„Washington Post“ beschönigt die Scharia

In den linken Medien, besonders bei der „Huffington Post“, wird weiterhin das Narrativ hochgehalten, laut dem der Islam für nichts Schlechtes verantwortlich ist. Oft heißt es, dass dies nur eine fehlerhafte Interpretation des Islams sei, die, wie im Falle des Islamischen Staats, zu schlimmen Dingen führt. Dies würde allerdings bedeuten, dass es eine „korrekte“ Lesart des Koran und der Hadithe gebe.

„Washington Post“ beschönigt die Scharia

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Aber das ist verlogen. Denn wenn eine Religion Menschen dazu bringt, schlimme Dinge zu tun, die sie anderenfalls nicht getan hätten, dann kann man diese schlimmen Dinge der Religion anlasten. Ja klar, ich erkenne an, dass Religion manchmal nur eine praktische Ausrede für Leute ist, um ihre Feindseligkeiten, die sich aus anderen Gründen ergeben, auszulassen. Aber manche Entscheidungen, wie der Versuch, Kreationismus in den Schulen zu unterrichten, Abtreibungen zu verbieten und die Aussage einer Frau nur halb so schwer zu gewichten, wie die eines Mannes (fester Bestandteil der Scharia, der direkt aus dem Koran stammt), sind so eng mit der Religion verknüpft, dass man ein engstirniger Apoleget sein muss, um den Einfluss des Glaubens zu verneinen.

Aber diese Leugnerei steht nun mal auf der Tagesordnung, und wenn diese Verleugnung von der Linken stammt, dann bedeutet sie die Kollaboration mit Unterdrückung und Irrationalität. Die linke Washington Post hat gerade erst einen Artikel veröffentlicht, der auch gut zur Huffington Post passen würde, deren Religions-Sparte solch ein Beispiel für Schönfärberei des Islam ist, dass der Chefredakteur auch Reza Aslan sein könnte.

Der neue Aslan-eske Artikel „Fünf Mythen über die Scharia“ stammt von Asifa Quaraishi-Landes, einer Jura-Professorin an der Universität von Wisconsin, die sich auf den „Vergleich islamischen Rechts mit der US-Verfassung, mit einem Schwerpunkt auf moderne islamische Verfassungstheorie“ spezialisiert hat. Auf ihrer Website heißt es:

Derzeit arbeitet sie an „Eine neue Theorie des islamischen Konstitutionalismus: Nicht säkular. Nicht theokratisch. Nicht unmöglich.“ Dieses Projekt möchte einen neuen Rahmen für Verfassungen in mehrheitlich muslimischen Ländern schaffen, und dabei sowohl dem muslimischen Wunsch nach einer Scharia-basierten Regierung, als auch den säkularen Forderungen, dass ein nicht-theokratisches System nötig ist, um Menschen- und Bürgerrechte zu schützen, gerecht werden.

Viel Glück dabei, Dr. Quraishi-Landes. Angesichts des Widerspruchs zwischen Scharia und Menschenrechten dürfte das keine leichte Aufgabe werden.

Jedenfalls ist Quraishi-Landes' Artikel in der Washington Post über die fünf Scharia-„Mythen“ ein Lehrstück über Bestätigungsfehler und Verlogenheit, dem die Fakten über die Scharia nur so um die Ohren fliegen – Fakten, die eine Pew Umfrage 2013 unter Muslimen auf der ganzen Welt ans Tageslicht befördert hat. Ihre Grundannahme ist, dass die Scharia, die Muslime als wörtliche Offenbarung Gottes sehen, von ihrer Interpretation durch Menschen, genannt Fiqh, abweicht. Daher ist die Scharia nicht wirklich ein „Gesetz“. In der folgenden Analyse der fünf Mythen über Scharia, die ich hervorgehoben habe, sind Quaraishi-Landes' Wörter eingerückt, während meine Kommentare linksbündig sind.

Die Scharia ist „Islamisches Gesetz.“

Die Scharia ist nicht einmal ein Gesetz in dem Sinne, wie wir es im Westen verstehen. Und die meisten frommen Muslime, die die Scharia befürworten, verstehen sie nicht als einen Ersatz für das Zivilrecht. Die Scharia ist kein Buch mit Statuten oder juristischen Präzedenzfällen, die von der Regierung erlassen wurden und es ist keine Sammlung von Regulierungen, die vor Gericht gesprochen wurden. Es ist eher ein Korpus aus Koran-basierten Richtlinien, die Muslimen einen Weg weisen, ein islamisches Leben zu führen. Sie wird nicht vom Staat erlassen und sie erscheint auch nicht als ein einzelnes Buch oder eine einzelne Liste von Regeln. Die Scharia ist göttlich und philosophisch. Die menschliche Interpretation der Scharia heißt „Fiqh“  oder die islamischen Regeln der gerechten Tat, erschaffen von einzelnen Gelehrten, die sich auf den Koran und die Hadithe beziehen (Geschichten aus dem Leben des Propheten Mohammed). Fiqh bedeutet wörtlich „Verstehen“ - und  die vielen verschiedenen islamischen Rechtsschulen illustrieren, dass die Gelehrten wissen, dass sie nicht für Gott sprechen.

Fiqh unterscheidet zwischen dem spirituellen Wert einer Tat (wie Gott sie sieht) und dem weltlichen Wert dieser Tat (wie sie sich auf andere Personen auswirkt).

Diese Unterscheidung macht keinen großen Unterschied. Es ist so, als könnte man das Christentum nicht dafür beschuldigen, Schwulen Rechte vorzuenthalten oder zum Mord an Abtreibungsärzten beizutragen, weil das nur eine menschliche Interpretation der heiligen Schrift ist, der andere widersprechen. Aber selbstverständlich interpretieren einige Angehörige des Christentums in einer Weise, die Diskriminierung und Hass schürt.

Das Problem ist, dass dieser Unterschied zwischen Fiqh und Scharia vielen Muslimen unbekannt ist, die tatsächlich wollen, dass die Scharia in ihrem Land – und allen anderen Ländern – zum Gesetz wird. Mal angenommen, einige Muslime wollen nicht, dass die Scharia auch für Nichtmuslime gilt (auch wenn die meisten dies tun), und manche denken, dass sie nur auf Familienstreitigkeiten, wie Erbfälle oder Ehen, beschränkt bleiben sollte, (auch wenn viele meinen, dass sie viel weitergehen sollte, also Strafrecht inklusive Steinigung für Ehebruch, Körperstrafen für Kriminelle, das Töten von Apostaten, nicht Muslimen, usw. sein sollte). Sind die Muslime aus der Pew Umfrage einfach verwirrt?

Und was ist hiermit?

Warum ignoriert jeder diese Daten, die von einer Organisation erhoben wurden, die prinzipiell freundlich gegenüber der Religion eingestellt ist? Außerdem beinhaltet die Umfrage keine Länder wie Saudi-Arabien, den Sudan, Syrien, den Jemen und den Iran – Länder, in denen die Scharia gilt.

In muslimischen Ländern ist die Scharia offizielles Gesetz.

Ich bin fassungslos, dass man dies überhaupt als Mythos ansehen kann, denn was Quarishi-Landes sagt, impliziert, dass es oft ein Fakt ist, obwohl sie anscheinend die Einführung der Scharia – ja, richtig geraten! - auf den Kolonialismus zurückführt! In ihren eigenen Worten:

Wenngleich es stimmt, dass die Scharia die Gesetzgebung in den meisten mehrheitlich muslimischen Ländern beeinflusst, sind diese Gesetzgebungen von vielen Dingen beeinflusst, darunter – und dieser Einfluss ist am stärksten – vom europäischen Kolonialismus. Frankreich, England und andere haben nahezu jedem mehrheitlichen muslimischen Land Staatsmodelle aufgezwungen, wodurch sie versehentlich Krone und Glauben verschmolzen haben. In vormodernen muslimischen Ländern war die Fiqh-Autorität getrennt von der Regierungs-Autorität, oder Sisaya. Der Kolonialismus zentralisierte das Gesetz im Staat, ein System, das übernommen wurde, als diese Länder wieder unabhängig wurden.

Wenn politische muslimische Bewegungen, wie Jamaat-e-Islami in Pakistan oder die Muslimbruderschaft in Ägypten, versucht haben, die Scharia in ihre Länder einzubringen, dann haben sie es getan, ohne sich um die klassische Trennung von Fiqh und Siyasa zu scheren. Stattdessen haben sie die gesetzliche Zentralisierung des europäischen Nationalstaates übernommen. Deshalb versuchen diese Bewegungen die Scharia in Gesetze zu implementieren – sie wollen zentralisierte Gesetze für alles. Aber wenn sie Staatsgewalt anwenden, um der Öffentlichkeit bestimmte religiöse Doktrinen aufzuzwingen, würden sie letztlich muslimische Theokratien erschaffen, entgegengesetzt zu dem was für die meiste Zeit der muslimischen Geschichte existierte.

Aber womit wir uns befassen ist nicht das, was während der meisten Zeit der muslimischen Geschichte existierte (obwohl muslimisch kontrollierte Staaten historisch Nicht-Muslime entrechtet haben), sondern das, was jetzt passiert. Und was uns die Umfrage zeigt, ist, dass viele, viele Muslime die Scharia als staatliches Gesetz verankern wollen und eine nicht zu vernachlässigende Gruppe unter ihnen, will sie sowohl auf Muslime, wie auf Nicht-Muslime anwenden.

Die Scharia ist frauenfeindlich.

Ernsthaft? Das ist ein Mythos? Ich gebe Quraishi-Landes' Abschnitt vollständig wieder, bestimmte Abschnitte habe ich durch Fettung betont:

Ayaan Hirsi Ali, eine somalische Amerikanerin, ehemaliges Mitglied des niederländischen Parlaments und eine der prominentesten Kritikerinnen des Islams, sagt, dass das islamische Gesetz „inhärent frauenfeindlich“ ist, wegen seiner Ehegesetze und anderer Gründe. Viele Westler sehen die Kopfbedeckungen muslimischer Frauen als eine Form von Unterdrückung. Beispielsweise hat sich in diesem Jahr der französische Ministerpräsident Manuel Valls für ein Verbot des Hijab auf dem Campus starkgemacht, da es ein Symbol der Versklavung von Frauen darstellt. Es gibt einen Koranvers, der besagt, dass Männer die „Beschützer“ der Frauen sind, aber viele gegenwärtige Gelehrte lehnen die Ansicht ab, dass dies bedeutet, dass Frauen dem Mann gehorchen müssen oder dass Frauen minderwertig sind.

Wenngleich es stimmt, dass viele mehrheitlich muslimische Gesellschaften Frauen per Gesetz unfair behandelt, haben doch viele dieser Gesetze, wie Saudi-Arabiens Fahrverbot für Frauen keine Grundlage im Fiqh. In Fällen, in denen es einen Fiqh-Ursprung für moderne Gesetzgebung gibt, pickt sich diese Gesetzgebung bestimmte Regeln wie Rosinen heraus, was auch frauenfreundlichere Interpretationen beinhaltet. Und in einer Reihe von Themen kann der Islam als ziemlich feministisch angesehen werden. Fiqh-Gelehrte haben geschlussfolgert, dass Frauen ein Recht auf dem Orgasmus beim Sex oder das Recht zu kämpfen haben. (Frauen kämpften an der Seite des Propheten Mohammed.) Das Fiqh kann auch als pro-choice (Abtreibungsrechte) interpretiert werden, wobei einige Gelehrte darauf bestehen, dass Abtreibungen verboten sind, Abtreibungen in den ersten drei Monaten aber nicht bestraft werden sollen.

Das Fiqh besagt, dass das Eigentum einer Frau, dass ausschließlich sie besitzt, nicht von ihrem Ehemann, Bruder oder Vater beschlagnahmt werden darf. (Für Jahrhunderte stellte dies einen deutlichen Kontrast zu den Eigentumsrechten der Frauen in Europa dar.) Muslimische Frauen in Amerika sind teilweise schockiert, wenn sie herausfinden, dass ihre Anlagen nach der Hochzeit als gemeinsame Anlagen angesehen werden, selbst, wenn sie sie vorher getrennt angegeben hatten.

Um das klarzustellen: Es gibt patriarchale Regeln im Fiqh und viele davon werden in modernen mehrheitlich muslimischen Ländern umgesetzt. Beispielsweise kann eine Frau im Iran nicht Präsidentin werden oder Zuschauerin bei einem Fußballspiel der Männer sein. Aber diese Regeln sind menschliche Interpretation, nicht die Scharia.

Um das klarzustellen, um das klarzustellen, um das klarzustellen... Und ja natürlich, es gibt einige Gelehrte, die etwas frauenfreundlicher sind als andere, aber bedeutet das, dass die gesamte muslimische Welt unter der Scharia ein Paradies des Feminismus wäre? Irgendwie bezweifele ich das.

Und natürlich beharrt Quraishi-Landes weiter darauf, dass nicht die Scharia, sondern Fiqh Frauen unterdrückt. Und das ist nur die menschliche Interpretation, nicht die gottgegebenen Rechte der Scharia!

Dennoch verdreht Qaraishi-Landes schwarz und weiß wenn sie sagt: „Was bestimmte Dinge angeht kann der Islam als ziemlich feministisch angesehen werden.“ Bei ihr findet sich kein Wort über die vielen Feministinnen, die gegen die Unterdrückung durch den Islam kämpfen, über die zwangsweise weibliche Genitalverstümmelung, die von vielen Imamen geduldet oder gefordert wird, über die Sittenpolizei in Afghanistan und dem Iran, die Frauen schlagen, die nicht korrekt gekleidet oder verschleiert sind, über die Unmöglichkeit für Frauen das Haus allein ohne männlichen Verwandten oder Aufpasser zu verlassen, und so weiter. Aber selbst wenn das vorkommt, dann ist es halt nur Fiqh!

Zeigt die Umfrage denn bezüglich Scheidung und Erbrecht, dass die Scharia frauenfreundlich ist? Man muss schon beide Augen zudrücken, um zu dieser Interpretation zu gelangen:

Der Islam verlangt brutale Bestrafung.

Mythos? Natürlich, denn nicht die Scharia ist schuld, sondern Fiqh. Lese und weine (meine Betonung):

Die Reputation des Glaubens, Gesetzesbrecher archaisch zu bestrafen – durch Steinigung, Auspeitschen usw. - ist so weit verbreitet, dass selbst der Disney-Film Aladdin im Jahr 1992 sich über das Handabhacken bei Dieben lustig machte. Es hilft nicht gerade, dass der Islamische Staat routinemäßig Unschuldige für alle möglichen, angeblichen Grenzüberschreitungen tötet, ungeachtet der Tatsache, dass der Koran mutwillige Gewalt verbietet. Er verbietet Attacken auf Zivilisten, Eigentum, Gebetshäuser und selbst gegen Tiere.

In der gleichen Weise, in der die Taktiken des Ku Klux Kla, kaum das Christentum repräsentieren (obwohl sich der KKK als christliche Organisation bezeichnet), ist der Islamische Staat der letzte Ort, den man unter die Lupe nehmen sollte, um zu erfahren, was die Scharia über die Bestrafung und Behandlung von Unschuldigen und Gefangenen aussagt. Es stimmt, dass die Scharia harsche körperliche Strafen erlaubt, was auch die Amputation von Gliedmaßen beinhaltet, die Anwendung wird jedoch durch Fiqh eingeschränkt. Zum Beispielt gilt es nicht als Diebstahl wenn man aus Hunger heraus oder Gegenstände von geringem Wert stiehlt. (Die Frucht, die Jasmin im Film „Aladdin“ „gestohlen“ hat, würde gewisse nicht unter diese Bestimmungen fallen.) Ehebruch? Ja, körperliche Strafen für außerehelichen Sex haben ihren Ursprung im Koran, aber sie sind an extrem hohe Bedingungen geknüpft: vier Augenzeugen. Es ist eine Sünde, aber keine Sünde, die der Staat bestrafen müsste.

Betrachten wir die Pew-Umfrage, die natürlich nicht aus dem Islamischen Staat stammt, sondern von Umfragen unter Muslimen – und zwar von Muslimen, die die Scharia als Gesetz wollen! (Und nicht vergessen: Ergebnisse aus Saudi-Arabien, dem Iran, den Jemen, dem Sudan und Syrien sind nicht enthalten.)

Der schlimmste Teil von Quraishi-Landes' Argument ist der in fetter Schrift gehaltene Abschnitt: „Ja, körperliche Strafen für außerehelichen Sex haben ihren Ursprung im Koran, aber sie sind an extrem hohe Bedingungen geknüpft: vier Augenzeugen. Es ist eine Sünde, aber keine Sünde, die der Staat bestrafen müsste.“ Man kann das betreffende Gesetz hier nachlesen. Es mag stimmen, dass man vier Zeugenaussagen braucht, um jemanden für außerehelichen Sex zu bestrafen (wobei Quarashi-Landes zu erwähnen vergisst, dass diese Zeugen männlich sein müssen), aber ebenso benötigt man auch vier männliche Zeugen, um einen Mann der Vergewaltigung zu überführen. Das ist eine enorme Beweislast, besonders weil das islamische Recht Zeugenaussagen über forensische Verfahren, wie z.B. DNA-Analysen, stellt. Noch schlimmer ist folgender Fall, der sich kürzlich zugetragen hat: Wenn eine Frau sagt, dass sie vergewaltigt wurde und sie keine vier Augenzeugen auf ihrer Seite hat, die für sie vor Gericht aussagen (viel Glück dabei!), dann hat sie damit letztlich zugegeben, vorehelichen oder außerehelichen Sex gehabt zu haben und kann deswegen verurteilt werden! Man kann inhaftiert oder ausgepeitscht werden, wenn man angibt, vergewaltigt worden zu sein. So ist das Gesetz des Koran.

Indem sie so tut, als ob die Scharia Feminismus unterstützt, gibt sie jede Vortäuschung von Objektivität auf. Sie ist einfach eine Islam-Apolegetin, genauso wie sie eine Lügnerin ist. Die Verzerrungen des islamischen Rechts über Ehebruch ist womöglich das schlimmste Beispiel dafür, dass sie relevante Informationen zugunsten ihres Glaubens weglässt – sofern sie tatsächlich gläubig ist.

Der letzte Mythos lautet:

Der Scharia geht es um Eroberung

Fiqh-Gelehrte haben immer darauf bestanden, dass Muslime in nicht-muslimischen Ländern die Gesetze dieser Länder befolgen müssen und keine Gefahr darstellen dürfen. Was, wenn das örtliche Gesetz den Verpflichtungen der Scharia widerspricht? Einige Gelehrte sagen, dass die Muslime auswandern sollten, andere erlauben ihnen zu bleiben, aber niemand befürwortet Gewalt oder eine Machtübernahme in diesen Ländern.

Es ist denkbar, dass Quarishi-Landes recht hat – dass also kein muslimischer Fiqh-Gelehrter einen Staatsstreich befürwortet. Aber man kann mit Sicherheit sagen, dass viele muslimische Theologen und geistliche Führer ein Kalifat und den Dschihad befürworten, also die Übernahme nicht-muslimischer Länder und die Einführung der Scharia. Wem gehorchen die Muslime im Iran, im Irak, in Afghanistan, Saudi-Arabien und anderen Ländern mit muslimischer Mehrheit: den Gelehrten oder den Imamen?

Ehrlich gesagt, interessiert es mich nicht, ob es in der Scharia um Eroberung geht. Was mich wirklich interessiert, sind die Strömungen im Islam, denen es um Eroberung geht und es gibt zu viele davon. Quraishi-Landes ist in meinen Augen abstoßend, weil sie einfach die Scharia verdreht, um sie so aussehen zu lassen, als sei sie freundlich gegenüber der Aufklärung und westlichen Werten eingestellt. Das ist keine Wissenschaft, sondern Propaganda und Bestätigungsfehler. Viel wichtiger: Es ist gefährlich.

Wenn doch bloß Hitchens oder Orwell noch leben würden, um dieser Art von apolegetischem Doppelsprech entgegenzutreten.

Übersetzung: Jörg Elbe

Jerry Coyne ist US amerikanischer Evolutionsbiologe an der University of Chicago. Er ist als Buchautor und säkularer Aktivist bekannt und betreibt den  Blog „Why Evolution Is True“. Sein bekanntestes Buch ist „Faith vs. Fact“. Jerry Coyne ist auch auf Twitter aktiv.

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