Gedankenverbrechen und Rechtsstaat
Weil ein Verbrechen juristisch definiert ist, und es gibt keine juristische Definition, nach der Satanismus ein Verbrechen wäre.
Wie immer versuchen Christen, ihre Version von Moral durchzusetzen, nach der man etwas als unmoralisch erklärt, was kein Verbrechen sein kann. Dazu gehören die sog. „Gedankenverbrechen“, nach der es bereits verboten sein soll, das Falsche zu denken.
Das finden wir beispielsweise bei Jesus, der es bereits für unmoralisch erklärt, eine andere Frau in Gedanken zu begehren. Ich halte das selbst für eine falsche Moral, denn die Gedanken sollten frei sein. Das wird lediglich in Tyranneien anders gesehen, denn eine Tyrannei versucht, sich zu schützen, indem sie abweichendes Denken bestraft. Ein Gedanke selbst kann, wenn man ihn nicht ausführt, niemals ein Verbrechen sein, nur Handlungen können überhaupt unmoralisch sein und nur bei Ausführung kann man über eine Strafe auch nur diskutieren.
Wir sehen hier, dass bereits der Jesus der Evangelien nicht „moralisch perfekt“ war, sondern die Grundlage für echte Verbrechen gelegt hat, etwa die Ermordung von Hexen. Denn die Konsequenz ist, da wir nicht wissen, was ein anderer denkt, dass man ihn für alles bestrafen kann, was einem gerade so einfällt. Gegen den Vorwurf eines „Gedankenverbrechens“ gibt es für einen Angeklagten keine Möglichkeit der Verteidigung. Das ist das perfide daran. Wenn jemand der Hexerei angeklagt wurde, gab es niemals Beweise dafür, dass angebliche „Verbrechen“ fand nur im Kopf statt, meist auch nur im Kopf des Anklägers. Dann wandte man Folter an, um ein Geständnis zu erpressen. Wenn man Menschen lange genug foltert, sind gerade die Empfindsamen bereit, irgendwann alles zu gestehen, um die Folter zu beenden, selbst wenn das den eigenen Tod bedeutet.
Das ist also die Konsequenz dessen, wenn man so unmoralisch denkt wie Jesus. Wenn man bereit ist, alles zu tun, um eine Tyrannei des Denkens zu schützen, die man ohne solche Maßnahmen nicht wirklich schützen kann.
Zudem ist es eine perfide Methode der Kontrolle und Manipulation, wenn man bereits Gedanken für unzulässig erklärt. Hier geht es, wenn man Satanismus zu einem Verbrechen erklärt, um zweierlei: Moralische Kontrolle über die Menschen gewinnen und die Vernichtung etwaiger Konkurrenz.
Zudem haben Christen ein Zerrbild von Satanismus im Kopf, denn der Satanismus hat überhaupt nichts mit dem Satan der Bibel oder des Christentums zu tun. Man macht also im Christentum so seinen Irrtum zur Grundlage, um etwas zum Verbrechen erklären zu wollen, was kein Verbrechen sein kann, um seine eigene Unmoral in betrügerischer Weise durchzusetzen. Es ist also ein Verbrechen, wenn man Satanismus zum Verbrechen erklärt, und zwar gerade dann, wenn man christliche moralische Standards anlegen würde - was man logisch konsistent ohnehin nicht kann.
Das ist ein Zeichen einer komplett verkorksten Moral. Sie existiert bloß zum Zweck, andere zu manipulieren, und erfreut sich deswegen so großer Beliebtheit. Aber sobald man nicht Handlungen zum Verbrechen erklärt, sondern bereits Gedanken, hat man seine Moral auf tiefe Weise korrumpiert. Wer eine so korrumpierte Moral hat wie der Jesus der Evangelien taugt nichts als moralisches Vorbild. Es wäre ein großer Fortschritt der allgemeinen Moral, wenn man auf das angebliche Vorbild Jesus mit der gebührenden Verachtung blickt.
Etwas „Falsches“ denken
Man bezeichnet das übrigens als Gesinnungsethik. Es reicht bereits, etwas „Falsches“ zu denken oder auszusprechen, um einen Sturm moralischer Entrüstung auf sich zu ziehen. Derjenige, der sich empört, definiert dabei nach eigener Willkür, was moralisch falsch und was richtig ist, um dann schon Verstöße dagegen in Gedanken oder Worten - Worte sind nur geäußerte Gedanken - bestrafen zu wollen, indem man soziale Ächtung fordert. Soziale Ächtung ist in einer Gesellschaft bereits eine Strafe. Es wird also eine Strafe verhängt, gegen die sich der Bestrafte kaum wehren kann, außer durch soziale Wohlgefälligkeit, d. h., er muss sich manipulieren lassen, um der Strafe zu entgehen. Eine Gesinnungsethik ist also auch ein Mittel der Manipulation und ist vergleichbar mit dem Mobbing. In letzter Zeit sind wir, empfindsam gegen Mobbing geworden, was gut ist. Ein Shitstorm ist ebenso eine Form des sozialen Mobbings. Mobbing benutzt manipulative Formen einer Gesinnungsethik und sollte daher geächtet werden.
Ich will mal ein Beispiel nennen: Unter der „falschen Flagge der Höflichkeit“ segelt die Political Correctness, eine manipulative Gesinnungsethik, die Orwell in seinem Roman 1984 als ein Mittel einer faschistoiden Tyrannei beschrieben hat. Was Orwell als Kritik gemeint hat, wurde inzwischen zum Instrument der „Empörialisten“, der manipulativen Gesinnungsethiker. Es ist richtig, höflich zu sein, nur kann man das nicht erzwingen - Höflichkeit ist eine freiwillige Leistung, die man nicht erpressen sollte. Denn so erkennen und unterscheiden wir zwischen den höflichen, zivilisierten Menschen, und denen, denen das Leben anderer Menschen gleichgültig ist. Erpresst man Höflichkeit von Allen, kann man diese Unterscheidung nicht mehr treffen, und man erkennt die Unzivilisierten unter uns nicht mehr.
Beispiel: Zigeuner. Die PC-Gesinnungsethiker haben es geradezu zum Verbrechen erklärt, den Ausdruck Zigeuner für eine Gruppe von Menschen zu benutzen. Man sollte ihn vermeiden. Nun ist der Begriff Zigeuner aber die Selbstbezeichnung einer Gruppe von Menschen, und die hat man nicht gefragt, ob es höflich oder unhöflich ist, sie so zu bezeichnen wie sie sich selbst. Man hat nur die beiden größten Gruppen gefragt, die Sinti und Roma, die sehr einverstanden damit sind, wenn man Zigeuner als Sinti und Roma bezeichnet. Damit verschwinden nämlich die anderen Gruppen, die Jenische, Fahrende, Manouches, Kalés, Lambadi, Koya, Narrikuvar und andere. Diese bezeichnen sich selbst als Zigeuner, und die haben auch keine Probleme mit Zigeunersoße oder dem Zigeunerbaron. Das ist der Grund, warum ich nicht die Absicht habe, mich dieser Gesinnungsethik zu unterwerfen - aus Respekt vor denen, die sich selbst so bezeichnen und das nicht als unhöflich empfinden. Im Zweifel kann man die Leute ja fragen, ob man sie als Zigeuner bezeichnen darf oder nicht, aber das tun die PC-Gesinnungsethiker nicht, sie setzen sich über diese Menschen hinweg, und sie setzen sich durch.
Etwas anderes ist der Begriff „Neger“, der von Schwarzen durchaus als Beleidigung empfunden wird und daher nicht benutzt werden sollte - übrigens ungeachtet seiner Herkunft. Aber man sollte die Leute nicht daran hindern, das zu sagen - ich wüsste schon gerne, wer ein verkappter Rassist ist und wer ein höflicher, zivilisierter Mensch ist.
Menschen assoziieren mit den Begriffen verschiedene Dinge. Diese sind durchaus flexibel. Nur weil jemand den Ausdruck „Zigeuner“ nicht mehr benutzen darf, ohne Empörung auf sich zu ziehen, wird er diese auch nicht mehr lieben oder wertschätzen. Er wird nur seine Gedanken verbergen, so dass man nicht mehr weiß, wes Geistes Kind er ist.
Wenn also Gesinnungsethiker fordern, etwas zum Verbrechen zu erklären, dann sollte man sie so früh wie möglich stoppen. Eine solche korrupte Moral hat in einer freien Gesellschaft nichts zu suchen. Satanismus kann kein Verbrechen sein. Punkt. Ebenso könnte ich fordern, das Christentum zum Verbrechen zu erklären, und dafür sprächen Millionen Mal mehr Gründe als beim Satanismus.
Christen mag es nicht gefallen, aber im Namen von Jesus wurden Millionen Mal mehr Menschen ermordet als im Namen Satans - und zwar schon in der Bibel. Die Realität ist dem gefolgt. Wenn ein Satanist Menschen schadet, sollte man ihn deswegen als Person verurteilen, genau wie bei einem Christen, Atheisten oder Muslim auch. Dafür haben wir ein Rechtssystem.
Volker Dittmars Webseite: Religionskritik: Leben, Glauben, Religion, Gott
Kommentare
Im dritten Absatz vermischt der Autor "Unmoral" mit "Verbrechen". Nein, eine andere Frau zu begehren ist kein Verbrechen. Es ist aber unmoralisch.
Fast jede Ehefrau wird Ihnen bestätigen, dass es für eine Ehe schädlich ist, wenn der Ehemann seinen gedanklichen Seitensprüngen freien Lauf lässt - und umgekehrt missbilligen ebenso die meisten Ehemänner, wenn ihre Frauen andere Männer anschwärmen. Aber kein Ehepartner käme auf die Idee, das als Verbrechen zu bezeichnen.
Was die Hexenprozesse angeht: aus Sicht der Hexenverfolger (!) wurden durchaus echte Verbrechen geahndet, nicht nur Gedanken. Die Anklagen waren zu Beginn des Hexenwahns meistens Schadenszauber, später Teufelspakt und Geschlechtsverkehr mit dem Satan. Wer aber bereits damals meinte, dass Schadenszauber, Hexenflug und Sex mit Dämonen nur Einbildung seien - wie z.B. Regino von Prüm († 915) Papst Gregor VII († 1085) und überhaupt die meisten Päpste - war gegen staatliche Strafen, sondern setzte auf unblutige Erziehungsmaßnahemn. Die Hexenverfolger meinten also nicht, Gedanken zu bestrafen, sondern Taten. (Oder sie waren Frauenhasser oder Sadisten, oder sie wollten sich bereichern, aber das ist dann ein anderes Thema).
Dass der moderne Satanismus nichts mit dem biblischen Satan zu tun hat, stimmt. Es stellt sich aber die Frage, warum er sich dann Satanismus nennt? Meine Vermutung: aus Provokation. Dann dürfen sich dann aber Satanisten nicht wundern, wenn mäßig gebildete Christen auf diese Provokation einsteigen.
Zum eigentlichen Thema des Artikels:
Ein Gedanke darf nie ein Verbrechen sein. Einverstanden.
Eine Aussage oder ein gedruckter Text kann aber bereits ein Verbrechen sein - z.B., wenn er eine Verleumdung oder einen Aufruf zu einer Straftat enthält.
Die 11. Satanische Regel der Church of Satan lautet: "Wenn du in offenem Gelände unterwegs bist, belästige niemanden. Wenn dich jemand belästigt, fordere ihn dazu auf, dies zu unterlassen. Wenn er nicht damit aufhört, vernichte ihn."
Hier fände ich es berechtigt, wenn die Staatsanwaltschaft nachfragt, was genau mit "belästigen" und "vernichten" gemeint ist, und wie wörtlich diese Regel von den Anhängern der Church of Satan genommen werden soll.
Ich fände es genauso berechtigt, wenn eine Kultur, die vom Christentum keine Ahnung hat, frisch eintreffenden Missionaren entsprechende Fragen nach einigen Bibelstellen stellt.
Falls sich herausstellen sollte, dass Satanisten wirklich propagieren, lästige Menschen zu töten, dann wäre ein Verbot berechtigt.
Es ist nur deshalb nicht berechtigt, weil meines Wissens so etwas in der Praxis noch nie geschehen ist.
Antworten
Jesus hat nie von gedanklichen Verbrechen gesprochen; dies ist eine willkürliche und pejorative Auslegung. Wenn Jesus gesagt hat, dass bereits sündigt, wer die Frau des Nächsten in blossen Gedanken begehrt, wollte er auf die falsche Gesinnung hinweisen. Die Gesinnung lässt Gedanken entstehen; Gedanken ergeben Absichten; Absichten äussern sich in Worten; Worte manifestieren sich in Taten.
Beim Satanismus ist zu unterscheiden zwischen "symbolischem" und "religiösem" Satanismus.
Symbolischer Satanismus (Church of Satan) ist sozusagen harmlos, seine Anhänger sind grösstenteils Atheisten und sehen den Menschen als göttlich an (homo deus). Sie bedienen sich satanischer Symbole als Erkennungsmerkmal.
Religiöser Satanismus hingegen ist gefährlich. Es wird tatsächlich Satan - also der Widersacher Gottes - angebetet und mit kriminellen kultischen Handlungen verehrt, worunter Folter, Missbrauch und sogar Mord fällt.
Nach strenger, christlicher Auslegung ist gegen Gott und somit für Satan, wer nicht für Gott ist. Somit sind symbolischer und religiöser Satanismus letztlich beiderseits Satan zugetan. Und somit ist Satanismus generell böse. Punkt.
Antworten
Das ist ein generelles Problem unserer Gesellschaft , die massiv die Menschenrechte beschneidet , wann immer eine (oft kleine) Gruppe sich beleidigt fühlt. Ich kann in diesem "Maulkorb" keine einzige positive Auswirkung erkennen. Wie fehlgeleitet das Recht in dieser Hinsicht schon ist, kann man an vielen Beispielen erkennen. Comedians können offenbar schon über Witze über Namen (!) bestraft werden (Oliver Pocher) , das Gendern und die "Political Correctness" sind andere nicht nachvollziehbare Beispiele. Solange sich die Gesellschaft mit solchen Marginalitäten befaßt , ist wirkliche Freiheit unerreichbar. Ich habe die Demokratie in Deutschland immer schon als Illusion angesehen, faktisch ist unser Staat nicht demokratisch. 2019 wurde 70 Jahre Grundgesetzt gefeiert , dabei war dieses Gesetz immer nur auf dem Papier in Kraft. Ausnahmen sind offenbar nach Belieben möglich.
Antworten
Neuer Kommentar