Warum wir ohne Religion besser dran wären. Vortrag vom 10. November 2017 in Bremen.
Die Richard Dawkins Foundation für Vernunft und Wissenschaft (RDF) lud am vergangenen Freitag den Berliner Bestseller-Autor Philipp Möller („Isch geh Schulhof“) für eine Lesung seines neuen Buches „Gottlos Glücklich. Warum wir ohne Religion besser dran wären“ ins beschauliche Bremen. Mit humorvollen Anekdoten und Geschichten aus seinem Leben als (Berufs-)Atheist unterhielt er bestens das Publikum im voll besetzten kleinen Saal des Hauses der Wissenschaft.
Wenn Philipp Möller eines kann, dann reden. Munter und gut gelaunt stieg er in seinen Vortrag mit einer kurzen Erläuterung zur Entstehung seines neuen Buches ein. Tatsächlich wäre dies das erste Buch gewesen, dass er habe schreiben wollen. Doch sein damaliger Verlag habe abgewunken und gesagt, er solle lieber über Grundschüler und Freaks schreiben. Erst der S. Fischer Verlag habe den Mut gehabt, sein Buch zu veröffentlichen.
In seinem Vortrag folgte er im Wesentlichem dem Aufbau seines Buches. So legte er einen ersten und größten Schwerpunkt auf die atheistische Buskampagne von 2009. Er schilderte, die große Pro-Reli Werbekampagne in Berlin, mit der die Kirchen dafür warben, einen Wahlzwang zwischen Ethikunterricht und konfessionsgebundenem Religionsunterricht einzuführen und wie dies der Zeitpunkt für ihn war, aktiver Atheist zu werden. Weiterhin führte er die widrigen Umstände aus, mit denen die atheistische Buskampagne zu kämpfen hatte und zeigte auch einen kurzen Fernsehbericht des Bayrischen Rundfunks. Philipp Möller war der Pressesprecher der Buskampagne und ist derzeit der Pressesprecher der Giordano-Bruno-Stiftung. So berichtete er aus seiner Sicht, wie die Kampagne auch zu einem Wechsel im Umgang der Medienberichterstattung geführt hatte. Die katholische Kirche hatte zu dieser Zeit tatsächlich eine Liste mit unerwünschten Personen in Talkshows. Sollte eine diese Personen teilnehmen, käme kein Vertreter der Kirche. Doch nun winkte die Redaktion ab, der Bischof könne doch zuhause bleiben. Von dieser Schilderung kam er nun zu seinem Auftritt bei Disput Berlin und spielte als bekennender Narzisst eine Aufzeichnung seines kompletten vier-minütigen Redebeitrags vor, der auf YouTube und Facebook zusammen mittlerweile schon mehr als sechs Millionen Zuschauer erreichte.
Blasphemisches Weihnachtsgeschenk
Nun sprang Möller in der erzählten Zeit ein wenig zurück und schilderte seine Erstkommunion. Besonders die Eucharistie habe ihn damals beschäftigt. Wird das Brot und der Wein wirklich zum Leib und Blut Christi? Ist man dann wirklich Menschenfleisch und trinkt Menschenblut? Nun, er hatte dem Katholizismus und Gott damals wirklich eine Chance gegeben. Als er in die fünfte Klasse kam, meldete er sich vom Religionsunterricht ab.
Philipp Möller erzählte nun von seinem ersten Talkshow-Auftritt im Nachtcafé und dem skandalösen Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauchsopfern und wechselte anschließend in den aktiven Teil des Abends: Sein Kapitel zur Kirchensteuer verpackte er in ein kleines Gottlos-Glücklich-Kirchensteuerquiz. Dem Quiz schloss sich der letzte Schwerpunkt des Abends an; eine dezidierte Kritik des Religionsunterrichts, gewürzt mit einigen Eindrücken aus dem Schulunterricht, dessen lebhafte Schilderung von dem Grundschullehrer Möller auch nicht anders zu erwarten war.
Seine letzten Kapitel zu Islamismus und zur Sterbehilfedebatte raffte Philipp Möller ob der späten Stunde lediglich kurz zusammen und so blieb doch noch ein wenig Zeit für Fragen aus dem Publikum.
Wer diesen hervorragenden Vortrag verpasst hat, kann ihn auf YouTube nachsehen. Oder Möllers Buch lesen, das sich auch wunderbar als kleines blasphemisches Geschenk unterm Weihnachtsbaum macht.
Veranstaltungsbericht von Fabian Krahe.
Kommentare
„Satire-Video“ als Einstieg: Jesus I Will Survive HD:
https://www.youtube.com/watch?v=1F81S50xL8I
„Text-Video“: Weil „Jesus“ sich angeblich als „Liebesopfer“ dem „Bibeldämon“ auslieferte, muss er psychisch/geistig schwer krank gewesen sein:
https://www.youtube.com/watch?v=IJ84MB7OHkE
Als Orientierung diente der 1912 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss genehmigte Text des „Alten Testamentes“ und der in dieser Bibelfassung gleichfalls enthaltene Text des „Neuen Testamentes“.
In den Texten des Videos wird die biblische Geschichtsschreibung so aufgegriffen, als berichte sie über historisch verbürgte Fakten (Michael Depner).
Verweise auf Nr. im Video:
(1) http://www.scinexx.de/dossier-detail-19-4.html
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/GottfriedWilhelmLeibniz
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Zitat:
„Jesus von Nazareth war Judaist. Der Erfolg des römischen Imperialismus stellte die jüdische Hoffnung in Frage. Viele sehnten die Ankunft des Retters herbei. Jesus stellte sich bedingungslos den Zielen des Glaubens zur Verfügung. So nahm er im Eifer für die Sache an, er selbst sei jener Messias, den die Texte versprachen.“
Quelle: http://www.glaube-und-gesundheit.de/plaedoyers.html
Zitat:
„1. Weltbild und seelische Gesundheit.
Seelisch gesund ist, wessen Weltbild mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Zu diesem Weltbild gehört auch die Vorstellung über das Wesen des eigenen Ichs und dessen Position in der Außenwelt. In der Regel wandelt sich das Weltbild im Laufe des Lebens. Sein Wandel entspricht der biographischen Reifung der Person. Veränderungen des Weltbilds werden aus verschiedenen Quellen gespeist:
a) Aus der Wahrnehmung dessen, was ist...
b) Aus Vermutungen darüber, was man nicht wahrnehmen kann...
c) Aus mutwilligen Behauptungen unbeweisbarer Glaubenssätze...
Wegen der Komplexität der Wirklichkeit gibt es zwischen seelischer Gesundheit und seelischem Kranksein fließende Übergänge. Je mehr von dem ins Weltbild einfließt, was durch unmittelbare Wahrnehmung überprüft werden kann, desto gesünder ist der Einzelne und desto angemessener kann er sein Verhalten in der Wirklichkeit lenken. Je mehr sein Weltbild von bloßen Vermutungen und Behauptungen bestimmt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sein Verhalten an der Realität vorbei geht. Daraus entstehen jene psychischen Symptome, die die Wissenschaft heute als Ausdruck seelischer Erkrankungen definiert.
2. Wahn und Irrtum.
So wie es fließende Übergänge zwischen gesund und krank gibt, so gibt es fließende Übergänge zwischen irrigen Vermutungen und der mutwilligen Behauptung unüberprüfter Inhalte. Wer von irrigen Vermutungen ausgeht, riskiert, dass ihn sein Fehlverhalten krank macht. Bei dem, der mutwillige Behauptungen als Leitlinie benutzt, ist es ebenso.
Während die irrige Vermutung durch die Wahrnehmung der tatsächlichen Zusammenhänge jedoch korrigiert werden kann, wird die Korrektur der Verirrung bei der mutwilligen Behauptung durch den Mutwillen selbst verhindert. Aus Irrtum wird Wahn.
Wahnhaft ist, wer Vermutungen zur Gewissheit erklärt, indem er sich weigert einzugestehen, dass er ihre Gewissheit nicht erkennen kann.
Während viele Irrtümer die seelische Gesundheit nicht ernsthaft gefährden, ist es beim Wahn anders. Während Irrtum eine kreative Etappe im Erkenntnisprozess ist, ist Wahn eine Versteifung ins Falsche. Von dem der wahnhaft wird, wird er oft als Befreiung erlebt; was den Wahn erst recht zementiert. Wahn verspricht Gewissheit. So befreit er vom Zweifel. Das macht ihn verführerisch.
3. Neurose / Persönlichkeitsstörung.
Auch das Weltbild dessen, der als ,seelisch gesund' gilt, wird von Irrtümern beeinflusst. Seine Irrtümer betreffen jedoch Aspekte, die die realitätsgerechte Steuerung des Verhaltens im individuellen Umfeld nur wenig stören. Wer glaubt, dass in China Suaheli gesprochen wird, kann in Deutschland trotz seines Irrtums problemlos leben.
Die Irrtümer dessen, der unter neurotischen Symptome leidet, betreffen im Gegensatz dazu seinen Bezug zur unmittelbaren Umwelt und zu sich selbst. Wer glaubt, dass er auf Gedeih und Verderb auf die Zuneigung seiner Mitmenschen angewiesen ist, wird Ängste und Depressionen erleiden. Wer am Wert seiner selbst zweifelt, weil er zerstörerischen Moralvorstellungen unterworfen ist, leidet ebenso.“
Quelle: http://www.glaube-und-gesundheit.de/gesundheit.html
Siehe auch:
Eine kritisch-säkulare Sicht auf Jesus' glaubensfixierten Habitus, seinen Tod und ein paar biblische Vorgeschichten:
http://religionskritik2.blogspot.de/2012/07/eine-kritisch-sakulare-sicht-auf-jesus.html
Gruß von
Klarsicht(ig)
Antworten
S.g. klarsicht(ig)!
Sie haben exakt den selben Ansatzpunkt wie der einflussreiche christliche Apologet C.S.Lewis:
Jesus kann kein Weisheitslehrer sein im selben Sinn wie Sokrates, Mark Aurel oder Saint-Exupery. Entweder er war hochgradig wahnsinnig (was Sie offenbar annehmen - jedenfalls, wenn die Evangelien seine Reden und Taten halbwegs korrekt wiedergeben) ...
... oder er war (und ist) der Sohn Gottes, der durch seinen Tod und seine Auferstehung die Menschheit erlöst hat. Daran glauben Lewis und ich.
Die Alternative, dass Jesus ein einfach ein besonders guter und weiser Mensch war, steht nicht zur Auswahl.
Kleines Schlupfloch: Er könnte auch ein lausiger Lehrer gewesen sein, sodass seine Schüler ihn falsch verstanden haben. Dann wissen wir aber zu wenig über ihn, um ihn einordnen zu können.
Die Bergpredigt alleine ist zwar schön, sogar sehr schön, aber nicht die Hauptsache im Evagelium.
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Klarstellung !
Der Spruch „Gottlos glücklich“, für sich allein stehend gelesen, macht es nicht unbedingt gleich klar, wie er gemeint ist. Von „Glaubens-Infizierten“ könnte er so verstanden werden, dass ihr „Gottesglaube“ keine allgemeine und unbedingt notwendige Prämisse dafür darstellt, um „glücklich“ sein zu können, oder aber dass sie wenigstens punktuell keinen Zusammenhang zwischen ihm und einer bestehenden „glücklichen“ Befindlichkeit sehen oder annehmen müssen. Der obige Spruch soll aber selbstverständlich nur so aufgefasst werden, dass es nicht der Prämisse bedarf, „glaubens-infiziert“ zu sein, um in einen „glücklichen“ Zustand geraten zu können.
Herr Philipp Möller meint, dass es möglich sei, „gottlos glücklich“ sein zu können. Er möchte aber keinesfalls so verstanden werden, dass er es gleichwohl für wahrscheinlich hält, dass irgendwo irgendetwas existiert, was „Glaubens-Infizierte“ mit dem Begriff „Gott“ („Allah“) versehen haben, und dass er lediglich zwischen dem, was unter diesem diesem Begriff geglaubt wird und einem möglichen „Glücklichsein“, keinen Zusammenhang sieht oder annimmt.
Menschen, die das Gefühl haben, glücklich zu sein, werden ein solches Gefühl mit hoher Wahrscheinlichkeit deswegen haben, weil es ihnen gut geht. Und Menschen werden in aller Regel dann behaupten, dass es ihnen gut geht, wenn sie in erster Linie gesund sind und/oder sich in einem emotionalen Hoch befinden. Sind sie dazu auch noch materiell und monetär gut gestellt, werden sie sicher von sich behaupten, dass es ihnen ganz besonders gut geht. Unter diesen Menschen befinden sich mit Sicherheit viele, die im Rahmen ihrer religiösen Sozialisation darauf getrimmt wurden, daran zu glauben, dass irgendwo außerhalb ihres Bewusstseins „Irgendetwas“ existiert, dem sie ihre jeweils positive Befindlichkeit und Situation zu verdanken haben. Diesem „Etwas“ haben sie den Begriff „:Gott“ („Allah“) zugewiesen. Ein Beweis für die Wahrheit dieses Glaubens ist bisher nicht geliefert worden. Im Gegenteil ! Aufgrund der Tatsache, dass es im bisherigen Geschichtsverlauf den meisten Menschen immer ausufernd schlecht bis sehr schlecht ging, was auch gegenwärtig der Fall ist, darf es als überaus vernünftig angesehen werden, wenn der Mensch davon ausgeht, dass nicht irgendwo ein **„Etwas“** existiert, was irgendwie planvoll-wohlwollend – aber in Umfang und Qualität aus nicht bekannten Gründen offensichtlich überaus sparsam/geizig - irgendeinen positiven Einfluss auf seine Biographie oder auf den durchgängigen Kausalverlauf im Universum ausübt(e).
Zu dem Satz **„Warum wir ohne Religion besser dran wären“** verweise ich auf folgendes Zitat:
„Religion könnte eine Erfindung des Teufels sein: Man predigt mit der einen Zunge Nächstenliebe und mit der anderen Zunge Hass und Todeindschaft. Aller Humanität der Religion wohnt eine totalitäre Versuchung inne. Erste These: Religion setzt ein Merkmal absolut: Glauben. Alle anderen sozialen Unterschiede und Gegensätze sind daran gemessen unerheblich. Das Neue Testament sagt: 'Vor Gott sind alle gleich.' Diese Gleichheit, diese Aufhebung der Grenzen, die Menschen, Gruppen, Gesellschaften, Kulturen trennen, ist die Gesellschaftsgrundlage der (christlichen) Religionen. Die Folge allerdings ist: Mit derselben Absolutheit, mit der Unterscheidungen des Sozialen und Politischen aufgehoben werden, wird eine neue Fundamentalunterscheidung und Hierarchie in die Welt gesetzt: die zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Wobei den Ungläubigen der Status des Menschen überhaupt abgesprochen wird. Religionen können Brücken zwischen den Menschen bauen, wo Hierarchien und Grenzen existieren - zugleich reißen sie neue, religionsbestimmte Abgründe zwischen den Menschen auf, wo keine waren. Der humanitäre Universalismus der Glaubenden beruht auf der Identifikation mit Gott und auf der Dämonisierung der Opponenten Gottes, die, wie Paulus und Luther es ausdrückten, 'Diener des Satans' sind. Das Samenkorn religiös motivierter Gewalt liegt im Universalismus der Gleichheit der Glaubenden begründet, die den Anders- oder Ungläubigen entzieht, was sie dem Glaubenden verheißt: Mitmenschenwürde, Gleichheit in einer Welt von Fremden. Das ist die Sorge, die um sich greift: daß als Kehrseite des Versagens der Säkularisierung ein neues Zeitalter der Verfinsterung droht. Die Gesundheitsminister warnen: Religion tötet. Religion darf an Jugendliche unter 18 Jahren nicht weitergegeben werden. Die Dämonisierung des religiösen Anderen läßt sich auch an dem sogenannten Mischehenkrieg, der zwischen katholischen und evangelischen Christen im langen 19. und auch noch im 20. Jahrhundert tobte und tobt, eindrücklich veranschaulichen. Dieser Konfessionsfundamentalismus, der in den 'Ungläubigen' gerade nicht den anderen Christen sehen und anerkennen will, stößt mehr und mehr, gerade bei den aktiven Gläubigen, auf entschiedene Ablehnung. [...] Hier taucht eine neue, vielleicht in Zukunft außerordentlich wichtige Konfliktlinie auf, und zwar zwischen solchen Glaubensströmungen, die dem Zweifeln Raum geben, ja, darin ein Moment der Rettung der Religion sehen, und denjenigen, die, um den Zweifel abzuwehren, sich in der konstruierten 'Reinheit' ihres Glaubens verbarrikadieren. 'Harte Religionen bieten den Konsumenten sehr viel', konstatiert der Theologe Friedrich Wilhelm Graf, 'eine starke, stabile Identität, krisenresistente Welt- und Zeitdeutung, geordnete Familienstrukturen und dichte Netzwerke der Solidarität.' Gegen die 'Diktatur des Relativismus' kämpfend, verteidigt Papst Benedikt XVI. die katholische Hierarchie der Wahrheit, die einer Skatlogik folgt: Glaube sticht Verstand. Christlicher Glaube sticht alle anderen Glaubensarten (insbesondere den Islam). Römisch-katholischer Glaube ist der Kreuzbube, der alle anderen christlichen Skatbrüder des Glaubens sticht. Und der Papst ist der allerhöchste Trumpf im Wahrheitsskatblatt der katholischen Rechtgläubigkeit.
Ulrick Beck: Gott ist gefährlich (2008) (In: Wozu Gott ? Religion zwischen Fundamentalismus und Fortschritt. Hrsgg. v. P. Kemper. Verlag der Weltreligionen, 2009. S.213 ff)“_
Quelle, S. 35: http://www.fachverband-ethik.de/fileadmin/datenbawue/dateien/unterrichtsmaterialien/readerreligionskritik.pdf
Gruß von
Klarsicht
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dies
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