheimnis geschaffen hat, und für den dieses Geheimnis selbst Geheimnis ist. Das absolute Geheimnis ist aber das Geheimnis, das sich selbst gegenüber Geheimnis ist. Also ist Gott ein Geheimnis. Also ist das Universum ein Geheimnis. Also existiert notwendig Gott, da das Universum existiert und da das Universum ein Geheimnis ist. Der Mensch stellt fest, dass das Universum existiert und dass es ein Geheimnis ist. Er kommt nicht hinter dieses Geheimnis, auch wenn er danach strebt und die Wissenschaft und die Philosophie ein Teil der Entkleidung des Geheimnisses sind. Es eröffnen sich nur neue Geheimnisse, die Teil des großen Geheimnisses sind. Gott trägt unendlich viele Kleider. Aus der Existenz des Universums folgt die Existenz Gottes. Das Einzige, was an Gott absolut erkennbar ist, ist seine Existenz. Aus Gottes gewollter Unbeweisbarkeit seiner eigenen Existenz folgt seine Existenz. Quod erat demonstrandum

Kommentare

  1. userpic
    Gerhardw

    Ich würde hier eher sagen, quo errat demonstrator . Persönliche Meinungen und willkürliche Annahmen sind keine Beweise.
    Auf diesem Niveau zu argumentieren ist wirklich einfach. Ich könnte z.B. folgendes unwiderlegbares behaupten:
    Wenn Gott in der Lage sein soll, ein so komplexes Universum zu erschaffen, dann muss er nahezu unbegrenzte Fähigkeiten haben. Mit diesen Fähigkeiten könnte er ein nahezu perfektes Universum erschaffen. Da das Unviversum aber nicht perfekt ist, sondern eine Ansammlung von Unzulänglichkeiten, Fehlern, Unfällen und Katastrophen ist, spricht alles dagegen, dass es von einem Gott erschaffen worden wäre. Schlimmer noch, es gibt kein einziges Geschehnis, kein Molekül und keine Verbindung die nur durch die Tätigkeit eines Gottes erklärbar wäre. Das bedeutet, entweder Gott ist ein furchtbarer Dilletant, Gott hat überhaupt nichts mit der Entstehung des Universums zu tun oder Gott existiert nicht. Wenn Gott nun ein Dilletant wäre, hätte er sicher reichlich Beweise für seine Existenz hinterlassen und wenn Gott überhaupt nichts mit dem Universum zu tun hätte, wäre es so, als würde er nicht existieren und verschwindet damit in der Irelevanz. Daraus folgt, dass Gott definitv nicht existieren kann. Da diese Folgerungen von mir persönlich getroffen wurden und ich von meiner Meinung sehr überzeugt bin, ist kein ernsthafter Beweis nötig, und es kann hiermit für alle Zukunft die Nichtexistenz von Gott als unumstößlicher Fakt angesehen werden. Die Äußerung aller anderslauteten Ansichten wäre eine Beleidigung meines persönlichen Glaubens an mich selbst und ist daher zu unterlassen.

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    1. userpic
      Nicholas

      Ein langer Weg... aber letztlich ein Kreisen um sich selbst. Zwei Beispiele:

      1) Heißt es anfangs noch "Der Mensch KÖNNTE diejenige Entität sein (...) der Mensch WÄRE der wichtigste Teil der Verfremdung Gottes vor sich selbst", so wird daraus etwas später: "Da der Mensch der wichtigste Teil der Verfremdung Gottes vor sich selbst IST..." Schleichend von der Möglichkeit zur Tatsache!

      2) "Aus Gottes gewollter Unbeweisbarkeit seiner eigenen Existenz folgt seine Existenz": Da "Gottes GEWOLLTE Unbeweisbarkeit" schon seine Existenz voraussetzt, liegt ein Zirkelschluss vor.

      Aber letztlich wendet der Artikel damit nur seinen ersten Satz auf sich selbst an - passt also alles. ;-)

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