Richards Twitter Ecke (41)

Mehr als 30.000 Tweets, über 1,8 Millionen Follower, Richard Dawkins nutzt Twitter mit viel Elan.

Richards Twitter Ecke (41)

An dieser Stelle möchten wir regelmäßig einige seiner interessanten, und auch teilweise provokanten, Tweets präsentieren. Die deutsche Übersetzung liefern wir gleich dazu, da ein Tweet häufig nicht in der prägnanten Kürze des Originals ins Deutsche übertragbar wäre, um auf der Twitter Seite der RDF Deutschland getweetet zu werden.

Each chapter of The Magic of Reality answers 1 child question (eg What is a miracle? What is the sun?) Suggest different Qs for a new book?
— Richard Dawkins (@RichardDawkins) 15.  März 2017

Jedes Kapitel von Der Zauber der Wirklichkeit beantwortet eine Kinderfrage (z. B. Was ist ein Wunder? Was ist die Sonne?) Habt ihr andere Fragen  für ein neues Buch?
— Richard Dawkins (@RichardDawkins) 15.  März 2017
Hier geht's zum Originalartikel...

Kommentare

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    Rene.C.

    Sehr geehrter, Herr Dawkins!
    Als glühender Verehrer ihrer Bücher, insbesondere „Der Gotteswahn“ und die „Schöpfungslüge“, möchte ich Ihnen gerne sagen, dass Sie mir Mut zugesprochen haben eine atheistische Einstellung in der heutigen Zeit ohne Furcht vor Repressalien irgendeiner Art haben zu können! Nicht dass ich, seit ich denken kann, mich mit der Frage beschäftige ob es einen Gott gibt oder nicht, war ich eigentlich auch immer schon auf der Suche nach Antworten …
    Eine Haltung einzunehmen, die mir erlaubt meine (berechtigten) Zweifel zu hegen, ist mir durchaus immer verwehrt geblieben und mit negativer Angst besetzt worden. Dies liegt nicht zuletzt an meiner Familie, die zwischen den einzelnen Religionen hin und her gewechselt ist. Umso dankbarer bin ich Ihnen, mir diese Angst vor eventueller „Repressalien“ genommen zu haben, sollte ich das Eine oder Andere in Frage gestellt zu stellen….
    Ich muss meine eigentliche Frage schnell zu Schrift bringen, bevor ich mich in Einzelheiten verliere, was meinen heutigen Atheismus prägt ! 😉
    Ich frage mich bis heute, warum die Bibel (christliche Version) persé, oder besser gesagt deren „Hüter“ den Anspruch auf „Vollkommenheit“ vertreten und keine Fortführung im neuzeitlichen Sinn der christlichen Gemeinschaft erlauben !?
    Darf es denn keine Fortsetzung geben? Sie ist über 2000 Jahre alt?
    Diese Frage brennt mir auf der Zunge…. ! Diese Schrift wurde in ihrer ganzen Entstehungsgeschichte über mehrere Jahrhunderte geschrieben und hört auf mit den Worten: "Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!"
    ….also auch mit allen anderen Religionsvertretern anderer Weltreligionen! Wie schön und versöhnlich das doch zu sein scheint! Also wörtlich genommen, könnte ich demnach ja auch „Polytheist“ sein und an meine eigenen Götter in meiner Vorstellung glauben….
    Wer sagt uns denn: – sollte ich dem Agnostizismus doch eher zugeneigt sein, verzeihen sie es mir, bitte! - dass es für jedes „Wehwehchen“ in meinem Leben, nicht doch lieber einen eigenen Patron gibt? Was begründet diesen vehementen „Monotheismus“? Diese Frage können selbst die anerkanntesten Religionsverstreter dieser Welt nicht beantworten…. Da schenke ich doch noch eher der „Astrologie“ in meinem täglichen Horoskop meiner Tageszeitung mehr Glauben als der Bibel, dem Koran, oder eben auch einem Schamanenbuch der alten Indios….

    In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen und uns weiterhin sehr viel Erfolg und viele „angstlose“ Zeitgenossen, die Sie – so wie mich – auf einem Weg begleiten der weithin tröstlicher ist, als es viele zu „glauben“ scheinen !

    Viele, herzliche Grüße aus Wien sendet Ihnen
    René Cerncec (Krankenpfleger)!

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      Norbert Schönecker

      Sehr geehrter Herr Cerncec!

      Auch wenn Ihre Frage an Herrn Dawkins gerichtet war, erlaube ich mir, eine Antwort aus katholischer Sicht zu geben (für den Fall, dass Sie Interesse haben):

      Ihre Hauptfrage war:
      "Ich frage mich bis heute, warum die Bibel (christliche Version) persé, oder besser gesagt deren „Hüter“ den Anspruch auf „Vollkommenheit“ vertreten und keine Fortführung im neuzeitlichen Sinn der christlichen Gemeinschaft erlauben !?"

      Nun: Die Katholische Kirche nimmt für sich in Anspruch, die Bibel fortzuführen. Nach katholischer Lehre ist die Tradition der Kirche genauso heilig wie die Bibel. Ausformuliert wird diese Tradition in den Texten der allgemeinen Konzilien sowie der liturgischen Bücher.

      Was das Verhältnis zum von Ihnen angesprochenen Polytheismus betrifft: Im letzten Konzil der Katholischen Kirche heißt es über den (polytheistischen) Hinduismus:
      "So erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche Geheimnis und bringen es in einem unerschöpflichen Reichtum von Mythen und in tiefdringenden philosophischen Versuchen zum Ausdruck und suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebend-vertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage."

      Und im selben Text allgemein über andere Religionen:
      "Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet."

      Der vehemente Monotheismus kommt m.E. aus einer mystischen Einheitserfahrung, die vielen Mystikern verschiedenster Religionen gemeinsam ist. Wenn die Welt eins ist, dann muss das Göttliche auch eins sein. Das aber meine private Meinung.

      Nochmal zum letzten Konzil: Im letzten Abschnitt heißt es: "Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern."

      In diesem Sinne: Brüderliche Grüße von einem Katholischen Priester an einen Atheisten/Agnostiker, und von Wiener zu Wiener!
      Norbert Schönecker

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        Kalle Simon

        Sehr geehrter Herr Schönecker,
        mit großem Interesse habe ich Ihre Ausführungen zu Herr Cerncecs Fragen gelesen und stolpere doch über Ihre Wortwahl. Können Sie mir deutlicher erklären, inwiefern das Konzil eine Aussage treffen kann wie: "Die katholische Religion lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, das sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht seltenen einer Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet."
        Erstens würde ich gerne wissen, was mit dem Attribut "wahr" gemeint ist´. Der Hinduismus hält Ganesha für wahr heißt dass, das die katholische Kirche auch die Idee einer Ganeshaanrufung als Handlung für wahr hält? Ganesha wird in Indien von vielen Schülern bei Klausuren angerufen. In Deutschland (und sicherlich auch in Österreich) beten Schüler häufig über Klausuren in der Form: "Lieber Gott, mach dass mir die Formel für die Gleichung einfällt". Was ist die hier durchscheinende Wahrheit?

        Sind Sie sicher, dass das Konzil das Wort "wahr" benutzt hat?

        Mit freundlichen Grüßen von einem Atheisten an einen katholischen Priester

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          Norbert Schönecker

          Sehr geehrter Herr Simon!

          Danke für Ihr Interesse. Ich bin überzeugt davon, dass Atheisten und Gläubige gut miteinander auskommen können, wenn man versucht, den anderen kennenzulernen - so wie Sie es tun.

          Zu Ihren Fragen:
          Unter "wahr" versteht die Kirche eine transzendente Wahrheit - also mehr, als nur eine Entsprechung von Aussage und Ausgesagtem. Letztlich ist Jesus selbst die Wahrheit. ("Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben")
          "Wahr" handelt also ein Mensch, der sein Leben gemäß den Geboten Jesu lebt.
          Dazu muss er diese Gebote gar nicht ausdrücklich kennen.

          Anhand Ihres Beispiels: Wenn ein indischer Schüler Ganesha anruft, weil ihm bewusst ist, dass sein Geist und dessen Erleuchtung ein göttliches Geschenk ist, dann tut dieser Schüler etwas Wahres (aus katholischer Sicht).
          Wenn ein Atheist einem anderen Menschen selbstlos hilft, weil er überzeugt ist, dass das Gute in der Welt verbreitet werden soll, dann tut er das aus einer wahren Erkenntnis heraus. Aus christlicher Sicht wirkt Jesus (die Wahrheit) in ihm, ob er das glaubt oder nicht.

          Ich hoffe, Sie sehen das nicht als Vereinnahmung Ihrer humanistischen Ideale durch die Kirche.

          Den zitierten Konzilstext auf deutsch finden Sie hier:
          http://www.vatican.va/archive/histcouncils/iivaticancouncil/documents/vat-iidecl19651028nostra-aetate_ge.html
          In der deutschen Übersetzung werden die Wörter "wahr" und "Wahrheit" verwendet, im lateinischen Original "verus" und "veritas".

          Mit freundlichen Grüßen
          Norbert Schönecker

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        Kalle Simon

        Sehr geehrter Herr Schönecker,
        ich bedanke mich für Ihre freundlichen Worte. Seien Sie versichert, dass ich tiefste Toleranz gegenüber Ihrer Person hege, auch wenn ich die Logik Ihrer Definition nicht verstehen kann und daher vielleicht bösartiger wirke, als ich es beabsichtige. Ich möchte mein Unverständnis zunächst auf die Selbstreferenz ihrer Erklärung beschränken. Selbstreferenz kann dienlich sein, sofern eine äußere Beurteilung hinzukommt. Aber was macht man, wenn ein Kreter sagt, dass alle Kreter lügen? Lassen Sie mich dazu mein Verständnis Ihrer Aussagen in einen logischen Schluss fassen.

        P1. Das "Mehr" der transzendentalen Wahrheit besteht nach Ihrer Definition in mehr als einer Entsprechung von Aussage und Ausgesagtem. Das heißt, dass eine Wahrheit nicht in der Aussage zu finden ist, sondern in dem, was ausgesagt werden soll, also einer richtigen Interpretation der Aussage. Das würde heißen: wahr ist, was richtig (interpretiert) ist.

        P2. Die Wahrheit ist Jesus selbst, er ist Weg, Wahrheit und das Leben. Ich muss diese Worte nach P1 interpretieren, da Jesus zunächst eine Bezeichnung für eine bestimmte Person ist, daher kann es sich nicht um das Leben (an sich), den Weg – etwa vor meiner Haustür – und die Wahrheit handeln. Hier scheinen wohl eher Abstrakta gemeint zu sein, als konkrete Phänomene.
        Heißt das, dass Leben (in Form einer einzig möglichen Existenz), Weg (ich gehe hier von der richtigen Art zu Handeln aus) und Wahrheit deckungsgleiche Begriffe darstellen, die wir als Jesus bezeichnen?

        Ihr Schluss wird dann nicht ganz klar.
        K. Wahr handelt also ein Mensch, der sein Leben gemäß den Geboten Jesu lebt.

        Wenn Jesus die Wahrheit, der Weg, das Leben ist, sollte der Mensch dann nicht sein wie Jesus und nicht bloß nach seinen Geboten handeln?
        Wenn dem so ist, funktioniert Punkt 1 aber nicht mehr als Prämisse, denn das Aussage ist nicht deckungsgleich mit dem Ausgesagtem. Eine Interpretation führt hier zu keinem „richtigen“ also potentiell wahrem Ergebnis.

        Ferner müssten die Gebote kategorisch befolgt werden. Auch hier muss zwar angenommen werden, dass Aussage nicht deckungsgleich ist mit Ausgesagtem, also interpretiert werden muss.
        Was machen wir dann aber mit Aussagen wie in: Mt13, 41-42 / Mt15,24 / Mt18,6/Mt 23,33 und besonders LK 22,36?

        Wie ich oben schon sagte, ich klinge vielleicht wütender als ich es meine, aber meine Vernunft sagt mir, dass dies keine richtigen Aussagen sind.

        Auch Ihr Atheistenbeispiel krankt an der Idee der Richtigkeit als Wahrheit. Im klassischen Trolley-Problem muss ein Mensch entscheiden, wer nun stirbt. Je nach Anordnung des Experimentes können 5 unschuldige oder 5 Mengeles auf der Schiene liegen, die vom Zug überfahren wird. Wenn ich Utilitarist bin, ist es richtig, bei 5 unschuldigen nur eine Person sterben zu lassen, bei 5 Mengeles allerdings nichts zu unternehmen. Meine Entscheidung in beiden Fällen ist richtig und daher wahr, weil ich im Interesse der Menschheit gehandelt habe und das Gute befördert habe.
        Wenn ich Deontologe bin, dann unternehme ich am besten nichts, denn ich kann nicht wollen, dass es ein allgemeines Gesetz gibt, wonach ein beliebiger Einzelner durch seine Handlung über den Tod eines anderen bestimmt. Der Zug rollt, aber daran und an den Folgen bin ich nicht schuld. Auch diese Handlung ist richtig, also wahr.

        Es klingt ein wenig pathetisch jetzt zu fragen, was würde Jesus im Falle des Trolleyproblems machen, aber wie soll ich nach seinem Gebot handeln, wenn Wahrheit der Richtigkeit entspricht?

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          Kalle Simon

          Eine Ergänzung, ich habe mich forttragen lassen;
          ich will damit sagen, dass es keine Wahrheit geben kann, wohl aber Richtigkeit. Daher entsteht kein Problem bei richtigen Aussagen, da sie keinen notwendigen Wahrheitsanspruch im oben definierten Sinn haben. Etwas ist (logisch) richtig oder nicht.Ferner kommt Richtigkeit ohne Transzendenz und somit komplett ohne Metaphysik aus.
          Und schlagender ist LK 19,27, ich bin in der Zeile verrutscht.

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