Warum sich in der Natur kein „intelligentes Design“ offenbart
Das Design-Argument - Eine Kritik Teil 1
C.5 Ein methodologischer Vergleich zwischen ID und der Archäologie
Das intelligente Design steht in der Biologie vor einem grundsätzlichen Problem: Es erklärt nichts, sondern verlagert „die eigentliche Erklärung lediglich einen Schritt nach hinten“ (MAHNER 2007, S. 350). Zwar würde ein intelligenter Designer gegebenenfalls erklären, wie die ersten Lebewesen auf die Erde kamen.
Doch die grundsätzlichere Frage, wie Leben (und sei es in Gestalt des Designers) entsteht, lässt er unbeantwortet. Außerdem kann ID keine potenziellen Designer vorweisen.
Gelegentlich kontern Design-Protagonisten mit Beispielen aus der Archäologie. So lesen wir beim DISCOVERY INSTITUTE (2012), unser Wissen über intelligente Ursachen erlaube Rückschlüsse auf Design, ohne Identität oder Herkunft der Designer zu kennen. Nach Meinung der Autoren verkörpere die Archäologie „Intelligent Design in Action“. Zum Beispiel sind moderne Technologien in der Lage, antike Verfahren zur Herstellung von Artefakten wie Tontafeln und Steinwerkzeugen zu rekonstruieren.
Dies wirft zwei fundamentale Fragen auf: Ist es unsinnig, Mechanismen und natürliche Erklärungen einzufordern, wo „geistige Entstehungsursachen“ gefragt sind? Und: Zeigt die Archäologie, dass spezifisches Wissen über Designer und ihre Methoden entbehrlich ist, um den Schluss auf Design zu ziehen?
Betrachten wir die methodologische Situation, stellen wir fest, dass dem nicht so ist:
1. Die Archäologie befasst sich mit menschlichem Design. Das heißt, sie kennt die potenziellen Urheber archäologischer Zeugnisse und kann deren Existenz und Aktivität unabhängig von der Objektebene nachweisen.
2. Die Archäologie bringt die menschlichen Zeugnisse mit bekannten (oder erforschbaren) Techniken in Verbindung. Sie kann Design-Modelle entwickeln, die konkrete Fertigungs-Mechanismen (bestimmte Schlagtechniken) beinhalten. In diesem Sinn liefert sie echte, mechanismische Erklärungen.
3. Die experimentelle Archäologie erforscht den Ursprung von Tontafeln und Steinwerkzeugen. Ihr gelingt dies, indem sie die Fertigungs-Möglichkeiten und Grenzen ihrer Urheber nachvollzieht.
4. Nur mithilfe dieses Wissens lassen sich Design-Vorstellungen rechtfertigen. Ohne dieses können wir nicht prüfen, ob bestimmte Schlagmerkmale an Steinen mit den Fertigkeiten des Urmenschen erklärbar sind.
Somit räumen wir explizit ein, dass designbasierte Ansätze im Rahmen der Naturwissenschaften Erklärungskraft entfalten (vgl. KOJONEN 2016, S. 86f). Doch aufgrund der Allgemeinheit des Design-Ansatzes in der Biologie ist diesem kein Erfolg beschieden.
Intelligent Design unterscheidet sich in methodologischer Hinsicht dramatisch von florierenden wissenschaftlichen Disziplinen wie der Archäologie. Es operiert faktisch durchweg mit Unbekanntem: Designer, die infrage kämen, kennen wir nicht. Über ihre mutmaßlichen Techniken, Fähigkeiten und Grenzen wissen wir nichts. Erforschen lässt sich dergleichen nicht. Brauchbare Modelle, welche die Fertigungs-Mechanismen spezifizieren, liegen nicht vor. Der Design-Ansatz bleibt spekulativ und inhaltsleer.
Analog zur Archäologie stehen dessen Anhänger vor der Aufgabe, potenzielle Technologien in einem Modell zu konkretisieren. Und sie haben den Nachweis zu führen, dass mögliche Urheber in den betreffenden Zeiträumen existierten. Erst dann ließen sich unabhängige Belege für das betreffende Design beibringen. Dagegen führt Intelligent Design das (vorgeblich) Unbekannte auf noch Unbekannteres zurück. Das ist, als wollten wir ein Naturphänomen auf ein Alien zurückführen, dessen „Arbeitsweisen“ noch unverstandener sind als das, was sie erklären sollen (Abb. 4).
Abb. 4 Das Design-Argument auf die Biologie anzuwenden ist, als führten Astrophysiker das Explodieren von Sternen auf einen personalen Urheber, beispielsweise ein Alien, zurück. Analog zu ID ließe sich argumentieren: 1.) Erfahrungsgemäß werden Explosionen meist von Menschenhand vorbereitet. 2.) Argument der „Feinabstimmung“: Supernovae erscheinen geplant, denn es entstehen alle chemischen Elemente, die es für das Leben braucht. 3.) Längst nicht alle kernphysikalischen Details zur Entstehung von Supernovae sind geklärt. – Ließe sich also von einer Supernova auf einen intelligenten „Urheber“ schließen? Nur, wenn wir die Existenz dessen voraussetzten, was es zu belegen gälte.
Merke: Ohne Spezifikation des Design-Ansatzes in einem Design-Modell ist weder eine Anwendung auf reale Fälle noch eine Prüfung leistbar. Aus „unbekanntem Design“ folgt nichts Konkretes. Der Design-Ansatz ist fruchtbar, wenn die Technologien der mutmaßlichen Urheber bekannt oder prinzipiell rekonstruierbar sind.
C.6 Zwei Eisenmassen in der Sahara
Angenommen, wir fänden in der Sahara zwei Eisenmassen. Die erste Masse offenbart nach dem Anschliff, Polieren und Ätzen ein feines Martensit-Gefüge unter dem Mikroskop (Abb. 5, links). Die zweite zeigt nach der gleichen Behandlung ein regelmäßiges Lamellen-Muster der Nickeleisen-Legierungen Kamacit und Taenit (Abb. 5, rechts). Haben wir die Möglichkeit herauszufinden, wie diese Stücke entstanden?
Abb. 5 Kristallgefüge verschiedener Eisen-Nickel-Legierungen nach dem Ätzen mit Nital. Links: Martensit-Gefüge. Rechts: Feines Lamellenmuster aus Kamacit und Taenit.
Das Martensit-Gefüge ist einfach strukturiert, könnte also natürlich entstanden sein. Dagegen könnte es sich bei den komplexeren Figuren rechts um Leiterbahnen eines elektronischen Bauteils für irgendeine Maschine handeln. Experimente zeigen, dass sie sich nicht natürlich bilden. Braucht es darum eines geistigen Knowhows? Offensichtlich bringt uns das Betrachten und Analogisieren dieser Objekte nicht weiter.
Erst das Wissen, dass das Martensit-Gefüge dem von gehärtetem Stahl entspricht, erlaubt den Schluss auf ein Kunstprodukt.
Erst die Kenntnis der Technologie gibt Anlass zur Vermutung, dass die Eisenmasse designt ist. Erst die Erfahrung, welchen Zwecken sie Menschen dient, rechtfertigt den Schluss auf eine Zwecksetzung. Analoges gilt für das andere Eisen: Erst die Einsicht, dass sich bei extrem langsamem Abkühlen von Nickeleisen- Schmelzen Kamacit tafelförmig abscheidet, erlaubt den Schluss auf seine kosmische Herkunft. Erst die Erkenntnis, dass das Muster WIDMANSTÄTTEN‘sche Figuren repräsentiert, erlaubt den Schluss auf einen Meteoriten. Erst Wissen über die Anfänge des Sonnensystems erhärtet den Schluss, dass Meteoriten natürliche Objekte sind.
Merke: Rein durch Betrachten von Objekten ist der Schluss auf Entstehungsursachen nicht möglich. Es braucht zusätzliches Designer-Wissen oder Wissen über konkrete Mechanismen, um auf Design oder natürliche Prozesse zu schließen. Im Fall von Design benötigen wir Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken.
C.7 Design-Modelle, die sich zirkelfrei positiv testen lassen, fehlen
Die Autoren argumentieren, Naturwissenschaft und Technik hätten gezeigt, dass sich durch Intelligenz Organismen manipulieren, züchten und für bestimmte Zwecke erschaffen lassen. Insofern sei das Design-Argument überprüfbar:
„- Nach aller unserer Erfahrung gilt: Organisierte Gegenstände entstehen durch den Einsatz von Intelligenz und Planung. Ein Beispiel ist ein Auto oder ein Computer.
- Blinde, nicht-geistige Naturprozesse führen ausnahmslos zu nicht-organisierten Gegenständen (sofern sie von nicht-organisierten Gegenständen ausgehen). Tatsächlich gibt es gibt bislang keinen Nachweis, dass ein komplexer biologischer Gegenstand durch blinde, nichtgeistige Prozesse de novo entstanden ist oder im Begriff ist zu entstehen.
Diesbezüglich ist die Design-These auch überprüfbar: Können wir empirisch bestätigte Fälle angeben, in denen mittels nicht-geistiger Prozesse organisierte Gegenstände aus nicht-organisierten Gegenständen entstanden sind (z. B. aus einer komplexen Mixtur chemischer Verbindungen, die nicht wiederum biologischen Ursprungs sind)? Da wie gesagt die Design-These die direkte Gegenthese zur These einer nicht-geistigen Entstehung ist, ist eine Prüfung der These gleichzeitig eine Prüfung der Gegenthese und umgekehrt“ (S. 5).
Selbstredend sind Gentechnologie und Züchtung Beispiele, die belegen, was moderne Technologien leisten. Prinzipiell ermöglicht intelligentes Planen alles, was nicht gegen Naturgesetze verstößt und unsere Ressourcen übersteigt. Daher ist es richtig zu sagen: „Designer könnten im Prinzip Leben erschaffen“. Aber diese Erkenntnis ist sehr allgemein, sodass im Speziellen nichts für Design folgt. Eine saubere Begründung für Design berücksichtigt folgende Punkte:
A. Nach unserem Wissen sind bestimmte Verfahrensweisen erforderlich, um belebte Systeme gezielt zu verändern oder hervorzubringen.
B. Sprechen zwingende Gründe gegen die natürliche Evolution des Lebens?
C. Spricht Empirisches Wissen dafür, dass vor langer Zeit auf der Erde Technologien zum Einsatz kamen, die geeignet wären, Leben zu erzeugen?
Es gilt also zu überprüfen, ob das betreffende Ursprungsszenario unter den geltenden (historischen) Randbedingungen plausibel ist.(7)
Andernfalls wäre das so, als verwiese die Biologie pauschal auf „Evolution“, ohne ihren Modus in Ansätzen zu spezifizieren.
Merke: Der Schluss von nicht reduzierbar komplexen, scheinbar „zweckorientierten“ Strukturen auf Design ist nicht rational, solange kein konkretes, positiv getestetes Design-Modell vorliegt. Ohne das Berücksichtigen der (erdgeschichtlichen) Randbedingungen ist kein positiver Test möglich.
Was die Herkunft des Lebens anbelangt, ist jedwede prähistorische Verortung des mutmaßlichen Designs gescheitert. Es gibt keinen Hinweis auf intelligente Urheber, die auf der frühen Erde Leben hervorbrachten. Intelligent Design ist nicht plausibler als die Phantasien eines Erich VON DÄNIKEN zur „Prä-Astronautik“. Gemäß dieser These haben Außerirdische vor Jahrtausenden die Erde besucht und die Stammesgeschichte des Menschen oder dessen zivilisatorische Entwicklung beeinflusst.
C.8 Die Kritik des Philosophen Elliott SOBER
SOBER (2008) argumentiert, ein unbekannter Zufallsfaktor „erkläre“ die Herkunft des Auges nicht weniger schlecht als ein Schöpfer, über dessen Absichten und Handlungsoptionen wir nichts wissen. Es brauche zusätzliche Annahmen, um die spezifischen Augenstrukturen mit einem theoretischen Entstehungsmodell logisch zu verknüpfen (S. 144). Sinngemäß: Wer unspezifizierte „Design-Akte“ als Erklärung zulässt, argumentiert nicht besser als jemand, der den blanken Zufall als „Erklärung“ für die Herkunft biotischer Strukturen bemüht.
WIDENMEYER & JUNKER kontern mit einer Reductio ad absurdum, indem sie das Beispiel des Auges exemplarisch durch das eines Computers ersetzen:
„Hypothese 1: Ein Computer ist durch intelligente Planung entstanden.
Hypothese 2: Ein Computer ist durch Zufall entstanden.
Entsprechend müsste SOBER folgern: ‚Da nach beiden Hypothesen ein Computer entstehen kann, kann auf der bloßen Basis seiner Merkmale nicht entschieden werden, welche Hypothese plausibler ist.‘ SOBER müsste jetzt konsequenterweise zusätzliche, spezielle Merkmale fordern, die mit einer Design-These verbunden sind. Wir bräuchten dann zusätzliches und unabhängiges Wissen über potentielle Computerhersteller und ihre (ggf. noch spezielleren) Absichten und Fähigkeiten (‚goals and abilities‘, S. o.) – über die hochkomplexe, funktionale Struktur ihrer Produkte hinaus. Nur mit diesem Wissen (wenn überhaupt!) könnte beurteilt werden, ob die Computer durch Zufall oder durch intelligente Planung entstanden sind.
Dieser Ansatz hat absurde Implikationen: SOBERs Prinzip bringt unter anderem mit sich, dass man einfach behaupten könnte, dass Computer (oder beliebige andere technische Gegenstände) durch Zufall entstehen könnten. Zudem: Woher wüssten wir von solchen speziellen Absichten und Fähigkeiten des Herstellers? Nur über irgendwelche andere in Raum und Zeit manifestierten Indizien: Wendet man SOBERs Ansatz konsequent an, müsste man auch hier annehmen, dass sie durch Zufall zustande gekommen sein können, zumindest wenn nicht wieder weitere Indizien über die potenziellen Hersteller vorgebracht werden könnten. Und lägen diese vor, so könnten wieder weitere Indizien gefordert werden, und dies ad infinitum. Es gibt hier zwei Hauptpunkte:
1. Egal, welche Indizien für einen letztlich beliebigen Sachverhalt vorliegen: Es müssten nach SOBERs Ansatz immer noch weitere Indizien gefordert werden.
2. Wer behauptet, dass eine völlig unkonkrete Berufung auf „Zufall“ dieselbe Erklärungskraft hat wie die Angabe einer konkreten systematischen Erklärung, der leugnet effektiv die Testbarkeit jeder systematisch erklärenden These.
Im Gegensatz zu SOBERs Ansatz sind jedoch die komplexen konstruktiv-funktionalen Merkmale als solche, die ein Computers oder jeder andere hochorganisierte Gegenstand aufweist, für die Bevorzugung der Design-Hypothese völlig hinreichend: Es gibt sehr gute Gründe, dass ein hochkomplex organisierter Gegenstand ein starkes Design-Indiz darstellt (vgl. Abschnitt 2); und entsprechend gibt es keine guten Gründe, warum man für den Schluss auf geistige Urheberschaft an sich zusätzliches Wissen über Motive und Fähigkeiten z. B. eines Computerherstellers bräuchte“ (S. 12).
Diese Erwiderung geht aus zwei Gründen fehl. Erstens: SOBERs Argument legt nicht nahe, es sei realiter vernünftig anzunehmen, Computer entstünden durch Zufall.
Vielmehr besagt das Argument, dass sich keine qualifizierte Entscheidung über die Frage treffen lässt, welche Erklärung zutrifft. Das gilt, solange die erklärenden Faktoren (hinsichtlich des Wirkpotenzials und der Grenzen von Design) nicht durch wohlbegründete Kenntnisse konkretisiert wurden. Grundsätzlich ließe sich dem unstrukturierten Zufall genauso gut schöpferische Allmacht zuschreiben, wie einem unkonkreten Designer.
Denken wir an die nach dem Physiker Ludwig BOLTZMANN benannte Idee, dem Quanten- Vakuum könne zufällig etwas so Komplexes wie ein Gehirn entspringen („BOLTZMANN- Gehirn“). Wäre das eine zulässige Erklärung? Natürlich nicht.
SOBER zufolge ist der Verweis auf den Zufall nicht besser und nicht schlechter als der Verweis auf einen dubiosen „Schöpfer“, über dessen Wirkgrenzen wir nichts wissen. Ein solcher Joker ließe sich bei der Suche nach Erklärungen immer bemühen.
Weder die eine noch die andere „Erklärung“ liefert Mechanismen, die eine logische Brücke zu den erklärungsbedürftigen Sachverhalten schlagen. Indem also WIDENMEYER & JUNKER die Absurdität einer – sagen wir – „Zufallserklärung“ aufzeigen, führen sie ihren Lesern auch die Absurdität des Design-Arguments vor Augen.
Zweitens: Das von WIDENMEYER & JUNKER gewählte Beispiel enthält die von SOBER geforderten Hilfsannahmen zur Konkretisierung des Schöpfungsvorgangs bereits in Form versteckter Prämissen! Es handelt sich um das „unabhängige Wissen über potentielle Computerhersteller und ihre (ggf. noch spezielleren) Absichten und Fähigkeiten…“.
Wir wissen, dass Computer Menschenwerk sind. Wir wissen, welchen Zwecken sie dienen. Wir wissen, wie sie sich herstellen lassen. Wir wissen, dass Computer nicht evolvieren. Und wir wissen, dass die Quantenmechanik den Zufall als realistische Erklärung aussondert. Erst im Lichte dieses Wissens erscheint das Anliegen, den Zufall als gleichberechtigte Alternative zum Design ins Auge zu fassen, absurd. Daher ist der von den Autoren konstruierte Vergleich irreführend. Ein Außerirdischer wäre nicht imstande, allein dem Ergebnis seiner Struktur-Funktions-Analyse zu entnehmen, was Computer sind, geschweige denn, wie sie entstanden.
Merke: Indem WIDENMEYER & JUNKER auf die Irrationalität beliebiger Zufallserklärungen hinweisen, führen sie ihren Lesern unbeabsichtigt die Absurdität von Intelligent Design vor Augen. Denn beide „Erklärungen“ sind methodologisch gleichwertig. Wer unbekanntes, gar wundersames Design zulässt, hat kein Argument, um eine dubiose „Zufallsevolution“ zurückzuweisen. (Letztere hat, wohlgemerkt, mit der Evolutionstheorie nichts zu tun, denn ihre Mechanismen sind spezifiziert und empirisch belegt.)
D. Zielscheibenfehler: Plastizität und „programmierte Variabilität“ als Design-Merkmale
Die Individual-Entwicklung (Ontogenese) von Lebewesen ist plastisch. Darunter verstehen wir, dass in Organismen ein enormes Variations-Potenzial steckt. Dieses tritt durch bestimmte Umweltreize, Eingriffe in die Embryonal-Entwicklung oder durch Mutationen zu Tage. Zum Beispiel ist das zentrale Nervensystem erstaunlich anpassungsfähig: Die Funktionen ausgefallener Hirnbereiche übernehmen zu einem gewissen Grad andere Hirnareale, und das Fehlen eines Sinns wird teils durch andere Sinne kompensiert. Blinde orientieren sich oft gut mittels Reflexion von Geräuschen (Echoortung). Transgene Mäuse erlernen dreifarbiges Sehen (vgl. JACOBS et al. 1999), usw.
Ein anderes Beispiel: Eine Behandlung von Schlammspringer-Embryos mit dem Hormon Thyroxin hat vielschichtige Auswirkungen auf den Phänotyp. Die Brustflossen des Fisches entwickeln sich zu beinchenartigen Extremitäten, die Haut wird dicker, die Kiemen kleiner, die Luftatmung nimmt zu usw. Im Ergebnis können sich die Fische länger außerhalb des Wassers aufhalten als normal (LORENZEN 1988).(8)
Auf zellulärer, organischer und entwicklungsgenetischer Ebene gibt es zahlreiche derartige „Stellschrauben“, die bestimmte Anpassungen erschweren oder ermöglichen und somit evolutionäre Weichen stellen. Ein Grund ist, dass komplexe Entwicklungsprozesse nicht direkt genetisch codiert sind. Vielmehr organisieren sie sich selbst durch wechselseitige Beeinflussung von Embryonalzustand und Genaktivierung.
Oft wirken kleine „Inputs“ wie „Signale“, die den Phänotyp vielschichtig ändern und die Ontogenese in bestimmte Richtungen drängen. Beispielsweise verlängerten sich durch eine Mutation bei den Vorfahren der Fledermäuse die Knochen ihrer Vordergliedmaßen. Da die ontogenetische Entwicklung „konzertiert“ abläuft, bedurfte es keiner weiteren Mutationen, um Blutgefäße, Haut, Muskulatur, Sehnen und Nerven passend zu verlängern. Dies geschieht automatisch. Vergleichbares beobachten wir bei Hunden: Ein erheblich modifizierter Körperbau erfordert wenige Mutationen, oft nur eine einzige.
KIRSCHNER & GERHART (2007) sprechen in diesem Zusammenhang von phänotypischer Plastizität. Paradoxerweise deuten WIDENMEYER & JUNKER diese Plastizität in ihrem Sinne um: Aus einem natürlichen Phänomen, das evolutionäre Entwicklungen erleichtert, wird kurzerhand ein Schöpfungsindiz:
„Unter Plastizität (Formbarkeit) wird die Fähigkeit von Organismen verstanden, auf der Basis desselben Genotyps (Erbguts) mehrere Phänotypen (gestaltliche Ausprägungen) als Reaktion auf Umweltreize ausbilden zu können. Beispielweise kann beim Menschen die Dicke der Hornhaut an den Händen oder Füßen abhängig von mechanischer Beanspruchung moduliert werden. Man weiß heute, dass ein Großteil der Merkmale der Lebewesen plastisch ist. Plastizität ist ein ausgesprochen teleologisches Konzept. Denn sie beinhaltet die Fähigkeit des Organismus, auf genetische oder Umwelt-Änderungen zu reagieren, um einen bestimmten Zustand aufrechtzuerhalten oder (wieder) zu erreichen. Es wird also aktiv ein Ziel angesteuert oder beibehalten, indem Änderungen durch Kompensationen ausgeglichen werden“ (S. 7).
Einer der Autoren (JUNKER 2014) vertritt gar die These, die Biologie führe durch Berücksichtigung der Plastizität eine Art Zielorientierung in die Evolutionstheorie ein. Die Frage nach einem Schöpfer stelle sich weiterhin, da zu erwarten sei, dass der wissenschaftliche Fortschritt Hinweise auf geistige Ursachen liefere. In verschiedenen Publikationen spricht der Autor diesbezüglich von „programmierter Variabilität“.
Gegen JUNKERs These greift Einwand C.1. Selbst wenn Organismen ein Ziel ansteuern würden, folgt nicht, dass es einen Zwecksetzer brauchte. Dass auf natürliche Weise Anpassungen zustande kommen, die „antizipatorisch“ anmuten, ist empirisch gezeigt (vgl. Fußnote 3). Die These, sie seien geistig programmiert, ist nichts als Spekulation.
Bereits aus systemtheoretischen Gründen weisen biotische Strukturen eine hohe Variabilität auf. Da sie durch ein komplexes Netz von sich gegenseitig beeinflussenden Mechanismen zustande kommen, sind auch die Auswirkungen genetischer und äußerer Zustands-Änderungen komplex und vielfältig. Ein Teil der durch sie ausgelösten Variationen fällt in den Bereich der Teratologie, der Lehre von den körperlichen und organischen Fehlbildungen. Aber ein kleiner Teil der möglichen Variationen hat unter bestimmten Voraussetzungen adaptiven Charakter.
Potenziell vorteilhafte Merkmale schlummern im Verborgenen: Manchmal zeigt sich, dass Mutationen, die im Nachhinein als notwendige Bedingungen für bestimmte Anpassungen erkannt werden, allein noch keinen Effekt zeigen. Manchmal verschwinden sie, ohne dass eine Anpassung zustande kam. Und zeigen sie, zusammen mit weiteren Mutationen, einen Effekt, bringen sie ihren Besitzern nicht unbedingt einen Vorteil. Erst wenn die neuen Merkmale besser zur Umwelt passen oder ihr Besitzer aktiv ein passenderes Habitat besetzt, liegt eine Anpassung vor. Doch oft verschwinden die vorteilhaften Genvarianten durch genetische Drift – und die Neuerung ist dahin.
Das heißt: Ob bestimmte Variationen Bestand haben oder nicht, ist das Ergebnis glücklicher Zufälle und verpasster Chancen. Anpassung zeigt sich retrospektiv, insofern erweisen sich Entwicklungspotenzen nicht als vorausschauend! 99% der Arten sind wieder ausgestorben, weil sie mit den ökologischen Veränderungen nicht Schritt halten konnten. Oder die genetischen Änderungen wirkten sich langfristig nachteilig auf die Organismen aus. Mit Planung hat all dies herzlich wenig zu tun.
Intelligent-Design-Vertreter argumentieren wie Leute, die in SHAKESPEAREs Sonetten geheime Botschaften entziffert zu haben glauben. Sie richten ihr Augenmerk nur auf Passagen, für die bestimmte Dechiffrier-Algorithmen zufällig leserliche Resultate ergaben.(9) Das ist als würde jemand blind Gewehrkugeln auf ein Scheunentor abfeuern, um einige Einschüsse eine Zielscheibe herum pinseln und behaupten, er habe „ins Schwarze“ getroffen. Die übrigen Schüsse werden nicht berücksichtigt. Dieser Denkfehler ist in der informellen Logik unter der Bezeichnung „Fehlschluss des texanischen Scharfschützen“ geläufig (Abb. 6).
Abb. 6 Intelligent-Design-Vertreter begehen den Fehlschluss des „texanischen Scharfschützen“: Zufällig Passendes wird als Ergebnis einer Programmierung gedeutet, Unpassendes, wie etwa Fehlbildungen, der degenerativen Evolution angelastet.(10)
Fazit: Der Terminus „programmierte Variabilität“ ist eine Erfindung, die nur in Schöpfungsparadigmen Sinn ergibt. Auf Erfahrungswerten beruht er nicht. Das Konzept ist auch nicht unabhängig von Design prüfbar: Wie ließe sich bestimmen, welche latenten Phänotypen und welches Maß an Variabilität für welche Ziele „programmiert“ wurden?
Wer latent vorteilhafte Entwicklungspotenziale als Ergebnis von Planung deutet, sieht sich mit absurden Konsequenzen konfrontiert: Der Evolutionshistoriker Thomas JUNKER (2004) verweist darauf, dass der Botaniker Asa GRAY, ein Freund DARWINs, in den 1860er Jahren eine ähnliche Ansicht vertrat. Er glaubte,
„… die Selektionstheorie mit religiösen Ideen vereinbaren zu können, indem er annahm, dass die Variationen, die das Material für die natürliche Auslese darstellen, nicht zufällig, sondern von Gott geplant seien. Solange ‚die physische Ursache der Variation völlig unbekannt und geheimnisvoll ist,‘ könne man davon ausgehen, dass die ‚Variation an bestimmten vorteilhaften Routen entlang geleitet wurde‘. Darwin entgegnete, dass man Grays Modell zufolge auch annehmen müsse, dass Gott die unzähligen Variationen der Haustiere und Kulturpflanzen speziell für den Nutzen der Züchter vorherbestimmt habe; dass beispielsweise Kropf und Schwanzfedern der Tauben variieren, damit die Taubenliebhaber ihre grotesken Formen züchten können, und dass Hunde in ihren geistigen Fähigkeiten variieren, damit man Kampfhunde züchten könne“ (Thomas JUNKER 2004, S. 11).
DARWINs Entgegnung veranschaulicht die Willkür dieses Konzepts. Die Annahme, gegenwärtige oder in der Zukunft liegende Anpassungen seien „voraus programmiert“, ist eine raffinierte Schutzhypothese. Sie dient dem Zweck, den Design-Ansatz an die „unbequeme“ Tatsache der (beobachtbaren) Evolution anzupassen.
Merke: „Programmierte Variabilität“ ist kein empirisches Faktum, sondern eine gegen Überprüfung resistente Deutung, die ausschließlich im Schöpfungsparadigma Sinn ergibt. Daher kann es sich um kein unabhängiges Design-Indiz handeln.
Aus der Tatsache, dass Lebewesen Variabilität und Plastizität zeigen, folgt nichts für den Design-Ansatz. Vielmehr lässt sich daraus ein Argument gegen bestimmte Formen der Evolutionskritik entwickeln: Plastizität erleichtert eine synorganisierte Evolution (vgl. LORENZEN 1988). ID-Vertreter deuten diese jedoch in ihrem Sinne um und stützen damit ihre Behauptung, dass Anpassungen, die sie „antizipatorisch“ nennen, einen vorbereitenden Designer brauchen. Damit setzen sie voraus, was es unabhängig vom Design-Ansatz zu belegen gilt.
Fortsetzung in Teil 3
Dipl.-Ing. Martin Neukamm ist Chemie-Ingenieur an der TU München und geschäftsführender Redakteur der AG Evolutionsbiologie im Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland. Er ist Herausgeber mehrerer Bücher darunter „Darwin heute: Evolution als Leitbild in den modernen Wissenschaften“.
Fußnoten
(7) Wie erwähnt gibt es zwei Ausnahmen: Finden wir Objekte, von denen wir von vorn herein wissen, dass sie 1. erschaffen wurden oder 2., dass ihre Selbstorganisation unmöglich ist, ist Design evident. Bei technischen Systemen sind in aller Regel beide Bedingungen erfüllt, bei Biosystemen keine einzige.
(8) Entscheidend für die Evolutionstheorie ist, dass solche nichterblichen Modifikationen unter bestimmten Voraussetzungen erblich werden können. So führen, um beim Schlammspringer zu bleiben, bestimmte Mutationen zu Erhöhungen des Thyroxin-Spiegels.
(9) Siehe auch: Zielscheibenfehler (de.wikipedia.org/wiki/Zielscheibenfehler).
(10) Evidenzbasiert können wir auch umgekehrt argumentieren. Beispielsweise zeigt die Evolutionäre Biotechnologie, dass das Wechselspiel aus Variation und Selektion bei der Erzeugung funktionaler Biomoleküle ein „designfähiger Prozess“ ist (SCHUSTER 2014, S. 161). Wie SCHUSTER erläutert, sind evolutionäre Algorithmen in bestimmter Hinsicht dem „rationalen Design“ überlegen (S. 162).
Kommentare
"Rein durch Betrachten von Objekten ist der Schluss auf Entstehungsursachen nicht möglich."
-Wie, bitteschön, ist diese Feststellung mit der Aussage "Warum sich in der Natur kein „intelligentes Design“ offenbart"; kompatibel ? Mehr als Betrachten und Überlegen steht uns doch nicht zur Verfügung (?)
-----------------------
"Es braucht zusätzliches Designer-Wissen oder Wissen über konkrete Mechanismen, um auf Design oder natürliche Prozesse zu schließen. Im Fall von Design benötigen wir Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken."
Ein überdurchschnittlich schlauer Affe findet ein Handy; Er kommt auf die Idee "Hier hinter verbirgt sich kein i.D" weil, um das bestätigen zu können, müsste ja jemand Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken haben - die hat keiner - also kein i.D.
Warum ist die Definition, unter welchen Bedingungen i.D. identifizierbar ist, für Mensch und Marienkäfer gültig aber für Affe und Handy nicht ?
----------------------
Könnte ich bitte eine Antwort bekommen ohne vorher Gott beweisen zu müssen ?
Antworten
@Wachtelkönig
Mich wundert immer, wie manche Leute die Texte, die sie zitieren, offensichtlich nicht lesen.
"Rein durch Betrachten von Objekten ist der Schluss auf Entstehungsursachen nicht möglich."
Wie ist ein Schluss auf Entstehungsursachen NICHT(!) möglich? Durch Betrachten von Objekten. Daher ist da auch kein Widerspruch, wenn gesagt wird, dass sich iD nicht in der Natur offenbart (durch Betrachten von Objekten). Man müsste dem intelligenten Designer schon bei seinem Handwerk zugucken können, oder wenigstens wissen, was seine Absichten beim Designen sind, um auf iD bei einem Marienkäfer schließen zu können, so wie man von einer Uhr auf einen Uhrmacher schließen kann. Bei Uhren wissen wir bereits, dass es Uhrmacher gibt und warum sie Uhren machen.
Selbst wenn wir mal hypothetisch annehmen, für Marienkäfer könnte es Marienkäfermacher geben, wissen wir nicht wie und warum Marienkäfermacher Marienkäfer machen. Von Marienkäfermachern könnten wir nur wissen, dass sie Marienkäfer machen, aber das ist ja bereits die vorangegangene Annahme.
Wenn sie sagen, dass da ein Gott ist, der Marienkäfer und Affen designt hat, dann ist das nicht mehr wie wildes Drauflosraten. Und selbst wenn sie damit zufällig richtig geraten hätten, können wir von da nichts weiteres schließen.
Antworten
@ Dieter Machmeier
"Mich wundert immer, wie manche Leute die Texte, die sie zitieren, offensichtlich nicht lesen."
Dann erkläre ich mein Problem, für Sie, eben nochmal.
Die Aussagen:
"Warum sich in der Natur kein „intelligentes Design“ offenbart"
und
"Rein durch Betrachten von Objekten ist der Schluss auf Entstehungsursachen nicht möglich."
lassen sich in zweifacher Hinsicht deuten.
1.) "I.D. lässt sich rein aus dem Betrachten der Natur nicht beweisen."
2.) "I.D. lässt sich rein aus dem Betrachten der Natur nicht widerlegen."
Da beide Schlussfolgerungen offensichtlich widersprüchlich sind, braucht es eine Begründung warum 1.) richtig ist und 2.) nicht. Letztere Begründung fehlt (soweit ich die Artikel gelesen und verstanden habe).
Um 2.) ausschliessen zu können bräuchte Herr N. mindestens Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken, das er nicht hat. Der Hinweis auf dieses Nichtwissen unterbleibt; und zwar (scheinbar) systematisch. Würde Herr N. diese Nichtwissen ebenso betonen wie sein angebliches Wissen wäre die Quintessenz seiner Artikel in etwa: "Wir wissen das wir i.D. weder beweisen noch ausschliessen können". Das wäre für die meisten Leser weniger befriedigend, aber dafür aufrichtiger. So, halte ich sie für tendenziös (mindestens).
Was ist mit meiner Frage:
"Warum ist die Definition, unter welchen Bedingungen i.D. identifizierbar ist, für Mensch und Marienkäfer gültig aber für Affe und Handy nicht ?"
Wenn Sie diese Frage beantworten könnten, hätte ich mein Weihnachtsgeschenk. Danke im Voraus !
Antworten
Hallo Wachtelkönig,
Ihr Zitat: "Rein durch Betrachten von Objekten ist der Schluss auf Entstehungsursachen nicht möglich."
Wenn Sie weiter lesen, steht da: "Es braucht zusätzliches Designer-Wissen oder Wissen über konkrete Mechanismen, um auf Design oder natürliche Prozesse zu schließen. Im Fall von Design benötigen wir Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken."
Ein weiteres Zitat: "Ohne Spezifikation des Design-Ansatzes in einem Design-Modell ist weder eine Anwendung auf reale Fälle noch eine Prüfung leistbar."
Die "Fertigungstechniken" sind die Darwin´schen Module Reproduktion, Selektion und Variation. Diese sind prüfbar und natürlich. Die Entstehung des Lebens ist ein einmaliger Prozess und lässt sich leider nicht reproduzieren.
Antworten
Hallo Herr Steiner,
"Wenn Sie weiter lesen, steht da: "Es braucht ...Fertigungs-Techniken."
Ich dachte ich wäre auf das "benötige Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken" eingegangen (Affe und Handy) ? Das Beispiel sollte zeigen das die Abwesenheit dieses Wissens (Affe / Herr Neukamm) nicht die Voraussetzungen erfüllt um i.D. sicher ausschliessen zu können. Kann man i.D. nicht sicher ausschliessen sehe ich auch keine Basis für die Aussage "Warum sich in der Natur kein „intelligentes Design“ offenbart". Ansonsten kann ich Ihnen nur dasselbe antworten wie Herrn Machmeier (s.o).
Antworten
@Wachtelkönig
Vielleicht ist es hilfreich, wenn ich hinzufüge, dass ,"Rein durch Betrachten von Objekten ist der Schluss AUF ENTSTEHUNGSURSACHEN nicht möglich", ALLE Entstehungsursachen miteinschließt. Man kann durch Betrachtung von Objekten auch nicht auf die Evolution schließen!! Man kann an einem Objekt nur erkennen, dass z.B. ein Felsbrocken vergleichweise einfach ist, während ein Marienkäfer dagegen sehr komplex ist.
Die Annahme, dass die komplexen Marienkäfer evolutorisch entstanden sind, sie sich also aus einfacheren Lebensformen entwickelt haben, ist außerordenlich gut durch Belege gestützt (die Evolutionstheorie ist überhaupt die am besten belegte naturwissenschaftliche Theorie). Alleine durch den Vergleich der Genome verschiedener Spezies lässt sich zweifelsfrei eine Verwandschaft feststellen. Das Prinzip der natürlichen Auslese lässt sich nicht nur beobachten, sondern auch durch Zuchtauswahl erfolgreich nachahmen. Tonnen von Fossilien stützen zusätzlich die Evolutionstheorie. Artenvielfalt lässt sich sehr gut mit der Evolution erklären - warum ein Gott Millionen von Insektenarten erschaffen haben soll, ist schleierhaft.
"Gott" ist überhaupt der absurdeste Erklärungsversuch für irgendwas. Genauso gut könnte man "Zauberei" als Erklärung dafür hernehmen, dass einzelne Socken verschwinden.
Meiner Meinung nach ist mein stärkstes Argument gegen iD, dass die Gotthypothese vollkommen nutzlos ist. Selbst wenn es den intelligenten Designer wirklich geben sollte, wird damit nichts erklärt und darüber hinaus können wir über diesen "Gott" nichts wissen. Ist es ein guter oder ein böser oder ein geisteskranker Gott? Hat er überhaupt einen Plan? Wenn ja, was ist der Plan? Welche Rolle spielen wir in diesem Plan? Ist alles nur ein Test? Wenn ja, was ist der Test? Was ist der Unterschied zwischen einem Gott, der sich versteckt und einem Gott, der nicht existiert?
Können sie dieses Argument bitte einmal anerkennen oder wenigstens als zur Kenntnis genommen bestätigen?
Hallo Wachtelkönig,
Ihr Zitat: "Warum ist die Definition, unter welchen Bedingungen i.D. identifizierbar ist, für Mensch und Marienkäfer gültig aber für Affe und Handy nicht ?"
Erstens gibt es keine Definition, unter welchen I.D. identifizierbar wäre, die müsste ja gerade erst aufgezeigt werden! Die Beleglast liegt bei dem, der Gott oder I.D. postuliert. Das Design bezieht sich auf biologische Wesen. Wenn von einem Handy oder einer Uhr die Rede ist, dient das lediglich als anschaulicher Vergleich.
Nach biologischer Systematik gehört der Mensch zu den Trockennasenprimaten. Daher macht die Unterscheidung zwischen "Mensch und Marienkäfer" und "Affe und Handy" keinen Sinn.
Antworten
@ Dieter Machmeier
"Vielleicht ist es hilfreich, wenn ....während ein Marienkäfer dagegen sehr komplex ist."
Sehr schön Herr Machmeier, kurz gesagt: I.D. ist genauso wenig widerleg- wie beweisbar. Das ist das was ich die ganze Zeit versuche zu sagen.
- die Evo.theorie habe ich ja nicht bezweifelt.
- Sie haben es geschafft, trotz meiner Bitte, zum 2. mal meine Frage "Warum ist die Definition, unter welchen Bedingungen i.D. identifizierbar ist, für Mensch und Marienkäfer gültig aber für Affe und Handy nicht ?"
zu "übersehen" - das werte ich als Bestätigung meiner Vermutung das auch Herr N. nicht in der Lage ist vorhandenes i.D. von nichtvorhandenem unterscheiden zu können.
"Was ist der Unterschied zwischen einem Gott, der sich versteckt und einem Gott, der nicht existiert?
1. Stellen Sie sich einen Taschendieb vor der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der fest davon ausgeht das er nicht beobachtet wird.
2. Stellen Sie sich einen Taschendieb vor der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der dabei, aus sicherer Entfernung, von einem Polizisten beobachtet wird.
3. Stellen Sie sich einen Taschendieb vor der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der fest davon ausgeht das er von einem Polizisten beobachtet wird.
4. Stellen Sie sich einen Taschendieb vor der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der fest davon ausgeht das er von einem Polizisten beobachtet wird - und der tatsächlich von einem Polizisten beobachtet wird.
Der 1. Fall ist vergleichbar mit der des Atheisten.
Der 2. Fall ist vergleichbar mit der des Atheisten der von einem Gott beobachtet wird.
Der 3. Fall ist vergleichbar mit der des Theisten.
Der 4. Fall ist vergleichbar mit der des Theisten der von einem Gott beobachtet wird.
Ich hoffe die Unterschiede wurden deutlich.
Und Nein, ich werde mich nicht auf eine Diskussion über Gott mit Ihnen einlassen. Lieber kapituliere ich zum zweiten Mal !
----------------------------------------
Hallo Herr Steiner,
"Erstens gibt es keine Definition, unter welchen I.D. identifizierbar wäre, die müsste ja gerade erst aufgezeigt werden!"
Die Definition hat Herr N. vorgegeben: " Im Fall von Design benötigen wir Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken."
----------------------------------
Allen Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und friedliches 2019 !!!!!
Antworten
"Sehr schön Herr Machmeier, kurz gesagt: I.D. ist genauso wenig widerleg- wie beweisbar. Das ist das was ich die ganze Zeit versuche zu sagen.
- die Evo.theorie habe ich ja nicht bezweifelt."
Sie glauben aber schon an Gott und daran, dass er der intelligente Designer allen Lebens ist, oder? Kann ja sein, dass ich sie die ganze Zeit falsch verstanden habe und sie gar nicht gläubig sind, sondern nur ein Verständnisproblem mit den Artikeln hier haben. Jedenfalls scheint es mir schwierig, wenn nicht unmöglich, an iD zu glauben und gleichzeitig die Evolutionstheorie nicht anzuzweifeln. Die ET sagt im Kern aus, dass die Entwicklung der verschiedenen Spezies nicht zielgerichtet ist in dem Sinne, als dass da unbedingt sowas wie wir Menschen hätte rauskommen müssen. Es könnte sich ein Virus entwickeln, der in absehbarer Zeit die gesamte Menschheit ausrottet. Damit wäre dieser Virus evolutionär erfolgreich, während der Mensch anschließend zu den unzähligen ausgestorbenen Spezies gehört.
Wenn iD nicht beweis- oder widerlegbar ist, wieso sollte sich dann irgendjemand dafür interessieren? Mit unsichtbaren Kobolden, die einzelne Socken stehlen, verhält es sich genauso. Und mir fehlen einzelne Socken. Sie werden mir jetzt aber nicht sagen, dass wirklich Kobolde dahinterstecken, oder? Sie werden eher vermuten, dass die fehlenden Socken von der Waschtrommel der Waschmaschine ins Innere der Waschmaschine geraten sind, oder dass sie irgendwo im hinteren Eck des Kleiderschranks zu finden sind.
Also was bringt uns die Erkenntnis, dass Kobolde und iD nicht widerlegbar sind?
ID ist aber zumindest berechtigt anzweifelbar.
- Der Nervus laryngeus recurrens wäre eher dummes Design, denn er geht vom Hirn zum Kehlkopf. Dabei beschreibt der Verlauf dieses Nervs einen Umweg um eine Aorta nahe am Herzen und zurück an der Luftröhre zum Kehlkopf. Bei uns Menschen fällt dieser Umweg nicht besonders dramatisch aus, bei Giraffen aber schon. Der Verlauf dieses Nervs lässt sich durch ontogenetische Prozesse erklären, aber kaum durch iD.
- Wir haben mit dem Mund eine Öffnung, durch die wir nicht nur atmen, sondern auch Nahrung und Flüssigkeit zu uns nehmen. Täglich ersticken Menschen, weil ihnen Essen in die Luftröhre gerät. Ein intelligenter Designer hätte daher zwei getrennte Öffnungen eingeplant.
- Es gibt Parasiten, die im Inneren der Augen von Säugetieren (auch Menschen) nisten und sich von den Augen ihrer Wirte ernähren, sodass diese erblinden. Nur eine umständliche Form der Strafe Gottes?
- Krebs.
-----
- "Sie haben es geschafft, trotz meiner Bitte, zum 2. mal meine Frage "Warum ist die Definition, unter welchen Bedingungen i.D. identifizierbar ist, für Mensch und Marienkäfer gültig aber für Affe und Handy nicht ?"
zu "übersehen" - das werte ich als Bestätigung meiner Vermutung das auch Herr N. nicht in der Lage ist vorhandenes i.D. von nichtvorhandenem unterscheiden zu können."
Ich muss ihre Frage falsch verstanden haben, denn ich dachte sie beantwortet zu haben. Von Handys wissen wir aus Erfahrung, dass sie von Menschen hergestellt werden. Wir wissen auch warum das der Fall ist - Handys dienen einem bestimmten Zweck.
Würden wir in einer Wüste eine außerirdische Technologie finden, könnten wir unter Umständen nicht erkennen, dass es sich dabei um Design handelt. Ihr Aufbau könnte zu fremdartig sein und ihr Zweck könnte sich uns nicht erschließen. Wäre daran eine Art Schalter angebracht und würde dessen Betätigung eine Funktion auslösen, deren Wirkung wir als irgendwie sinnvoll nachvollziehen könnten, hätten wir Grund anzunehmen, dass es sich um Design handelt. An Marienkäfern sind keine Schalter angebracht.
Übrigens gibt es verschiedene Arten von Marienkäfern. Unsere einheimischen ernähren sich von Blattläusen und werden daher als Nützlinge angesehen. Die mit importieten Waren eingeschleppten chinesischen Marienkäfer unterscheiden sich von ihnen nicht nur durch Größe und Farbe, sondern auch darin, dass sie zusätzlich Obst und auch unsere heimischen Marienkäfer fressen. Intelligentes Design?
-----
"1. Stellen Sie sich einen Taschendieb vor der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der fest davon ausgeht das er nicht beobachtet wird.
2. Stellen Sie sich einen Taschendieb vor der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der dabei, aus sicherer Entfernung, von einem Polizisten beobachtet wird.
3. Stellen Sie sich einen Taschendieb vor der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der fest davon ausgeht das er von einem Polizisten beobachtet wird.
4. Stellen Sie sich einen Taschendieb vor der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der fest davon ausgeht das er von einem Polizisten beobachtet wird - und der tatsächlich von einem Polizisten beobachtet wird.
Der 1. Fall ist vergleichbar mit der des Atheisten.
Der 2. Fall ist vergleichbar mit der des Atheisten der von einem Gott beobachtet wird.
Der 3. Fall ist vergleichbar mit der des Theisten.
Der 4. Fall ist vergleichbar mit der des Theisten der von einem Gott beobachtet wird."
Wie Herr Steiner bereits angemerkt hat, handelt es sich hierbei nur um eine Abwandlung der Pascalschen Wette.
Sie gehen davon aus, dass Gott im Verborgenen die Taten der Menschen beobachtet und erst nach deren Tod über sie richtet. Hier muss ich sie aber erneut fragen, woher zum Geier sie das wissen wollen!
Außerdem begehen sie den logischen Irrtum, Gott metaphorisch mit Polizisten gleichzusetzen. Von Polizisten wissen wir, dass es sie gibt, und dass sie bei beobachteten Straftaten auch eingreifen und versuchen die Täter festzusetzen. Von Gott wissen wir dagegen gar nichts.
Ihre Fallbeispiele könnte man daher passender so formulieren:
1.) Stellen sie sich einen Atheisten vor, der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der fest davon ausgeht, dass er nicht beobachtet wird. Der Atheist könnte Handtaschendiebstahl als moralisch verwerflich ansehen und die Handtasche nicht stehlen. (Raten sie mal, wieviele Handtaschen ich in meinem bisherigen Leben gestohlen habe.)
2.) Stellen sie sich einen Katholiken vor, der sich für die Handtasche einer Frau interessiert und der fest davon ausgeht, dass er von Gott beobachtet wird. Er stiehlt die Handtasche, schlägt die Frau bewusstlos und vergewaltigt sie. Am nächsten Sonntag geht er zur Beichte und er ist fest davon überzeugt, dass Jesus ihm seine Sünden vergeben hat.
3.) Stellen sie sich einen Priester vor, der in einem Kinderheim beschäftigt ist. In einem geschlossenen Raum nähert er sich einem der Kinder auf sexuelle Weise und macht ihm damit Angst, dass es für immer in der Hölle brennen wird, sollte es jemandem davon erzählen. Der Priester selbst glaubt weder an Gott noch an die Hölle und hat sich nur für diese Berufslaufbahn entschieden, weil er gerne Kinder missbraucht.
4.) Stellen sie sich 200.000 Menschen vor, die während eines Tsunamis ums Leben kommen.
Entscheidend ist, dass es für diese Beispiele keine Rolle spielt, ob da ein Gott ist der sich versteckt und nicht eingreift, oder ob da kein Gott ist. Sollte da ein Gott sein, der erst im Jensteits Gerechtigkeit walten lässt, handelt es sich um einen unmoralischen Gott. Jedenfalls würden man einen Polizisten nicht dafür loben, wenn er tatenlos einer Straftat zusieht.
Wenn sie nicht über Gott diskutieren wollen, was suchen sie dann auf einer Seite die von Atheisten betrieben wird und warum kommentieren sie Artikel, in denen Gottesbeweise widerlegt werden?
Antworten
@ Dieter Machmeier
Herr Machmeier, ich habe volles Verständniss dafür das Sie ausweichen wollen, aber damit Sie nicht glauben das es mir nicht auffällt, werde ich Sie ab jetzt daran erinnern wie oft Sie es versucht haben.
"Von Handys wissen wir aus Erfahrung, dass sie von Menschen hergestellt werden. Wir wissen auch warum das der Fall ist - Handys dienen einem bestimmten Zweck."
Dankeschön, aber diese Antwort hat nichts mit der Frage zu tun. Wo kommt den der Affe vor ? Wer sagt uns das wir nicht die untergeordnete Intelligenz sind die nicht auf das Handy sondern auf den Marienkäfer schaut und die nicht über das " benötigte Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken" verfügt um das i.D. darin erkennen zu können ?
Oder, zum dritten Mal die Frage:
"Warum ist die Definition, unter welchen Bedingungen i.D. identifizierbar ist, für Mensch und Marienkäfer gültig aber für Affe und Handy nicht ?"
Bitte sparen Sie sich das Störfeuer.
@Wachtelkönig
Ich will ihrer Frage ganz bestimmt nicht ausweichen. Aber Sätze wie, "Wo kommt den der Affe vor ?", machen es mir nicht einfach zu verstehen, was sie überhaupt von mir wissen wollen. Auch die Frage, "Warum ist die Definition, unter welchen Bedingungen i.D. identifizierbar ist, für Mensch und Marienkäfer gültig aber für Affe und Handy nicht ?", kommt mir so vor, als hätten sie sich da verschrieben.
Wie kommen die beiden Kategorien "Mensch und Marienkäfer" und "Affe und Handy" zustande? Müsste es nicht "Mensch, Marienkäfer und Affe" und "Handy" sein?
Nochmal: Für alle Kategorien gilt, dass man ihren Ursprung nicht durch bloses Betrachten erkennen kann. Wenn man einen Menschen, Marienkäfer oder Affen nur anguckt, kann man nicht erkennen, dass es sich um Ergebnisse der Evolution ODER von iD handelt. Man muss die Dinge tiefergreifend untersuchen.
Bei Handys wissen wir bereits, dass es Firmen gibt, die Handys herstellen - Handys wurden designed.
Und was meinen sie mit "Störfeuer"? Weichen sie etwa "störenden" Fragen aus?
Hallo Wachtelkönig,
Ihr Zitat: "Die Definition hat Herr N. vorgegeben: Im Fall von Design benötigen wir Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken."
Laut Wikipedia ist eine Definition die Bestimmung des Wesens einer zu erklärenden Sache. Das Wesen wird hier allerdings nicht erklärt, es werden notwendige Bedingungen (Fertigungs-Techniken) angegeben, um das Wesen genauer erklären zu können.
Die Fälle 1-4 sind "ähnlich" der Pascalschen Wette. Auf Wikipedia können Sie sich unter "Kommentare und Kritik" die Unzulänglichkeiten dieser Wette durchlesen.
Ich wünsche Ihnen ebenso schöne Weihnachten!
Antworten
Hallo Herr Machmeier,
Ihr Zitat: "Bei uns Menschen fällt dieser Umweg nicht besonders dramatisch aus, bei Giraffen aber schon. Der Verlauf dieses Nervs lässt sich durch ontogenetische Prozesse erklären, aber kaum durch iD."
Dieser Nerv ist phylogenetisch erklärbar, weil er ein Erbe unserer Stammesentwicklung ist.
Ihr Zitat: "Der Priester selbst glaubt weder an Gott noch an die Hölle und hat sich nur für diese Berufslaufbahn entschieden, weil er gerne Kinder missbraucht."
Dass ein Priester Priester wird, damit er seine Pädophilie ausleben kann, halte ich für unterkomplex oder falsch. Es könnte eine Möglichkeit sein, aber dazu müsste man pädophile Priester befragen, die noch dazu wahrheitsgemäss antworten müssten. Kennen Sie eine solche Befragung?
Antworten
@Klaus Steiner
"Dass ein Priester Priester wird, damit er seine Pädophilie ausleben kann, halte ich für unterkomplex oder falsch. Es könnte eine Möglichkeit sein, aber dazu müsste man pädophile Priester befragen, die noch dazu wahrheitsgemäss antworten müssten. Kennen Sie eine solche Befragung?"
Lieber Herr Steiner. Sie können eine Aussage nicht gleichzeitig für unterkomplex oder falsch halten. Das ist ein logischer Widerspruch. Wenn sie sagen, dass es eine Möglichkeit sein könnte, verschärfen sie diesen Widerspruch noch mehr.
Nein, ich kenne so eine Befragung nicht. Ab wie sie, halte ich es für möglich, oder sogar für plausibel, dass Menschen durch ihre sexuellen Neigungen dazu angetrieben sind sich ein (berufliches) Umfeld zu schaffen, in dem sie diese Neigungen ausleben können. Man könnte auch mutmaßen, dass gewaltbereite und machtbesessene Uniformfetischisten vermehrt beim Militär oder bei der Polizei anzutreffen sind. Bei einer Befragung würde das wohl kaum jemand zugeben, auch nicht anonym.
Davon abgesehen, sollte dieses Beispiel keine Realität widerspiegeln und auch keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben, sondern es sollte nur dazu dienen, Wachtelkönig den nicht erkennbaren Unterschied zwischen einem versteckten und einem nicht vorhandenen Gott darzustellen.
Bei knapp acht Milliarden Menschen gleichzeitig, gehe ich davon aus, dass es nicht nur alles gibt, was man sich ausdenken kann, sondern auch alles, was man sich nicht ausdenken will.
Antworten
Hallo Wachtelkönig,
--- Zitat ---
"Rein durch Betrachten von Objekten ist der Schluss auf Entstehungsursachen nicht möglich."
-Wie, bitteschön, ist diese Feststellung mit der Aussage "Warum sich in der Natur kein „intelligentes Design“ offenbart"; kompatibel ? Mehr als Betrachten und Überlegen steht uns doch nicht zur Verfügung (?)
--- Zitat Ende ---
Es geht um das bloße Betrachten von Komplexität: Aus Komplexität ALLEIN folgt nichts. Wenn wir eine komplexe Uhr sehen, dann schließen wir nur deshalb auf einen Designer, weil wir eine Menge Hintergrundwissen mitbringen: Uhren sind tote Gegenstände, die sich nicht reproduzieren, nicht der Selektion und Mutation unterliegen usw. Außerdem wissen wir, dass, von wem und zu welchem Zweck sie hergestellt wurden. Ungeachtet ihrer enormen Komplexität ist das bei natürlichen Systemen vollkommen anders. Da Komplexität für den Schluss auf Design keine relevante Eigenschaft darstellt, kann hier der Schluss auf Design nur ENTGEGEN unseres Hintergrundwissens gezogen werden. Das ist gemeint, wenn ich schreibe, dass sich in der Natur kein intelligentes Design offenbart.
--- Zitat ---
"Es braucht zusätzliches Designer-Wissen oder Wissen über konkrete Mechanismen, um auf Design oder natürliche Prozesse zu schließen. Im Fall von Design benötigen wir Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken."
Ein überdurchschnittlich schlauer Affe findet ein Handy; Er kommt auf die Idee "Hier hinter verbirgt sich kein i.D" weil, um das bestätigen zu können, müsste ja jemand Wissen über mögliche Intentionen oder Fertigungs-Techniken haben - die hat keiner - also kein i.D.
--- Zitat Ende ---
Der Punkt ist, wie ich auch im Text schrieb, dass wir sehr viel über die Entstehung von Uhren wissen.
Wir wissen, welchen externen Zweck Uhren erfüllen, und wir wissen, dass eine Selbstorganisation von Uhrenbestandteilen ausgeschlossen ist. Zudem wissen wir, dass eine Uhr erst im fertigen Zustand funktioniert, während Lebewesen als sich selbstorganisierende Organismen, die KEINEN externen Zweck erfüllen, in jedem Entwicklungsstadium funktionsfähig sind.
Ein Affe, der nichts dergleichen weiß, hat keine Möglichkeit festzustellen, ob eine Uhr eher einem sich selbst organisierenden System oder einem Artefakt analog ist.
--- Zitat ---
Warum ist die Definition, unter welchen Bedingungen i.D. identifizierbar ist, für Mensch und Marienkäfer gültig aber für Affe und Handy nicht ?
--- Zitat Ende ---
Tut mir leid, ich habe das lang und breit (eigentlich viel zu ausführlich) in meiner Arbeit entfaltet. Deswegen habe ich keine Lust, das hier noch einmal auszubreiten.
Gruß, M.N.
Antworten
Hallo, Herr Neukamm,
ein schönes, gesundes und friedliches neues Jahr !
Ich hoffe das Sie mir zustimmen, wenn ich feststelle, das folgende Interpretationen fliessend ineinander übergehen:
1) Der Schluss auf i.D. in der Natur ist nicht zwingend
2) Es gibt keinen Hinweis auf i.D. in der Natur
3) Es gibt kein i.D. in der Natur
Wenn von "Warum sich in der Natur kein „intelligentes Design“ offenbart" die Rede ist, ist - ohne Abgrenzung - kaum erkennbar von welchem Punkt jetzt gesprochen wird und welcher ausgeschlossen ist. Obwohl Sie selbst sagen: "ich habe das lang und breit (eigentlich viel zu ausführlich) in meiner Arbeit entfaltet " haben Sie keine Zeit gefunden, dem Leser mitzuteilen das 3) nicht gemeint ist.
-----------------------
" Deswegen habe ich keine Lust, das hier noch einmal auszubreiten."
Wir missverstehen uns. Die korrekte und ehrliche Antwort auf meine Frage nach der Definition müsste lauten: "Es gibt keinen Unterschied zwischen der Situation des Affen und unserer."
Ein Affe schaut aufs Handy und sagt "dies ist zu komplex, es muss sich um i.D. handeln".
Der andere Affe antwortet: "(Nicht so voreilig) Es geht um das bloße Betrachten von Komplexität: Aus Komplexität ALLEIN folgt nichts".
....und so weiter.
Das wir, ebenso wie die Affen, nicht in der Lage sind völlig unbekanntes i.D. zu erkennen, das wäre aufrichtig gewesen zu erwähnen.
--------------------
"Ebenso bedauerlich ist der Umstand, dass die Behauptung unwidersprochen blieb, der Naturalismus würde Intelligent Design per Definition ausschließen, selbst wenn es Belege dafür gäbe."
Wie gesagt, sowohl rd.net als auch Sie in Ihren Artikeln oder auf Ihrer Webseite hatten ausreichend Zeit und Gelegenheit um "3) Es gibt kein i.D. in der Natur" auszuschliessen. Jetzt bedauern Sie "dass die Behauptung unwidersprochen blieb, der Naturalismus würde Intelligent Design per Definition ausschließen, selbst wenn es Belege dafür gäbe."
Haben Sie immer noch keine Idee wie Menschen auf so einen Gedanken kommen ?
Antworten
Neuer Kommentar