Wenn ich mir als ziemlich neuen noch relativ "unvoreingenommenen" agnostisch relativistischen Atheisten jüngeren Jahrgangs die medial dokumentierten überaus naiven Reaktionen "gläubiger" Opfer frühkindlich indoktrinierter Religionen auf die in Richand Darwkins Werken aus meiner Sicht noch relativ gemässigt formulierten Argumentationsketten einer wissenschaftlich aufgeklärten Weltanschauung so reinziehe, läuft es mir kalt den Rücken runter. Religionen müssen definitiv abgeschafft werden!
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Mir stellt sich jeweis die Frage ob man die Perversität des Glaubens eher durch die psychologische Dynamik einer In-/Outgroup Situation oder durch einer davon abgelösten individuellen egozentrischen Unvernunft eines narzistischen Selbstbildes erklären könnte. Wahrscheinlich ist es eine Mischung beider menschlichen Unzulänglichkeiten. Je nach Standpunkt könnte man auch die These, dass Glaube nur der "Schmierstoff" zum Funktionieren der Religion sei auch invertieren.
Zu deuschtschen integrationspolitischen Sachverhalten möchte ich mir als Schweizer kein Urteil anmassen, kann mir jedoch vorstellen dass die diesbezüglichen Problematiken unsererseits in die selbe Richtungen gehen. (Minarettverbot hin oder her ;)
PS: Kirchengeläut sollte im 21. Jahrhundert genausowenig Relevanz/Berechtigung behalten/bekommen wie die quintäre Zeitansage/Salãtaufforderung osmanischer manãras (schon gar nicht im Land der präzisesten Qualitäts-Uhren) die demonstrative Symbolik der Machtausübung ist die Selbe...
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Wenn man aber den Statistiken glaubt, die besagen, dass ca. 95% der Menschheit an irgendwas glaubt, ist das zwar ein wohlmeinender Wunsch, der nur leider von der Realität ziemlich weit entfernt zu sein scheint. Dawkins und anderer Autoren Auslassungen über "liberale" Gläubige liefern hier einen Hinweis, weshalb die tatsächliche Abschaffung der Religionen wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen wird. Es ist für mich verständlich, dass jemand in Anbetracht der Auswirkungen religiöser Strukturen auf die Welt von der Verzweiflung gepackt werden kann. Unterhaltungen mit "harmlosen liberalen" Gläubigen in meinem eigenen Umfeld zeigen mir aber immer wieder, dass das so einfach nicht zu bewerkstelligen ist. Es scheint wohl tatsächlich so, dass wir eine Art "hardwiring" für Aberglauben jeglicher Art in unserer neuronalen Struktur aufweisen, Auch wenn diese mit kognitiver Arbeit übersteuert werden kann, scheint dies offensichtlich für die Mehrheit der Menschen ein großes Problem darzustellen. Es ist der "horror vacui", die Angst vor der Leere, die uns dazu treibt uns im Zweifelsfall auch absurder Antworten zu bedienen, wenn es keine guten und einfachen gibt.
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Das Glauben an sich ist ja gar nicht das Problem. Das ist nur der "Schmierstoff" für die eigentliche Funktion der Religion. Gerade der Islam als jüngste der monotheistischen Religionen zeigt dies besonders deutlich - dieser Tage deutlich mit dem IS. Evolutionär in uns angelegt ist ein gewisser Expansionsdrang. Die Grenzen des eigenen Territoriums müssen immer wieder ausgedehnt werden, um Lebensraum, Futterbeschaffungsraum und Sicherheitsabstand zu Konkurrenten zu schaffen.
Diese Aufgabe ist gefährlich - weil dort bekannte oder unbekannte Gefahren lauern - aber unabdingbar. Daher die wechselvolle Kolonialgeschichte der Menschheit. Wie bringe ich jetzt einen Stamm dazu, lokal zu expandieren? Ich verspreche ihm das Blaue vom Himmel - oder fülle den Himmel mit Gestalten, die dies stellvertretend für die jeweiligen Herrscher erledigen.
Genährt wurde diese entstehende Motivationsideologie aus dem althergebrachten Animismus/Schamanismus, der sowieso alle Dinge belebt sah. Der alte Geisterglaube war die Überzeugungsebene, auf der personifizierte Götter geschaffen werden konnten - natürlich nicht als Nachbarn hinter dem nächsten Hügel (der eventuell besucht werden konnte), sondern in (so hoffte man damals) auf ewig unerreichbaren Gefilden: Dem Himmel, wo Regenmacher und Wetterkontrolleure wohnen mochten! Auch Lebensräume tief unter der Erde waren als ausreichend unerreichbar auserkoren und durften fortan finstere Gestalten enthalten, feurige gar, wie immer wieder auftretende Vulkanausbrüche deutlich belegten.
Dieses nach damaligem Verständnis schon erstaunlich ausgereifte, logische Weltbild, das für niemanden einen Widerspruch zu bekannten Fakten enthielt, konnte eine unantastbare Basis für himmlische Motivatoren bieten. Zu welchem Zweck? Natürlich für die Eroberung der Welt - zumindest des nächsten Waldes jenseits des Flusses. Schon früh tauchte daher der tröstliche Jenseitsgedanke auf: Wenn du bei der Erweiterung des Territoriums unseres Stammes umkommst (was damals fast unvermeidbar war), dann wirst du belohnt im Himmel - wenn du fest an unsere Götter glaubst.
Das war der Trick dabei: Der fest Glaubende wurde belohnt, also der, welcher zu den Stammesidealen stand, der dem religiösen/politischen Herrscher blind folgte und alle Regeln befolgte. Alle anderen waren Outgroups und durften, ja mussten entweder personell einverleibt oder ausgemerzt werden.
Der Monotheismus hat den Begriff der Nation oder des Volkes erfunden, denn plötzlich definierte man seine Gruppenzugehörigkeit über einen Gott, der allen Stämmen vorstand. Diese Stämme vereinten sich unter dem Zeichen des einen Gottes und wurden so stärker, konnten mehr Länder überfallen, mehr Gold und Frauen rauben und mehr Männer umbringen.
Und genau das sehen wir heute am Beispiel des IS. Dies ist Monotheismus pur, in seiner reinsten, ursprünglichsten Form.
Was viele Religionsverteidiger heute übersehen, ist, dass sich einige Religionen im Laufe der letzten 2.600 Jahren verändert haben. Die Aufklärung führte zur Trennung von Staat und Kirche, die Wissenschaft schuf das, von dem unsere Vorfahren hofften, dass es nie eintreten möge: Die kontinuierliche Erweiterung unserer Erkenntnisgrenzen. Wir sind in den Himmel und in die Erde eingedrungen, haben dort weder Gott noch Teufel gefunden und nun begann eine Mutation der Glaubensinhalte. Plötzlich waren es Metaphern, Gleichnisse, Parabeln. Nur kleine Sekten legen die Heiligen Schriften noch wörtlich aus.
Der Islam als jüngste monotheistische Religion hat diese Säkularisierung und Aufklärung nie erfahren. Deshalb ist es heute noch "normal", wenn der Koran wörtlich ausgelegt wird, was zu den grausamen Resultaten á la IS etc. führt.
Was ich wirklich nicht begreifen will: Warum sieht dies niemand im "Westen", der Religion in ihrer ursprünglichen Form doch (fast) verloren hat? Dann müsste man doch ganz klar sagen: Religion jeder Art darf in aufgeklärte Länder erst dann eindringen, wenn sie selbst aufgeklärt ist. Man würde in Deutschland doch auch keine faschistische Landesregierung mitten in einer demokratischen Bundesrepublik dulden. Doch ausgerechnet der nachweisbar politische Islam, der keine der ursprünglichen Motivationen aufgegeben hat oder auch nur deren Hinterfragung duldet, soll angeblich zu Deutschland gehören? Alle, restlos alle Probleme der Integration sind aus der schlichten Tatsache zu erklären, dass innerislamisch kaum jemand ein Interesse hat (und, die es haben, werden intern bekämpft), den Islam fit für das 21. Jh. zu machen, zu reformieren und menschenrechtlichen Grundsätzen anzupassen.
Natürlich würde dann der Pascha aussterben, natürlich würden dann Jungs vor Beschneidung und Mädchen vor Überkontrolle geschützt werden. Aber so ist das nun mal.
Die islamischen Länder verhindern mit allen Repressionen, die ihnen möglich sind, das Eindringen westlicher Werte, westlicher Freiheit und Lebensart. Aber es wird auch jede Entwicklung einer eigenen Variante modernen Lebens verhindert. Die Folge sind Länder, die ihre Bevölkerung mit schwarzer Pädagogik, mit Höllendrohungen und drakonischen Strafen auf Linie halten müssen. Totalitäre Systeme also, wie es sie oft unter verschiedensten Vorzeichen in der Menschheitsgeschichte gab.
Putin versucht gerade eine fast verzweifelt wirkende Variante der Territorial- und Einflusserweiterung, die jedoch zeigt, wie schwer es dank der Globalisierung Despoten heutzutage geworden ist, hier locker flockig mit Marschmusik in ein fremdes Land einzumarschieren, um es zu besetzen.
Diese Art von Politik wird sicher aussterben - entsprechend rigoros sollten sich die aufgeklärten Länder den Religionen gegenüber verhalten. Ganz klarer Auftrag sollte sein: Mäßig euch, zieht euch in den Privatbereich zurück, finanziert euch selbst und gebt jede Form von Bevormundung auf, egal ob Mitgliedern der In- oder der Outgroup gegenüber. Jedes darüber hinausgehende Aufmucken muss rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Und Religionen, die sich dem komplett verweigern, sollten genauso verboten werden, wie einst die Bader-Meinhof-Bande. Ansonsten zerreibt sich die Menschheit noch in den nächsten 2.600 Jahren in völlig sinnlosen Religionskriegen, dem fatalen Erbe aus der Bronzezeit...
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Ich sehe das genauso...
bez. den "harmlosen liberalen" Gläubigen, welche auch in mein persönlichen Umfeld (leider noch immer...) die dominantere Menge darstellt muss ich mich doch immer wieder wundern, dass dann halt doch IMHO lächerliche religiöse Zeremonien wie Taufe oder kirchliche Hochzeit in Anspruch genommen werden um irgendwelchen pseudo quasi traditionellen Gepflogenheiten gerecht zu werden. Diese Tabuisierung und die "Unantastbarkeit" von Religion ist unerträglich...
Bezüglich "horror vacui" oder dem "instant Nirwana" nach dem Ableben... ich verstehe die Aufregung von Personen mit solchen Ängsten nicht. Es gibt ja schliesslich auch keine Angst vor dem "Nichts" vor der eigenen Geburt. Ich pflege diesbezüglich verängstigten Personen manchmal zu sagen: "Was war vor 200 Jahren, wie hast Du Dich da gefühlt? Genau das Gleiche könnte doch auch nach dem Ableben eintreffen... aber das Beste: Es interessiert Dich dann genauso wenig wie es Dich vor 200 Jahren interessiert hat... Weder Raum oder Zeit noch irgendeine Unendlichkeit wird Relevanz haben... Die 13.8 Mia. Jahre "warten" bis zum Deiner Geburt waren ja schliesslich ja auch nicht relevant".....
Unter dem Strich ist Glauben für mich die arroganteste Form der Unmündigkeit welche gesellschaftlich, politisch und familiär indoktriniert dem narzisstischen Selbstverständnis des Individuums hilft, sich nicht vollumfänglich seines eigenen Verstandes bedienen zu müssen. "Sapere aude!".
Es mag in der Evolution gute Gründe für das Ausbilden neuronaler spiritualitätsgenerierender Regionen gegeben haben, aber man sollte sich selber eingestehen, dass solche Relikte - wie auch andere heutzutage mehr oder weniger erfolgreich unterdrückten Triebe - langsam aber sicher ad acta gelegt gehören...
Wenn man sich nur ein wenig mit Physik und Hirnforschung beschäftigt kann man nicht ernsthaft weiterhin religiösen Glauben oder ein ontologischen Dualismus postulieren. Wir sind leider noch weit entfernt von einer säkularisierten Gesellschaft... obwohl ich deswegen niemals Verzweifeln würde, da "hilft" mir meine relativistisch pragmatische Einstellung
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