Warum muss es in den Medien eigentlich soviele Berichte zu religiösen Zeremonien geben? Gibt es nicht wichtigeres auf der Welt (Hunger, Armut, Umwelt)?
Es interessiert mich nicht, wer heilig gesprochen wird. Ich verstehe nicht, warum die Medien und noch dazu der öffentlich-rechtliche Rundfunk fragwürdigen religiösen Praktiken eine Plattform bietet. Ist es etwa Aufgabe der Medien, Religionen und deren Stimmungen und Sympathien zu verbreiten?
Tweet
Kommentare
Antwort auf #5 von Joerg Middendorf:
> Der bayrische Rundfunk ist federführend bei Nachrichten über den Vatikan und den Pabst. Die Journalisten vor Ort machen jedenfalls den Eindruck, als ob sie wirklich streng katholisch sind. Sie stimmen quasi in die Feierlichkeit religiöser Anlässe mit ein. Aber kann das die Aufgabe des "öffentlich-re...
Lieber Herr Middendorf,
was erwarten Sie von einem Sender, der Sonntagmittag um 12 Uhr anstelle der Nachrichten Glockengeläut sendet?
Antworten
Lieber Herr Middendorf,
Ihre Frage ist durchaus berechtigt. Die Medien hingegen fühlen sich nur für die Meinungsbildung verantwortlich, nicht jedoch für die Wahrheit.
In einem Brief hatte ich einst Christian Sievers, als er noch ZDF-Korrespondent in Jerusalem war, gefragt, warum er denn alle Palästinenser grundsätzlich und rigoros mit den Attributen militant, extrem, radikal usw. versehen würde. Und mit ihm alle deutschen Medien. Seine Antwort: Er müsse das tun, ansonsten verlöre er seine Akkreditierung in Israel. Nicht erst seit dieser Antwort wissen wir, wie Meinungsmache und Volksverhetzung medial gesteuert wird. Da die westliche Kultur zum großen Teil auf der fragwürdigen christlichen Lehre beruht, nehmen sich die Medien die Freiheit heraus, diese Lehre kritiklos zu stützen. Die Betonung liegt auf: Kritiklos.
Antworten
Antwort auf #8 von Middendorf:
> Deshalb bin ich der Meinung, dass den einfachen Gemütern nur mit einer Religion beizukommen ist, nämlich einer anderen, besseren, die von Physikern und Philosophen in verantwortungsvoller Weise konstruiert, erschaffen und gestiftet wird. Diese Physiker und Philosophen können sich die Tricks der Reli...
Hehre Worte, angesichts einer Welt, in der massenmediale "Aufklärung" durch Formate wie "X-Diaries" u. dgl. "geleistet" wird und die Teilnahme einer Bartlady am ESC einen Medienhype auslöst... Man wird wohl immer das Problem haben, dass "die breite Masse" von den größeren Zusammenhängen auch gar nichts wissen WILL, solange sie nur versorgt ist. Da Letzteres "früher" nicht ohne weiteres gewährleistet war, hat man eben für das Jenseits einen Gott der Personalunsterblichkeit versprochen - was den positiven Nebeneffekt eines frommen Lebenswandels (der Schafe!) nach sich zog. Diese Zeiten sind zwar in der westlichen Hemisphäre (vorerst!) vorbei, jedoch leider etwas gewichen, was man noch am ehesten als spätrömische Dekadenz betiteln kann...
Antworten
Deshalb bin ich der Meinung, dass den einfachen Gemütern nur mit einer Religion beizukommen ist, nämlich einer anderen, besseren, die von Physikern und Philosophen in verantwortungsvoller Weise konstruiert, erschaffen und gestiftet wird. Diese Physiker und Philosophen können sich die Tricks der Religionsstifter durchaus zunutze machen. Der Zweck heiligt die Mittel. Vielleicht wird es nicht mehr lange dauern und die etablierten Religionen von gestern werden verschwinden. An ihre Stelle wird eine universelle Religion treten, mit den Naturwissenschaften als Basis und einer an ihnen orientierten Philosophie.
Normal ist bis dato, dass die Kirche im Dorf ist. Aber diese wird verschwinden. An ihre Stelle werden astronomische Beobachtungstürme treten, die den Menschen wieder den Respekt vor den Sternen und vor der Natur zurückgeben.
Antwort auf #7 von Daniel:
> Ich denke, dass die Frage letztlich an der Intention des Fragestellers vorbei geht. Die Crux dürfte darin liegen, dass gerade dasjenige Publikum, das von den apostrophierten Medien (den öffentlich-rechtlichen) angesprochen wird bzw. werden soll, wohl ohnehin für die vom Fragesteller genannten dringl...
Antworten
Ich denke, dass die Frage letztlich an der Intention des Fragestellers vorbei geht. Die Crux dürfte darin liegen, dass gerade dasjenige Publikum, das von den apostrophierten Medien (den öffentlich-rechtlichen) angesprochen wird bzw. werden soll, wohl ohnehin für die vom Fragesteller genannten dringlicheren Probleme sensibilisiert ist. Ob dies nun gerade daran liegt, dass dieses Publikum (unterstelltermaßen) die Religion als Träger eines geschlossenen Wertesystems verinnerlicht hat, mag hier dahinstehen. Viel entscheidender dürfte indes sein, dass die sozialethischen Implikationen eines SÄKULAREN Weltentwurfs dem BREITEREN Publikum medial nicht vermittelbar sind. Es fehlt gewissermaßen noch ein in sich geschlossenes SÄKULARES Erklärungssystem, das die von vielen vielleicht erlebte (oder doch zumindest gefühlte) "Diktatur des Relativismus" abschafft und auf einfache Weise individuellen Lebenssinn stiftet - freilich kein einfaches Unterfangen.
Antworten
Anderes Beispiel, heute in den Nachrichten im Radio auf Wdr2: "Die katholische und evangelische Kirche haben sich heute in ... gegen die aktive Sterbehilfe ausgesprochen und dies noch einmal in einem ökumenischen Gottesdienst gemeinsam bekŕäftigt."
Warum sich die Medien immer so verhalten, als ob es besonders wichtig sei, was die Kirchen sagen.
Es gibt auch noch andere gesellschaftliche Institutionen, die sich da besser auskennen als die Kirchen, z.B. Ethikkomissionen. Vielleicht sollten die Medien stärker recherchieren, was Ethikkomissionen oder Ärzteverbände von sich geben, statt nur auf die Kirchen zu schielen. Inwieweit sind hier die Medien von Kirchensympathisanten unterwandert?
Dann gibt es in den Nachrichten drei Stichworte: katholische Kirche, evangelische Kirche und aktive Sterbehilfe. Hintergrundinformationen gibt es keine. Aktive Sterbehilfe ist schlecht, die Kirchen sind dagegen, also sind die Kirchen gut und haben recht. Wie einfach doch die Welt ist. Der Begriff der aktiven Sterbehilfe wird gern von den Kirchen für ihre Zwecke instrumentalisiert, Ärzte und Mediziner reden gar nicht von aktiver Sterbehilfe, sondern von möglichen Alternativen in realen Situationen in den Krankenhäusern vor Ort.
Die Medien sind so plakativ wie die Religionen selbst, beide benutzen dieselben Schablonen und Schubladen. Ich finde dies sehr bedenklich.
Antworten
Der bayrische Rundfunk ist federführend bei Nachrichten über den Vatikan und den Pabst. Die Journalisten vor Ort machen jedenfalls den Eindruck, als ob sie wirklich streng katholisch sind. Sie stimmen quasi in die Feierlichkeit religiöser Anlässe mit ein. Aber kann das die Aufgabe des "öffentlich-rechtlichen" Rundfunks sein, über die Leitungen zu transportieren, wie sich der Pabst gerade fühlt? Die Medien geben diesen religiösen Feierlichkeiten und Ritualen eine Plattform, sie verstärken sie, sie machen sich zum Sprachrohr der Religion. Aber dies ist nicht ihre Aufgabe, sondern objektive Berichterstattung.
Antwort auf #4 von Bernd Kammermeier:
> Ich denke, es geht nicht so sehr um den Inhalt dessen, was gezeigt wird (in der Tat wird auch über viel Volkstümliches und nicht wirklich Weltbewegendes berichtet), sondern um die Einbettung des Gezeigten in ein kommentierendes Umfeld, in einen Rahmen. Würde der Rosenmontagsumzug als trockene, gedie...
Antworten
Ich denke, es geht nicht so sehr um den Inhalt dessen, was gezeigt wird (in der Tat wird auch über viel Volkstümliches und nicht wirklich Weltbewegendes berichtet), sondern um die Einbettung des Gezeigten in ein kommentierendes Umfeld, in einen Rahmen. Würde der Rosenmontagsumzug als trockene, gediegene Veranstaltung gezeigt und kommentiert, mit Grabesstimme des Sprechers und "ernsthaften" Würdigungen, dann wäre das am Thema vorbei.
Eine Papstwahl hat das Niveau einer Wahl eines Landespräsidenten und entsprechend könnte man es zeigen - ohne den sinnlosen, aber optisch wirksamen Pomp. Doch was ist mit dem Geburtstag der Queen? Das wird auch gediegen übertragen, mit viel Ehrfurcht vor den Royals. Das sind halt schöne Feste und wenn sie so eingebettet sind, ist dagegen auch nicht einzuwenden. Die Oscar-Verleihung hat auch nur einen geringen journalistischen Nutzen.
Doch Heiligsprechungen müssten kommentiert werden von Wissenschaftlern, die zumindest auf die Fragwürdigkeit der zugrundeliegenden Wunder hinweisen. Insgesamt müssten deutlichere Wort - entsprechend journalistischer Sorgfaltspflicht (die zumindest die örRF-Anstalten in ihrem Rundfunkstaatsvertrag stehen haben) - fallen, die das Geschehen in unsere Wirklichkeit einordnen helfen und nicht als normale Bestandteile eines realexistierenden Paralleluniversums erscheinen lassen.
Doch dagegen wehren sich die Religionen ähnlich intensiv und erfolgreich, wie die Adelshäuser stets drauf achten, dass nur die entsprechend eingestellten "Kenner" der Adelshäuser zum Zuge kommen. Bei harmlosen Veranstaltungen (zu denen ich auch im Prinzip überflüssige Sportübertragungen rechne) ist dies okay, weil jeder selbst deren Wert oder Unwert einordnen kann.
Die Religionen nehmen hier insofern eine Sonderstellung ein, als sie eben einen Wahrheitsanspruch verkünden. Wie gesagt, entsprechend des Rundfunkstaatsvertrages müssten mindestens die ör Sender objektiver und journalistischer berichten. Doch am Ast der kirchlichen Vertreter in den Rundfunkräten, die das verhindern (wollen), wird schon kräftig gesägt.
Antworten
Warum denn nicht? Schließlich werden auch Fasnachtsumzüge, Karnevalssitzungen, der Bieranstich des Oktoberfests und viele andere Großereignisse übertragen, die längst nichts mehr mit ihren Ursprüngen zu tun haben.
Antworten
Ich denke, dass sich die Medien auf einer Gratwanderung zwischen objektiver Berichterstattung und Sprachrohr der Religion bewegen. Einerseits müssen sie über Fakten berichten - leider ist eine Heiligsprechung auch ein Faktum - und andererseits machen sie sich zwangsläufig damit selbst zum Sprachrohr der Religion. Der unkritische Medienkonsument ist hier unter Umständen religiöser Stimmungsmache schutzlos ausgeliefert. Der Drogencharakter der Religion muss offengelegt werden und es müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um Jugendliche, die durch die Religion noch nicht infiltriert sind, zu schützen. Die gesellschaftlichen Schutzvorrichtungen sind ja auch äußerst bemüht, Zigarettenpackungen mit großen Warnschildern zu versehen. Bei dem traditionellen Getränk Bier ist dies nicht der Fall. Vielleicht liegt das ja auch am Einfluss der Religion, wer will hier schon vor etwas warnen, was seit Jahrtausenden unter Mönchen im Kloster Tradition hat.
Antwort auf #1 von SonnenKlar:
> Die Medien haben sehr viel Macht bei der Meinungsbildung (positiv wie negativ). Ich will nicht verallgemeinern, habe jedoch den Eindruck, daß viele Reporter unter dem Deckmantel der Objektivität versuchen diese Macht im Interesse des jeweiligen Medienapparates zu mißbrauchen. Möglicherweise sind sie...
Antworten
Die Medien haben sehr viel Macht bei der Meinungsbildung (positiv wie negativ). Ich will nicht verallgemeinern, habe jedoch den Eindruck, daß viele Reporter unter dem Deckmantel der Objektivität versuchen diese Macht im Interesse des jeweiligen Medienapparates zu mißbrauchen. Möglicherweise sind sie auch nur auf den Hype aus, den kontroverse Themen zwangsläufig mit sich ziehen.
Der einzige Schluss, den ich daraus ziehen kann ist, daß die meisten Medien unter der Kontrolle religiös geprägter Menschen sind. Auf zeit.de oder spiegel.de werden antireligiöse Kommentare regelmäßig gelöscht, selbst wenn sie objektiv und nicht beleidigend sind.
Es gibt natürlich auch unabhängige bzw sekulare Medien, wie zB hpd.de, die ich jedem empfehle.
Zu der Frage "Ist es etwa Aufgabe der Medien, Religionen und deren Stimmungen und Sympathien zu verbreiten?":
Nein, natürlich nicht. Aus o.g. Gründen denke ich aber, daß die meisten Medien sich das mitunter zur Aufgabe gemacht haben. So lange Religion und alles, was mit dem abrahamitischen Gott zu tun hat, in der breiten Öffentlichkeit immer noch (aufgrund von Unwissen) positive Assoziationen auslöst, wird sich das sicher auch nicht so schnell ändern.
Antworten
Neuer Kommentar