Gedanken
Als Reaktion auf die Gräuel des 2ten Weltkrieges und in dem Bemühen, die Welt friedlicher und gerechter zu machen, bleibt die Erklärung der Menschenrechte ein Meilenstein. Sie muss aber wie die Aufklärung nach meinem Dafürhalten neu gedacht und befeuert werden.
Der Mensch ist Teil der Natur, an diese evolutionär angepasst und gebunden. Sie ist ihm gegenüber jedoch gleichgültig. Sie kennt keine Würde und keine einklagbaren Rechte. Würde ist jederzeit antastbar - was im täglichen Leben auch geschieht.
Die wissenschaftlichen und technisch/medizinischen Fortschritte haben zu Lebensbedingungen und Handlungsmöglichkeiten geführt, die für frühere Generationen kaum vorstellbar sind. Gleichzeitig ist durch die Wissenschaften einmal mehr aufgezeigt worden, dass der Mensch kein Wesen der reinen Logik bzw. der Vernunft ist. Antriebskräfte wollen aufgenommen, die Psychodynamik verstanden werden. Die Ebene des persönlichen Erlebens, die "verdeckte Wirklichkeit" (Jens Soentgen) ist nicht leicht zugänglich - spielt aber eine wichtige, wenn nicht entscheidende Rolle. Der Mensch reift und Einstellungen verändern sich.
Wir leben in existentieller Einzelheit und Ungewissheit. Orientierung, Sinn, Bedeutung, Identität wie auch Geborgenheit, gegenseitiger Halt sind uns zentrale Bedürfnisse.
Gleichwohl haben wir verschiedene Persönlichkeitsanteile und Emotionen sind häufigen Schwankungen unterlegen, Egoismus wie Hingabe sind untrennbar unserer Spezies zu eigen. Die Fähigkeit zum Guten wie zum Bösen sind fast unbegrenzt. Wir alle leben in Ambivalenzen, Unsicherheiten und Abhängigkeiten. Wir müssen entscheiden und handeln, ohne vollständig Herr der Situation zu sein. Der Erkenntnisprozess hinkt letztlich dem Geschehen immer etwas hinterher. Der Umgang mit Unverfügbarem bleibt Bestandteil menschlicher Existenz. Jedermann braucht Resilienz.
Wohlstand ist Ergebnis aus den verschiedensten persönlichen und gesellschaftlichen Faktoren und nicht einklagbar. Auch soziale Unterstützung bleibt an faktische Möglichkeiten geknüpft. Gerechtigkeit ist zentral für den gesellschaftlichen Zusammenhalt - das Streben danach kann aber nicht zu vollkommen gleichen Lebensverhältnissen führen.
Recht ist menschengemacht und unterliegt vielen Einflüssen. Es ist als Ordnungs- und Schutzfaktor zwingend erforderlich - in seiner Konzeption fließend und in der Auslegung keinesfalls immer zweifelsfrei. Vor Gericht und auf hoher See.
Wir sind zu verschieden, um alle Brüder zu sein
Aus all dem ergibt sich: Wir sind zu verschieden, um alle Brüder zu sein und überfordert, uns im täglichen durchgängig im Geist der Brüderlichkeit – der Empathie – zu begegnen. Fairness und größtmögliche Objektivität sind wichtig. „Würde und 'Humanität“ sind Gestaltungsauftrag! Das Recht zur Würde verschränkt sich mit der Herausforderung zu Selbsterkenntnis, Reifung und Selbstfürsorge. Demokratische Rechte bilden eine Einheit mit dem Engagement für eben diese Rechte und dem Kampf um konstruktive Strukturen sowie eine Balance der je aktuellen Interessen-Gegensätze.
Immer gilt als Grundlage das beste eigene Vermögen. Die Verantwortung für gesellschaftliche Vorgänge ist keinesfalls gleich verteilt!
Bekanntlich leben wir in Zeiten elementaren Wandels auf vielen Ebenen und teilweise krisenhaften Zuständen. Eine neue Anpassung an die Natur und ein Umdenken hinsichtlich unseres Selbst- und Weltverhältnisses ist erforderlich.
Was vor uns liegt darf weder Minoritäten- noch Elitenprojekt sein! Tretminen von Moral, Überheblichkeit und Manipulation in ihren vielfältigen Gestalten sind so wenig hilfreich wie wirtschaftspolitische Unkenntnis und eschatologische Utopien.
Als Mittel und Wege für eine weitere konstruktive gesellschaftliche Entwicklung im Sinne der Ziele der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte dienen kritische Selbstreflexion, unabhängige und interdisziplinäre Wissenschaft inklusive Philosophie, der Wille zu konstruktivem gesellschaftlichem Diskurs und konsequent verfolgte politische Checks und Balances.
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