Wird sie auferstehen?

Kommentar zum Rücktrittsangebot von Reinhard Kardinal Marx

Wird sie auferstehen?

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Die katholische Kirche sei an einem „toten Punkt“ angekommen. Mit dieser Feststellung begründet Reinhard Kardinal Marx sein an den Papst eingereichtes Rücktrittsgesuch. Zweifelsohne: Seine Ankündigung und Bereitschaft zur Übernahme von Mitverantwortung ringen mir Respekt ab. Allerdings weiß ich nicht, ob der Erzbischof von München und Freising jener Geistlicher ist, der die größte Schuld trägt. Immerhin war er es, der sich stets für Aufklärung und Transparenz einsetzte - und diese auch gelebt hat. Ob er also eine führende Rolle im Missbrauchsskandal einnimmt, möchte ich bezweifeln. Deshalb scheint sein Schritt eher einen symbolischen Wert zu haben, denn im Augenblick sieht es nicht danach aus, dass jene Kleriker den Hut nehmen werden, die tatsächlich im Verdacht stehen, vertuscht und verdrängt zu haben. Tatsächlich geht es zwischenzeitlich um weit mehr, als die alleinige Aufarbeitung und Wiedergutmachung des angerichteten Leids, welches Würdenträger während Jahrzehnten über Kinder und Jugendliche gebracht haben. Unbestritten reiht sich mittlerweile ein Entsetzen an das nächste.

Unsägliche Verlautbarung

Neben der unsäglichen Verlautbarung des Vatikan zum Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare seien beispielhaft die stockende Umsetzung des „Synodalen Weges“ oder die Zurückhaltung gegenüber den Forderungen der Frauenbewegung „Maria 2.0“ genannt. Der Vorsitzende der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz, Bätzing, hat größte Mühen, den „Laden“ noch länger zusammenzuhalten. Denn der Druck der Laien wird spürbar größer, die Antworten der Kirche auf die drängenden Fragen der Zeit bleiben aus. Weder in der Corona-Pandemie, noch in der Klimakrise hat man es vermocht, die Bedeutung des Glaubens und der Religionen für die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen nachvollziehbar zu vermitteln. Im Spannungsfeld der Ansprüche ihrer Mitglieder stehend, scheint vor allem der Katholizismus seinen Kompass verloren zu haben. Wenngleich sich die Mehrheit der Anhänger in Deutschland einen liberaleren Kurs der Kirche, vor allem in Sachen „Zölibat“ und der sexualethischen Fragen, zu wünschen scheint, bremst die Kurie solche Bestrebungen regelmäßig aus. Denn es dürfte zur DNA Roms gehören, die Augen vor der Lebenswirklichkeit der Menschen zu verschließen - und auch dort am „Bewahren“ festzuhalten, wo der Pragmatismus die Lehren und Dogmen seit langem überrundet hat. Dass es auch in unseren Breiten noch immer einen Konservatismus und Hardlinertum gibt, machen nicht zuletzt Woelki, Oster und Voderholzer deutlich. Sie verunmöglichen die Wiederbelebung der Kirche - oder glauben sie etwa an deren Auferstehung?

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